Gesunde Ernährung für unsere Kinder spielt im Koalitionsvertrag keine Rolle

Gesunde Ernährung für unsere Kinder spielt im Koalitionsvertrag keine Rolle

Der Koalitionsvertrag – Eine Enttäuschung
Ein Kommentar von Peter Wogenstein

Gesunde Ernährung ist im vorliegenden Koalitionsvertrag kein Thema. Hatte die CDU / CSU sich schon vor der Bundestagswahl gegen Maßnahmen für eine gesündere Ernährungsumgebung ausgesprochen, so ist vom Engagement der SPD für die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ wenig zu spüren. Wir erinnern uns: die Abgeordneten des Bundestages hatten 2023 den Bürgerrat einberufen und beauftragt, Empfehlungen für die Abgeordneten zu erarbeiten. Diese Empfehlungen liegen sehr ausführlich begründet seit Februar 2024 vor. Nichts davon findet sich im Koalitionsvertrag. Schlimmer noch: Dem Prozess der Bürgerbeteiligung wird eine Absage erteilt, Engagement aus der Zivilgesellschaft erhält eine Abfuhr.

Im Koalitionsvertrag findet sich nichts von dem, was nachweislich unseren Kindern hilft:

  • kein beitragsfreies, gesundes Mittagessen für alle Kinder in Kitas und Schulen
  • keine Werbebeschränkung von ungesunden Produkten für Kinder
  • keine Steuer auf Zucker und zuckerhaltige Getränke
  • keine verpflichtende, für die Verbrauer:innen leicht zu verstehende Kennzeichnung auf hoch verarbeiteten Produkten der Lebensmittelindustrie

Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen findet in der neuen Regierung keinen Anwalt.

Damit werden auch vorliegende Studien der Wissenschaft weiter ignoriert. So u.a. das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeslandwirtschaftsministerium aus dem Jahr 2020 und die vielen wissenschaftlichen Studien zu den Auswirkungen ungesunder Ernährung. Dass die gesundheitlichen Folgen ungesunder Ernährung auf ca. 60 Mrd. pro Jahr geschätzt werden – so Gesundheitsverbände -, scheint in der neuen Koalition immer noch nicht angekommen zu sein.

„Wir fördern verstärkt Bewegung und gesunde Ernährung, insbesondere von Kindern und Jugendlichen“, lesen wir im Koalitionsvertrag, aber nichts Konkretes. Eigentlich bleibt es wie bisher: die Verantwortung für Ernährung wird den Konsument:innen, Jung und Alt zugeschoben. Statt an Produkten und Werbung etwas zu verändern, notwenige Rahmenbedingungen für eine gesunde Ernährung zu setzen, trifft jegliche „Schuld“, jegliche Auswirkung ungesunder Ernährung die „mündigen“ Konsument:innen.

Warum ist das so?

Der Widerstand gegenüber einer Veränderung in unserem Ernährungssystem ist groß. Wir wissen das eigentlich. Aber es ist notwendig, sich die Hintergründe nochmals bewusst zu machen.

In einer aktuellen Studie aus Großbritannien wurden alle ehemaligen politischen Entscheider, Prime Minister und Minister persönlich befragt, warum sie trotz ihres Wissens über die negativen Auswirkungen ungesunder Ernährung nichts oder nur wenig aktiv getan haben. Dabei legten sie die in ihren Augen vier wichtigsten Gründe offen, warum Politik für gesunde Ernährung scheitert:

1. Versuche der politischen Entscheider, Einfluss auf das Ernährungsverhalten in der Gesellschaft zu nehmen, werden in der öffentlichen Diskussion vehement als „Bevormundung“ abgetan. Man empört sich über den Eingriff in die „persönliche Entscheidungsfreiheit“.

2. Die Entscheider sind sich der negativen Auswirkungen hochverarbeiteter Lebensmittel bewusst. Zucker macht süchtig. „Wollen wir uns zu Tode essen?“, fragt jüngst selbst die eher konservative FAZ am Sonntag. Aber die massive Lobbyarbeit der Lebensmittelindustrie und die Furcht vor negativen Auswirkungen in der Wirtschaft hindert Entscheider daran, Einsichten und Wissen in Gesetzen und Verordnungen umzusetzen.

3. Das Thema Ernährung und Einsicht in den Zusammenhang von hochverarbeiteten Lebensmitteln und Erkrankungen hat es noch nie in die Liste der Top Themen der Politik geschafft.

4. Da Ernährung und das Ernährungssystem eine komplexe, vielschichtige und weitläufige Angelegenheit ist, wird jeder Gestaltungsversuch zu einem politischen Such- und Verwirrspiel (die Briten nennen es: „Whack-the-Mole“- Triff den Maulwurf). Die Verantwortung für gesunde Ernährung ist über zahlreiche Ministerien verstreut. Eine übergreifende Zusammenarbeit gelingt nicht oder nur schwer.

Verwundert sind wir also nicht über den Inhalt des Koalitionsvertrags zur Frage, wie konkret besonders Kinder und Jugendliche gesund ernährt werden können, auch nichts zum Abbau von Ernährungsarmut. Aber alle, die wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen des Bürgerrats ernst nehmen, sind verärgert.

Fazit: Die Lebensmittelindustrie hat weiterhin ihren Fuß in der Tür. Und das verheißt nichts Gutes. Protest ist dringend notwendig. Diese Koalition wird von allein keine Wende unseres Ernährungssystems bringen.

IWEGesunde Ernährung für unsere Kinder spielt im Koalitionsvertrag keine Rolle
Wir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert

Wir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert

Institut für Welternährung e.V. trauert um seinen Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert
Ideengeber, Promotor und beharrlichen Anwalt für eine Agrar- und Ernährungswende
16.09.1950 –09.04.2025

Tief bewegt und mit großer Trauer müssen wir von Dr. Wilfried Bommert Abschied nehmen.

Wilfried Bommert studierte Agrarwissenschaften und arbeitete seit 1979 als Journalist beim Westdeutschen Rundfunk. Als Leiter der Landwirtschaftsredaktion hat er sich intensiv für eine biologische Landwirtschaft und Ernährung eingesetzt. Nach seinem Ausscheiden aus dem WDR ist die ökologische Ernährungswende zu seinem Lebensthema geworden. Er hat dazu 2013 mit einigen MitstreiterInnen aus Wissenschaft, Fachjournalismus, Interessierten und Engagierten das „Institut für Welternährung e.V. / World Food Institute“ gegründet, dessen Sprecher er seitdem war. Seit 2009 war er auch als freier Autor tätig. Für sein Engagement erkannte ihm die Kluge Stiftung der Universität Köln den „Human Award 2012“ zu.

Die Arbeit des Institutes stand für Wilfried Bommert seit 2013 im Fokus mit mehreren Schwerpunkten: so eine naturgemäße Ernährung und ressourcenschonende und erhaltende Landwirtschaft und die bürgerschaftliche Mitbestimmung einer darauf gerichteten (auch kommunalen) Ernährungspolitik. Das Institut hat die Bewegung zur Bildung kommunaler  und regionaler Ernährungsräte mitinitiiert und eine Handreichung zu ihrer Gründung und zu ihrer Tätigkeit „Ernährungswende jetzt. Ein Beratungsmodul für Ernährungsräte“  erarbeitet und publiziert. Wilfried Bommert war selbst an der Gründung und Entwicklung zahlreicher Ernährungsräte in Deutschland beteiligt.

Der zweite Schwerpunkt ist die politische Transformation der industriellen Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft hin zu einem System einer gesunden, auskömmlichen und bezahlbaren Ernährung, und dies im nationalen wie im europäischen und weltweiten Maßstab.  Um eine kraftvolle Diskussion zu fördern, hat das Institut für Welternährung im Herbst 2019 die Streitschrift „Landwirtschaft am Scheideweg. Nur eine ökologische Landwirtschaft kann zehn Milliarden Menschen ernähren“ veröffentlicht. Wilfried Bommert und Manfred Linz sind Verfasser der Streitschrift „Landwirtschaft am Scheideweg“, die u.a. gemeinsam mit SlowFood Deutschland erarbeitet wurde und den politischen Diskurs über eine nachhaltige Ernährungspolitik mitbestimmt. Sie wirkt in der aktuellen Diskussion weiter.

Wilfried Bommert regte eine Vielzahl von öffentlichen Briefen und Stellungnahmen zur aktuellen Ernährungspolitik u.a. zusammen mit SlowFood Deutschland an. Zuletzt eine Initiative, die den Parteien eine neue Politik für gesunde Ernährung in einem eigenständigen Ressort empfiehlt. An all diesen Vorhaben war Wilfried Bommert maßgeblich initiierend und gestaltend beteiligt.

Wilfried Bommert gehörte zu den ersten in Deutschland, die die zivilgesellschaftliche Entwicklung von regionalen, nachhaltigen und fairen Ernährungskonzepten unterstützt hat. Das Projekt „Deutschland auf dem Weg zur Ernährungswende“ mit der Gründung von Ernährungsräten als Motor einer Ernährungswende verdankt mit seiner Initiative. Die Erfahrungen wurden in einem Beratungsmodul für die Zivilgesellschaft und in einem Motivationsvideo veröffentlicht.

Seit 2009 war Wilfried Bommert neben der Leitung des Instituts für Welternährung auch als Buchautor tätig. Sein erstes Buch “Kein Brot für die Welt. Die Zukunft der Welternährung“ analysiert die wachsenden Konflikte auf den Nahrungsmittelmärkten. Ihm folgte 2012  „Bodenrausch. Die globale Jagd auf die Äcker der Welt“ , das den Zugriff der Kapitalmärkte auf die Landwirtschaft dokumentiert. 2014 beschrieb “Brot und Backstein. Wer ernährt die Städte der Zukunft?“, wie eine regionale und nachhaltige Ernährungskultur gestaltet werden müsse. 2016 vermittelte er in „Verbrannte Mandeln – Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht“ Einblick in die Folgen des Klimawandels für die Esskulturen der Menschheit. 2022 folgte das Buch „Stille Killer. Wie Big Food unsere Gesundheit gefährdet“, das er gemeinsam mit Christina Sartori verfasste und in dem er u.a. die Suchtwirkung von zuckerhaltigen Produkten belegt.

Als Autor und Sprecher des Instituts für Welternährung tratWilfried Bommert  in nationalen Radioprogrammen auf, wird als Experte der ARD in Formaten wie Weltspiegel zu Rate gezogen, in Tageszeitungen und Wochenzeitschriften zitiert und engagierte sich mit  Vorträgen für einen nachhaltigen Wandel der Agrar- und Ernährungskultur. Er hat das Institut für Welternährung auf nationalen und internationalen Konferenzen und in Gremien vertreten. Auch wirkte Wilfried Bommert als Dozent an der Slow Food Youth Academie mit.

Trotz schwerer Krankheit hat er in den letzten Monaten immer wieder den Mut und die Kraft aufgebracht, seine Sicht auf die notwendige lokale und globale Agrar- und Ernährungswende in Tiefe und mit Begründung darzulegen, so auch noch Ende 2024 in Hannover im Rahmen der Veranstaltung „60 Jahre Malawi. Überleben in Zeiten der Klimakrise – Was lernen wir und was können wir gemeinsam tun “ in Anwesenheit des Botschafters Malawis und des Oberbürgermeisters der Stadt Hannover. Die Bedeutung seines Themas: „Was wir tun, wirkt sich weltweit aus. Wir tragen Verantwortung für unser Handeln.“ hat Wilfried Bommert an diesem Tag allen Anwesenden deutlich vor Augen geführt.

Mit Wilfried Bommert verlieren wir einen Ideengeber, Promotor und beharrlichen Anwalt der als dringend erkannten Agrar- und Ernährungswende. Es machte immer große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir verlieren einen besten Freund.

Wir werden Wilfried Bommert immer in unserem Herzen behalten. Wir werden seine Idee und Vision von einer enkelfähigen Zukunft weiter lautstark vertreten.

Der Vorstand des Instituts für Welternährung e.V.

IWEWir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert
Wir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert

Wir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert

Am 9. April ist Dr. Wilfried Bommert nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die Ernährungswende einen ihrer engagiertesten Vordenker, einen beharrlichen Streiter für eine gerechte, nachhaltige und zukunftsfähige Agrar- und Ernährungspolitik.

Als Agrarwissenschaftler, Journalist, Autor und Mitbegründer des Instituts für Welternährung e.V. prägte Wilfried Bommert über Jahrzehnte hinweg die öffentliche Debatte zu Fragen unserer Lebensmittelproduktion und -kultur. Bereits früh erkannte er die fatalen Folgen einer industriellen Landwirtschaft und setzte sich mit Nachdruck für eine ökologische, faire und demokratisch gestaltete Ernährungszukunft ein.

Mit seinem Engagement hat er der Ernährungswende eine starke Stimme verliehen – sei es als langjähriger Redakteur beim WDR, als Autor einflussreicher Bücher, als Sprecher des Instituts für Welternährung e.V. oder als Mitinitiator zahlreicher Ernährungsräte in deutschen Kommunen. Stets war sein Ziel: den Wandel von unten stärken und politischen Druck von oben erzeugen.

Wilfried Bommert verstand Ernährung als politisches und kulturelles Thema – als Ausdruck von Verantwortung, Gerechtigkeit und Verbindung. Seine Arbeit war getragen von dem tiefen Wunsch, den Zugang zu gesunden Lebensmitteln für alle Menschen zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren.

Mit Veröffentlichungen wie „Landwirtschaft am Scheideweg“, „Stille Killer“ oder „Verbrannte Mandeln“ schärfte er den Blick für die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Klima, Gesundheit und sozialer Gerechtigkeit. Dabei scheute er nie die klare Position oder den unbequemen Diskurs.

Das Institut für Welternährung e.V. schätzte ihn nicht nur als klugen Kopf und Mitstreiter, sondern auch als Lehrenden, Redner, Ratgeber und Motivator. So war er unter anderem als Dozent an der Slow Food Youth Akademie tätig und trug maßgeblich dazu bei, junge Menschen für eine gerechte Ernährungspolitik zu sensibilisieren.

Sein intellektueller Scharfsinn, sein unermüdlicher Einsatz und seine zutiefst menschliche Haltung – all das wird fehlen. Die von ihm angestoßenen Ideen und Projekte wirken weiter. Das Institut für Welternährung e.V. trauert um einen Weggefährten, Freund und Visionär. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und allen, die ihm nahestanden. Wir werden sein Vermächtnis in seinem Sinne weitertragen – laut, klar und unbeirrbar.

Lieber Wilfried, du wirst uns fehlen und wir werden dich in unserem Herzen behalten

Der Vorstand des Instituts für Welternährung e.V.

IWEWir trauern um unseren Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilfried Bommert
Das Parlament kann die Weichen für gesunde Ernährung in Niedersachsen stellen

Das Parlament kann die Weichen für gesunde Ernährung in Niedersachsen stellen

Pressemitteilung
Der Landtagsausschuss Ernährung hört Experten zur gesunden Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung

Hannover, der 19. Februar 2025

Zum Antrag der SPD und der Grünen im Niedersächsischen Landtag „Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, Senioreneinrichtungen und Kantinen stärken – DGE-Standards verbindlich umsetzen“ fand am 19.02.2025 eine Anhörung im Ausschuss Ernährung statt. Verschiedene Expert:innen waren geladen, so auch der Ernährungsrat Niedersachsen vertreten durch Britta Steven, Braunschweig, und Peter Wogenstein, Hannover.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“, so das altbekannte Sprichwort. Um es mit den Worten des Ernährungsforschers Prof: Biesalski auszudrücken: „Was an Ernährung bei Kindern versäumt wird, ist nicht mehr aufzuholen. In der Anhörung legt deshalb der Ernährungsrat Niedersachsen besonderen Wert auf die Forderung nach beitragsfreier Kita- und Schulverpflegung. Und dafür gibt es zahlreiche Argumente. So die positive Wirkung auf 1. Gesundheit und Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, 2. die Verbesserung des Lernens und der Schulbildung, 3. die damit verbundene soziale Sicherung und Verringerung von Armut (bei aktuell erschreckenden Zahlen der Ernährungsarmut) und nicht zuletzt 4. für die regionale Wertschöpfung, nachzulesen bei der Ernährungswissenschaftlerin U. Arens-Azevedo (2024), Hochschule Hamburg, und in zahlreichen Studien.

Es ist eine „Investition in die Zukunft“, so der vom Bundestag eingesetzte Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ und sieht dies „für alle Kinder als Schlüssel für Bildungschancen und Gesundheit“ (2024). Der Bürgerrat rechnet auch vor, wie dies zu finanzieren ist. Dazu müssen sich die verschiedenen Geldgeber für Sozialleistungen aus Bund, Land, Kommune und Jobcenter (BuT-Zuwendung) zusammentun und die Gelder neu und unbürokratischer lenken.

„Ernährung und unser Ernährungssystem geht alle an“, doch die Widerstände gegen politisch gewollte Rahmenbedingungen sind groß. Alle wollen gesunde Ernährung besonders für die Kinder und Jugendlichen, die negativen Auswirkungen hochverarbeiteter Lebensmittel sind den Entscheidern in der Politik in der Regel bewusst. Mischt sich aber Politik ein und schafft Rahmenbedingungen und Regelungen für gesundes Essen und gegen ungesunde Lebensmittel, ist die öffentliche Empörung groß und wird als „Bevormundung“ diffamiert. Dies und mehr belegt eine aktuelle Studie aus Großbritannien (Tulleken/Dimbleby 2024). Für den Ernährungsrat Niedersachsen ist deshalb wichtig: „Die Intention des Antrags mit seiner Begründung, so auch der Hinweis auf die jährlichen gesundheitlichen Folgekosten schlechter Ernährung, unterstützen wir voll und ganz“, so Peter Wogenstein, Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsen. „Wir wünschen uns für das Land mehr Durchsetzung, Abgeordnete, die sich für gesunde Ernährung ins Zeug legen und die Zukunft mitdenken“.

Eine Idee für die Zukunft: ein „House of Food für Niedersachsen“ in Anlehnung an Kopenhagen oder die „Kantine Zukunft“ in Berlin, ein Vorbild gesunder Ernährung in der Gemeinschafsverpflegung, nicht zu vergessen gerade für Krankenhäuser, und eine Drehscheibe für Information und Weiterbildung. Damit wäre Niedersachsen das erste Flächenland, das ein solches Projekt stemmt – eine Investition in die Zukunft für gesunde Gemeinschaftsverpflegung.

Die Stellungnahme des Netzwerks der Ernährungsräte Niedersachsens e.V. können Sie hier als PDF herunterladen.

Ansprechpartner für Rückfragen:
Peter Wogenstein, Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsens „Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V.“
Tel. 0172 204 9188 / E-Mail: peter.wogenstein@t-online.de / ernaehrungsrat-niedersachsen.de

Ernährungsräte vernetzen Akteure der Ernährungslandschaft aus der Region und stoßen eine Ernährungswende vor Ort an.
Spenden willkommen unter IBAN: DE95 4306 0967 1096 8592 00

Foto: Anke Sundermeier

IWEDas Parlament kann die Weichen für gesunde Ernährung in Niedersachsen stellen
Wasseratlas: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens

Wasseratlas: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens

Wasser ist die Grundlage allen Lebens – es bedeckt über zwei Drittel unseres Planeten, prägt unsere Ökosysteme und sichert unsere Existenz. Doch unsere wertvollste Ressource steht enorm unter Druck. Der Wasseratlas, veröffentlicht von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem BUND, beleuchtet die wachsenden Herausforderungen durch Übernutzung, Verschmutzung und die Klimakrise – und zeigt, wie wir unsere Wasserressourcen weltweit schützen und bewahren können.

Die Grenzen der nachhaltigen Wassernutzung sind bereits überschritten. Mikroplastik und Chemikalien in Flüssen, sinkende Grundwasserspiegel und Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen sind Symptome eines Systems am Limit. Besonders betroffen sind Menschen in ärmeren Regionen, die stark unter den Folgen von Wassermangel, Ernährungsunsicherheit und Konflikten leiden.

Den größten Teil des weltweit verfügbaren Süßwassers beansprucht mit 72 Prozent die Landwirtschaft. Auch die Energiewirtschaft, Infrastrukturprojekte und die Produktion von Kleidung, Fahrzeugen und digitalen Geräten schlucken Unmengen an Wasser.

Die Klimakrise verstärkt diese Entwicklung zusätzlich. Hierzulande sinken Grundwasserspiegel durch die erhöhten Temperaturen – pro Jahr verliert Deutschland 2,5 Kubikkilometer Wasser. Höhere Temperaturen fördern zudem das Wachstum schädlicher Bakterien und Algen, verringern den Sauerstoffgehalt in Gewässern und verschlechtern die Lebensbedingungen für Mensch und Natur.

Eine exklusive Befragung für den Wasseratlas zeigt, dass 87 Prozent der Bevölkerung Wasser als überlebenswichtig und schützenswert betrachten. Dennoch wird die Wasserkrise oft unterschätzt. So ist vielen Menschen nicht ausreichend bewusst, wie sich die Klimakrise auf den Wasserhaushalt auswirkt.

Der Wasseratlas 2025 illustriert auf 60 Seiten anschaulich, warum die Ressource Wasser stark unter Druck steht und zeigt bestehende Lösungsansätze, um die Verfügbarkeit der Grundlage allen Lebens weltweit zu sichern. 

Die Publikation „Wasseratlas 2025 – Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens“ können Sie hier kostenlos bestellen oder untenstehend als PDF herunterladen.

IWEWasseratlas: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens
Buchbesprechung: „Der Grund“ von Tanja Busse und Christiane Grefe

Buchbesprechung: „Der Grund“ von Tanja Busse und Christiane Grefe

Buchbesprechung von Wilfried Bommert

Ist doch bekannt, werden viele sagen. Konflikte um den Boden, von dem wir leben, tragen Experten nun schon seit Jahren vor. Was also ist das Neue, das dieses Buch der Journalistinnen Tanja Busse und Christiane Grefe auszeichnet, es lesenswert macht? Es ist die Zusammenschau der Trends, die die Grundlage unseres Lebens vernichten. Der Boden gehört zu den gefährdetsten und umkämpftesten Gütern auf unserem Planeten. Tanja Busse und Christiane Grefe gelingt es in ihrem Buch „Der Grund“, dies umfassend und vielseitig zu dokumentieren.

Da ist einmal der massive Verlust an Bodenfruchtbarkeit durch die Art der Bewirtschaftung. Der ist zwar spätestens seit 1930  in den USA ein Thema. Bekannt wurde er durch den Oklahoma Dust Bowl, eine riesige Staubwolke, mit der der Boden der Prärielandschaften Nordamerikas im wahrsten Sinne des Wortes weggefegt wurde. Grund war hier ein gravierender Fehler in der Bewirtschaftung.

Weltweit schwindet trotz dieser Warnung die Ackerkrume weiter.  Monokulturen der industriellen Landwirtschaft zehren an der Bodenfruchtbarkeit und tragen Verantwortung für das weltweite Artensterben. Gleichzeitig vernichtet die globale Klimakrise immer mehr fruchtbare Äcker und erschüttert damit zunehmend die Fundamente der Welternährung. Dieser Trend setzt sich durch unsere Art der Mobilität weiter fort. Autogerechte Städte fressen sich immer weiter in das Umland, neue Siedlungen suchen den Druck der Millionenstädte abzumildern, besonders rasant verschwindet der Boden in den Ländern des Südens. Raubbau an der Grundlage der Menschheit ist universal.

Auch bei uns verschlingt die Gier nach immer mehr Flächen für Autoverkehr, Wohnbebauung und Photovoltaik immer mehr Land. Investoren bereiten den Weg. Der Boden auf dem unsere Ernährung, unsere Kultur und unsere Wirtschaft fußt, ist zu einem bloßen Wirtschaftsgut geworden. Ein Handels- und Spekulationsobjekt. Besonders im globalen Süden, wo die Landnahme keine Grenzen kennt. Bodenschutzkonzepte, Bauplanungen, die im Grundgesetz verankerte Pflicht, Eigentum zum Nutzen der Allgemeinheit zu verwalten, konnten diesem stillen Exodus bisher nichts entgegensetzen. Politischen Initiativen fehlt schlicht die Durchsetzungskraft, gegen die Interessen, denen die kommende Bodenlosigkeit egal ist.

Dieses Lagebild, das die Autorinnen Tanja Busse und Christiane Grefe zeichnen, könnte finsterer kaum sein. Doch sie haben erkannt, dass die Apokalypse in Resignation endet. Von dieser Einsicht getragen ist dann auch im Schlussteil des Buches die ausführliche Darstellung von Projekten, die unter den Radar der großen Politik eine Wende markieren könnten. Land, das wieder als allgemeines Gut verwaltet wird, mit regenerativen Ideen und von Höfegemeinschaften. Zivilgesellschaftliche Ernährungsräte rücken es wieder als Quelle der regionalen Ernährung in den Mittelpunkt. Eine Gesellschaft der Kümmerer sorgt dafür, dass der Bodenschutz in allen Bereichen zum Thema wird oder zumindest werden könnte.

Gemeinwohl ist für die Autorinnen der Kernpunkt einer zukünftigen Bodenpolitik. Ein neuer Kompass, an dem sich die Politik von Berlin bis Brüssel orientieren sollte. Die Journalistinnen Tanja Busse und Christiane Grefe schlagen am Ende ihres aufrüttelnden Buches vor, nicht auf den Weitblick der Institutionen zu hoffen, sondern den Weg in und durch die Institutionen selbst zu suchen. Ihr Rezept: Rein in die Parteien, rein in die Verwaltungen, rein in die Nichtregierungsorganisationen. Weil es sich aus ihrer Sicht lohnt, „in einen guten Umgang mit dem Boden Zeit und Herzblut zu investieren“. Und weil die Kräfte der Natur stark genug sein werden, Verlorenes wieder zurückzubringen.

Dieses Pathos am Ende ihres herausfordernden Werkes wäre vielleicht gar nicht notwendig gewesen, um die Leser davon zu überzeugen, dass es für eine Neubesinnung höchste Zeit ist. Denn dafür, das zeigt uns das wichtige und lesenswerte Buch von Tanja Busse und Christiane Grefe, gibt mehr als nur einen guten Grund.

Das Buch „Der Grund“ von Tanja Busse und Christiane Grefe ist im März 2024 im Verlag Antje Kunstmann erschienen.

IWEBuchbesprechung: „Der Grund“ von Tanja Busse und Christiane Grefe
Studie von Agora Agrar: Die Zukunft der Landnutzung in einer klimaneutralen EU

Studie von Agora Agrar: Die Zukunft der Landnutzung in einer klimaneutralen EU

Pressemitteilung, Berlin, 10. September 2024.

Land- und Forstwirtschaft können ihren Beitrag zur Klimaneutralität deutlich steigern und gleichzeitig Biodiversitätsschutz, Gesundheit und weitere Nachhaltigkeitsziele der EU stärken. Eine neue Studie von Agora Agrar zeigt, wo die Entwicklungspotenziale in den Sektoren liegen, und was die Politik tun kann, um sie zu realisieren.

Die bisher im Vergleich zu 2005 kaum gesunkenen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft und landwirtschaftlich genutzten Mooren in der EU können bis Mitte des Jahrhunderts um 60 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig ist es möglich, auf den land- und forstwirtschaftlichen Flächen ausreichend Nahrungsmittel und Biomasse für die Bioökonomie zu produzieren sowie die Speicherung von Kohlenstoff in der Agrarlandschaft und im Wald zu stärken. Zudem lässt sich die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften verbessern und durch weniger Im- und mehr Exporte von Agrarprodukten ein größerer Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit leisten als bisher. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Thinktanks Agora Agrar.

Mit Beginn der neuen EU-Legislatur und im Vorfeld der Entwicklung einer strategischen Vision für Landwirtschaft und Ernährung durch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen liegt mit der Studie erstmalig ein integriertes Zukunftsszenario vor, das den potenziellen Beitrag von Land- und Forstwirtschaft zu den EU-Nachhaltigkeits- und Klimazielen skizziert. Dieses Szenario basiert in wesentlichen Teilen auf einer quantitativen Analyse unter Verwendung des Simulationsmodells CAPRI.
„Land- und Forstwirtschaft können ihren Beitrag zu einer nachhaltigen und resilienten EU deutlich erhöhen, indem sie Klima- und Biodiversitätsschutz stärken. Dafür sollte diese EU-Legislaturperiode einen politischen Rahmen schaffen, der eine effiziente Flächennutzung und einen nachhaltigen Konsum fördert und Produzentinnen und Produzenten für ihre zusätzlichen Beiträge zur Nachhaltigkeit entlohnt“, sagt Co-Direktorin Christine Chemnitz von Agora Agrar.

Flächen effizient nutzen
Ein Kernelement des Szenarios ist eine effiziente Flächennutzung, die Nutzungsformen so kombiniert, dass Synergien gestärkt und Zielkonflikte entschärft werden. Dadurch werden sowohl hohe Erträge von Nahrungs- und Futtermitteln sowie anderer Biomasse erzielt als auch Gemeinwohlleistungen wie die Speicherung von Kohlenstoff in Pflanzen und im Boden sowie der Schutz von Biodiversität ermöglicht.

So haben Gehölze in der Agrarlandschaft, beispielsweise Agroforstsysteme – eine Kombination aus forst- und landwirtschaftlicher Nutzung auf landwirtschaftlichen Flächen – vielfältige Vorteile: Sie stärken neben der Biodiversität auch den Klimaschutz, indem sie Kohlenstoff in Holz und Wurzeln speichern und Biomasse produzieren, welche fossile Rohstoffe ersetzen kann. Werden Gehölze, wie im Szenario angenommen, auf etwa acht Prozent der Agrarfläche angebaut, speichern sie insgesamt bis zu 660 Mio. t CO₂. Eine Nutzung dieser Gehölze als Ersatz für fossile Rohstoffe, kann außerdem jährlich etwa 130 Mio. t CO₂-Emissionen vermeiden.

Im Bezug auf den Klimaschutz bieten trockengelegte Moorböden besonders hohe Emissionsminderungspotenziale: Auf nur etwa zwei Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der EU fallen rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft an. Würden etwa 80 Prozent der Flächen wiedervernässt, könnten den Berechnungen der Studie zufolge jährlich Emissionen in Höhe von etwa 70 Mio. t CO2-Äquivalenten vermieden werden. Gleichzeitig gilt es, einen Großteil der wiedervernässten Flächen produktiv zu nutzen. So kann zum Beispiel Biomasse angebaut werden, die zur Herstellung klimafreundlicher Dämm- und Verpackungsmaterialien benötigt wird. „Die Wiedervernässung ist volkswirtschaftlich sinnvoll und gleichzeitig birgt sie für die heute dort wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe große Herausforderungen. Darum müssen nach
Jahrhunderten der gesellschaftlich geförderten Trockenlegung, jetzt neue Geschäftsmodelle für die nasse Bewirtschaftung entwickelt werden“, sagt Harald Grethe, Co-Direktor von Agora Agrar. „Um den Betrieben vor Ort Planungssicherheit zu geben, braucht es Prämien für die Wiedervernässung und Investitionen in die Etablierung neuer Wertschöpfungsketten.“

Schließlich zeigt das Szenario, dass weniger Ackerfläche als bisher angenommen benötigt wird, um die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu stabilisieren. Insgesamt müssen im EU-weiten Durchschnitt nur etwa fünf Prozent der Ackerfläche reserviert werden, um Rückzugsorte für die Biodiversität auf einer Fläche von 20 Prozent der Agrarlandschaft sicherzustellen. Die im Szenario angenommenem acht Prozent Gehölze auf Agrarflächen, die Wiedervernässung von Mooren und eine weniger intensive Nutzung des Dauergrünlands sind hierfür wichtige Voraussetzungen.

Nachhaltige Nachfrage
Das zweite Kernelement des Szenarios ist eine nachhaltige Nachfrage. Faire Ernährungsumgebungen unterstützen eine stärker pflanzenbasierte Ernährung sowie die Reduktion von Nahrungsmittelabfällen. Mit der Halbierung des Konsums tierischer Produkte zur Mitte des Jahrhunderts halbieren sich im Szenario Futtermittelimporte sowie die für die Futterproduktion genutzten Flächen innerhalb der EU. Dadurch ergeben sich Chancen: Flächen können zur Produktion von Biomasse für die wachsende Bioökonomie genutzt werden. Darüber hinaus werden Gemeinwohlleistungen zum Schutz der Biodiversität ermöglicht. „Unser Zukunftsbild für die Landwirtschaft bietet vielfältige neue Einkommensmöglichkeiten. Diese ergeben sich durch die Bioökonomie, die Produktion von erneuerbaren Energien und die wachsende Nachfrage nach öffentlichen Gütern, zum Beispiel nach Kohlenstoffspeicherung. Da der geringere Konsum von Fleisch- und Milchprodukten eine Herausforderung für die tierintensiven Regionen darstellt, muss diese Veränderung politisch flankiert werden“, sagt Harald Grethe.

Ein politischer Rahmen, der Anreize für Nachhaltigkeit und Klimaschutz setzt
Damit Ernährung, Land- und Forstwirtschaft ihre Nachhaltigkeitspotenziale realisieren können, braucht es politische Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche Chancen für die Land- und Forstwirtschaft eröffnen. Zentral sind hierbei marktbasierte Instrumente, wie etwa die Bepreisung von Treibhausgasemissionen, und staatliche Zahlungen für die Bereitstellung öffentlicher Güter, wie etwa der Speicherung von Kohlenstoff, die Erhöhung des Tierwohls oder den Schutz der biologischen Vielfalt. „Klima- und Biodiversitätsschutz haben genau wie ein hohes Tierwohl einen gesellschaftlichen Wert, der meist nicht über den Markt entlohnt wird. Deshalb ist es wichtig, staatliche Gelder aus der Gemeinsamen Agrarpolitik und andere finanzielle Mittel so zu nutzen, dass Nachhaltigkeit zu einer Einkommenschance für die Land- und Forstwirtschaft wird“, sagt Christine Chemnitz. Die aktuelle EU-Legislatur 2024–2029 bietet die Chance, den politischen Rahmen für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu gestalten. Wichtige Elemente sind:

  • eine ambitionierte Klimapolitik für die Land- und Forstwirtschaft, die Ziele sowohl für die Vermeidung von Emissionen aus der Landwirtschaft als auch für die Speicherung von Kohlenstoff im Wald und in der Agrarlandschaft formuliert,
  • die Nutzung der Gelder der EU-Agrarpolitik, um die Bereitstellung öffentlicher Güter zu entlohnen,
  • ein EU-Rechtsrahmen für nachhaltige Ernährungssysteme und
  • ein Aktionsplan für die effiziente Nutzung von Biomasse in der Bioökonomie.

Insgesamt braucht es einen stärkeren Fokus auf ländliche Regionen, um sicherzustellen, dass sie von dem Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft profitieren können. Dazu kann ein EU „Rural Deal“ beitragen, der nachhaltige Wirtschaftskonzepte ermöglicht und den Ausbau moderner Infrastrukturen sowie den Zugang zu Bildungsangeboten, zur Gesundheitsfürsorge und zu kulturellen Angeboten im ländlichen Raum vorantreibt.

Die Studie „Agriculture, forestry and food in a climate neutral EU – The land use sectors as part of a sustainable food system and bioeconomy”, hat 212 Seiten und steht hier in englischer Sprache zum Download zur Verfügung.

IWEStudie von Agora Agrar: Die Zukunft der Landnutzung in einer klimaneutralen EU
Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Von Walter Jehne / Übersetzt und zusammengefasst von Wilhelm Wallefeld

Zur Lage
Kann die Landwirtschaft dazu beitragen, die kommenden Klimaextreme abzufedern? Kann sie sie stoppen? Sie könnte wesentlich mehr, aber dazu müsste ihre Rolle im Klimawandel neu gedacht werden. Der australische Wissenschaftler Walter Jehne, international bekannter Boden-Mikrobiologe und Innovationsstratege, sammelte seine Erfahrungen durch die Analyse von Böden, Weideland, Wald und Agrarflächen und brachte seine Erkenntnisse als Australia’s National Soil Advocate und international auf (UN-)Ebene in die Öffentlichkeit, wurde jedoch in Deutschland bisher kaum gewürdigt. Er beschreibt die Chancen für das Ausbremsen, die im Boden und der Vegetation liegen. Sie sind größer als gedacht. Wenn man sie nicht mehr auf ihre Funktion als CO2- Speicher reduziert, denn darin ist ihre Wirkung nicht nur bescheiden, sondern im Anbetracht der schnellfortschreitenden Bedrohung durch den Klimawandel fast wirkungslos.

Längst ist klar, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5C nicht zu halten sein wird. Die dazu notwendige Verringerung von CO2 bleibt illusorisch. Selbst wenn wir den Zuwachs auf ‘net zero’ bis 2050 herunterfahren könnten, würde der CO2-Gehalt in der Atmosphäre nur konstant bleiben, aber nicht fallen.

„Extinction“ – unausweichlich?
Australien alleine plant derzeit 116 Öl-, Gas- und Kohleprojekte mit einem CO2-Ausstoss von 4,4 Milliarden Tonnen (Stand Ende 2023). Und wenn zusätzlich die Bedrohung wahr werden sollte, dass die steigenden Temperaturen das in den Permafrostzonen gelagerte Methan freisetzen, wird klar, so der australische Wissenschaftler Walter Jehne, dass wir vor einer unbeherrschbaren Situation stehen und das Ende der menschlichen Zivilisation – ‘Extinction’ – unausweichlich ist.

In der Tat wird die Lage nach Auftauen der Permafrostböden gänzlich unbeherrschbar und das Klima danach könnte vielen Lebewesen auf Erden die Existenz rauben, durch Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Verschieben von Klimakorridoren, die nur die wenigsten ertragen können. Einzeller und Pilze sind da gegenüber uns im Vorteil, sie können in ihren Generationsfolgen von wenigen Stunden oder Tagen schneller die Kandidaten auslesen, die Überlebenschancen haben. Das wird für den größten Teil der Menschheit mit einer Generationsfolge von 30 Jahren und bei der Geschwindigkeit der Klima-Veränderung so gut wie unmöglich sein.

Boden und Pflanzen als Rettung
Beschleunigt wird dieser Exodus durch den Verlust von Ackerkrume und die Desertifikation ganzer Regionen, durch falsch Bewirtschaftung. Die Widerstandsfähigkeit unserer Zivilisation, vor allem unseres Ernährungs- und Gesundheitssystems, nimmt rapide ab und damit die Sicherheitslage der Welt. “Sieben fehlende Mahlzeiten bestimmen den Unterschied zwischen sozialem Frieden und Chaos”. Diese Erkenntnis brachte 1978 den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter dazu, eine Studie in Auftrag zu geben, die das Risiko eines Klimawandels durch höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre für Amerika (und die Welt) in Bezug auf Landwirtschaft, Ernährung und die globale Sicherheit einschätzen sollte.

Schon damals wurde der CO2-Anstieg bestätigt, doch der damit verbundene Temperaturanstieg galt zu dieser Zeit noch eher als vorteilhaft für die Erträge der Landwirtschaft. Spätere Modellrechnungen waren dann pessimistischer und eine Reduzierung des CO2-Ausstosses wurde Teil der politischen Agenda. Dabei wurde die Tatsache vernachlässigt, dass CO2 für den Lebenskreislauf von Pflanzen, Tieren und Menschen unabdingbar ist und in Bezug auf den Klimawandel nur ein Symptom darstellt, das so gut wie nicht auszubremsen ist. Denn um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre konstant zu halten, müssten wir den CO2-Ausstoss um jährlich 10 Milliarden Tonnen verringern. Um ihn zu senken, um mindestens das Doppelte.

Viele hofften auf einen Ausweg durch die Ozeane. Denn sie speichern derzeit 30.000 Milliarden Tonnen CO2. Doch diese Speicherfunktion könnte sich umkehren. Denn wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre sinkt, könnten CO2-Speicher in den Ozeanen, die während der letzten 10.000 Jahre eingelagert wurden, wieder gelöst und an die Atmosphäre abgeben werden. Dies bis zum atmosphärischen Gleichgewicht, dem Equilibrium. Das würde alle Bemühungen und Mittel, die bisher in die Reduzierung von CO2 geflossen sind, ad absurdum führen, auch die bisher investierten 60 Milliarden US-Dollar.

Atmosphärischer Wasserkreislauf als Hebel
Die Wissenschaft weiß seit langem, dass Wasser eine bedeutende Rolle im Klimawandel spielt (90%). Das Thema wurde (damals) jedoch als zu komplex eingestuft. Walter Jehne sieht die Lösung im Boden. Er ist die absolute Voraussetzung für das Leben auf der Erde und auch die schärfste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel. Er bestimmt den Wasserhaushalt, die Kühlung der Erdoberfläche, das Leben der Biosysteme und deren Widerstandkraft schnellen Veränderungen gegenüber.  

Laut Walter Jehne liegt unsere einzige Chance, den Temperaturanstieg nicht nur zu stoppen, sondern umzukehren, in der Wiederherstellung des globalen Wasserkreislaufs, im Grün der Pflanzen. Klingt kühn? Aber er liefert das Rezept dafür und dessen wissenschaftliche Basis. Die Idee ist einfach: Wir müssen nur das machen, was die Natur seit Millionen von Jahren gemacht hat. Vor 420 Millionen Jahren gab es Ozeane und trockenes, hartes Gestein, kein Leben an Land, nur einige komplexe Zellstrukturen in den Ozeanen, basierend auf dem Nährstoffabfluss durch die Verwitterung des Gesteins. Steine sind von Natur aus wasserabweisend. Nur durch die vom Bodenleben zurückgelassenen organischen Rückstände entstehen Lufteinschlüsse, die zu einer erheblich größeren Oberfläche führen und eine Art Schwamm (‘Soil-Carbon-Sponge’) bilden, der die Speicherung von Wasser und das Eindringen von Wurzeln ermöglicht. Als nächstes begannen Pilze von den Rändern der Ozeane in die Steine einzudringen, um Nährstoffe aus den Steinen herauszulösen.

Puffer in der Klimakrise
Pilze, wie Tiere und Menschen (heterotroph), können keinen Zucker binden und keine eigene Energie erzeugen. Das können nur Pflanzen und Algen (und einige Bakterien). Pilze und Algen gingen eine symbiotische Beziehung ein, um Flechten zu erzeugen. Flechten sind immer noch maßgeblich an der Zersetzung von Material beteiligt und lassen organischen Abfall zurück, der Wasser speichern kann und so das Pflanzenleben (Flechten > Moos > Farne > Angiospermen > Gräser) an Land ermöglicht. Diese nutzen die Photosynthese, um stabilen Kohlenstoff und Zucker im Boden zu schaffen. Bodenbildung ist die Kombination von mineralischen Partikeln und organischem ‘Abfall’. Innerhalb von 100 Millionen Jahren hat sich das Leben über 13 Milliarden Hektar eisfreien Landes ausgebreitet.

Das Resultat war eine reichhaltige Pflanzenwelt, die eine Kohlenstoffreduzierung in der Atmosphäre von 7000 ppm (vor Pflanzenleben) auf 100 ppm ermöglichte. In Steppen und Savannen entstehen Pflanzenfresser (insbesondere Wiederkäuer), die ein symbiotisches Verhältnis zu den Gräsern besitzen. Sie halten den Nährstoff-Wasser- und Methan-Haushalt auf dem Globus in der Balance.

Aus der Erdgeschichte lernen
Für Walter Jehne geht es heute darum, diesen Prozess erneut zu kopieren. Die Vegetation als wirksamstes Mittel im Kampf gegen die wachsende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre zu nutzen, was sie schwächt. Dabei spielt die Art der Landbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Abholzen, roden und abtöten von Vegetation, Brandrodung verstärken für Jehne die CO2-Belastung genauso wie Biozide und synthetische Dünger, intensive Bewässerung und Brache. Was entlastet, ist stete Begrünung aller kultivierbaren Landstriche der Erde. Nur eine solche Politik, in der die grünen Pflanzen den CO2-Haushalt und durch sie den Wasserhaushalt der Erde wieder ins Gleichgewicht bringen, kann Entlastung an der Klimafront bewirken. Und nur so könnte die wachsende Erdbevölkerung und die kommenden 10 Milliarden Menschen in Zukunft ernährt und die Rentabilität der landwirtschaftlichen Betriebe gesichert werden. 


Übersetzung und Zusammenfassung
Die Übersetzung und Zusammenfassung des Texte leistete Wilhelm Wallefeld. Sie beruht auf den Vorträgen „Clear Directions on regenerative Practice“ sowie „Conversations from the Edge“ von Walter Jehne.

Wilhelm Wallefeld und seine Frau Brigitte wirtschaften seit mehr als 40 Jahre als Farmer in Westaustralien. Derzeit auf ihrer  Farm in Denmark/ Westaustralien, die sie nach ökologischen Prinzipien ausgerichtet haben. Wilhelm Wallefeld ist seit 5 Jahren Vorstandsmitglied des IWE. Er verfolgt die Entwicklung der Regenerativen Landwirtschaft als Zukunftsmodell der ökologischen Landbewirtschaftung weltweit.


Hier noch einige zugrunde gelegte physikalische Gesetzmäßigkeiten und Zahlen:

  • Die ‘Keeling Kurve’ der CO2-Entwicklung: Nach Keeling werden pro Jahr 10 Milliarden t CO2 mehr emittiert als absorbiert. Der Anteil der Öl- und Gasindustrie beträgt 8 Milliarden t oder 4%. Der überwiegende Anteil beruht auf ‘natürlichen’ Prozessen.
  • Unter Anderem schlägt das Verbrennen von 350 Mio ha Wäldern mit zwischen 10 und 100 t/ha und 2 Milliarden ha Grasland mit 2 bis 5 t/ha CO2-Ausstoß erheblich zu Buche.
  • Die Schwankungen innerhalb des Jahres beruhen auf der Photosynthese/Re-Oxydation im Vegetationszyclus (grün oder braun).
  • Nach dem ‘Stefan Boltzmann Gesetz’ über Hitzeabstrahlung strahlt ein unbedeckter Boden ein Vielfaches des begrünten Bodens an Wärme zurück in die Atmosphäre.
  • Mit lebenden Pflanzen bedeckter Boden wird selten wärmer als 20C, während unbedeckter Boden (z.B. im Australischen Sommer) bis zu 70C heiß werden kann.
  • Die Sonneneinstrahlung und die Reflexion sind wegen der Klimagase in der Atmosphäre aus der Balance: Die Einstrahlung ist 342 W/sqm und die Rückstrahlung ist wegen der Klimagase nur 339 W/sqm. Die Differenz von 3 W/sqm trägt zum Temperaturanstieg bei.
  • Andererseits gilt: 1 ha Wald transpiriert 40.000 l Wasser, dessen Umwandlung in Wasserdampf bedarf 590 cal/l und trägt so erheblich zum Kühlprozess unseres Planeten bei.                                                  
  • Eine hohe Wärmeabstrahlung über Trockenregionen verursacht einen Hitzekegel, der verhindert, dass feuchte Luft (und damit Niederschläge) vom Meer ins Inland gelangt.
IWELandbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann
Filmtipp: Common Ground

Filmtipp: Common Ground

Der Dokumentarfilm „Common Ground“ (2023) zeigt die Auswirkungen der US-amerikanischen Agrarpolitik und portraitiert Bäuerinnen und Bauern, die regenerative Landwirtschaft nutzen, um die Bodengesundheit wiederherzustellen und zu stärken, Artenvielfalt zu fördern und Ernährungssicherheit zu gewährleisten. „Common Ground“ wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Human/Nature Award“ des Tribeca Film Festivals, und ist die Fortsetzung des Dokumentarfilms „Kiss the Ground“ (2020), den weltweit über eine Milliarde Menschen gesehen haben. Regie führten die Umweltaktivist:innen Rebecca und Josh Tickell, zum Cast gehören u.a. Laura Dern, Jason Momoa, Rosario Dawson, Woody Harrelson, Ian Somerhalder, und Donald Glover.

IWEFilmtipp: Common Ground
Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an

Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an

Hannover, 3. Juni 2024

Der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an.
Die Empfehlungen müssen gerade auf Landesebene ernst genommen werden.
 
In einem einzigartigen Prozess haben 160 auswählte Mitglieder des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ ihre detaillierten Empfehlungen ihrem Auftraggeber, dem Deutschen Bundestag, Ende Februar 2024 vorgelegt. Auch zur Finanzierung liegen Empfehlungen vor. Aber ohne die Länder geht es nicht. Deshalb wenden sich jetzt Mitglieder des Bürgerrats aus Niedersachsen direkt an den Landtag in Hannover und die darin vertretenen Fraktionen. Sie erwarten, dass die mit großer Mehrheit im Bürgerrat erarbeiteten Empfehlungen nicht nur von den Mitgliedern des Landtages ernst genommen werden, sondern dass sich die Abgeordneten ernsthaft mit der Umsetzung beschäftigen.
 
Ein zentraler Punkt: kostenfreies Mittagessen für alle Kinder als Schlüssel für Bildungschancen und Gesundheit. „Mir geht das Herz auf bei dieser Empfehlung“, so Peter Wogenstein, Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsens. „Dass Bildungschancen und Gesundheit in den Mittelpunkt gestellt werden, ist schon lange überfällig. Die negativen Auswirkungen von ungesunder Ernährung und Mangelernährung* und ihre gesamt-gesellschaftlichen Folgekosten müssen endlich ernst genommen werden. Gefordert sind jetzt die von uns gewählten Abgeordneten in den Parlamenten: auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.“
Das Netzwerk der Ernährungsräte Niedersachsens unterstützt das Anliegen des Bürgerrats (siehe Kopie des Schreibens an das Landesparlament anbei).
 
*22% aller Kinder in Deutschland sind mangelernährt.
 
Hinweis zur Arbeit des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“:
 
Der Bürgerrat hatte den Auftrag, dem Bundestag ein „differenziertes Meinungsbild“ zu vermitteln, was ein Querschnitt der Bevölkerung zum Thema „Ernährung im Wandel“ denkt.
Hierbei nutzt der Bürgerrat drei Chancen:Bürgerinnen und Bürger sind „Expertinnen und Experten ihres Alltags und ihrer Werte“. Die Stichprobe des Bürgerrates bringt die verschiedensten Lebenswirklichkeiten der Bevölkerung ein und verschafft auch solchen Stimmen Gehör, die sonst häufig ungehört bleiben. Diese Alltags- und Werteexpertise ist gerade beim lebensnahen und kontroversen Ernährungsthema von Bedeutung.Die Diskussionen im Bürgerrat wurden mit Informationen und Erkenntnissen von Expertinnen und Experten unterlegt. Vorträge, Exkursionen zu Produktionsbetrieben und praktische Erfahrungen wie gemeinsames Einkaufen stellen die Diskussion der Teilnehmenden auf eine gemeinsame Wissensbasis.Der Bürgerrat schafft Raum für Austausch und Verständigung. Die Teilnehmenden kommen miteinander in ein moderiertes Gespräch – auch solche, die sich sonst im Alltag nie begegnen würden. So reden gesellschaftliche Echokammern erst miteinander statt übereinander, bevor sie zu gemeinsamen Einschätzungen kommen. 

Den Brief des Bürgerrats Ernährung an die Fraktionsvorsitzenden der Landesparlamente können Sie hier als PDF herunterladen.

Ansprechpartner für Rückfragen:
 
Peter Wogenstein
Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsens
„Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V.“
Tel. 0172 204 9188
E-Mail: peter.wogenstein@t-online.de
Website: ernaehrungsrat-niedersachsen.de
 
Ernährungsräte vernetzen Akteure der Ernährungslandschaft aus der Region und stoßen eine Ernährungswende vor Ort an. Gemeinsam sind sie als Verein „Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V.“ seit August 2020 Mitglied im Beirat des ZEHN.

Spenden willkommen unter IBAN: DE95 4306 0967 1096 8592 00
IWEBürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an