Vortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer

Vortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer

Der Physische Geograf, Permakultur-Designer und Autor Stefan Schwarzer war mehr als zwanzig Jahre für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf tätig. Den Vortrag zum Thema „Aufbauende Landwirtschaft“ präsentierte er bei der Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung im Januar 2024.

Auch interessant zum Thema aufbauende Landwirtschaft: Das Video „100 l Wasser je Quadratmeter versickern in 5 Minuten“ von Dipl.-Ing.agr. Ernst Hammes, IWE-Mitglied und ehemaliger Landwirtschaftsberater:

IWEVortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer
Globale Agrar- und Ernährungswende würde volkswirtschaftliche Gewinne von 5 bis 10 Billionen US-Dollar erzielen

Globale Agrar- und Ernährungswende würde volkswirtschaftliche Gewinne von 5 bis 10 Billionen US-Dollar erzielen

Pressemitteilung PIK, 29.1.2024

Eine umfassende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme auf der ganzen Welt würde zu sozioökonomischen Gewinnen in Höhe von 5 bis 10 Billionen US-Dollar pro Jahr führen – das zeigt ein neuer globaler Bericht, der von führenden Forschenden der Ökonomie und aus der Food System Economics Commission (FSEC) erstellt wurde. Die bisher umfassendste Studie zur Ökonomie von Agrar- und Ernährungssystemen macht deutlich, dass diese derzeit mehr Wertschöpfung zerstören als sie hervorbringen und dass eine Überarbeitung der politischen Rahmenbedingungen für Ernährungssysteme dringend erforderlich ist. Darüber hinaus wären die Kosten einer Transformation viel geringer als der potenzielle Nutzen, der vielen Hundert Millionen Menschen ein besseres Leben ermöglichen würde.

„Die Kosten, die dadurch entstehen, dass wir das schlecht funktionierende Ernährungssystem nicht aktiv umgestalten, werden die Schätzungen dieses Berichts vermutlich noch übersteigen, da sich die Welt weiterhin auf einem extrem gefährlichen Kurs befindet. Wir werden wahrscheinlich nicht nur die 1,5°C-Grenze überschreiten, sondern auch mit einer jahrzehntelangen Überschreitung konfrontiert sein“, erklärt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und FSEC-Initiator. „Der einzige Weg, um dann wieder auf 1,5°C zu kommen, ist der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die Bewahrung der Natur und die Umwandlung der Agrar- und Ernährungssysteme von einer Quelle für Treibhausgase hin zu einer Senke. Damit hängt die Zukunft der Menschheit auf der Erde von diesem globalen Ernährungssystem ab“, fügt er hinzu. 

Ernährungssysteme als wirksames Mittel, um 174 Millionen Menschen vor vorzeitigem Tod zu bewahren

 Der Bericht liefert die bisher umfassendste Modellierung der Auswirkungen von zwei möglichen Zukunftsszenarien für das globale Ernährungssystem: unseren derzeitigen Pfad der aktuellen Trends und den Pfad der Transformation des Ernährungssystems. Für den Pfad „Aktuelle Trends“ skizziert der Bericht, was bis 2050 passieren würde, selbst wenn die politischen Entscheidungsträger alle derzeitigen Verpflichtungen einhalten: Die Ernährungsunsicherheit wird in einigen Teilen der Welt immer noch dazu führen, dass 640 Millionen Menschen (darunter 121 Millionen Kinder) unterernährt sind, während die Fettleibigkeit weltweit um 70% zunehmen wird. Die Ernährungssysteme werden weiterhin für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein und so auch bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Erwärmung von 2,7 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten beitragen. Zudem wird die Nahrungsmittelproduktion zunehmend anfällig für den Klimawandel, da auch die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen drastisch zunehmen wird.

Der FSEC-Bericht stellt zugleich fest, dass das Ernährungssystem stattdessen einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten und Lösungen für Gesundheits- und Klimaprobleme vorantreiben könnte. Auf dem Pfad zur Transformation des Ernährungssystems zeigen die Ökonominnen und Ökonomen, dass bis 2050 bessere Strategien und Maßnahmen dazu führen könnten, Unterernährung zu überwinden und insgesamt 174 Millionen Menschen vor einem vorzeitigen Tod durch ernährungsbedingte chronische Krankheiten zu bewahren. Die Ernährungssysteme könnten bis 2040 zu Netto-Kohlenstoffsenken werden und so dazu beitragen, die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, zusätzliche 1,4 Milliarden Hektar Land zu schützen, die Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft fast zu halbieren und den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Darüber hinaus könnten 400 Millionen Beschäftigte in der Landwirtschaft auf der ganzen Welt ein ausreichendes Einkommen erzielen.

„Die Kosten für diese Transformation – schätzungsweise 0,2 bis 0,4 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung pro Jahr – sind gering im Vergleich zu den Vorteilen, die sich daraus ergeben würden und die wirtschaftlich mehrere Billionen Dollar pro Jahr ausmachen. Ernährungssysteme haben ein einzigartiges Potenzial, um globale Klima-, Umwelt- und Gesundheitsprobleme gleichzeitig anzugehen – und damit Hunderten von Millionen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen“, sagt Hermann Lotze-Campen, FSEC-Kommissionsmitglied und Leiter der Forschungsabteilung „Klimaresilienz“ am PIK.

„Anstatt unsere Zukunft mit einer Hypothek zu belasten und steigende Kosten anzuhäufen, die zu hohen versteckten Gesundheits- und Umweltkosten führen, sollten sich die politischen Entscheidungsträger der Herausforderung der Agrar- und Ernährungswende stellen. Jetzt müssen Veränderungen vorgenommen werden, die kurz- und langfristig weltweit enorme Vorteile bringen werden“, sagt Ottmar Edenhofer, PIK-Direktor und FSEC-Ko-Vorsitzender. „Dieser Bericht sollte die dringend benötigte Diskussion zwischen den wichtigsten Interessengruppen darüber anstoßen, wie wir diese Vorteile nutzen können, ohne jemanden zurückzulassen“, erklärt er abschließend.


Die Food System Economics Commission (FSEC) ist eine unabhängige akademische Kommission, die politische und wirtschaftliche Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit Instrumenten und Fakten ausstatten soll, um die Ernährungs- und Landnutzungssysteme zu verändern. Sie bringt führende Expertinnen und Experten aus den Bereichen Klimawandel, Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und natürliche Ressourcen zusammen und umfasst Organisationen wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die Weltgesundheitsorganisation, die Weltbank, die London School of Economics, das World Resources Institute Africa und viele andere. Der FSEC Global Policy Report baut auf jahrelangen Studien auf, einschließlich des EAT-Lancet-Berichts. Der Report betrachtet den Wandel der Ernährungsysteme nicht nur unter dem Gesichtspunkt der ökologischen Nachhaltigkeit, sondern auch der globalen Gesundheit, Ernährung, wirtschaftlichen Entwicklung und sozialen Eingliederung.

Hier geht es zum FSEC Global Policy Report „The Economics of the Food System Transformation“.

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Bodenatlas 2024

Der Boden unter unseren Füßen ist ein wahres Multitalent. Er ist der artenreichste Lebensraum unserer Erde, er speichert gigantische Mengen Klimagase und Wasser, ernährt Mensch und Tier, lässt Blumen blühen und Bäume wachsen. Der Boden ist eine lebenswichtige Ressource – und er ist bedroht. Rund 60 Prozent der Böden in der EU sind geschädigt, gestern noch fruchtbarer Humus trocknet aus, verwandelt sich in Steppe und Wüste, immer mehr Böden werden für den Bau von Infrastruktur versiegelt. Konflikte um knapper werdendes Land nehmen zu. Der Bodenatlas 2024 beleuchtet nicht nur die Folgen des weltweiten Verlusts an fruchtbarem Boden, sondern zeigt auch die Potentiale nachhaltiger und gerechter Bodennutzung für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. Der Bodenatlas ist als kostenlose Online- und als Printausgabe verfügbar – außerdem gibt es dazu noch eine spannende Podcast-Reihe.

Der Bodenatlas 2024 ist ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung,
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. und TMG – Think Tank for Sustainability, TMG Research gGmbH.

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Bauern-Proteste: Zukunft braucht Veränderung!

Bauern-Proteste: Zukunft braucht Veränderung!

Die Bundesregierung geht nach tagelangen Protesten gegen die geplanten Agrar-Kürzungen auf die Bauern zu und hat die landwirtschaftlichen Verbände zu einem Gespräch am kommenden Montag, 15. Januar eingeladen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. begrüßt diese Initiative. Die Proteste seien nur in den Griff zu bekommen, wenn die seit Jahren ausstehenden Veränderungen in der Agrarpolitik endlich angepackt werden. Für das Gespräch mit den Vorsitzenden der Ampelfraktionen hat die AbL einen agrarpolitischen 6-Punkteplan veröffentlicht:

1. Machen Sie es Milchbäuerinnen und -bauern endlich möglich, kostendeckende Preise für ihre Produkte zu verhandeln – setzen Sie die Vertragspflicht vor Lieferung und mit festen Preisen zwischen Bäuer:innen und Molkereien um! (Artikel 148 der Gemeinsamen Marktordnung)

2. Unterstützen Sie die Bäuerinnen und Bauern beim Umbau der Tierhaltung – führen Sie eine Tierwohlabgabe ein!

3. Sorgen Sie für Ackerland in Bauernhand – wer bereits extrem viel Land besitzt, muss beim erneuten Landkauf eine erhöhte Grunderwerbsteuer zahlen!

4. Stellen Sie sicher, dass Bäuerinnen und Bauern mit Umweltschutz auch Geld verdienen können – Die Prämien der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) für ökologische Leistungen müssen zum Betriebseinkommen beitragen!

5. Stärken Sie viele und vielfältige landwirtschaftliche Betriebe – sorgen Sie für eine gerechte und soziale Verteilung der Gelder der GAP!

6.
 Wenden Sie Einkommensverluste von den Höfen ab und sichern Sie gentechnikfreie Märkte – sorgen Sie für eine weiterhin strenge Regulierung der Gentechnik!

Die AbL weist darauf hin, dass das geschnürte Maßnahmenpaket den Bundeshaushalt nicht weiter belastet, Bäuerinnen und Bauern wirtschaftlich stärkt und die notwendige Ökologisierung des Ackerbaus und den Umbau der Tierhaltung hin zu artgerecht und umweltverträglich gezielt voranbringt. Sollte es zum geplanten schrittweisen Abbau der Dieselrückvergütung kommen, ist für die AbL klar, dass dieser sehr viel sozial gerechter ausgestaltet werden muss als bisher vorgeschlagen.

Martin Schulz, Bundesvorsitzender der AbL und Landwirt in Niedersachen erläutert:

„Dass die Landwirtschaft ökologischer und die Tierhaltung artgerechter werden muss, ist zwischen uns Bäuerinnen und Bauern und den Vertreter:innen aus Umwelt- und Tierschutzverbänden spätestens seit den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission geeint. Dies gilt ebenso für den Punkt, dass diese anstehenden Veränderungen mit wirtschaftlichen Perspektiven für unsere landwirtschaftlichen Betriebe verbunden werden müssen. Weder die Ampel noch ihre Vorgängerregierung hat diese Empfehlungen nennenswert umgesetzt. Auch die vollmundige Ankündigung von Minister Özdemir zu Beginn seiner Amtszeit, die Bäuerinnen und Bauern in ihren Preisverhandlungen mit den Molkereien, Schlachthöfen und Mühlen zu stärken, ist bis heute eine Worthülse geblieben. Kanzler Scholz, Minister Özdemir, Minister Lindner und die Fraktionsspitzen der Ampel müssen die aktuellen Proteste zum Anlass nehmen, das Ruder in der Agrarpolitik endlich herum zu reißen und die Empfehlungen der Zukunfts- und Borchert-Kommission mit Leben füllen. Der agrarpolitische Status Quo ist weder für die Landwirtschaft noch für den Umwelt- und Tierschutz eine Option.“

Martin Schulz ergänzt zu den Vorschlägen aus Teilen der CDU einen weiteren Gesellschaftsvertrag zur Zukunft der Landwirtschaft auszuhandeln: „Wir haben in 16 Jahren CDU geführtem Landwirtschaftsministerium unter Ilse Aigner die Carta Landwirtschaft, unter Christian Schmidt das Grünbuch Landwirtschaft und unter Angela Merkel und Julia Klöckner die Zukunftskommission Landwirtschaft sowie die Ergebnisse der Borchert-Kommission ausgehandelt. Jetzt ist nicht die Zeit für einen Gesellschaftsvertrag 5.0. Was wir brauchen sind Politikerinnen und Politiker, die anpacken und die vorliegenden Empfehlungen endlich umzusetzen!“

Hintergrundinfos:

  • Die AbL hat eine Petition gestartet die Kanzler Scholz, Minister Özdemir und Minister Linder auffordert, den 6-Punkteplan umzusetzen > hier
  • Den gesamten agrarpolitischen 6-Punkteplan der AbL finden Sie > hier

Titelfoto: Wir haben es satt!“-Demonstration am 21.1.23 für die sozial gerechte Agrarwende und gutes Essen für alle; Foto: Nick Jaussi/www.wir-haben-es-satt.de

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Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer am 19. Januar

Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer am 19. Januar

Einladung zu Online-Workshop 19. Januar um 14 Uhr

Liebe Freundinnen und Freunde des IWE,

wir laden Euch am 19. Januar um 14 Uhr sehr herzlich zum Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft – zwischen Hoffnung und Realität“ von Stefan Schwarzer ein.

Wir bitten um Anmeldung bis zum 17.01.2024 per Mail an: ines.meier@institut-fuer-welternaehrung.org

Der Workshop ist kostenlos, wir freuen uns aber über jede Spende unter der Bankverbindung der GLS Bank, IBAN: DE 54 4306 0967 1138 5065 00 (BIC: GENODEM1GLS).

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Spendenaufruf für unser Projekt:
„Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Spendenaufruf für unser Projekt:
„Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Liebe Freund*innen des IWE,

dank vieler Spender*innen und Unterstützer*innen konnte das Institut für Welternährung in den letzten 10 Jahren den dringend notwendigen ökologischen Wandel unserer Ernährungslandschaft vorantreiben. Dieser Einsatz für eine gesunde Ernährung trägt mittlerweile Früchte. Die Ernährungswende ist dort angekommen, wo die Mehrheit der Menschen lebt. In mehr als 60 Städten in der Bundesrepublik sind ökologisch nachhaltige und regionale Ernährungskreisläufe im Aufbau, bei allen steht gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen im Fokus. 

Das ist ein Anfang. Doch die klimaverträgliche Transformation tut sich schwer, besonders die der Landwirtschaft. Hier fehlt es an Vorbildern, an Brücken, die aus dem fossilen Wirtschaftsmodell in eine klimaverträgliche Zukunft führen, die Bodenleben, Wasserreserven und Vielfalt nicht nur erhalten, sondern wieder aufbauen. 

Doch es gibt Vorreiter, die heute schon diese Form der regenerativen Landwirtschaft betreiben. Wir wollen die Beispiele, die heute schon unterwegs sind, in einem Projekt 2024 recherchieren, auf ihren Erfolg hin prüfen, die Erfahrungen zusammentragen und für die öffentliche Diskussion aufbereiten. Und dann die zusammenführen, die der Idee zum praktischen und politischen Durchbruch verhelfen können. 

Diese Agrarwende wollen wir beschleunigen, indem wir neue Kräfte mobilisieren, die den Wandel über die Märkte vorantreiben. Zum einen die Großen im Handel, die ein wirtschaftliches Interesse haben und ihr Image nicht durch Glyphosat und andere Pestizide beschädigen wollen. Es gilt, die Aldis, Lidls und REWEs zu motivieren, Glyphosat und andere Pestizide aus ihren Angeboten zu verbannen. Freiheit von Glyphosat und anderen Pestiziden soll auch die Messlatte der Kantinen des Bundes, insbesondere des Landwirtschaft- und Umweltministeriums werden. Sie sind Vorbild für die öffentliche Kantinenwirtschaft besonders in Kitas und Schulen. Die Macht des Marktes bringt eine ökologische regenerative Landwirtshaft vielleicht schneller voran als eine Politik, die sich gegen die übermächtige Lobby der Agrarkonzerne nicht durchsetzen kann.

Dies ist unser Projekt für 2024: „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“. Damit wir es umsetzen können, benötigen wir Finanzen. Unsere Mitgliedsbeiträge reichen dafür leider nicht. Ohne zusätzliche Spenden werden wir das Projekt, das rund 35.000 Euro kosten wird, nicht stemmen können. Mit Eurer/Ihrer Spende wäre es aber machbar. Deshalb wende ich mich an Euch/Sie mit der Bitte um weitere Unterstützung und Förderung. Und so geht’s:

Überweisung an:
Institut für Welternährung
GLS Bank
IBAN DE54 4306 0967 1138 5065 00
BIC GENODEM1GLS
Stichwort: „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Selbstverständlich nehmen wir – wenn gewünscht – Namen und/oder Logo des Unternehmens auf unserer Website als Unterstützer*innen auf. 

In der Hoffnung, dass unser Projekt „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“ auf Euer/Ihr Wohlwollen und Zustimmung stößt, wünsche ich im Namen des gesamten Vorstandes ein erfolgreiches und hoffentlich friedvolleres neues Jahr. 

Wilfried Bommert
Sprecher des Vorstandes

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Kino-Tipp: Der Dokumentarfilm „Holy Shit“ von Rubén Abruña

Kino-Tipp: Der Dokumentarfilm „Holy Shit“ von Rubén Abruña

Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña in seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“ auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf 4 Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als wahrer Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien.

Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern? Rubén Abruña trifft die Poop Pirates aus Uganda, die mit ihrer Arbeit und ihren Liedern den Menschen beibringen, wie sie Fäkalien in sicheren Dünger verwandeln können. Im ländlichen Schweden zeigt ihm ein Ingenieur eine Trockentoilette, die aus Urin Dünger herstellt. In Hamburg und Genf entdeckt er Wohnkomplexe mit dezentralen Kläranlagen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und aus menschlichen Exkrementen Strom und Dünger erzeugen.
Am Ende findet der Regisseur Lösungen für die Wiederverwendung menschlicher Ausscheidungen, die die globale Ernährungssicherheit, den Umweltschutz und die Hygiene verbessern und den Klimawandel eindämmen.

Mit seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“, der am 30. November bundesweit in den Kinos gestartet ist und durch den Christoph Maria Herbst als Sprecher führt, bringt Regisseur Rubén Abruña ein großes Tabu auf die Kino-Leinwand – und widmet sich einem wichtigen Thema, das die Menschheit vor immer größere Herausforderungen stellen wird. Kläranlagen sind überfordert und in die Natur gelangen immer öfter giftige Rückstände.

Können wir menschliche Fäkalien sinnvoll recyceln – und damit die Welt nachhaltig verbessern? Abruña macht sich auf die spannende Suche nach Antworten, wie dabei sowohl die Ernährungssicherheit als auch der Umweltschutz verbessert werden können und zeigt, dass etwas passieren muss. Denn so wie bisher kann und darf es nicht weitergehen.

Filmstill: Luftaufnahme der Kläranlage „Stickney Water Reclamation Plant“ in Chicago/USA, (c) Thurn Film

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Freiheit von Glyphosat

Freiheit von Glyphosat

Kommentar von IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert

10 Jahre Freiheit für Glyphosat. Es darf weiter auf die Äcker Europas gespritzt werden. Ein großer Tag für die Agrarindustrie. Sie hat bewiesen, dass ihre Netzwerke immer noch bestens funken, bis in die höchsten Kreise europäischer Politik. Für alle, die glaubten, dass jetzt mit dieser Allroundkeule der Chemie Schluss sein sollte, ist dies ein schwarzer Tag. Nicht nur, weil sie im Verdacht steht Krebs auszulösen, sondern weil Glyphosat keines unserer existenziellen Probleme löst, im Gegenteil!

Der Stoff heizt, als zentrale Stütze der industriellen Landwirtschaft, das Treibhaus Erde weiter auf. Glyphosat fördert den Einsatz von synthetischem Stickstoff und damit den Ausstoß von Klimagasen inklusive dem höchst aggressiven Lachgas. Es verbilligt das Mastfutter, begünstigt die Fleischfabriken und damit die Hauptquelle der Klimagase aus der Landwirtschaft. Glyphosat als Allroundkiller lässt nichts übrig von der Artenvielfalt auf den Äckern.

Im Gegenteil, es macht Monokulturen erst profitabel und forciert das Ende immer weiterer Arten. Es fördert den intensiven Ackerbau auch dort, wo der Regen mangelt, und sorgt so dafür, dass die Grundwasser- und damit die Trinkwasservorräte der Welt weiter schrumpfen. Die Monokulturen vernichten die Bodenfruchtbarkeit weltweit. Und der Hunger der Welt, er ist durch seinen Einsatz nicht verschwunden, im Gegenteil. Er spitzt sich zu durch die ökologischen Folgen, die Glyphosat für Weltklima, Artenvielfalt, Boden- und Wasservorräte hat.

Warum soll es also weitere 10 Jahre in Europa sein Unwesen treiben können? Wenn die politischen Schaltstellen in Brüssel und Berlin von der Industrie gekapert sind, bleibt immer noch der Markt. Will es der Markt? Wollen es die Kunden? Wohl kaum, die Mehrheit der Verbraucher jedenfalls lehnt Glyphosat ab. Wenn offizielle Schweizer Studien feststellen, dass ungefähr 40 Prozent der Lebensmittel tiefe, aber messbare Spuren von Glyphosat enthalten, warum sollte es bei uns anders sein?

Warum ignorieren die Aldis, die Lidls und Pennys, die EDEKAs und REWEs die Abneigung der Kundschaft? Weil bisher noch keiner dort die Frage ans Management gestellt hat, warum das Sortiment nicht längst frei von Glyphosat ist? Und warum geht der Bundeslandwirtschaftsminister, der in Brüssel nichts ausrichten konnte, nicht voran und sagt seiner Hauskantine, dass sie ihren Einkauf gefälligst auf Glyphosat freie Rohstoffe umzustellen habe? Das hätte mit Sicherheit Wirkung auf den Markt und auf den Gebrauch des Stoffes, den keiner auf dem Teller haben möchte. Was in Brüssel und Berlin am Widerstand der Lobbyisten scheiterte, das Ende von Glyphosat, könnte der Markt zu Stande bringen. Freiheit von Glyphosat! Ich wette, dafür braucht er nicht einmal 10 Jahre.

IWEFreiheit von Glyphosat
Hidden costs of global agrifood systems worth at least $10 trillion

Hidden costs of global agrifood systems worth at least $10 trillion

Our current agrifood systems impose huge hidden costs on our health, the environment and society, equivalent to at least $10 trillion a year, according to an analysis by the Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), covering 154 countries. This represents almost 10 percent of global GDP.

According to the 2023 edition of The State of Food and Agriculture (SOFA), the biggest hidden costs (more than 70 percent) are driven by unhealthy diets, high in ultra-processed foods, fats and sugars, leading to obesity and non-communicable diseases, and causing labour productivity losses. Such losses are particularly high in high- and upper-middle-income countries.

One fifth of the total costs are environment-related, from greenhouse gas and nitrogen emissions, land-use change and water use. This is a problem that affects all countries, and the scale is probably underestimated due to data limitations.

Low-income countries are proportionately the hardest hit by hidden costs of agrifood systems, which represent more than a quarter of their GDP, as opposed to less than 12 percent in middle-income countries and less than 8 percent in high-income countries. In low-income countries, hidden costs associated with poverty and undernourishment are the most significant.

The report makes the case for more regular and detailed analysis by governments and the private sector of the hidden or ‘true’ costs of agrifood systems via true cost accounting, followed by actions to mitigate these harms.

There have been other attempts at measuring the hidden costs of agrifood systems, producing similar estimates as FAO. The new FAO report, however, is the first to disaggregate these costs down to the national level and ensure they are comparable across cost categories and between countries.

For the first time ever, FAO will dedicate two consecutive editions of The State of Food and Agriculture to the same theme. This year’s report presents initial estimates, while next year’s will focus on in-depth targeted assessments to identify the best ways to mitigate them. Governments can pull different levers to adjust agrifood systems and drive better outcomes overall. Taxes, subsidies, legislation and regulation are among them.

“In the face of escalating global challenges: food availability, food accessibility and food affordability; climate crisis; biodiversity loss; economic slowdowns and downturns; worsening poverty; and other overlapping crises, the future of our agrifood systems hinges on our willingness to appreciate all food producers, big or small, to acknowledge these true costs, and understand how we all contribute to them, and what actions we need to take. I hope that this report will serve as a call to action for all partners – from policymakers and private-sector actors to researchers and consumers – and inspire a collective commitment to transform our agrifood systems for the betterment of all,” said FAO Director-General QU Dongyu.

The report urges governments to use true cost accounting to transform agrifood systems to address the climate crisis, poverty, inequality and food security. It notes that innovations in research and data, as well as investments in data collection and capacity building, will be needed to scale the application of true cost accounting, so it can inform decision-making in a transparent and consistent way.

Read the press release by FAO here.

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Wir trauern um Marie-Luise Dörffel

Wir trauern um Marie-Luise Dörffel

Marie-Luise Dörffel starb nach schwerer Krankheit im September 2023. Sie hat den Vorstand des Instituts für Welternährung mit ihren Ideen bereichert, mit ihrer Heiterkeit ermuntert und mit ihrer Unverzagtheit ermutigt auf dem Weg der Ernährungswende voranzugehen.

Ihr war wichtig, so schrieb sie selbst 2021 bei ihrem Antritt als Vorständin im IWE, dass unsere Ernährung gesünder wird – für den Menschen und die Umwelt, dass regionale Strukturen wieder entstehen können oder erhalten bleiben, dass Nähe, Gemeinsamkeit und gegenseitige Verantwortung kleine Betriebe stärken. Dass mehr (soziale) Gerechtigkeit, der Schutz der Lebewesen und des Klimas die Agrarwende bestimmen.

Marie Luises war es ein Anliegen, hierfür eine leichte Sprache zu finden. Denn „nur wenn viele Menschen verstehen, dass es um unser aller Zukunft geht, können wir viel bewegen.“ Das war für sie Passion und bleibt für uns Verpflichtung, auch über den Tod hinaus. Wir trauern um eine engagierte Mitstreiterin und liebe Kollegin. Wir trauern um Marie-Luise Dörffel.

Der Vorstand des Instituts für Welternährung

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