Gesundheit beginnt im Boden: Vortrag von Ulrich Köpke

Gesundheit beginnt im Boden: Vortrag von Ulrich Köpke

Den Vortrag „Gesundheit beginnt im Boden – Boden-Mikrobiom – Pflanzen-Mikrobiom, Ernährung und globale Gesundheit“ hielt Prof. Dr. Ulrich Köpke im Rahmen der Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung im Januar 2022.

Prof. Dr. Ulrich Köpke war von 1987 bis 2017 Universitätsprofessor für Organischen Landbau, gründete 1990 das Institut für Organischen Landbau (IOL) an der Universität Bonn und war bis 2017 dessen Direktor.

IWEGesundheit beginnt im Boden: Vortrag von Ulrich Köpke
IWE -Studie: Bundeskantinen ökologisch mangelhaft

IWE -Studie: Bundeskantinen ökologisch mangelhaft

Was in den Bundeskantinen in Töpfen und Pfannen für die Bundesbediensteten angerichtet wird, dürfte der Regierung selbst kaum schmecken. Denn was da täglich tausendfach auf den Tellern landet, ist alles andere als klimafreundlich und verträgt sich in der Mehrzahl der Fälle weder mit den klimapolitischen Zielen noch mit dem ökologischen Anspruch der neuen Regierung.

Das jedenfalls ergibt eine jüngst abgeschlossene Studie zur Verpflegung in den bundeseigenen Kantinen, die das Institut für Welternährung in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt durchgeführt hat. [1]

Das Fazit: Die Bundesregierung schadet durch ihre Kantinenwirtschaft dem eigenen Ansehen und der internationalen Glaubwürdigkeit ihrer Politik.

Die Erkenntnisse, die Svea Spieker, Hochschule Darmstadt, Fachbereich Media im Rahmen ihrer Masterarbeit bei 54 Kantinen des Bundes gewonnen hat, zeigen:  

  • dass gerade Fleisch zu häufig und in zu großen Mengen auf dem Teller landet und mit bis zu 750 Gramm pro Woche teilweise mehr als drei Mal so hoch liegt wie die von Experten empfohlene Menge von max. 200 Gramm
  • dass vegetarische und vegane Gerichte zu selten angeboten werden
  • dass Kriterien wie bio, regional und fair bei den Bundeskantinen bislang unterbelichtet sind
  • dass Kommunikation mit der Kantinenkundschaft über die Nachhaltigkeit des Speiseangebots nur in Ansätzen stattfindet. Bei den Entscheidungen über die Umwelt- und Klimaverträglichkeit bleibt der Essensgast weitestgehend sich selbst überlassen.
  • dass lokale Anbieter, regionale Verarbeiter und kleinere Bauern keinen angemessenen Platz als Zulieferer finden
  • dass es nur in einem Drittel der Kantinen verbindliche Vorgaben des Bundes in Sachen Nachhaltigkeit gibt

Dabei gibt die Studie nach dem Urteil der Autorin noch eher die Sonnenseite der Kantinenwirtschaft des Bundes wieder. Denn von den 150 angeschriebenen Kantinen haben nur ein Drittel teilgenommen. Es ist anzunehmen, dass diese auch in Sachen Nachhaltigkeit die Motivierteren sind. Zwei Drittel lehnten trotz Nachfragen eine Teilnahme ab.

Unter dem Strich, so Agnes Streber, Projektleiterin:

  • verfehle die Bundesregierung in ihren Kantinen die eigenen Umweltziele und Nachhaltigkeitsansprüche,
  • versage damit als Motor für eine klimaverträgliche Ernährungswende,
  • vergibt die Chance, regionale ökologische Wirtschafts- und Ernährungskreisläufe zu stärken
  • und verpasst die Möglichkeit, mit ihren Kantinen Standards für Klima und Gesundheit zu setzen, die in Kitas, Schulen und Mensen als Vorbild dienen könnten

Die derzeitige Praxis in Bundeskantinen, so der Sprecher des Instituts für Welternährung Wilfried Bommert, liegt weit hinter den Zielen, die die Bundesregierung 2021 in ihrem „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit – Weiterentwicklung 2021“ selbst beschlossen hat und stelle die Glaubwürdigkeit der klima-, tierschutz-, umwelt- und gesundheitspolitischen Ziele der Ampelkoalition in Frage.

Vor dem Hintergrund der drängenden ökologischen Krise und der rasant steigenden Fehlernährung der deutschen Bevölkerung legt die Studie den dringenden Handlungsbedarf des Bundes in seiner Kantinenwirtschaft offen und betont dabei fünf Bereiche besonders:

  1. Vorrang für vegetarische und vegane Speisen
  2. Vorrang für bio, regional, saisonal und fair
  3. Vorrang für ökologische Kundenkommunikation mit den Kantinenbesuchern
  4. Vorrang für kleinere, lokale Anbieter sowie regionale Verarbeiter und Landwirte
  5. Verbindliche Vorgaben des Bundes in Sachen Nachhaltigkeit

Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse können Sie hier als PDF herunterladen, die Studie „On the Way to a Sustainable Future“ finden Sie hier.

Pressekontakt Institut für Welternährung: Sabine Jacobs
Tel.: +49 (0) 2293 815 07 0 / Fax: +49 (0) 2293-815071
Mail: sabine.jacobs@institut-fuer-welternaehrung.org 


[1]On the Way to a Sustainable Future
Analysis and Optimisation of Sustainability Management and Communication using the Example of the Food Sector
Final thesis in the course of study Media, Technology and Society to obtain the academic degree Master of Science (M.Sc.) submitted by Svea Spieker, Matriculation number 752 832 , August 2021

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Aufzeichnung Werkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU

Aufzeichnung Werkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU

Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung haben am 14. Januar gemeinsam ein digitales Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung durchgeführt. Unser Thema: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU

Nach Schätzungen der EU-Kommission sind 60 bis 70 Prozent der europäischen Böden in keinem guten Zustand. Diese Bodenverschlechterung verursacht in der EU jährlich Kosten in Höhe von 50 Milliarden Euro und schlimmer noch: die Degradierung gefährdet die Ernährungssicherheit zukünftiger Generationen. Zweifellos: Europa braucht eine zukunftsfähige Bodenpolitik!

Die im November 2021 erschienene Europäische Bodenstrategie nimmt den verbindlichen Schutz der Bodengesundheit, nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken und eine Begrenzung der Flächeninanspruchnahme in den Blick und schlägt einen „Boden-Pakt für Europa“ vor. Zudem unterstreicht sie die Notwendigkeit eines rechtsverbindlichen Rahmens für ein nachhaltiges Ernährungssystem in der EU. 

Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung möchten im Rahmen der Berliner Werkstattgespräche zur Zukunft der Ernährunggemeinsammit Boden-Expert*innen aus Wissenschaft, EU-Kommission, Europäischem Parlament und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Chancen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Bodens in der EU ausloten.

Nach Impulsvorträgen von Dr. Andrea Beste, Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur und Mirco Barbero, EU-Kommission, DG ENV-Referent für Bodenschutz und nachhaltige Landnutzung und Damiano di Simine, Legambiente & Soil4Life folgte eine Diskussion mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments:

  • Martin Häusling, Grüne / Freie Europäische Allianz
  • Marlene Mortler, Europäische Volkspartei
  • Maria Noichl, Progressive Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament

Moderation: Tanja Busse, Journalistin und Autorin

Unser Werkstattgespräch über die nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU wurde im Rahmen des Soil4Life Projekts gefördert und fand mit englischer Verdolmetschung statt. 


 

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The webinar is organised as part of the SOil4life project co-financed by the European Commission through the Life programme

IWEAufzeichnung Werkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU
Werkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU am 14. Januar 2022

Werkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU am 14. Januar 2022

Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung laden Sie und Euch herzlich zu unserem gemeinsamen digitalen Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung am 14. Januar 2022 von 10-12 Uhr ein. Unser Thema: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU

Nach Schätzungen der EU-Kommission sind 60 bis 70 Prozent der europäischen Böden in keinem guten Zustand. Diese Bodenverschlechterung verursacht in der EU jährlich Kosten in Höhe von 50 Milliarden Euro und schlimmer noch: die Degradierung gefährdet die Ernährungssicherheit zukünftiger Generationen. Zweifellos: Europa braucht eine zukunftsfähige Bodenpolitik!

Die im November 2021 erschienene Europäische Bodenstrategie nimmt den verbindlichen Schutz der Bodengesundheit, nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken und eine Begrenzung der Flächeninanspruchnahme in den Blick und schlägt einen „Boden-Pakt für Europa“ vor. Zudem unterstreicht sie die Notwendigkeit eines rechtsverbindlichen Rahmens für ein nachhaltiges Ernährungssystem in der EU. 

Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung möchten im Rahmen der Berliner Werkstattgespräche zur Zukunft der Ernährunggemeinsammit Boden-Expert*innen aus Wissenschaft, EU-Kommission, Europäischem Parlament und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Chancen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Bodens in der EU ausloten.

Nach Impulsvorträgen von Dr. Andrea Beste, Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur und Mirco Barbero, EU-Kommission, DG ENV-Referent für Bodenschutz und nachhaltige Landnutzung und Damiano di Simine, Legambiente & Soil4Life folgt eine Diskussion mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments:

  • Martin Häusling, Grüne / Freie Europäische Allianz
  • Marlene Mortler, Europäische Volkspartei
  • Maria Noichl, Progressive Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament

Moderation: Tanja Busse, Journalistin und Autorin

Unser Werkstattgespräch über die nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU wird im Rahmen des Soil4Life Projekts gefördert und findet mit englischer Verdolmetschung statt. 

Sie können sich für die Diskussion bis zum 12.01.2022 auf dieser Seite anmelden. Sie bekommen die Zugangsdaten zur Veranstaltung am 13.01. per E-mail zugesendet.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und auf einen konstruktiven Austausch.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. Nina Wolff
Amtierende Vorsitzende 
Slow Food Deutschland e. V.
nina.wolff@slowfood.de
+49-(0)170 81 27 346

Dr. Wilfried Bommert 
Sprecher des Vorstandes
Institut für Welternährung e. V.
wilfried.bommert@institut-fuer-welternaehrung.org
+49-(0)173-9552544
 

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The webinar is organised as part of the SOil4life project co-financed by the European Commission through the Life programme

IWEWerkstattgespräch: Nachhaltige und faire Bodennutzung in der EU am 14. Januar 2022
Dokumentation: „Agrarökologische Konzepte“ IWE-Sommerakademie

Dokumentation: „Agrarökologische Konzepte“ IWE-Sommerakademie

Credit: Agroscope, CC BY-ND 2.0

Land unter, der Klimawandel zeigt seine Gewalt, jetzt auch bei uns. Corona hat uns davon abgelenkt, dass sich im Hintergrund eine explosive Gemengelage aufgebaut hat, die nichts Gutes für die Welternährung verheißt. Klimaextreme, Artensterben, Schwund fruchtbarer Böden und Wasserreserven, die Landwirtschaft der Zukunft muss diesen Herausforderungen nicht nur gewachsen sein, sie muss heilen und regenerieren, was zerstört und geschädigt ist. Vom Klima über die Artenvielfalt bis zur Bodenfurchtbarkeit. Es geht um aufbauende agrarökologische Konzepte. Wie muss der Goldstandard einer zukunftsfähigen Landbewirtschaftung aussehen?

Unsere IWE-Sommerakademie 2021 ist dieser Frage unter dem Titel „Agrarökologische Konzepte als künftiger Goldstandard der Landwirtschaft?“ nachgegangen. Im Folgenden finden Sie die Aufzeichnungen der Vorträge von Prof. Dr. Josef Settele und Professor Antônio Andrioli.

1. Prof. Dr. Josef Settele: „Klima, biologische Vielfalt und zukunftsfähige Ernährungssysteme“

Professor Settele arbeitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Halle zum Schwerpunkt Biodiversität, Landnutzung und sozial-ökologische Systeme. Er ist Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung. Jüngst wirkte er mit an einer Studie, die vom Weltklimarat IPCC und dem Weltbiodiversitätsrat IPBES gemeinsam erarbeitet wurde und herausstellt: Klimakrise und Artensterben haben eine gemeinsame Wurzel, unsere Art zu wirtschaften. Sie verstärken sich gegenseitig und können nur gemeinsam bekämpft werden. Dabei spielt die Landwirtschaft eine der wichtigsten Rollen.

Den Vortrag gibt es hier zusätzlich zum Download:


3. Professor Antônio Andrioli: „Eine Universität für zukunftsfähige Landwirtschaft“ 

Professor Antônio Andrioli gehört zu den Gründern der „Universidade Federal da Fronteira Sul“ in Süd-Brasilien. Hier werden Agrarökologische Landbaumethoden gelehrt und in den Alltag der brasilianischen Landwirtschaft übertragen. Professor Andrioli wird uns über seine Erfahrungen auf dem Weg in eine zukunftsfähige Landwirtschaft berichten. Und über die Auseinandersetzung mit der Agrarindustrie, die die Politik in Brasilien bestimmt.

IWEDokumentation: „Agrarökologische Konzepte“ IWE-Sommerakademie
Superfood – Gar nicht super

Superfood – Gar nicht super

Superfood wie Avocados, Quinoa, Gojibeeren ist wegen seiner Inhaltstoffe Trend. Doch sind die Produkte so gut wie die Werbung verspricht? Ihr ökologischer Fußabdruck ist schlecht, oft sind sie schadstoffbelastet und ihre Produktion hat negative Folgen in ihren Herkunftsländern. Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für Superfood – dabei gibt es genügend regionales Superfood.

Für den BR2-Beitrag „Superfood – Gar nicht super“ hat Roana Brogsitter u.a. mit dem IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert gesprochen:


IWESuperfood – Gar nicht super
Einladung: IWE-Sommerakademie „Agrarökologische Konzepte“ am 14. August

Einladung: IWE-Sommerakademie „Agrarökologische Konzepte“ am 14. August

Einladung zur IWE-Sommerakademie 

„Agrarökologische Konzepte als künftiger Goldstandard der Landwirtschaft“
14. August 2021, 11:00 – 16:30 Uhr via Zoom

Anmeldung bis 12. August unter
ines.meier@institut-fuer-welternaehrung.org

Land unter, der Klimawandel zeigt seine Gewalt, jetzt auch bei uns. Corona hat uns davon abgelenkt, dass sich im Hintergrund eine explosive Gemengelage aufgebaut hat, die nichts Gutes für die Welternährung verheißt. Klimaextreme, Artensterben, Schwund fruchtbarer Böden und Wasserreserven, die Landwirtschaft der Zukunft muss diesen Herausforderungen nicht nur gewachsen sein, sie muss heilen und regenerieren, was zerstört und geschädigt ist. Vom Klima über die Artenvielfalt bis zur Bodenfurchtbarkeit. Es geht um aufbauende agrarökologische Konzepte. Wie muss der Goldstandard einer zukunftsfähigen Landbewirtschaftung aussehen?

Unsere IWE-Sommerakademie 2021 wird dieser Frage unter dem Titel „Agrarökologische Konzepte als künftiger Goldstandard der Landwirtschaft?“ am 14. August 2021 von 11:00 – 16:00 Uhr als Zoom Konferenz nachgehen.

Unsere Themen im Überblick:

1. Klima, biologische Vielfalt und zukunftsfähige Ernährungssysteme 

Eröffnen wird Prof. Dr. Josef Settele: „Klima, biologische Vielfalt und zukunftsfähige Ernährungssysteme“ ist sein Thema. Professor Settele arbeitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Halle zum Schwerpunkt Biodiversität, Landnutzung und sozial-ökologische Systeme. Er ist Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung. Jüngst wirkte er mit an einer Studie, die vom Weltklimarat IPCC und dem Weltbiodiversitätsrat IPBES gemeinsam erarbeitet wurde und herausstellt: Klimakrise und Artensterben haben eine gemeinsame Wurzel, unsere Art zu wirtschaften. Sie verstärken sich gegenseitig und können nur gemeinsam bekämpft werden. Dabei spielt die Landwirtschaft eine der wichtigsten Rollen.

2. Permakultur: Praxis des nachhaltigen Anbaus 

Wie sieht eine Landwirtschaft aus, die Klima und Artenvielfalt unter einen Hut bringt? Die Finca „Jelanisol“ von Friedrich Lehmann (Lehmann Natur) liegt im Süden Spaniens. Seit 1992 wird nach dem Prinzip der Permakultur angebaut. Auf einer 50 Hektar großen Fläche der Finca wird biodynamische Landwirtschaft betrieben. Darüber hinaus werden vor Ort Mikroorganismen erforscht, die dazu dienen die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Die Finca „Jelanisol“ dient als Forschungswerkstatt und als Vorbild für Menschen weltweit. Ihre Erfahrungen erlauben uns Einblick in die Praxis des nachhaltigen Anbaus.

3. Eine Universität für zukunftsfähige Landwirtschaft 

Professor Antônio Andrioli gehört zu den Gründern der „Universidade Federal da Fronteira Sul“ in Süd-Brasilien. Hier werden Agrarökologische Landbaumethoden gelehrt und in den Alltag der brasilianischen Landwirtschaft übertragen. Professor Andrioli wird uns über seine Erfahrungen auf dem Weg in eine zukunftsfähige Landwirtschaft berichten. Und über die Auseinandersetzung mit der Agrarindustrie, die die Politik in Brasilien bestimmt.

4. IWE: Wie weiter mit dem Goldstandard zukunftsfähiger Ernährungssysteme 

Zum Abschluss der Tagung soll das Thema stehen: Wie Agrarökologische Konzepte als Goldstandard zukunftsfähiger Ernährungssysteme durch die Arbeit des IWE weiter gefördert werden können.

Die Sommerakademie ist die Zukunftswerkstatt des IWE. Teilnehmer*innen sind dazu eingeladen, sich auch in Arbeitsgruppen zu beteiligen. Corana zwingt uns nach wie vor zur Vorsicht, deshalb bleiben wir auch in diesem Jahr beim Format einer Zoomkonferenz. 

Sie können sich noch bis zum 12. August zur IWE-Sommerakademie anmelden unter ines.meier@institut-fuer-welternaehrung.org. Den Zugangslink erhalten Sie am Freitag, 13. August per Email.

Wir freuen uns auf Ihre und Eure Teilnahme!

Herzliche Grüße im Namen des Vorstands,
Wilfried Bommert 

IWEEinladung: IWE-Sommerakademie „Agrarökologische Konzepte“ am 14. August
Warum wir alle die Ernährungswende vorantreiben können – und es ohne Politik dennoch nicht geht

Warum wir alle die Ernährungswende vorantreiben können – und es ohne Politik dennoch nicht geht

Mehr Wertschätzung für Landwirte, Bereitschaft zu faireren Preisen, Unterstützung regionalen Lebensmittelhandwerks: Verbraucher*innen können aktiv den Wandel zu einer besseren Lebensmittelwelt vorantreiben. Am Ende braucht es aber politische Unterstützung – und die fällt zu unentschlossen aus, zeigt ein politisches Werkstattgespräch von Slow Food Deutschland und dem Institut für Welternährung.

Achim Spiller ist einer der renommiertesten Forscher in Deutschland, wenn es um Fragen einer nachhaltigen Landwirtschaft geht. Die Zahl seiner Publikationen zum Thema geht in die hunderte, er ist Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft und des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik und Ernährung. Und trotz all dieser wissenschaftlichen Autorität hält auch Achim Spiller es an diesem Abend für geboten, seine Kernforderung doppelt abgesichert, ausführlich erklärend, ja fast etwas entschuldigend, vorzutragen: „Wir brauchen mehr staatliche Steuerung in der Ernährungspolitik“, sagt Spiller. Und schiebt nach: „Ich weiß, dass das umstritten ist.“

In der Tat. Vor allem in den vergangenen vier Jahren liefen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik in der Bundesregierung meistens so: die zuständigen Menschen sprachen die Probleme – Rückgang der Artenvielfalt, Dumpingpreise für Milch- oder Fleischprodukte, immer industrieller werdende Lebensmittelproduktion – zwar offen an. Es folgten dann aber keine Versuche, diese Missstände durch staatliche Regulierung einzudämmen. Stattdessen arbeitete man mit Appellen und freiwilligen Erklärungen. Das hat die Ernährungspolitik in Deutschland nicht wirklich vorangebracht. Und weil das aus Sicht von Slow Food und Slow Food Youth Deutschland anders werden muss, rufen sie die kommende Bundestagswahl im September zur Ernährungswahl aus.

„Damit Menschen künftig Lebensmittel auswählen können, die positiven Einfluss auf die Vielfalt der Nahrung, der Natur und den Erhalt des Handwerks haben“, begründete Slow Food Deutschland-Chefin Nina Wolff den Einsatz des Vereins. Und begrüßte zusammen mit Wilfried Bommert, Gründer des Instituts für Welternährung, Politiker*innen der Bundestagsparteien zu einem Werkstattgespräch. Letzterer fand mit Blick auf den Zustand der Ernährungspolitik auch gleich klare Worte: „Das kann doch so nicht weitergehen.“

Vorbild Norwegen

Die Frage ist nur: Wie soll es dann weitergehen? Für Spiller ist der Weg zu einer nachhaltigeren Ernährungswende klar. Und auch wissenschaftlich vorgezeichnet. Schließlich haben sowohl die Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung als auch der Wissenschaftliche Beirat beim Landwirtschaftsministerium längst aufgeschrieben, dass eine künftige Regierung Landwirtschaftspolitik nachhaltiger, Ernährungspolitik ganzheitlicher denken sollte. Das schließt nahtlos an eine der sieben Forderungen von Slow Food und Slow Food Youth zu Ernährungswahl an: Schafft eine integrierte Ernährungspolitik.

Was das heißt? Nun, zum einen, dass Agrarpolitik nicht nur aus Sicht der industriellen Landwirtschaft sondern aus Perspektive aller Beteiligten – vom Landwirt, über die Verarbeiterin bis hin zum Kunden – gedacht wird. Aber auch, dass der Staat sich wieder traut, mehr Regeln zu setzen. „Viele Menschen sind mit der komplexen Aufgabe, sich nachhaltig zu ernähren, im Alltag überfordert“, sagt Spiller. Und leitet daraus die Frage ab: „Wie kann Politik ein Umfeld einrichten, das den Einzelnen in Ernährungsfragen nicht überfordert?“ Er verweist etwa auf das Beispiel Norwegen – auch ein liberaler Staat – der seinen Bürger*innen ein recht dichtes Netz an staatlichen Vorgaben bei der Ernährung bietet.

Mit mehr verbindlichen Regeln kann sich auch Turgut Altug anfreunden, der für die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus Verbraucher- und Ernährungspolitik betreibt. Harte Verbote will er zwar nicht aussprechen, sympathisiert aber deutlich mit dem von Spiller aufgezeigten Weg. Auch Ralph Lenkert, der für Die Linke Umweltpolitik im Bundestag gestaltet, sagte: „Die Verbraucher sind überfordert, wenn sie all diese Urteile selbst treffen müssen. Das geht nicht, die haben anderes zu tun.“

Gesunde Ernährung auch erschwinglich gestalten

Skeptischer zeigte sich Marlene Mortler, Sprecherin der CSU im Europaparlament für Ernährungspolitik. Sie warnte davor, dass einzelne verbindliche Regeln „Verbraucher nicht unbedingt klüger machen“ und sprach sich eher für den bisherigen Ansatz aus: „Wir müssen die Menschen aufklären, mehr Bewusstsein schaffen.“ Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann sagte: „Es gibt natürlich auch Menschen, die Hilfe brauchen. Aber denen wollen wir ermöglichen, nicht verbieten.“ Der niedersächsische FDP-Landwirtschaftspolitiker Hermann Grupe warb dafür, sich nicht nur auf Wissenschaft zu verlassen und den Bauern mehr zu zutrauen. Mit Blick auf Wünsche, mehr Bio-Lebensmittel in Deutschland zu erzeugen, um menschen- und planetenfreundlicher zu wirtschaften, sagt er: „Wir können das nicht nur mit kalten Rechenbeispielen ausrechnen, welche Bilanz nun grade besser ist.“

Die SPD-Ernährungspolitikerin Ursula Schulte warnte dagegen, Verbraucher*innen die Entscheidung zu überlassen. „Ich bin zuletzt durch den Supermarkt gegangen und habe Obstpreise gesehen. Ich war erschrocken, wer eine Familie ernähren muss, hat da ein Problem“, sagte sie. Und stellte auch klar: „Für gute landwirtschaftliche Produkte muss man angemessen Preise erzielen können, anders geht das ja nicht.“ Aber nachhaltige Lebensmittel würden sich in der Breite nur durchsetzen, wenn sie im Rahmen klarer Regeln und nicht durch unterschiedliche Preise entstehen.

Mehr Geld an die richtigen Adressat*innen

Dennoch scheint Konsens in Politik wie Wissenschaft: Es muss nicht unbedingt mehr Geld ins Ernährungssystem, aber mehr Geld bei den Erzeuger*innen und Handwerker*innen ankommen. „Wir müssen da mehr Geld in die Hand nehmen“, sagte Spiller. Und auch CSU-Frau Mortler sagte: „Wir müssen der EU-Kommission bei der Gemeinsamen Agrarpolitik ganz klar machen: Wenn sie Farm to Fork will, muss sich auch die kleinen, regionalen Kreisläufe entsprechend fördern.“

Was sinngemäß zu Nina Wolffs Erklärung einer der grundlegendsten Slow Food-Forderungen passt: „Es braucht ein gutes, institutionelles Umfeld und eine angemessen finanzielle Ausstattung“, sagte Nina Wolff. „Wir müssen jetzt eine Strategie entwickeln, die zu unseren Zielen führt. Und dafür bitte einen schnellen Weg beschreiten.“ „Wir werden uns um die großen Hebel im System kümmern, um die Ernährungswende voran zu bringen. Einer der Größten liegt in der Gemeinschaftsverpflegung,“ so Wilfried Bommert, Sprecher des Instituts für Welternährung. „Kantinen und Mensen und Kitas und Schulen bestimmen über Esskultur und Agrikultur. Ihre Nachhaltigkeit werden wir zum Thema der nächsten Berliner Werkstattgespräche zur Zukunft der Ernährung machen.“

Autor: Sven Prange

IWEWarum wir alle die Ernährungswende vorantreiben können – und es ohne Politik dennoch nicht geht
Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung am 30. Juni

Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung am 30. Juni

Liebe Freund*innen des IWE,

Slow Food Deutschland und das Institut für Welternährung laden Euch herzlich zu unserem ersten gemeinsamen Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung am 30.06. vom 18:00 – 20:00 Uhr ein. Unser Thema: Eine nachhaltige Ernährungspolitik für Deutschland. Wir freuen uns sehr, dass es einen neuen Termin für das Werkstattgespräch gibt und wir diese spannende Diskussionsrunde mit Ihnen zusammen nachholen können. 

Das Trilemma aus Klima-, Biodiversitäts- und Gesundheitskrise erfordert einen entschiedenen Kurswechsel in der Ernährungspolitik. Das Klimaziel von Paris dürfte nur erreichbar sein, wenn auch Ernährung künftig an ihren Klimafolgen gemessen wird. Der Artenschwund kann nur durch mehr Vielfalt auf den Tellern gebremst werden. Die grassierende Fehlernährung gerade unter Kindern und Jugendlichen und die damit verbundenen ernährungsbedingten Krankheiten werden sich nur abwenden lassen, wenn sich Angebot und Ernährungsstil grundlegend ändert.

Vorbilder für gesundes und klimaverträgliches Essen müssen im Kindesalter gesetzt werden, in Kitas und Schulen. Aber sie müssen auch in den Alltag von Mensen, Kantinen, Großküchen und öffentlichem Einkauf Einzug halten. Ungesunde und klimaschädliche Nahrungsmittel müssen sichtbar gemacht und vom Konsum ausgeschlossen werden. Die Zivilgesellschaft hat bereits mit dem nachhaltigen Umbau unseres Ernährungssystems begonnen. In mehr als 40 Städten entwickeln Ernährungsräte gemeinsam mit der lokalen Politik regionale Ernährungskonzepte. Doch bisher hat diese Entwicklung keine angemessene Antwort in der Bundespolitik gefunden. 

Das Institut für Welternährung und Slow Food Deutschland möchten deshalb vor der Bundestagswahl die Chancen für eine nachhaltige, integrierte Ernährungspolitik in der nächsten Legislatur ausloten und diskutieren dafür mit Vertreter*innen verschiedener Fraktionen und des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. 

Impulsvortrag von Professor Dr. Achim Spiller, Vorsitzender des Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim BMEL (2020)

Diskussion mit:

  • Turgut Altug, MdL Berlin (Bündnis 90/die Grünen), Sprecher für Natur- und Verbraucherschutz der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Abgeordnetenhaus von Berlin (angefragt)
  • Hermann Grupe, MdL Niedersachsen (FDP), landwirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion (angefragt)
  • Ralph Lenkert, MdB (die Linke), Sprecher für Umweltpolitik und Technikfolgenabschätzung  
  • Marlene Mortler, MdEP (CSU), Sprecherin der CSU-Landesgruppe für Ernährungspolitik im EU-Parlement
  • Ingrid Pahlmann, MdB (CDU/CSU), Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft
  • Ursula Schulte, MdB (SPD), Ernährungspolitische Sprecherin

Moderation: Tanja Busse, Journalistin und Autorin

Nach dem Impulsvortrag und einer kurzen Diskussion wird es Gelegenheit für Fragen und Kommentare der Teilnehmenden geben.

Die Veranstaltung findet über die online Plattform Zoom statt. Sie können sich für die Diskussion bis zum 29.06.2021 unter diesem Link anmelden. Sie bekommen von uns die Zugangsdaten zur Veranstaltung am 30.06. per E-mail zugesendet.

Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Einladung die relevanten Mitarbeiter*innen Ihrer Organisation bzw. Ihres Unternehmens weiterleiten könnten.

Herzliche Grüße

Dr. Nina Wolff
Amtierende Vorsitzende 
Slow Food Deutschland e. V.
nina.wolff@slowfood.de
+49-(0)170 81 27 346

Dr. Wilfried Bommert 
Sprecher des Vorstandes
Institut für Welternährung e. V.
wilfried.bommert@institut-fuer-welternaehrung.org
+49-(0)173-9552544

IWEWerkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung am 30. Juni
Gratulation für Preisträger*innen des Wettbewerbs Plattform Ernährungswandel

Gratulation für Preisträger*innen des Wettbewerbs Plattform Ernährungswandel

Liebe Mitglieder und Freund*innen des IWE,

„Die Vielzahl und Qualität der praktischen Beispiele, Portraits und Artikel, die beim Wettbewerb eingereicht worden sind, zeigt, was sich alles bereits in Sachen Ernährungswandel im Lande tut“, so Vorstandssprecher Wilfried Bommert bei der jährlichen Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung Mitte Januar.

Sehr erfreulich sei auch, dass etliche Preisträger über ihre IWE Mitgliedschaft oder inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Institut verbunden sind. So gratulierte die Mitgliederversammlung dem langjährigen IWE Mitglied Dr. Karl von Koerber zur Auszeichnung für sein Lebenswerk.

Glückwünsche gab es auch für das ausgezeichnete Projekt “Landwirtschaft & Biodiversität – Bilder für die Zukunft” von der Neuen Schule für Fotografie Berlin, das von IWE Mitglied Ines Meier angestoßen und begleitet worden ist. Der Preis hat bei den beteiligten Studierenden die Sensibilisierung für die Produktion unserer Nahrungsmittel und ihrer Folgen für die Umwelt auf jeden Fall erhöht und motiviert dazu, am Thema weiterzuarbeiten“, so Ines Meier.

Mit dem ebenfalls ausgezeichneten Projekt “Bürgerbündnis erkämpft öko-soziale Landvergabe” von Björn Pasemann ist das IWE seit längerem inhaltlich verbunden. Sowohl das Bürgerbündnis als auch das IWE setzen sich dafür ein, dass öffentliches und kirchliches Land in Bio-Bauernhand kommt und das verstärkt soziale und ökologische Kriterien für die Vergabe von Pachtland entwickelt werden. (Siehe dazu unser Interview mit Björn Pasemann)

Das IWE will, wie schon beim aktuellen Wettbewerb, auch künftige Wettbewerbe der Plattform Ernährungswandel unterstützen und setzt weiterhin auf Zusammenarbeit und Vernetzung in Fragen der Welternährung, einer ökologischen, nachhaltigen Landwirtschaft und der dringend nötigen Ernährungswende.

IWEGratulation für Preisträger*innen des Wettbewerbs Plattform Ernährungswandel