Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Von Walter Jehne / Übersetzt und zusammengefasst von Wilhelm Wallefeld

Zur Lage
Kann die Landwirtschaft dazu beitragen, die kommenden Klimaextreme abzufedern? Kann sie sie stoppen? Sie könnte wesentlich mehr, aber dazu müsste ihre Rolle im Klimawandel neu gedacht werden. Der australische Wissenschaftler Walter Jehne, international bekannter Boden-Mikrobiologe und Innovationsstratege, sammelte seine Erfahrungen durch die Analyse von Böden, Weideland, Wald und Agrarflächen und brachte seine Erkenntnisse als Australia’s National Soil Advocate und international auf (UN-)Ebene in die Öffentlichkeit, wurde jedoch in Deutschland bisher kaum gewürdigt. Er beschreibt die Chancen für das Ausbremsen, die im Boden und der Vegetation liegen. Sie sind größer als gedacht. Wenn man sie nicht mehr auf ihre Funktion als CO2- Speicher reduziert, denn darin ist ihre Wirkung nicht nur bescheiden, sondern im Anbetracht der schnellfortschreitenden Bedrohung durch den Klimawandel fast wirkungslos.

Längst ist klar, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5C nicht zu halten sein wird. Die dazu notwendige Verringerung von CO2 bleibt illusorisch. Selbst wenn wir den Zuwachs auf ‘net zero’ bis 2050 herunterfahren könnten, würde der CO2-Gehalt in der Atmosphäre nur konstant bleiben, aber nicht fallen.

„Extinction“ – unausweichlich?
Australien alleine plant derzeit 116 Öl-, Gas- und Kohleprojekte mit einem CO2-Ausstoss von 4,4 Milliarden Tonnen (Stand Ende 2023). Und wenn zusätzlich die Bedrohung wahr werden sollte, dass die steigenden Temperaturen das in den Permafrostzonen gelagerte Methan freisetzen, wird klar, so der australische Wissenschaftler Walter Jehne, dass wir vor einer unbeherrschbaren Situation stehen und das Ende der menschlichen Zivilisation – ‘Extinction’ – unausweichlich ist.

In der Tat wird die Lage nach Auftauen der Permafrostböden gänzlich unbeherrschbar und das Klima danach könnte vielen Lebewesen auf Erden die Existenz rauben, durch Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Verschieben von Klimakorridoren, die nur die wenigsten ertragen können. Einzeller und Pilze sind da gegenüber uns im Vorteil, sie können in ihren Generationsfolgen von wenigen Stunden oder Tagen schneller die Kandidaten auslesen, die Überlebenschancen haben. Das wird für den größten Teil der Menschheit mit einer Generationsfolge von 30 Jahren und bei der Geschwindigkeit der Klima-Veränderung so gut wie unmöglich sein.

Boden und Pflanzen als Rettung
Beschleunigt wird dieser Exodus durch den Verlust von Ackerkrume und die Desertifikation ganzer Regionen, durch falsch Bewirtschaftung. Die Widerstandsfähigkeit unserer Zivilisation, vor allem unseres Ernährungs- und Gesundheitssystems, nimmt rapide ab und damit die Sicherheitslage der Welt. “Sieben fehlende Mahlzeiten bestimmen den Unterschied zwischen sozialem Frieden und Chaos”. Diese Erkenntnis brachte 1978 den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter dazu, eine Studie in Auftrag zu geben, die das Risiko eines Klimawandels durch höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre für Amerika (und die Welt) in Bezug auf Landwirtschaft, Ernährung und die globale Sicherheit einschätzen sollte.

Schon damals wurde der CO2-Anstieg bestätigt, doch der damit verbundene Temperaturanstieg galt zu dieser Zeit noch eher als vorteilhaft für die Erträge der Landwirtschaft. Spätere Modellrechnungen waren dann pessimistischer und eine Reduzierung des CO2-Ausstosses wurde Teil der politischen Agenda. Dabei wurde die Tatsache vernachlässigt, dass CO2 für den Lebenskreislauf von Pflanzen, Tieren und Menschen unabdingbar ist und in Bezug auf den Klimawandel nur ein Symptom darstellt, das so gut wie nicht auszubremsen ist. Denn um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre konstant zu halten, müssten wir den CO2-Ausstoss um jährlich 10 Milliarden Tonnen verringern. Um ihn zu senken, um mindestens das Doppelte.

Viele hofften auf einen Ausweg durch die Ozeane. Denn sie speichern derzeit 30.000 Milliarden Tonnen CO2. Doch diese Speicherfunktion könnte sich umkehren. Denn wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre sinkt, könnten CO2-Speicher in den Ozeanen, die während der letzten 10.000 Jahre eingelagert wurden, wieder gelöst und an die Atmosphäre abgeben werden. Dies bis zum atmosphärischen Gleichgewicht, dem Equilibrium. Das würde alle Bemühungen und Mittel, die bisher in die Reduzierung von CO2 geflossen sind, ad absurdum führen, auch die bisher investierten 60 Milliarden US-Dollar.

Atmosphärischer Wasserkreislauf als Hebel
Die Wissenschaft weiß seit langem, dass Wasser eine bedeutende Rolle im Klimawandel spielt (90%). Das Thema wurde (damals) jedoch als zu komplex eingestuft. Walter Jehne sieht die Lösung im Boden. Er ist die absolute Voraussetzung für das Leben auf der Erde und auch die schärfste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel. Er bestimmt den Wasserhaushalt, die Kühlung der Erdoberfläche, das Leben der Biosysteme und deren Widerstandkraft schnellen Veränderungen gegenüber.  

Laut Walter Jehne liegt unsere einzige Chance, den Temperaturanstieg nicht nur zu stoppen, sondern umzukehren, in der Wiederherstellung des globalen Wasserkreislaufs, im Grün der Pflanzen. Klingt kühn? Aber er liefert das Rezept dafür und dessen wissenschaftliche Basis. Die Idee ist einfach: Wir müssen nur das machen, was die Natur seit Millionen von Jahren gemacht hat. Vor 420 Millionen Jahren gab es Ozeane und trockenes, hartes Gestein, kein Leben an Land, nur einige komplexe Zellstrukturen in den Ozeanen, basierend auf dem Nährstoffabfluss durch die Verwitterung des Gesteins. Steine sind von Natur aus wasserabweisend. Nur durch die vom Bodenleben zurückgelassenen organischen Rückstände entstehen Lufteinschlüsse, die zu einer erheblich größeren Oberfläche führen und eine Art Schwamm (‘Soil-Carbon-Sponge’) bilden, der die Speicherung von Wasser und das Eindringen von Wurzeln ermöglicht. Als nächstes begannen Pilze von den Rändern der Ozeane in die Steine einzudringen, um Nährstoffe aus den Steinen herauszulösen.

Puffer in der Klimakrise
Pilze, wie Tiere und Menschen (heterotroph), können keinen Zucker binden und keine eigene Energie erzeugen. Das können nur Pflanzen und Algen (und einige Bakterien). Pilze und Algen gingen eine symbiotische Beziehung ein, um Flechten zu erzeugen. Flechten sind immer noch maßgeblich an der Zersetzung von Material beteiligt und lassen organischen Abfall zurück, der Wasser speichern kann und so das Pflanzenleben (Flechten > Moos > Farne > Angiospermen > Gräser) an Land ermöglicht. Diese nutzen die Photosynthese, um stabilen Kohlenstoff und Zucker im Boden zu schaffen. Bodenbildung ist die Kombination von mineralischen Partikeln und organischem ‘Abfall’. Innerhalb von 100 Millionen Jahren hat sich das Leben über 13 Milliarden Hektar eisfreien Landes ausgebreitet.

Das Resultat war eine reichhaltige Pflanzenwelt, die eine Kohlenstoffreduzierung in der Atmosphäre von 7000 ppm (vor Pflanzenleben) auf 100 ppm ermöglichte. In Steppen und Savannen entstehen Pflanzenfresser (insbesondere Wiederkäuer), die ein symbiotisches Verhältnis zu den Gräsern besitzen. Sie halten den Nährstoff-Wasser- und Methan-Haushalt auf dem Globus in der Balance.

Aus der Erdgeschichte lernen
Für Walter Jehne geht es heute darum, diesen Prozess erneut zu kopieren. Die Vegetation als wirksamstes Mittel im Kampf gegen die wachsende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre zu nutzen, was sie schwächt. Dabei spielt die Art der Landbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Abholzen, roden und abtöten von Vegetation, Brandrodung verstärken für Jehne die CO2-Belastung genauso wie Biozide und synthetische Dünger, intensive Bewässerung und Brache. Was entlastet, ist stete Begrünung aller kultivierbaren Landstriche der Erde. Nur eine solche Politik, in der die grünen Pflanzen den CO2-Haushalt und durch sie den Wasserhaushalt der Erde wieder ins Gleichgewicht bringen, kann Entlastung an der Klimafront bewirken. Und nur so könnte die wachsende Erdbevölkerung und die kommenden 10 Milliarden Menschen in Zukunft ernährt und die Rentabilität der landwirtschaftlichen Betriebe gesichert werden. 


Übersetzung und Zusammenfassung
Die Übersetzung und Zusammenfassung des Texte leistete Wilhelm Wallefeld. Sie beruht auf den Vorträgen „Clear Directions on regenerative Practice“ sowie „Conversations from the Edge“ von Walter Jehne.

Wilhelm Wallefeld und seine Frau Brigitte wirtschaften seit mehr als 40 Jahre als Farmer in Westaustralien. Derzeit auf ihrer  Farm in Denmark/ Westaustralien, die sie nach ökologischen Prinzipien ausgerichtet haben. Wilhelm Wallefeld ist seit 5 Jahren Vorstandsmitglied des IWE. Er verfolgt die Entwicklung der Regenerativen Landwirtschaft als Zukunftsmodell der ökologischen Landbewirtschaftung weltweit.


Hier noch einige zugrunde gelegte physikalische Gesetzmäßigkeiten und Zahlen:

  • Die ‘Keeling Kurve’ der CO2-Entwicklung: Nach Keeling werden pro Jahr 10 Milliarden t CO2 mehr emittiert als absorbiert. Der Anteil der Öl- und Gasindustrie beträgt 8 Milliarden t oder 4%. Der überwiegende Anteil beruht auf ‘natürlichen’ Prozessen.
  • Unter Anderem schlägt das Verbrennen von 350 Mio ha Wäldern mit zwischen 10 und 100 t/ha und 2 Milliarden ha Grasland mit 2 bis 5 t/ha CO2-Ausstoß erheblich zu Buche.
  • Die Schwankungen innerhalb des Jahres beruhen auf der Photosynthese/Re-Oxydation im Vegetationszyclus (grün oder braun).
  • Nach dem ‘Stefan Boltzmann Gesetz’ über Hitzeabstrahlung strahlt ein unbedeckter Boden ein Vielfaches des begrünten Bodens an Wärme zurück in die Atmosphäre.
  • Mit lebenden Pflanzen bedeckter Boden wird selten wärmer als 20C, während unbedeckter Boden (z.B. im Australischen Sommer) bis zu 70C heiß werden kann.
  • Die Sonneneinstrahlung und die Reflexion sind wegen der Klimagase in der Atmosphäre aus der Balance: Die Einstrahlung ist 342 W/sqm und die Rückstrahlung ist wegen der Klimagase nur 339 W/sqm. Die Differenz von 3 W/sqm trägt zum Temperaturanstieg bei.
  • Andererseits gilt: 1 ha Wald transpiriert 40.000 l Wasser, dessen Umwandlung in Wasserdampf bedarf 590 cal/l und trägt so erheblich zum Kühlprozess unseres Planeten bei.                                                  
  • Eine hohe Wärmeabstrahlung über Trockenregionen verursacht einen Hitzekegel, der verhindert, dass feuchte Luft (und damit Niederschläge) vom Meer ins Inland gelangt.
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Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Pressemitteilung
Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Am 20. Februar 2024 hat der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ seine ernährungspolitischen Empfehlungen den Abgeordneten des Deutschen Bundestags überreicht. „Ein Mutmacher Papier“, so der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Dirk Messner.

„Diese Empfehlungen müssen von möglichst vielen Abgeordneten ernsthaft zur Kenntnis genommen werden. Noch in der laufenden Legislaturperiode müssen grundlegende Schritte zu deren Umsetzung erfolgen“, so Peter Wogenstein im Namen des IWE Vorstands. „Die Empfehlungen des Bürgerrates dürfen nicht im politischen Alltagsgeschäft untergehen.“ Es braucht ein Umdenken in den Köpfen der Abgeordneten, mit Herz und Verstand, Weitsicht und wirkliche Verantwortung für unsre Kinder und Jugendlichen. 

Aus Sicht des IWE sind die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“
•    ausgewogen, hochqualitativ, lösungsorientiert, sachlich fundiert und politisch tragfähig, 
•    mit etwas politischem Willen ohne größeren Aufwand umsetzbar,
•    unter Berücksichtigung des Gesamtbildes zumindest mittelfristig kostenneutral. 

So verzeichnet z. B. Schweden – neben den positiven Aspekten für Gesundheit und Integration aller Kinder – auch deutlich gesunkene Krankenkassenkosten durch beitragsfreies „Schulessen für alle“. 

Die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ zeigen auf, welche Maßnahmen Bürger:innen sich von der Politik wünschen und nach intensiver Beratung auch mehrheitlich zu tragen bereit sind.

In einem offenen Brief wendet sich das IWE an die Bundestagsabgeordneten: nehmen Sie den Wunsch der Bürger:innen ernst. Wir sind bereit, diese Empfehlungen mitzutragen.

Kontakt für Rückfragen:
Peter Wogenstein
Institut für Welternährung
Vorstand Finanzen
peter.wogenstein@institut-fuer-welternaehrung.org

Foto Titel: Katrina_S, Pixabay

IWEDie Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages
Vortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer

Vortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer

Der Physische Geograf, Permakultur-Designer und Autor Stefan Schwarzer war mehr als zwanzig Jahre für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf tätig. Den Vortrag zum Thema „Aufbauende Landwirtschaft“ präsentierte er bei der Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung im Januar 2024.

Auch interessant zum Thema aufbauende Landwirtschaft: Das Video „100 l Wasser je Quadratmeter versickern in 5 Minuten“ von Dipl.-Ing.agr. Ernst Hammes, IWE-Mitglied und ehemaliger Landwirtschaftsberater:

IWEVortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer
Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer am 19. Januar

Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer am 19. Januar

Einladung zu Online-Workshop 19. Januar um 14 Uhr

Liebe Freundinnen und Freunde des IWE,

wir laden Euch am 19. Januar um 14 Uhr sehr herzlich zum Online-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft – zwischen Hoffnung und Realität“ von Stefan Schwarzer ein.

Wir bitten um Anmeldung bis zum 17.01.2024 per Mail an: ines.meier@institut-fuer-welternaehrung.org

Der Workshop ist kostenlos, wir freuen uns aber über jede Spende unter der Bankverbindung der GLS Bank, IBAN: DE 54 4306 0967 1138 5065 00 (BIC: GENODEM1GLS).

IWEOnline-Workshop „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer am 19. Januar
Spendenaufruf für unser Projekt:
„Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Spendenaufruf für unser Projekt:
„Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Liebe Freund*innen des IWE,

dank vieler Spender*innen und Unterstützer*innen konnte das Institut für Welternährung in den letzten 10 Jahren den dringend notwendigen ökologischen Wandel unserer Ernährungslandschaft vorantreiben. Dieser Einsatz für eine gesunde Ernährung trägt mittlerweile Früchte. Die Ernährungswende ist dort angekommen, wo die Mehrheit der Menschen lebt. In mehr als 60 Städten in der Bundesrepublik sind ökologisch nachhaltige und regionale Ernährungskreisläufe im Aufbau, bei allen steht gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen im Fokus. 

Das ist ein Anfang. Doch die klimaverträgliche Transformation tut sich schwer, besonders die der Landwirtschaft. Hier fehlt es an Vorbildern, an Brücken, die aus dem fossilen Wirtschaftsmodell in eine klimaverträgliche Zukunft führen, die Bodenleben, Wasserreserven und Vielfalt nicht nur erhalten, sondern wieder aufbauen. 

Doch es gibt Vorreiter, die heute schon diese Form der regenerativen Landwirtschaft betreiben. Wir wollen die Beispiele, die heute schon unterwegs sind, in einem Projekt 2024 recherchieren, auf ihren Erfolg hin prüfen, die Erfahrungen zusammentragen und für die öffentliche Diskussion aufbereiten. Und dann die zusammenführen, die der Idee zum praktischen und politischen Durchbruch verhelfen können. 

Diese Agrarwende wollen wir beschleunigen, indem wir neue Kräfte mobilisieren, die den Wandel über die Märkte vorantreiben. Zum einen die Großen im Handel, die ein wirtschaftliches Interesse haben und ihr Image nicht durch Glyphosat und andere Pestizide beschädigen wollen. Es gilt, die Aldis, Lidls und REWEs zu motivieren, Glyphosat und andere Pestizide aus ihren Angeboten zu verbannen. Freiheit von Glyphosat und anderen Pestiziden soll auch die Messlatte der Kantinen des Bundes, insbesondere des Landwirtschaft- und Umweltministeriums werden. Sie sind Vorbild für die öffentliche Kantinenwirtschaft besonders in Kitas und Schulen. Die Macht des Marktes bringt eine ökologische regenerative Landwirtshaft vielleicht schneller voran als eine Politik, die sich gegen die übermächtige Lobby der Agrarkonzerne nicht durchsetzen kann.

Dies ist unser Projekt für 2024: „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“. Damit wir es umsetzen können, benötigen wir Finanzen. Unsere Mitgliedsbeiträge reichen dafür leider nicht. Ohne zusätzliche Spenden werden wir das Projekt, das rund 35.000 Euro kosten wird, nicht stemmen können. Mit Eurer/Ihrer Spende wäre es aber machbar. Deshalb wende ich mich an Euch/Sie mit der Bitte um weitere Unterstützung und Förderung. Und so geht’s:

Überweisung an:
Institut für Welternährung
GLS Bank
IBAN DE54 4306 0967 1138 5065 00
BIC GENODEM1GLS
Stichwort: „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“

Selbstverständlich nehmen wir – wenn gewünscht – Namen und/oder Logo des Unternehmens auf unserer Website als Unterstützer*innen auf. 

In der Hoffnung, dass unser Projekt „Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“ auf Euer/Ihr Wohlwollen und Zustimmung stößt, wünsche ich im Namen des gesamten Vorstandes ein erfolgreiches und hoffentlich friedvolleres neues Jahr. 

Wilfried Bommert
Sprecher des Vorstandes

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„Ernährungswende braucht regenerative Landwirtschaft“
Offener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest

Offener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest

Erntedank ist der Tag, an dem Christinnen und Christen in unseren Breiten für die gute Ernte danken, die von den Feldern eingefahren werden konnte. Doch das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Der Klimawandel, das Artensterben stellen dies mehr und mehr in Frage. Um diese wachsenden Risiken abfedern zu können, müsste Landwirtschaft auf den Äckern und Feldern wieder vielfältig und vielseitig werden. Doch das Bild der Vielfalt scheint leider noch nicht im Bewusstsein der Kirchenoberen angekommen zu sein. Zeit zur Besinnung, fordert Peter Wogenstein, Vorstand des IWE, in seinem offenen Brief an die Präsidentin.

IWEOffener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest
Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Über 160 Organisationen wenden sich heute in einem offenen Brief an die EU Präsidentin, Ursula von der Leyen, mit der dringenden Bitte: „Lassen Sie sich nicht vom Weg einer grünen nachhaltigen Politik abbringen.“ So fordert das Institut für Welternährung Frau von der Leyen auf: „Bleiben Sie bei Ihren Forderungen eines Green Deal. Halten Sie fest an dem sicherlich ambitionierten Vorschlag für einen EU weiten, gesetzlichen Rahmen für ein nachhaltiges Ernährungssystem in Europa (Framework for Sustainable Food Systems (FSFS)).“

Der Widerstand ist groß seitens der Agrarlobby. Die anstehenden Wahlen in Europa verstärken diesen Widerstand. Wird das Vorhaben, das „Flaggschiff“ der Farm to Fork Strategie, nicht auf den Weg gebracht, werden auch die Klima-, Umwelt- und Gesundheitsziele der EU verfehlt. „Vorausschauendes Handeln für eine nachhaltige und gesündere Ernährung im Rahmen der planetaren Grenzen ist dringend notwendig. So wie bisher und weiter so können wir nicht verantworten“, macht Peter Wogenstein, Vorstandmitglied des Institut für Welternährung e.V., deutlich.

Den offenen Brief an Ursula von der Leyen können Sie hier lesen.

IWEOffener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik
IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

60 Organisationen appellieren an FDP-Parteichef Christian Lindner, die von Bundesernährungsminister Cem Özdemir geplanten Werbeschranken für Lebensmittel mit einem hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehalt zu unterstützen. Mit „großer Sorge“ blicke man auf die ablehnenden Äußerungen aus der FDP. In einem offenen Brief an die Parteispitze fordern medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Kinderrechtsorganisationen, Eltern- und Pädagogikverbände, Verbraucherschutz- und Ernährungsorganisationen sowie Ärzteverbände und Krankenkassen umfassende Werbeschranken für unausgewogene Lebensmittel.

„Deren Konsum“, so der Sprecher des Instituts für Welternährung Dr. Wilfried Bommert, „fördert nicht nur massives Übergewicht bei Kindern und untergräbt ihre Gesundheit. Wachsende Krankheitskosten drohen eine Milliarden Last für unser Gesundheitssystem zu werden. Frühzeitige Arbeitsunfähigkeit werde die Leistungskraft der gesamten Volkswirtschaft auf Dauer einschränken. Eine solche Entwicklung beschneidet die Freiheitsgrade künftiger Generationen und sollte von keiner Gesellschaft toleriert werden.“ Deutschland müsse auf dem Weg einer gesunden Ernährung vorausgehen. Dies besonders mit Blick auf die Länder des globalen Südens, wo die Junkfoodindustrie ihre Wachstumsmärkte gerade erst ausbaut, betont der Sprecher des Instituts für Welternährung anlässlich der Übergabe es offen Briefes an die FDP-Spitze.

Hier können Sie den offenen Brief an die FDP-Parteispitze „Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung unterstützen“ als PDF herunterladen.

IWEIWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen
Politik muss Schulverpflegung zur Chefsache machen: Interview mit Ernährungswissenschaftler Prof. Volker Peinelt

Politik muss Schulverpflegung zur Chefsache machen: Interview mit Ernährungswissenschaftler Prof. Volker Peinelt

Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen. An Kitas und Schulen kümmert das offensichtlich kaum. Das Essen unserer Kinder spielt im Lehrplan keine Rolle. Auch wenn es von Experten mangelhaft und ungenügend bewertet wird, kann es sich weiter halten, Hauptsache der Preis stimmt. Satt und billig ist die Devise, mit der die Esskultur kommender Generationen vergeigt wird. Ein gesunder Geist braucht einen gesunden Körper und der eine gesunde Ernährung. Der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Volker Peinelt fordert seit Jahren eine bessere Verpflegung an deutschen Schulen, und zwar kostenfrei. Das würde gerade mal 10% der Subventionen ausmachen, die bei uns von Staat für klimaschädliche Dienstwagen spendiert werden. Karin Vorländer fragte ihn, was sich in deutschen Schulmensen ändern muss.

Herr Professor Dr. Peinelt, Sie machen sich als Ernährungswissenschaftler seit vielen Jahren für Verpflegung an Schulen stark. Warum ist Ihnen das Thema Schulverpflegung so wichtig?

Hierfür gibt es mehrere Gründe. In der Jugend wird der Grundstein für eine gesunde Ernährung gelegt. Bis zu 20% der Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig und viele werden ihr Übergewicht als Erwachsener beibehalten. Damit sind meist zahlreiche Erkrankungen verbunden, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus[1]. Ein hochwertiges und schmackhaftes Mensaessen in Verbindung mit Ernährungsunterricht kann somit einen maßgeblichen Beitrag für die Volksgesundheit leisten.

Außerdem sollten auch praktische Fertigkeiten für die Zubereitung von Speisen erworben werden. Nur wenn Schüler über Jahre Unterricht in Theorie und Praxis der Ernährung erhalten, können bessere Ernährungsgewohnheiten dauer­haft geprägt werden.

Ein weiterer Grund ist der Einfluss, der durch staatliche Maßnahmen und vorgegebene Qualitäts-Standards auf die Schulverpflegung ausgeübt werden kann. Allerdings reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus. An der Hochschule Niederrhein wurde ein Konzept für die Schulverpflegung entwickelt, mit dem sie auf ein hohes Niveau gebracht werden könnte.

Welche positiven Effekte für Klimaschutz und Umwelt könnten mit einer guten Schulverpflegung einhergehen?

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf das Klima und die Umwelt. Im Vordergrund steht der zu hohe Fleischkonsum. Dieser müsste drastisch reduziert werden, um die CO2-Emissionen zu mindern. Die Verringerung des Fleischverzehrs kann in der Schule durch geeignete Rezepte kennengelernt werden. Der aktuelle Trend zur veganen Ernährung ist hilfreich. Des Weiteren müsste der Anteil an Bio-Lebensmitteln erhöht werden.

Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Maßnahmen notwendig, um den Carbon-Footprint in der Schulverpflegung zu verringern, z.B. die Reduzierung der Speisenabfälle oder der Einsatz energiesparender Geräte. In den Q-Standards werden einige Vorgaben gemacht, die allerdings nicht verbindlich sind und noch ausgeweitet werden müssten.

Wo hapert es in Deutschland bei der gegenwärtigen Schulverpflegung? Worin sehen Sie die Gründe für die Mängel und Defizite?

Nachfolgend werden einige wichtige Punkte genannt:

  • In Deutschland fehlt ein bundesweiter Masterplan, der alle wesentlichen Aspekte der Schulverpflegung verbindlich regelt. Wegen der Zuständigkeit der Bundesländer für die Schulverpflegung könnte dieser aber nur dann realisiert werden, wenn das Grundgesetz geändert wird. Das sind hohe Hürden.
  • Hierzulande werden überwiegend die falschen Verpflegungssysteme eingesetzt, nämlich die Warmverpflegung und die Frischkost. Die Warmverpflegung liefert meist wegen langer Heißhaltezeiten eine schlechte Qualität (oft ≥4 Std). Da dieses System aber am billigsten ist und geringe Anforderungen stellt, wird es häufig gewählt. In Deutschland ist der Preis wichtiger als die Qualität. Würde man die Warmverpflegung so optimieren, dass sie akzeptabel wäre, müssten viele Änderungen vorgenommen werden, wodurch der Preis deutlich steigen würde. Andererseits sind für die Frischkost zahlreiche Voraussetzungen meist nicht erfüllt und in Deutschland auch nicht erfüllbar. Es fehlen insbesondere Küchenfachkräfte, die für dieses System sehr gut qualifiziert sein müssen. Die Zahl der Koch-Lehrlinge geht aber seit Jahrzehnten kontinuierlich zurück und die Abbrecherquote ist sehr hoch (60 %)[2]. Woher sollen also die nötigen Küchenfachkräfte kommen? Außerdem ist der Investitions- und Raumbedarf bei dieser Kostform am höchsten. Die nötigen Finanzmittel, vom Staat subventioniert, fehlen ebenfalls und müssten über die Essenspreis reingeholt werden, was wegen der starken Preissensibilität nicht gelingen kann. Obwohl die fehlenden Voraussetzungen bekannt sind, wird an diesen Systemen festgehalten.
  • Eine wesentliche Anforderung an jede Verpflegung ist ein umfassendes Hygiene-Konzept. Wie z.B. in einer Umfrage an Gymnasien in NRW ermittelt werden konnte, hatte etwa die Hälfte kein solches Konzept vorzuweisen. Die Mensen in diesen Schulen müssten daher geschlossen werden, was aber nicht geschah.
  • Der Staat müsste schlechte Systeme der Schulverpflegung durch gute ersetzen. Das geht nur mit einem geeigneten Q-Standard sowie einer darauf basierenden Zertifizierung, wobei alle wesentlichen Aspekte der Schulverpflegung jährlich überprüft werden müssten. Es gibt zwar offizielle Q-Standards für die Schulverpflegung[3], doch deren Einhaltung ist freiwillig! Außerdem reicht der Umfang dieser Q-Standards nicht aus, der im Übrigen diverse Schwächen aufweist. Der Staat lässt also seit Jahrzehnten eine insuffiziente Schulverpflegung gewähren, obwohl diese mit einer verpflichtenden Zertifizierung schon längst hätte beseitigt werden können.
  • Hinzu kommt, dass es in deutschen Schulen keine Verzehrspflicht gibt, weshalb in den weiterführenden Schulen oft nur 10 % und weniger der Schüler am Essen teilnehmen. Diese niedrige Beteiligung erhöht die Vollkosten für ein Essen bis auf 10 €[4]. Welche Eltern können sich das leisten? Bei einer Verzehrspflicht mit hoher Essensteilnahme könnten die Preise durch niedrige Fixkosten hingegen stark reduziert werden.

Was müsste aus Ihrer Sicht dringend geschehen, damit flächendeckend eine gesunde und nachhaltige Schulverpflegung zu erschwinglichen Kosten angeboten werden kann?

Die notwendigen Maßnahmen, um die gravierendsten Mängel in der Schulverpflegung zu beheben, sind zwar sehr herausfordernd, wären aber mit unserem Konzept[5] mittelfristig umsetzbar.

Zunächst müsste die Zertifizierungspflicht mit einem hinreichenden Prüfkatalog eingeführt werden. Eine solche Zertifizierung mit jährlichen Folgeprüfungen könnte ein dauerhaft hohes Niveau der Schulverpflegung sicherstellen. Dies schließt v.a. die gesundheitlichen und ökologischen Aspekte ein. Hierbei würde aber auch die sensorische Qualität des Essens geprüft. Die Hochschule Niederrhein hat ein solches Konzept schon vor 20 Jahren entwickelt. Es wird aktuell vom TÜV Rheinland umgesetzt[6] und könnte in relativ kurzer Zeit in ganz Deutschland eingeführt werden, wobei pro Essen nur ein Cent (!) Mehrkosten anfielen. Weder an der Finanzierung noch an den Prüfkapazitäten würde die Zertifizierung scheitern.

Dann müssten alle Anstrengungen auf die Einführung der für Deutschland am besten geeigneten Verpflegungssysteme gelegt werden. Das sind die temperaturentkoppelten Systeme. „Cook & Chill“ oder „Cook & Freeze“ sind solche Verfahren, bei denen das Essen zentral zubereitet und dann schockgekühlt wird. An der Schule braucht das Essen nur noch erwärmt zu werden. Die Qualität dieser Gerichte ist in jeder Hinsicht mit der Frischkost vergleichbar. Die Nachteile der Frischkost entfallen hier allerdings. Um diese Einführung zu erreichen, müssten alle Kräfte gebündelt werden, wozu z.B. auch die Vernetzungsstellen gehören.

Mit diesen beiden wichtigsten Maßnahmen kommt es automatisch im Laufe der Jahre zu einer Verbesserung der Schulverpflegung. Ein dauerhaft hohes Niveau ergibt sich aus den regelmäßigen Audits, die im Rahmen der Zertifizierung durchgeführt werden. Es bedarf also keiner Appelle seitens des Staates und keiner umfangreichen Aktivitäten durch die Schule selbst. Das System optimiert sich ständig selbst, ist extrem billig und absolut zuverlässig.

Gibt es Länder, in denen die Situation deutlich besser ist und die sozusagen als Modell dienen könnten?

Es gibt viele Länder, die ein besseres Konzept als Deutschland entwickelt haben und praktizieren. Zu nennen ist insbesondere Japan, das bereits nach dem Zweiten Weltkrieg damit begonnen hat, ein fast lückenloses Frischkostsystem landesweit aufzubauen. Dies nachzuahmen würde in Deutschland sehr lange dauern. Daher bietet sich für Deutschland ein temperaturentkoppeltes System an, das zu ähnlich guten Ergebnissen führen würde und schneller umsetzbar wäre.

Sie plädieren für eine Verzehrspflicht. Wäre das Schulessen dann Teil des Stundenplans?

Eine Verzehrspflicht sollte erst dann eingeführt werden, wenn die Zentralküche und die Schule zertifiziert wurden. Somit wäre auch eine gute sensorische Qualität sichergestellt. In Japan gibt es die Verzehrspflicht schon seit langem, ohne dass sich jemand daran stört. Im Rahmen des Ernährungsunterrichts nehmen die Schüler am Essen teil. Das heißt aber nicht, dass die Schüler zum Essen gezwungen werden, wenn es ihnen nicht schmeckt. In Japan wird erfolgreich eine Salamitaktik angewandt, bei der ein Schüler wenigstens etwas von Speisen probieren muss, die ihm nicht schmecken. Im Laufe der Zeit erweitert sich so das Akzeptanzspektrum, was eine vielfältigere und somit auch gesündere Ernährungsweise bedeutet.

Gibt es Berechnungen, wie teuer eine kostenlose Schulverpflegung für alle wäre?

Ja, die gibt es. Die sog. Vollkosten hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Teilnehmerzahl. Zusammengefasst kann man heute von Vollkosten (inkl. eines Gewinns) von ca. 6 € pro Essen ausgehen. Bei 3,2 Mio Schülern[7] und einer Essensteilnahme von i.D. 30 % entstünden in Deutschland Gesamtkosten von ca. 1-1,5 Mrd. Euro. Diese Gesamtkosten entsprechen nur ca. 10% der Subventionierung klimaschädlicher Dienstwagen in Deutschland[8]. Dies zeigt, wo die Schulverpflegung auf der Prioritätenliste deutscher Politik steht.

Was wäre zu tun?

Die Schulverpflegung darf nicht länger ein Mauerblümchen-Dasein in der Politik fristen, sondern müsste zur Chefsache gemacht werden. Dabei muss auch endlich die qualitätshemmende Preisfixierung zugunsten klar definierter und verbindlicher Qualitätskriterien aufgegeben werden. Nicht zuletzt sollte klar sein, dass Appelle zur Freiwilligkeit von Qualitätsmaßnahmen wertlos sind und daher durch eine Zertifizierungspflicht ersetzt werden müssten.


[1] (Hrsg.): 14. Warlich Druck, Meckenheim, 2020, 473 S., hier: Kap. 1.4, S. 78ff

[2] Peinelt, Gemüth (2016 bzw. 2020): Produktionssysteme in der GG. (S. 18). https://ewd-gastro.jimdo.com/speisenangebote/produktionssysteme/

[3] DGE: Qualitätsstandards für Kitas, Ganztagsschulen, Betriebe, Unternehmen, stationäre Einrichtungen, Essen auf Rädern und Rehabilitationskliniken, Bonn 2007-2015. https://www.dge.de/gv/dge-qualitaetsstandards/?L=0

[4] Peinelt (2015): Kosten der Verpflegungssysteme. https://ewd-gastro.jimdo.com/schulverpflegung/kosten-fuer-mittagessen/

[5] Peinelt (2023): 7-Punkte-Konzept für die Schulverpflegung. https://ewd-gastro.jimdo.com/schulverpflegung/7-punkte-konzept/

[6] Peinelt (2021): Offizielles Konzept „Ausgezeichnete Gemeinschaftsgastronomie“. https://ewd-gastro.jimdo.com/zertifizierung/ausgezeichnete-gg/

[7] NQZ (Nationales Qualitätszentrum für Ernährung in Kitas und Schulen): Zahlen und Fakten zur Schulverpflegung. https://www.nqz.de/schule/zahlen-fakten/keyword=Zwischenmahlzeiten

[8] DUH: Deutsche Umwelthilfe fordert sofortigen Stopp der Subventionierung von klimaschädlichen Dienstwagen mit Verbrennungsmotor. 5.10.2020. https://www.presseportal.de/pm/22521/4725274

IWEPolitik muss Schulverpflegung zur Chefsache machen: Interview mit Ernährungswissenschaftler Prof. Volker Peinelt