Ein Beitrag von IWE-Mitglied Alexandra Kandzi
100% Ökolandbau – das hat sich der kleine indische Bundesstaat Sikkim auf die Fahnen geschrieben. Damit ist er zum weltweiten Vorbild, besonders aber zum Vorreiter in der Himalaya-Region geworden. In dieser ökologisch vielfältigen und gleichzeitig sehr empfindlichen Gegend sind damit auch die indischen Nachbarstaaten wie Nagaland, Uttarakhand, Mizoram oder auch die Länder wie Bhutan oder Nepal gefordert. Und erfreulicherweise tut sich hier einiges, wenn es darum geht, den Ökolandbau zu fördern. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie „Mainstreaming von ökologischem Landbau und Agrarökologie im Himalaya“, an der u.a. das World Future Council und die deutsche Schweisfurth-Stiftung mitgearbeitet hat.
Modellprojekte, die an die bergigen Standorte angepasst sind, die Förderung von Betriebsmitteln sowie die Weiterbildung von Subsistenz-Bauern sind dabei wichtige Maßnahmen. Besonders erfolgreich ist die Entwicklung des Ökolandbaus in der Himalaya-Region dann, wenn auch die Zusatznutzen dieser schonenden Anbau-Form gesehen und berücksichtigt werden: Sanfter Tourismus als zusätzliche Einnahmequelle sowie Natur-, Gewässer- und Klimaschutz zur Wahrung der Ressourcen.
Besonders letztere haben eine große Bedeutung. Beherbergt die Himalaya-Region doch wertvolle Öko-Systeme, die sich durch eine außergewöhnliche Biodiversität auszeichnen. Außerdem hängt die Wasserversorgung von 1,3 Milliarden Menschen, die im Einzugsgebiet der Bergregion leben, direkt von den Reserven der gigantischen Berggegend ab. Und der Klimawandel verändert und erschwert die Lebensmittelproduktion auf ohnehin nicht einfach zu bewirtschaftenden Flächen.
Das alles haben auch die politischen Entscheider vor Ort in den vergangenen zehn Jahren nicht nur mehr und mehr erkannt, sondern auch motiviert umzusteuern. Während Sikkim den Weg am konsequentesten gegangen ist, sind die anderen Anrainer dabei, Programme und Gesetze zu installieren, die die nachhaltige Landwirtschaft zunehmend implementieren. In vielen Gegenden sind die Voraussetzungen gut für den Bio- Landbau, da die moderne konventionelle Landwirtschaft, die u.a. auf große Flächen und Maschinen setzt, nur schlecht Fuß fassen konnte. Trotzdem müssen Bauern für die Transformation zusätzlich geschult, gefördert und allen voran die regionalen und lokalen Märkte weiterentwickelt werden.
Auch wenn dies in manchen Gegenden noch ein weiter Weg ist, kann am Ende die gesamte Gegend von einer nachhaltigen zukunftsfähigen Landwirtschaft profitieren. Die im Himalaya gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen sind außerdem kostbar für viele Menschen rund um den Globus. Schließlich leben zirka 13% der Weltbevölkerung in Gebirgen und ungefähr die Hälfte der Menschheit hängt direkt von Gebirgsressourcen, vor allem Wasser, ab. Und nicht zuletzt 25% der terrestrischen Biodiversität hat in den Bergen ihre Heimat.
Ökolandbau, der an die Gegebenheiten in Gebirgen angepasst ist, kann damit nicht nur eine resiliente Möglichkeit sein, Lebensmittel zu produzieren, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit bieten, Klima- und Artenschutz in den empfindlichsten Regionen dieser Erde zu betreiben. Der Anfang dafür ist gemacht.