Globaler Nachhaltigkeitsbericht 2019

Der Globale Nachhaltigkeitsbericht unterstreicht die Notwendigkeit, in der Umsetzung der Agenda 2030 ambitionierter zu werden, um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bis 2030 zu erreichen. Besorgniserregend sind laut dem Bericht vor allem die global wachsende soziale Ungleichheit, ungebremster Klimawandel, der unvermindert voranschreitende Verlust der biologischen Vielfalt sowie die zunehmende Menge an Abfällen. Diese Entwicklungen zeichnen sich nicht nur durch negative, schwer zu ändernde oder unumkehrbare Auswirkungen aus, sondern erschweren die Umsetzung fast aller anderen Nachhaltigkeitsziele. Dies wirkt sich vielfach negativ auf Wirtschaft und Gesellschaft aus.

Ein Umsteuern erfordert radikale Reformen, damit katastrophale Folgen und potenziell unumkehrbare Schäden der Umwelt verhindert beziehungsweise abgemildert werden können. Dabei betont der GSDR, dass die Erreichung der SDGs nur durch eine regionen- und sektorübergreifende Kooperation zwischen Regierungen, Institutionen und Akteuren aller Art möglich ist.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Botschaft der Wissenschaft ist eindeutig: Ohne entschiedenes Handeln gefährden wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen und dadurch auch die Grundfesten von Gesellschaft und Wirtschaft. Dauerhafter umwelt- und sozial gerechter Wohlstand sowohl in Deutschland als auch weltweit erfordert kräftiges Umsteuern, damit es Natur und Menschen im Jahr 2030 besser geht als heute.“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: „Wir müssen unseren Lebensstil und unsere Form des Wirtschaftens grundlegend ändern, das ist die Essenz des Berichts. Wir zerstören unsere eigenen Lebensgrundlagen und vor allem auch die der künftigen Generationen. Wir tun schon viel: Wir investieren in erneuerbare Energien, wir fördern den nachhaltigen Konsum und die Anpassung an den Klimawandel. Klar ist aber, wir alle müssen uns noch mehr anstrengen – jeder Einzelne und die Weltgemeinschaft als Ganzes.“

Die SDGs und die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind weiterhin erreichbar, stellt der GSDR in Übereinstimmung mit den letzten Sonderberichten des Weltklimarats (IPCC) und des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) fest. Die Maßnahmen dafür sind bereits erprobt und stehen uns zur Verfügung. Bei entschlossener und schneller Umsetzung dieser Maßnahmen würden erhebliche Vorteile für die beteiligten Volkswirtschaften entstehen.

Wichtige Ansatzpunkte für die erforderliche Transformation unserer Gesellschaften sieht der Bericht vor allem im Wandel hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, im universellen Zugang zu erneuerbarer Energie, in der nachhaltigen Stadtentwicklung sowie im Schutz der globalen öffentlichen Umweltgüter, wie den Meeren.

Der GSDR wird alle vier Jahre von einer durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen einberufenen Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen und Herkunft für die SDG-Gipfel in New York erstellt, die im Vierjahresrhythmus stattfinden. Er liefert jeweils einen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaften aufbauenden Überblick über die Umsetzung der Agenda 2030, analysiert Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Nachhaltigkeitszielen der Agenda und beschreibt mögliche Transformationspfade.

– Gemeinsame Pressemitteilung BMZ und BMU –

Den Bericht können Sie hier als PDF herunterladen.

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Arglistige Täuschung: Das Klimaschutzprogramm der Landwirtschaftsministerin

Arglistige Täuschung: Das Klimaschutzprogramm der Landwirtschaftsministerin

Ein Kommentar von IWE-Vorstand Wilfried Bommert

Die Enttäuschung könnte nicht größer sein. Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung hat von der Wissenschaft die Note „mangelhaft – ungenügend“ bekommen. Den Klimaaktivisten ist der Frust ins Gesicht geschrieben, sie hatten schon wenig von ihrer Regierung erwartet und nun ist es noch weniger als das. Mit diesem Weniger ist die Kanzlerin nun nach New York zum Klimagipfel der Vereinigten Nationen gefahren und hat es als Erfolg verkauft. Politischer Minimalismus.

Alf Ribeiro / Shutterstock.com

Als ambitionierteste Künstlerin in politischer Untätigkeit sticht Julia Klöckner, die Landwirtschaftsministerin, hervor. Sie hatte schon im letzten Jahr ein 10-Punkte-Programm für besseres Klima vorgelegt, das sie nun zum Klimaschutzprogramm erklärt. Minimaler kann politischer Aufwand nicht sein. Man könnte dies als wenig ambitioniert bezeichnen, tatsächlich aber ist es ein Dokument der Täuschung.

Ob arglos, listig oder arglistig, hängt von Auge des Betrachters ab, zumindest geht es an der zentralen Frage, wie unsere Ernährung den Klimawandel bremsen könnte, meilenweit vorbei. Wer die Zahlen kennt, weiß, wo die größten Klimasünder im Bereich von Landwirtschaft und Ernährung liegen: in der industriellen Fleischproduktion und beim synthetischen Stickstoffdünger. Auf das Konto von Steak und Kottelet gehen nicht nur die Brände in Amazonien, sondern auch der höchst wirksame Klimakiller Methan. Das Düngen mit Synthesestickstoff hinterlässt in großen Mengen Lachgas, das kritischste, weil aggressivste Klimagas überhaupt. Von beidem kein Wort in Klöckners Klimaschutzprogramm.

Dafür aber umso mehr alt Bekanntes: Grünland, Moore, Mischwälder und Humus bewahren, Lebensmittelabfälle und Überdüngung vermeiden und mehr Biogas fördern. Und 20 Prozent Biolandbau bis 2030. Das alles steht schon teils seit Jahren auf der Agenda der Regierung. Heute sind es politische Ladenhüter, die wenig ändern und keinem weh tun. Kein Wunder also, dass der Bauernverband höchst zufrieden ist mit dem klimapolitischen Stillstand seiner Ministerin. Auch wenn seine Mitglieder die sein werden, die als erste unter den Klimafolgen leiden müssen.

Diese Täuschung verdient eine starke Antwort. Von wem? Von uns, von den Betrogenen. Von unseren Kindern, denen die Zukunftschancen durch derartige Untätigkeit verbaut werden. „Wenn ihr nichts tut, werden wir euch niemals vergeben“. Der Fluch, den Greta Thunberg in New York vor den Vereinten Nationen tat, hallt nach. Aber bewirken wird er dort wohl nichts.  Wenn hier etwas geändert werden soll, dann sind wir selbst gefragt. Wir werden Fleisch und Synthesestickstoff zu unserem Thema machen müssen. Eine Klimawende verlangt eine Ernährungswende. In dieser Frage werden wir uns nicht täuschen lassen. Nicht arglos, nicht listig, und schon gar nicht arglistig. Die deutsche Zivilgesellschaft ist auf dem Weg. Sie macht Klima und Essen zum Thema ihrer Politik, egal mit wieviel Wenig die Kanzlerin vom UN Klimagipfel aus New York nach Hause kommt.

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Buchkritik: Das Sterben der Anderen – Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können

Buchkritik: Das Sterben der Anderen – Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können

Eine Buchbesprechung von IWE-Vorstand Wilfried Bommert.

Tanja Busse ist eine erfahrene Journalistin mit besonderer Expertise in Bereich nachhaltiger Landwirtschaft. Dies zeichnet auch ihr jüngstes Werk „Das Sterben der Anderen – Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können“ über das Ende der Arten aus, in dem sie das Zerbrechen ökologischer Ketten beschreibt und die dahinter stehende ökonomische Gier, die das System der Massenvernichtung betreibt.

Das Sterben der anderen von Tanja Busse

Sie erzählt uns, was den Untergang der Arten in den letzten Jahrzehnten beschleunigt hat und dass er weit über das Verschwinden von drei Viertel aller Insekten in Feld und Flur hinausgeht. Er geht an die Substanz des Ökosystems, das auch unsere Existenz überhaupt erst möglich macht. Auch wenn es früher schon Artensterben gegeben hat, weil sich die Welt veränderte, dies ist der größte Aderlass in der Erdgeschichte seit dem Aussterben der Dinosaurier und er schreitet schneller fort als viele ahnen.

Tanja Busse nimmt uns mit zu den Tatorten, den Heiden und Mooren, den Magerasen und Feuchtgebieten. Wir finden uns wieder auf dem Schlachtfeld des Artensterbens der industriellen Landwirtschaft, die mit ihren Monokulturen, ihrem Einsatz an Chemie, ihrer Strategie des Wachsens und Weichens das Ende der anderen, ob Wiedehopf, Feldlärche oder Feldhase, vorantreibt. Aber wir hören auch von Bauern, die andere Wege einschlagen. Die wieder mit der Natur wirtschaften, die Vielfalt als Sicherheit in unsicheren Zeiten des Klimawandels erleben, die von ihrer Scholle wieder leben können und dabei ein wesentliches Merkmal bäuerliche Kultur hochhalten: in Generationen zu denken.

Aber was sollen wir nun tun? Anders leben? Erkennen, dass wir Teil eines großen Ganzen sind, in das wir uns wieder einordnen müssten, wenn wir denn überleben wollen? Aber wie? Im eigenen Garten, im Supermarkt, auf der Autobahn? Indem wir unsere Politiker auffordern, die Saat einer ökologischen Agrarpolitik in Berlin und Brüssel endlich zu säen. All das wird nicht reichen, um das große Schwinden aufzuhalten. Tanja Busse schlägt vor, sozusagen als letztes Mittel, als Aufschrei der anderen, ein öffentliches Tribunal der aussterbenden Tiere einzurichten. Einen großen Prozess, in dem die Feldheuschrecke, der Segelfalter, das Rebhuhn, der Orang Utan ihr Überlebensrecht vor Gericht einklagen.

Tanja Busse erzählt packend, argumentiert schlagkräftig und sachkundig. In jedem Fall ist ihr Buch ein Gewinn für die dringend notwendige Debatte über die Erosion unseres Lebensraums.

„Das Sterben der Anderen – Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können“ von Tanja Busse, Erschienen August 2019. Paperback, Klappenbroschur, 416 Seiten, 13,5 x 20,6 cm. ISBN: 978-3-89667-592-7

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Vorreiter: Sikkim – ein indischer Bundesstaat auf der ökologischen Überholspur

Vorreiter: Sikkim – ein indischer Bundesstaat auf der ökologischen Überholspur

Ein Beitrag von IWE-Mitglied Alexandra Buley-Kandzi. In der Rubrik “Vorreiter” sammeln wir Beispiele von Pionieren der Ökologischen Agrarwende.

Foto: Bernward Geyer
Foto: Bernward Geyer

„Wir haben einstimmig beschlossen, dass in Sikkim nur noch ökologische Landwirtschaft betrieben werden darf.“ Dies verkündete 2003 Shri Pawan Chamling, der Ministerpräsident des zweitkleinsten Bundesstaates von Indien, und leitete eine konsequente Transformation der Landwirtschaft ein. Es war eine historische und damals weltweit einzigartige Entscheidung mit dem Ziel, einen umweltfreundlichen Staat zu etablieren, der gut für das Leben und die Gesundheit aller ist.

Die Voraussetzungen für diesen großen Schritt schienen günstig: Der Boden in Sikkim ist verhältnismäßig nährstoffreich. Die Landwirte benötigten dadurch ohnehin nur relativ geringe Mengen an synthetisch-chemischem Dünger. Außerdem waren viele Methoden der traditionellen Landwirtschaft noch bekannt. Trotzdem galt es, die rund 65.000 Bauern von dem gemeinsamen Weg zu überzeugen und sie durch Schulungen mitzunehmen.

Zuallererst ging es bei der Umstellung darum, Kunstdünger und synthetische Pestizide aus dem Land zu verbannen. Um die Bauern unabhängig von den zugekauften Düngern zu machen, investierte die Regierung in tausende von Kompostanlagen. Schließlich ist Kompost zusammen mit wohl überlegten Fruchtfolgen und Mischkultur-Anbau die Grundlage für eine robuste Bodengesundheit und eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit, d.h. sie bilden den Kern des erfolgreichen Bioanbaus. Im staatlichen Forschungszentrum für Bio-Landbau wird hieran geforscht und das Wissen rund um die traditionelle Landwirtschaft mit den Erkenntnissen aus der modernen Forschung verbunden. Es gibt ein umfangreiches Schulungsangebot für die Bauern.

Seit Ende 2015 ist Sikkim auf 100% Bioanbau umgestellt und alle landwirtschaftlichen Flächen sind auch entsprechend zertifiziert. Die Vielfalt an produzierten Feldfrüchten ist groß. Tee und Kardamom werden exportiert. Auch wenn es hier und da durchaus noch Lern- und Entwicklungsbedarf gibt, stehen die BäuerInnen und BürgerInnen in Sikkim hinter dem Projekt ihres Ministerpräsidenten Pawan Chamling und der ökologischen Landwirtschaft. Die Erfahrungen zeigen, dass der Bio-Anbau den Boden und die wertvolle Fauna und Flora schützt, was sehr wichtig ist, denn Sikkim ist ein Biodiversitäts-Hotspot. Deshalb steht auch ein Drittel des Landes unter Naturschutz. Durch den Verzicht auf Kunstdünger leistet Sikkim auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Für die Menschen dort ein durchaus bedeutsamer Nebeneffekt, denn der Himalaya und sein Öko-System leiden bereits spürbar unter dem Klimawandel.

2018 erhielt Sikkim für seine Bio-Initiative den Future Policy Award – auch als Policy Oscar bekannt -, den die FAO zusammen mit der IFOAM und dem World Future Council verleiht. Eine große Anerkennung, die auch dazu beiträgt, dass das visionäre und mutige Beispiel immer mehr Nachahmer findet. Inzwischen sind drei weitere indische Staaten dabei, ihre Landwirtschaft zu 100% auf Bio umzustellen u.a. Uttarakhand mit rund 1,7 Mio. Bauern, das ebenfalls Himalaya- Anreiner ist.

Sikkim ist ein inspirierendes und motivierendes Beispiel für die Welt. Und mit jeder Umstellung kommt die Welt der Vision Pawan Chamlings näher, dass es spätestens 2050 weltweit keine Pestizide mehr in der Landwirtschaft gibt. Sikkim zeigt, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen.

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Wir Brandstifter!

Wir Brandstifter!

Ein Kommentar von IWE-Vorstand Wilfried Bommert

Sojaplantage in der Gegend Alto Paraíso. Foto: Marcelo Camargo/Agência Brasil (Licença Creative Commons Atribuição 3.0 Brasil)

Der Amazonas brennt, das Feuer hat der brasilianische Präsident Bolsonaro angeheizt. Für seine Freunde, die Soja- und Rinderbarone Brasiliens, schafft er freies Feld. Das Ziel: mehr Rindfleisch und Viehfutter, auch für Europa, für die Mastfabriken an Weser, Ems, an Elbe und Havel. Dafür brennt der Amazonas, dafür wird die Lunge der Welt geopfert und der größte Klimagasspeicher, den wir auf unserem Planeten haben, der Tropenwald.

Vernichtet für unsere Rindersteaks, unsere Schweinekoteletts, unsere Putenbrust. Für das ganze Sortiment an Billigfleisch, mit dem deutsche Supermärkte ihren Preiskampf führen. Und wir, wie sehen wir Fleischesser dabei aus? Wir mögen uns drücken und winden. Das Urteil ist klar: Brandstifter oder Beihilfe zur Brandstiftung in einem besonders schweren Fall, mit Vorsatz, also ohne Berufung.

Wenn es also unser Fleischkonsum ist, der das Feuer in Amazonien mit anfacht, was wäre dann zu tun? Feuerwehr schicken, Löschflugzeuge, kampferprobte Truppen gegen die Feuerwalzen, wie die europäischen Regierungen jetzt fordern? Den Feuerteufel an der Spitze Brasiliens zurechtweisen? Mit Handelssanktionen drohen? Viel politischer Schaum, aber wenig Löschkraft.

Das einzige, was helfen würde, wäre ein Ende der Fleischorgie bei uns. Der Weltklimarat fordert eine radikale Wende vom Acker bis zum Teller. Schluss mit den Sojaimporten für Billigfleisch, Schluss mit den Steaks, an denen Urwaldasche klebt. Die Feuerbrunst in Amazonien verlöscht erst dann, wenn es keinen neuen Markt mehr für Soja gibt. Wenn unser Appetit auf Fleisch nicht mehr auf Importe setzt, sondern das wiederentdeckt, was auf den Bauernhöfen vor der Haustür wächst in Einklang mit der Natur. Löschen beginnt im eigenen Land, diese Wahrheit ist unangenehm. Und auch wenn sich die Kanzlerin dazu nicht äußern mag, alternativlos.

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Weltklimarat: Sonderbericht zu Landnutzung und Klimawandel

Weltklimarat: Sonderbericht zu Landnutzung und Klimawandel

Der Weltklimarat IPCC hat heute den Sonderbericht zu Landnutzung und Klimawandel veröffentlicht. Rund 100 internationale Wissenschaftler haben dafür den aktuellen Stand der Forschung zusammengetragen. Derzeit stammen etwa ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen aus der Land- und Forstwirtschaft. Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben sich die Landflächen der Erde bereits um rund 1,5 Grad erwärmt.

Die Zahl der Dürren und Hitzewellen ist in Folge des Klimawandels weltweit angestiegen. Die Kombination aus Erderwärmung und nicht nachhaltiger Landwirtschaft kann sich stark auf die Nahrungsproduktion auswirken. Daher fordert der IPCC eine radikale Kehrtwende bei der Landnutzung. Die Politik müsse entsprechende Anreize schaffen, nachhaltig zu produzieren. Aber auch die Bevölkerung kann etwas tun, beispielsweise ihren Fleischkonsum stark reduzieren und Lebensmittelverschwendung vermeiden. 

„Wir wissen es, das Klimakapitel wird böse enden“, betont der Sprecher des Instituts für Welternährung Wilfried Bommert. „Was wir essen und wie wir es produzieren, verarbeiten, aufbewahren und wertschätzen, entscheidet darüber, wie es unseren Kindern und Enkeln auf diesem Planeten in Zukunft ergehen wird. Ohne Ernährungswende keine Klimawende.“ 

Die Hoffnung des Weltklimarates, so Bommert, richte sich zurecht auf die Zivilgesellschaft, auf Bewegungen wie Fridays for Future. Die Kraft zur Wende werde die Politik nur aufbringen, wenn sie durch die Wähler dazu gezwungen wird.

Mehr Informationen finden Sie hier.

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Risiko-Atlas: Extreme Wasserknappheit in 17 Ländern

Risiko-Atlas: Extreme Wasserknappheit in 17 Ländern

Weltweit sind 17 Staaten von „extrem hohem Wasserstress“ betroffen. In diesen lebt ein Viertel der Weltbevölkerung. Das geht aus dem Wasserrisiko-Atlas des World Resource Institute (WRI) hervor. In den betroffenen Regionen, darunter der Mittlere Osten und Nordafrika, verbrauchen Landwirtschaft, Industrie und Kommunen jährlich mehr als 80 Prozent des verfügbaren Grund- und Oberflächenwassers.

Die Forscher fanden heraus, dass sich die globalen Wasserentnahmen seit den 1960er Jahren aufgrund des steigenden Bedarfs mehr als verdoppelt haben. Weitere 44 Staaten, in denen ein Drittel der Weltbevölkerung lebt, sind von „hohem Wasserstress“ betroffen. In diesen werden jährlich 40 Prozent des verfügbaren Grund- und Oberflächenwassers entnommen.

Auch sieben EU-Staaten, wie etwa Spanien, Italien und Belgien leiden unter hohem Wasserstress. In Deutschland, das mit einer durchschnittlichen jährlichen Wasserentnahme zwischen 20 und 40 Prozent auf Platz 62 der Liste steht, sind ebenfalls einige Regionen wie Hessen und Brandenburg von hohem Wasserstress betroffen. 

Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

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Kehrtwende bei Lidl: Wieder billige Bananen im Angebot

Kehrtwende bei Lidl: Wieder billige Bananen im Angebot

Ein Beitrag von IWE-Mitglied Karin Vorländer

Nun also doch nicht! Nachdem Lidl im September 2018 angekündigt hatte, nur noch Fairtrade Bio Bananen zu verkaufen, jetzt die Kehrtwende. Ab Sommer gibt es wieder deutlich billigere Bananen im Sortiment. Auf Anfrage des Instituts für Welternährung (IWE) versichert Lidl, man bekenne sich nach wie vor zu Fairtrade und weite lediglich das Sortiment aus, indem neben der Bio-Fairtrade-Banane auch die konventionelle Fairtrade-Banane angeboten werde. Im Klartext ist das ein Rückzug vom zertifizierten Bio Standard bei Fairtrade, der den Erzeugern ein besseres Leben ermöglicht, die Umwelt schützt und gerechte Arbeitsbedingungen garantiert. Man wolle aber in den Filialen, so Lidl, Verbraucher auf den Mehrwert der zertifizierten Bio Fairtrade Bananen hinweisen. Man darf gespannt sein, wie das vor sich gehen soll!!

Offenbar hat Lidl auf das Preisdumping der Mitbewerber reagiert. Die zogen nicht etwa nach, sondern gingen mit den Preisen für konventionelle Bananen herunter. Und offenbar ist es so, dass die Mehrheit der Kunden eben doch zum Produkt mit dem scheinbar „günstigsten“ Preis greift, den sie seit Jahrzehnten gewohnt sind. Noch immer ist eine bis zu 11.000 km weit transportierte Banane billiger ist als ein Apfel aus Deutschland. Und immer noch nehmen die Kunden billigend in Kauf, dass die Erzeuger von ihrer Arbeit kaum leben können und Boden und Wasser und Gesundheit der Erzeuger bei herkömmlichem Anbau massiv Schaden nehmen. Dieser Haltung kommt Lidl jetzt mit seinem geräuschlos vollzogenen Rückzug entgegen, mit dem man dafür sorgen will „dass Kunden gemäß ihrer Wünsche und Lebensgewohnheiten einkaufen können“.

Wir erinnern uns: Lidl ist in allererster Lebensmittelhändler. Und zielt nun mal vor allem auf Gewinn und nicht auf Bewusstseinsbildung. Wenn der sich mit fairen Produkten erzielen oder gar steigern lässt, prima! Wenn nicht, dann gibt es eben einen Rückzug vom fairen Produkt. Oder müssen erst mehr Verbraucher ihr Bewusstsein und Kaufverhalten ändern, damit sich das Angebot dauerhaft ändert?

Auch Fairtrade Chef Dieter Overath zeigt sich von der Entwicklung herb enttäuscht. Denn der Kauf von Fairtrade Biobananen würde bei den durchschnittlich 12 Kilo Bananen, die in Deutschland pro Kopf und Jahr verzehrt werden, mit nur 2 Euro zu Buche schlagen. So rechnet Fairtrade vor. Aber dazu ist hierzulande – anders als in Nachbarländern – bislang nur eine Minderheit bereit.

Der eben vollzogene Rückzug in Sachen Fairtrade Bananen nährt aber auch die Zweifel an der Ankündigung, künftig nach strengen Bioland Kriterien erzeugtes Fleisch zu fairen Erzeugerpreisen ins Angebot aufzunehmen. Bei den Bananen waren die Verträge auf ein Jahr ausgelegt – und werden jetzt wohl nicht verlängert. Wie lang werden die Verträge für die Bioland Bauern gelten und erfüllt werden? Machen wir uns nichts vor: Auch hier geht es nicht vorrangig darum, „Bio in der Mitte der Gesellschaft zu verankern und in die Breite zu bringen“, wie Lidl beteuert, sondern darum, neue Kundenkreise zu erschließen. Handeln aus Überzeugung sieht jedenfalls anders aus.

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Deutschlandfunk: Kein Brot für die Welt?

Deutschlandfunk: Kein Brot für die Welt?

Im Rahmen der Sendung „Der Tag“ war IWE-Vorstand Wilfried Bommert zu Gast bei Deutschlandfunk.

Aus der Ankündigung zur Sendung: „Mehr statt weniger Hunger: Zum dritten Mal in Folge ist die Zahl der Menschen gestiegen, die zu wenig zu essen haben. Das steht im aktuellen Welternährungsbericht. Für Wilfried Bommert ist das alarmierend. Der Gründer des Instituts für Welternährung sieht keine Fortschritte im globalen Kampf gegen den Hunger. „Im Gegenteil. Was die Zahlen zeigen ist vielleicht die Spitze des Eisbergs.“ Der ehemalige Hörfunkjournalist ist Autor von Büchern wie „Kein Brot für die Welt“ und „Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht„. Er hofft auf eine große Initiative zur Welternährung – ähnlich wie der Bewegung „Fridays for Future“.“

Hier gibt’s die Sendung „Der Tag“ zum Nachhören:

Deutschlandfunk: Kein Brot für die Welt?
IWEDeutschlandfunk: Kein Brot für die Welt?
The State of Food Security and Nutrition in the World 2019

The State of Food Security and Nutrition in the World 2019

Foreword FAO Report „The State of Food Security and Nutrition in the World 2019“ (Excerpt): The 2030 Agenda for Sustainable Development puts forward a transformational vision recognizing that our world is changing, bringing with it new challenges that must be overcome if we are to live in a world without hunger, food insecurity and malnutrition in any of its forms.

The world population has grown steadily, with most people now living in urban areas. Technology has evolved at a dizzying pace, while the economy has become increasingly interconnected and globalized. Many countries, however, have not witnessed sustained growth as part of this new economy.

The world economy as a whole is not growing as much as expected. Conflict and instability have increased and become more intractable, spurring greater population displacement. Climate change and increasing climate variability and extremes are affecting agricultural productivity, food production and natural resources, with impacts on food systems and rural livelihoods, including a decline in the number of farmers. All of this has led to major shifts in the way in which food is produced, distributed and consumed worldwide – and to new food security, nutrition and health challenges.

This is the third year that we have jointly produced „The State of Food Security and Nutrition in the World„. It reaffirms our commitment to working together to overcome these emerging challenges and free the world from hunger, food insecurity and malnutrition.

Download full FAO report „The State of Food Security and Nutrition in the World“ here.

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