Symposium: Bilder machen für die Zukunft

Symposium: Bilder machen für die Zukunft

MOSAiC-Expedition; Photo: Esther Horvath

Das IWE unterstützt das Projekt „Biodiversität & Landwirtschaft“ der Neuen Schule für Fotografie. Im Rahmen des Projekts findet am Samstag, 31. Oktober das Symposium „Bilder machen für die Zukunft. Positionen der Umweltfotografie“ statt, zu dem wir Sie und Euch herzlich einladen.

Wann: 31. Oktober, 10–18 Uhr
Wo: Neue Schule für Fotografie (ausgebucht)
Live-Stream: Bitte melden Sie sich per Email bis 28. Oktober unter info@neue-schule-fotografie.berlin an.

Das Symposium stellt verschiedene Aspekte des noch jungen und fototheoretisch wenig erforschten Gebiets der Umweltfotografie vor. Wie wird die Umweltkrise in dokumentarischen und künstlerischen Positionen dargestellt? Welche historischen und zeitgenössischen Strategien gibt es in der Umweltfotografie, welche fototheoretischen Positionen? Welche Fotos haben tatsächlich Veränderungen angestoßen? Diese Fragen werden Referent*innen in ihren Vorträgen für das Symposium untersuchen.

Programm

10.15 Uhr: Begrüßung und Einführung – Dr. Susanne Holschbach und Ines Meier, Neue Schule für Fotografie

10.30 Uhr: PD Dr. Gisela Parak, Deutsches Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte Bremerhaven, „Protokoll einer verpassten Chance: Umweltschutz im Ausstellungsnarrativ der 1970er Jahre“

Mit „Project Documerica“ rief die amerikanische Umweltschutzbehörde 1971 eine Fotoagentur ins Leben, deren Bilder die Öffentlichkeit für aktuelle Themen sensibilisieren sollte. Eine besondere Funktion kam hierbei der 1974 eröffneten Ausstellung „Our Only World“ zu. Der Vortrag erörtert Programmatik und Umsetzung dieser Ausstellung und kontrastiert sie mit der 1969 im American Museum of National History präsentierten Schau „Can Man Survive?“

11.30 Uhr: Esther Horvath, Fotografin Alfred-Wegener-Institut, „Polarnight 25/24“

Als Dokumentarfotografin begleitete Esther Horvath 2019/20 Arbeit und Leben der Wissenschaftler*innen der MOSAiC-Expedition an Bord des Eisbrechers Polarstern sowie auf dem Meereis des Arktischen Ozeans. Während der monatelangen Polarnächte waren die Stirnlampen des Teams und die Scheinwerfer des Eisbrechers die einzigen Lichtquellen. Der ohrenbetäubende Wind und die tiefschwarze Dunkelheit sorgten für eine surreale Szenerie. In ihrem Vortrag nimmt Esther Horvath das Publikum mit auf eine Eisscholle und in die absolute Finsternis der Polarnächte und zeigt, wie Expeditionsteilnehmer*innen am entlegensten Ort unseres Planeten leben und arbeiten.

12.30–14 Uhr: Mittagspause

14.00 Uhr: Dr. Anna-Katharina Wöbse, Umwelthistorikerin, „Help! Umweltengagement und Fotografie im Anthropozän“

In den 1920er-Jahren erschüttert ein verstörendes Fotomotiv die Öffentlichkeit: Bilder von verölten Vögeln werden zu einem Topoi der internationalen Naturschutzbewegung. Sie bringen eine komplizierte Angelegenheit – die chronische Verschmutzung der Weltmeere – auf einen einfachen visuellen Punkt. Aus der Dokumentation entwickeln sich politische Aktionen – ein idealtypischer Prozess, der aber weder selbstverständlich noch einfach berechenbar ist. Der Beitrag wirft einen Blick auf Wechselwirkungen zwischen fotografischer Erzählung und Umweltengagement im 20. Jahrhundert.

15.00 Uhr: Claudius Schulze, Fotograf und Forscher, „Biosphere X“

Der Werkzyklus „Biosphere X“ führt zwei epochenprägende Entwicklungen zusammen: Das Verschwinden von Fauna einerseits und die Entstehung neuer Spezies durch künstliche Intelligenz, Bionik und Gentechnik andererseits. Während die Welt für Maschinen verständlich wird, verschwindet sie gleichzeitig für immer. Während das Physische in Bits und Bytes übersetzt wird, sterben Arten, weil deren Lebensgrundlage verloren geht. Werden Drohnen und Roboter die Tier- und Pflanzenwelt ersetzen? Können künstliche Intelligenz und Bionik dazu beitragen, Umweltprobleme zu lösen? Oder werden die Vorbilder aus der Natur verschwunden sein, bevor Ingenieure von ihnen lernen konnten? Welche Arten hätten sich entwickeln können, wäre die Evolution nicht gestört worden? Im Rahmen eines intensiven Forschungsprozesses bearbeitet Claudius Schulze mit großformatigen Fotografien, 3D-Scans, Animationen und seiner eigenen künstlichen Intelligenz diese Fragen.

16.00–16.30 Uhr: Kaffeepause

16.30–17.30 Uhr: Kurzpräsentationen Teilnehmer*innen Projekt „Biodiversität und Landwirtschaft“, Neue Schule für Fotografie

Die industrielle Landwirtschaft gehört zu den Hauptverursachern von Artensterben und Klimakrise, leidet aber gleichzeitig massiv unter den Folgen. Mit welchen Bildern können wir als Fotograf*innen die Öffentlichkeit auf dieses drängende Thema aufmerksam machen und positive Veränderungen bewirken? Eine Auswahl Studierender und Alumni der Neuen Schule für Fotografie, die an dem Projekt „Biodiversität & Landwirtschaft“ teilnehmen, stellen ihre fotografischen Arbeiten vor.

Das Symposium „Bilder für die Zukunft. Positionen der Umweltfotografie“ findet im Rahmen des European Month of Photography Berlin statt und ist Teil des Projekts „Biodiversität & Landwirtschaft“ der Neuen Schule für Fotografie Berlin, das durch die Heinrich-Böll-Stiftung, die Firma Hahnemühle, die GLS Bank, die Berliner Landeszentrale für politische Bildung, das Institut für Welternährung und das Ökodorf Brodowin gefördert wird.

IWESymposium: Bilder machen für die Zukunft
Wilfried Bommert beim BR-Tagesgespräch: Wieder mehr Hunger auf der Welt

Wilfried Bommert beim BR-Tagesgespräch: Wieder mehr Hunger auf der Welt

IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert war zu Gast beim BR-Tagesgespräch zum Thema „Wieder mehr Hunger auf der Welt: Was läuft da falsch?“

Die Corona-Pandemie trifft die Armen dieser Welt besonders hart. Denn: Aus der Gesundheitskrise ist längst eine Ernährungskrise geworden. Gerade in Afrika sind Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Moderation: Stefan Parrisius / Gast: Dr. Wilfried Bommert, Institut für Welternährung e.V. Berlin, Autor von „Verbrannte Mandeln: Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht“

Hier gibt’s das Tagesgespräch zum Nachhören.

IWEWilfried Bommert beim BR-Tagesgespräch: Wieder mehr Hunger auf der Welt
Wettbewerb: Euer Beitrag für den Ernährungswandel

Wettbewerb: Euer Beitrag für den Ernährungswandel

Ihr engagiert Euch für ein nachhaltiges Ernährungssystem? Ihr kennt jemanden, der das macht? Eure Forschung ermöglicht es, Ernährung nachhaltiger zu gestalten? Ihr setzt euch mit Eurem Projekt, Eurem Unternehmen für den Ernährungswandel ein?

Dann ist dieser Wettbewerb Euer Wettbewerb!

Schreibt einen packende Geschichte, sendet Fotos, Bilder, Videos oder Filme, die Ernährungswandel greifbar, machbar und attraktiv machen. Nehmt teil, erzählt Eure Geschichte. Und gewinnt den Hauptpreise in Höhe von 1000 und 700 Euro sowie zwei weitere Preise zu 300 und zwei zu 100 Euro.

Reicht Eure Projektvorstellungen, Personenporträts* und Artikel auf ernaehrungswandel.org/wettbewerb ein.

Einsendeschluss: 15.10.2020

Fragen? redaktion@ernaehrungswandel.org

* Der Preis für Fremdporträts wird zu gleichen Teilen an die porträtierte Person und die Autor*in ausgezahlt.

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Personen ab 18 Jahren können teilnehmen. Mit der Einreichung der Beiträge erteilt Ihr uns die Rechte für die Veröffentlichung. Hilfestellung für die Einreichung, eine ausführliche Beschreibung des Wettbewerbs sowie die vollständigen Teilnahmebedingungen findet Ihr auf ernaehrungswandel.org/wettbewerb. Veranstalter des Wettbewerbs ist NAHhaft e.V. in Kooperation mit dem Institut für Welternährung e.V. Ermöglicht wird der Wettbewerb durch private Spender*innen und die BKK ProVita. V.i.S.d.P.: NAHhaft e.V., Louisenstr. 89, 01099 Dresden.

IWEWettbewerb: Euer Beitrag für den Ernährungswandel
SWR1 Interview mit IWE-Vorstand Wilfried Bommert

SWR1 Interview mit IWE-Vorstand Wilfried Bommert

Aus der Ankündigung des Programms: Armut und Hunger. Beides sind bis heute siamesische Zwillinge der Menschheitsgeschichte. Ressourcen und Reichtum sind höchst ungerecht verteilt. Ein Ergebnis: Bei uns werden zig Tonnen Lebensmittel weggeworfen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Verstärkt wird die Not der Dritten Welt durch den Klimawandel. Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Wilfried Bommert seit langem. Bommert ist promovierter Agrarwissenschaftler. Er hat beim WDR-Hörfunk die Umweltredaktion geleitet. Und er ist der Gründer seiner eigenen kleinen Denkfabrik „Institut für Welternährung“.

IWESWR1 Interview mit IWE-Vorstand Wilfried Bommert
Einladung: IWE-Sommerakademie

Einladung: IWE-Sommerakademie

Einladung zur Sommerakademie 2020 via Zoom
am Samstag, den 04. Juli 2020, 10:00 – ca. 14.30 Uhr
 

Liebe Freund*innen des Instituts für Welternährung, 

Bio oder Bioreaktor, Meer oder Land, Fabrik oder Feld, wie wird sich die Welt in Zukunft ernähren? Coronapandemie und Klimakrise setzen unser Ernährungssystem unter Stress, und wir erkennen klarer denn je, dass es diesem Stress nicht gewachsen ist. Wir als IWE haben uns in unserer Streitschrift festgelegt: „Nur eine ökologische Landwirtschaft kann 10 Milliarden Menschen ernähren“. 

Mittlerweile betreten immer neue Akteure die Bühne und preisen neue Rohstoffquellen für unsere Ernährung: Algen, Bakterien, Pilze, Insekten, Zellkulturen, der Ersatz von Tieren durch Bioreaktoren. Wo geht die Reise hin, wie kann die Weltbevölkerung in Zukunft satt werden? Diesem Thema ist unsere Sommerakademie gewidmet. Leider kann sie in Coronazeiten nicht wie geplant in Schloss Türnich stattfinden. Wir haben sie ins Netz verlegen und leider auch verkürzen müssen.

Unsere Sommerakademie 2020 findet als Zoom- Konferenz statt. Sie beginnt am Samstag, den 04. Juli 2020 um 10:00 mit einer Einführung auch zur „Technik“ und der Vorstellung der Teilnehmer*innen. 

Ab 11:00 wird uns Professor Prof. Dr. Thomas A. Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz in die zukünftigen Welten der Ernährung einführen .  

Ab 13:00 wollen wir uns fragen, welche Postion wir als Institut für Welternährung zu den sich ankündigenden Trends zwischen Bio-Landwirtschaft und Bioreaktoren einnehmen und wie wir den Prozess der Transformation unseres Ernährungssystems weiter begleiten wollen.  Die Sommerakademie endet voraussichtlich gegen 14:30. 

Wir freuen uns auf Eure Teilnahme an diesem Experiment. Bitte meldet Euch bis zum 30. Juni an bei Julia Schererjulia.scherer@institut-fuer-welternaehrung.org. Das genaue Programm und die Zoom-Einladung schicken wir euch am 2. Juli.  

IWEEinladung: IWE-Sommerakademie
Essen in Zeiten von Corona: 7 Empfehlungen, die das Immunsystem stärken

Essen in Zeiten von Corona: 7 Empfehlungen, die das Immunsystem stärken

Es geht um unsere Abwehrkräfte. Wenn das Virus angreift, müssen wir fit sein. Wir können unsere körpereigene Abwehr stärken und zugleich das Klima schonen. Wie, das hat das IWE Vorstandsmitglied Agnes Streber zusammengefasst, sie leitet das Ernährungsinstitut Kinderleicht in München. 

1.    Viel frisches Gemüse und Obst essen
So bunt und saisonal wie es im März nur geht. Obst und Gemüse sind wertvolle Lieferanten der Vitamine A, C und E, enthalten Antioxidantien und Bitterstoffe, die die Abwehrkräfte stärken und aktivieren. Vor allem Gemüse und Salatsorten, die viele Bitterstoffe enthalten, sind stärkend für die Abwehr. Beispiele dafür sind Radicchio, Endiviensalat, Chicorée, Rucola und jegliche Kohlsorten wie Grünkohl, Rosenkohl, Brokkoli und Blumenkohl. Aber auch Klassiker wie Karotten, rote Bete, Spinat und Fenchel sind genussreiche Unterstützer, um gesund zu bleiben.

2.    Auf Vollkornprodukte zurückgreifen
Vollkornmehl enthält viele Ballaststoffe, die für einen gesunden Darm, eine gute Verdauung und lange Sättigung sorgen. Darüber hinaus liefern sie wertvolle Mineralstoffe und Vitamine. Vor allem Zink, Eisen und Selen sind im Zusammenhang mit dem Immunsystem besonders wichtig. Diese sogenannten Spurenelemente finden sich vor allem in Hafer(-flocken), Hirse, Paranüssen, Sonnenblumen- und Kürbiskernen sowie Weizenkeimlingen. 
Tipp: Sprossen und Keimlinge (Anleitungen bei YouTube) können ganz leicht selbst gezogen werden und machen sich hervorragend im selbst gebackenen Brot!

3.    Mit Gewürzen und Kräutern kochen
Wärmende Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Zimt, Chili, Curry, Muskat und Kreuzkümmel sind reich an ätherischen Ölen, können gut gegen Viren wirken und machen das Essen gleichzeitig noch schmackhafter. Frische Kräuter haben ebenso eine positive Wirkung auf das Immunsystem und sollten vielseitig beim Kochen eingesetzt werden. Gleichzeitig kann der Verzehr von Salz so verringert werden. 
Tipp: Kresse selber ziehen und in der Küche griffbereit mit Brettchen und Messer hinstellen!

4.    Viel trinken
Ideal sind täglich 1,5-2 L Wasser und besonders zur Erkältungszeit werden die Schleimhäute somit vor dem Austrocknen geschützt. Wasser kann mit Zitronen- und Orangenscheiben und Ingwerstückchen aufgepeppt werden und liefert somit noch mehr Gutes für’s Immunsystem. Wärmende Kräutertees sind ebenfalls sehr empfehlenswert und bringen noch mehr Geschmack. 

5.    Wenig Zucker und keinen Alkohol
Zuckerreiche Lebensmittel liefern viele Kalorien aber keine gesunden Nährstoffe. Der Körper arbeitet, um die Süßigkeiten zu verdauen, bekommt aber nichts Gutes dafür. Auch auf Alkohol sollte lieber verzichtet werden. Süße gesündere Leckereien wie z.B. Energiekugeln, Popcorn, Haferriegel mit Schokolade, Puddings und Müslibällchen können leicht selbst zubereitet werden.

6.    Fleisch und Wurstwaren
Wir empfehlen, nach Möglichkeit auf Fleisch zu verzichten. Für Fleischliebhaber*innen gilt die Empfehlung, nicht mehr als 2-3 Mal pro Woche Fleisch zu verzehren und dies unbedingt aus biologischer Haltung zu kaufen. 

7.    Sonnenlicht und Bewegung an der frischen Luft
Jeden Tag ein großer Spaziergang von mindestens 1-2 Stunden, möglichst zur Mittagszeit und in der Sonne, hilft unserem Körper, das immunstärkende Vitamin D zu produzieren. Draußen an der frischen Luft ist es außerdem möglich, die Empfehlung von 2 Meter Abstand gut einzuhalten und so dem Ansteckungsrisiko aus dem Weg zu gehen. Nutzen Sie doch die Zeit für ausgiebige Spaziergänge oder Fahrradtouren und bewegen Sie sich täglich an der frischen Luft. 

Agnes Streber steht als Ernährungsexpertin für Interviews und als Gesprächspartnerin zur Verfügung unter:
Tel: 089/716 77 50 30
Mail: info@kinderleichtmuenchen.deagnes.streber@institut-fuer-welternaehrung.org

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Öffentliches und kirchliches Land in Bio-Bauernhand?

Öffentliches und kirchliches Land in Bio-Bauernhand?

v.r.n.l.: Jochen Goedecke, Fairpachten – Regionalberatung Süd; Dirk Hillerkus, Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW; Wilfried Bommert, IWE; Matthias Kiefer, Sprecher der AGU; Dr. Ursula Hudson, Präsidentin Slowfood Deutschland; Ralf Demmerle, Fairpachten – AbL Mitteldeutschland

Kein leichter Weg, aber machbar – Erste Erfahrungen machen Mut

Wenn ökologische Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen bis 2030 Standard werden soll, so wie es die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vorsehen, dann müssen jetzt Weichen gestellt werden. Das war das einheitliche Votum der Diskutanten der Podiumsdiskussion „Öffentliches und kirchliches Land in Biobauernhand?“ anlässlich der Biofach 2020 in Nürnberg. Vor allem Kirchen, Kommunen, Länder und der Bund stehen hier in der Verantwortung. Wie sich zeigte, bedarf es dazu jedoch eines neuen Bewusstseins, Mut und neuer Strategien.

Die Kirchen gehören zu den großen Besitzern von Pachtland und könnten durchaus Einfluss darauf nehmen, wer und wie ihr Kirchenland pachten und beackern darf. Theoretisch. Noch fällt es den beiden großen Volkskirchen aber schwer, ökologische Vergabekriterien für Pachtland in den Gemeinden umzusetzen. Vertragliche Bindungen, nicht selten über Generationen hinweg, lassen sich nicht ohne Weiteres aufkündigen. Bislang gehen Vorschriften für die Bewirtschaftung nicht über das Verbot von Klärschlammausbringung und die Anwendung genveränderten Saatgutes hinaus. Pachtbedingungen, die weitergehende ökologische Verpflichtungen wie etwa ein Verbot von synthetischen Pestiziden wie Glyphosat, mehr Artenschutz oder Vorrang für bäuerliche Betriebe des Ökolandbaus sind rar.

Sozialer Friede geht vor

Kein Ärger im Dorf gehe da vor ökologische Ansprüche, erklärte Dirk Hillerkus, Umweltbeauftragter der Evangelische Kirche Westfalen. Dies gelte auch, so Matthias Kiefer, Umweltbeauftragter des Bistum München und Freising, wenn die Kirchen auf höherer Ebene entsprechende Empfehlungen ausgeben. Der soziale Friede habe Vorrang. Einen Lösungsvorschlag steuerte Ralf Demmerle von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland bei. Der Konflikt ließe sich entspannen, wenn die Entscheidung über die kirchlichen Pachtverträge auf höheren Stufen der Verwaltung gefällt würde, wo sie keine direkten Interessen mehr ausgesetzt ist.

Greifswald Vorreiter

Auch bei kommunalen Flächen muss die Anwendung ökologischer Maßstäbe erst ins Bewusstsein kommen und durchgesetzt werden. Dank des zivilgesellschaftlichen Aktionsbündnisses „Unser Land schafft Wandel“ könnte die Stadt Greifswald Vorreiter werden. Wie Björn Pasemann vom Aktionsbündnis erklärte, sei in Greifswald erstmals in der Bundesrepublik eine gemeinwohlorientierte Vergabe von kommunalen Flächen durchgesetzt worden.

Strategie-Forum geplant

Doch noch steht die Bewegung mit der Forderung „Öffentliches und kirchliches Land in Bio-Bauernhand“ am Anfang. Um sie weiter zu fördern, werden Veranstalter des Podiums Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung ein Forum einrichten, über das erfolgreiche Strategien des Fairpachtens deutschlandweit in die Öffentlichkeit gebracht werden können.

Hilfreiche Vorlagen für Pächterauswahl und Pachtvertrag

Zwei Muster-Vorschläge zur Pächterauswahl, einer von der AbL und ein anderer vom Aktionsbündnis „Unser Land schafft Wandel“ aus Greifswald können unten stehend heruntergeladen werden. Ein kostenloses Beratungsangebot bietet darüber hinaus die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe als Initiator des Projektes „Fairpachten“, mit dem die Evangelische Kirche von Westfalen zusammenarbeitet. Auch der Mustervertrag von „Fairpachten“ steht zum Download zur Verfügung.

IWEÖffentliches und kirchliches Land in Bio-Bauernhand?
Ökolandbau in der Himalaya-Region: Sikkim voran – die anderen folgen?

Ökolandbau in der Himalaya-Region: Sikkim voran – die anderen folgen?

Ein Beitrag von IWE-Mitglied Alexandra Kandzi

100% Ökolandbau – das hat sich der kleine indische Bundesstaat Sikkim auf die Fahnen geschrieben. Damit ist er zum weltweiten Vorbild, besonders aber zum Vorreiter in der Himalaya-Region geworden. In dieser ökologisch vielfältigen und gleichzeitig sehr empfindlichen Gegend sind damit auch die indischen Nachbarstaaten wie Nagaland, Uttarakhand, Mizoram oder auch die Länder wie Bhutan oder Nepal gefordert. Und erfreulicherweise tut sich hier einiges, wenn es darum geht, den Ökolandbau zu fördern. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie „Mainstreaming von ökologischem Landbau und Agrarökologie im Himalaya“, an der u.a. das World Future Council und die deutsche Schweisfurth-Stiftung mitgearbeitet hat.

Modellprojekte, die an die bergigen Standorte angepasst sind, die Förderung von Betriebsmitteln sowie die Weiterbildung von Subsistenz-Bauern sind dabei wichtige Maßnahmen. Besonders erfolgreich ist die Entwicklung des Ökolandbaus in der Himalaya-Region dann, wenn auch die Zusatznutzen dieser schonenden Anbau-Form gesehen und berücksichtigt werden: Sanfter Tourismus als zusätzliche Einnahmequelle sowie Natur-, Gewässer- und Klimaschutz zur Wahrung der Ressourcen.

Besonders letztere haben eine große Bedeutung. Beherbergt die Himalaya-Region doch wertvolle Öko-Systeme, die sich durch eine außergewöhnliche Biodiversität auszeichnen. Außerdem hängt die Wasserversorgung von 1,3 Milliarden Menschen, die im Einzugsgebiet der Bergregion leben, direkt von den Reserven der gigantischen Berggegend ab. Und der Klimawandel verändert und erschwert die Lebensmittelproduktion auf ohnehin nicht einfach zu bewirtschaftenden Flächen.

Das alles haben auch die politischen Entscheider vor Ort in den vergangenen zehn Jahren nicht nur mehr und mehr erkannt, sondern auch motiviert umzusteuern. Während Sikkim den Weg am konsequentesten gegangen ist, sind die anderen Anrainer dabei, Programme und Gesetze zu installieren, die die nachhaltige Landwirtschaft zunehmend implementieren. In vielen Gegenden sind die Voraussetzungen gut für den Bio- Landbau, da die moderne konventionelle Landwirtschaft, die u.a. auf große Flächen und Maschinen setzt, nur schlecht Fuß fassen konnte. Trotzdem müssen Bauern für die Transformation zusätzlich geschult, gefördert und allen voran die regionalen und lokalen Märkte weiterentwickelt werden.

Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung. Studie: „Mainstreaming von ökologischem Landbau und Agrarökologie im Himalaya

Auch wenn dies in manchen Gegenden noch ein weiter Weg ist, kann am Ende die gesamte Gegend von einer nachhaltigen zukunftsfähigen Landwirtschaft profitieren. Die im Himalaya gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen sind außerdem kostbar für viele Menschen rund um den Globus. Schließlich leben zirka 13% der Weltbevölkerung in Gebirgen und ungefähr die Hälfte der Menschheit hängt direkt von Gebirgsressourcen, vor allem Wasser, ab. Und nicht zuletzt 25% der terrestrischen Biodiversität hat in den Bergen ihre Heimat.

Ökolandbau, der an die Gegebenheiten in Gebirgen angepasst ist, kann damit nicht nur eine resiliente Möglichkeit sein, Lebensmittel zu produzieren, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit bieten, Klima- und Artenschutz in den empfindlichsten Regionen dieser Erde zu betreiben. Der Anfang dafür ist gemacht.

IWEÖkolandbau in der Himalaya-Region: Sikkim voran – die anderen folgen?
Dossier: Kirchenland in (Bio-)Bauernhand?

Dossier: Kirchenland in (Bio-)Bauernhand?

Nach welchen Kriterien verpachtet die Kirche ihr Land?
von Karin Vorländer

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gehört mit geschätzten 300.000 Hektar zu den größten Landeigentümern Deutschlands. Der römisch-katholischen Kirche gehören etwa 200.000 Hektar Acker- und Grünland und Wald. Gemeinsam besitzen die beiden Kirchen etwa 3 Prozent der aktuell 16,5 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Deutschland größtenteils in den neuen Bundesländern. Das ist eine Größe, die durchaus relevant ist, wenn es um die Frage geht, wie und von wem dieses Land bewirtschaftet wird. Angesichts von zurückgehender Bodenfruchtbarkeit, dramatisch abnehmender Artenvielfalt und immer deutlich werdendem Klimawandel fällt es durchaus ins Gewicht, ob und von wem Kirchenland ökologisch nachhaltig, konventionell oder im Rahmen industrieller Landwirtschaft bearbeitet wird.

Den allergrößten Teil ihres Landes verpachten die Kirchen in den „alten Bundesländern“ zur landwirtschaftlichen Nutzung an Landwirte, deren Familie das kirchliche Pachtland nicht selten schon seit Generationen bewirtschaften. Ausgelaufene Pachtverträge wurden bislang meist mehr oder weniger automatisch verlängert.

Innerkirchlich und in der Gesellschaft mehren sich Stimmen, die von der Kirche eine Vorreiterrolle erwarten, wenn es um die Förderung biologischen Landbaus und die Wertschätzung des Bodens geht. Die Verpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung ist in der Kirche, evangelisch und katholisch gleichermaßen, schon seit Jahrzehnten ein wichtiges Thema, das auch für den Umgang mit kircheneigenen Flächen in etlichen Denkschriften und Programmen zum Naturschutz zunehmend relevant wird.

Das Dossier „Kirchenland in (Bio-)Bauernhand?“ von Karin Vorländer können Sie hier herunterladen.

IWEDossier: Kirchenland in (Bio-)Bauernhand?