Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Landbewirtschaftung als Klimaretter: Wie Landwirtschaft nicht nur ‘klima-neutral’ sondern ‘klima-positiv’ werden kann

Von Walter Jehne / Übersetzt und zusammengefasst von Wilhelm Wallefeld

Zur Lage
Kann die Landwirtschaft dazu beitragen, die kommenden Klimaextreme abzufedern? Kann sie sie stoppen? Sie könnte wesentlich mehr, aber dazu müsste ihre Rolle im Klimawandel neu gedacht werden. Der australische Wissenschaftler Walter Jehne, international bekannter Boden-Mikrobiologe und Innovationsstratege, sammelte seine Erfahrungen durch die Analyse von Böden, Weideland, Wald und Agrarflächen und brachte seine Erkenntnisse als Australia’s National Soil Advocate und international auf (UN-)Ebene in die Öffentlichkeit, wurde jedoch in Deutschland bisher kaum gewürdigt. Er beschreibt die Chancen für das Ausbremsen, die im Boden und der Vegetation liegen. Sie sind größer als gedacht. Wenn man sie nicht mehr auf ihre Funktion als CO2- Speicher reduziert, denn darin ist ihre Wirkung nicht nur bescheiden, sondern im Anbetracht der schnellfortschreitenden Bedrohung durch den Klimawandel fast wirkungslos.

Längst ist klar, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5C nicht zu halten sein wird. Die dazu notwendige Verringerung von CO2 bleibt illusorisch. Selbst wenn wir den Zuwachs auf ‘net zero’ bis 2050 herunterfahren könnten, würde der CO2-Gehalt in der Atmosphäre nur konstant bleiben, aber nicht fallen.

„Extinction“ – unausweichlich?
Australien alleine plant derzeit 116 Öl-, Gas- und Kohleprojekte mit einem CO2-Ausstoss von 4,4 Milliarden Tonnen (Stand Ende 2023). Und wenn zusätzlich die Bedrohung wahr werden sollte, dass die steigenden Temperaturen das in den Permafrostzonen gelagerte Methan freisetzen, wird klar, so der australische Wissenschaftler Walter Jehne, dass wir vor einer unbeherrschbaren Situation stehen und das Ende der menschlichen Zivilisation – ‘Extinction’ – unausweichlich ist.

In der Tat wird die Lage nach Auftauen der Permafrostböden gänzlich unbeherrschbar und das Klima danach könnte vielen Lebewesen auf Erden die Existenz rauben, durch Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Verschieben von Klimakorridoren, die nur die wenigsten ertragen können. Einzeller und Pilze sind da gegenüber uns im Vorteil, sie können in ihren Generationsfolgen von wenigen Stunden oder Tagen schneller die Kandidaten auslesen, die Überlebenschancen haben. Das wird für den größten Teil der Menschheit mit einer Generationsfolge von 30 Jahren und bei der Geschwindigkeit der Klima-Veränderung so gut wie unmöglich sein.

Boden und Pflanzen als Rettung
Beschleunigt wird dieser Exodus durch den Verlust von Ackerkrume und die Desertifikation ganzer Regionen, durch falsch Bewirtschaftung. Die Widerstandsfähigkeit unserer Zivilisation, vor allem unseres Ernährungs- und Gesundheitssystems, nimmt rapide ab und damit die Sicherheitslage der Welt. “Sieben fehlende Mahlzeiten bestimmen den Unterschied zwischen sozialem Frieden und Chaos”. Diese Erkenntnis brachte 1978 den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter dazu, eine Studie in Auftrag zu geben, die das Risiko eines Klimawandels durch höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre für Amerika (und die Welt) in Bezug auf Landwirtschaft, Ernährung und die globale Sicherheit einschätzen sollte.

Schon damals wurde der CO2-Anstieg bestätigt, doch der damit verbundene Temperaturanstieg galt zu dieser Zeit noch eher als vorteilhaft für die Erträge der Landwirtschaft. Spätere Modellrechnungen waren dann pessimistischer und eine Reduzierung des CO2-Ausstosses wurde Teil der politischen Agenda. Dabei wurde die Tatsache vernachlässigt, dass CO2 für den Lebenskreislauf von Pflanzen, Tieren und Menschen unabdingbar ist und in Bezug auf den Klimawandel nur ein Symptom darstellt, das so gut wie nicht auszubremsen ist. Denn um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre konstant zu halten, müssten wir den CO2-Ausstoss um jährlich 10 Milliarden Tonnen verringern. Um ihn zu senken, um mindestens das Doppelte.

Viele hofften auf einen Ausweg durch die Ozeane. Denn sie speichern derzeit 30.000 Milliarden Tonnen CO2. Doch diese Speicherfunktion könnte sich umkehren. Denn wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre sinkt, könnten CO2-Speicher in den Ozeanen, die während der letzten 10.000 Jahre eingelagert wurden, wieder gelöst und an die Atmosphäre abgeben werden. Dies bis zum atmosphärischen Gleichgewicht, dem Equilibrium. Das würde alle Bemühungen und Mittel, die bisher in die Reduzierung von CO2 geflossen sind, ad absurdum führen, auch die bisher investierten 60 Milliarden US-Dollar.

Atmosphärischer Wasserkreislauf als Hebel
Die Wissenschaft weiß seit langem, dass Wasser eine bedeutende Rolle im Klimawandel spielt (90%). Das Thema wurde (damals) jedoch als zu komplex eingestuft. Walter Jehne sieht die Lösung im Boden. Er ist die absolute Voraussetzung für das Leben auf der Erde und auch die schärfste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel. Er bestimmt den Wasserhaushalt, die Kühlung der Erdoberfläche, das Leben der Biosysteme und deren Widerstandkraft schnellen Veränderungen gegenüber.  

Laut Walter Jehne liegt unsere einzige Chance, den Temperaturanstieg nicht nur zu stoppen, sondern umzukehren, in der Wiederherstellung des globalen Wasserkreislaufs, im Grün der Pflanzen. Klingt kühn? Aber er liefert das Rezept dafür und dessen wissenschaftliche Basis. Die Idee ist einfach: Wir müssen nur das machen, was die Natur seit Millionen von Jahren gemacht hat. Vor 420 Millionen Jahren gab es Ozeane und trockenes, hartes Gestein, kein Leben an Land, nur einige komplexe Zellstrukturen in den Ozeanen, basierend auf dem Nährstoffabfluss durch die Verwitterung des Gesteins. Steine sind von Natur aus wasserabweisend. Nur durch die vom Bodenleben zurückgelassenen organischen Rückstände entstehen Lufteinschlüsse, die zu einer erheblich größeren Oberfläche führen und eine Art Schwamm (‘Soil-Carbon-Sponge’) bilden, der die Speicherung von Wasser und das Eindringen von Wurzeln ermöglicht. Als nächstes begannen Pilze von den Rändern der Ozeane in die Steine einzudringen, um Nährstoffe aus den Steinen herauszulösen.

Puffer in der Klimakrise
Pilze, wie Tiere und Menschen (heterotroph), können keinen Zucker binden und keine eigene Energie erzeugen. Das können nur Pflanzen und Algen (und einige Bakterien). Pilze und Algen gingen eine symbiotische Beziehung ein, um Flechten zu erzeugen. Flechten sind immer noch maßgeblich an der Zersetzung von Material beteiligt und lassen organischen Abfall zurück, der Wasser speichern kann und so das Pflanzenleben (Flechten > Moos > Farne > Angiospermen > Gräser) an Land ermöglicht. Diese nutzen die Photosynthese, um stabilen Kohlenstoff und Zucker im Boden zu schaffen. Bodenbildung ist die Kombination von mineralischen Partikeln und organischem ‘Abfall’. Innerhalb von 100 Millionen Jahren hat sich das Leben über 13 Milliarden Hektar eisfreien Landes ausgebreitet.

Das Resultat war eine reichhaltige Pflanzenwelt, die eine Kohlenstoffreduzierung in der Atmosphäre von 7000 ppm (vor Pflanzenleben) auf 100 ppm ermöglichte. In Steppen und Savannen entstehen Pflanzenfresser (insbesondere Wiederkäuer), die ein symbiotisches Verhältnis zu den Gräsern besitzen. Sie halten den Nährstoff-Wasser- und Methan-Haushalt auf dem Globus in der Balance.

Aus der Erdgeschichte lernen
Für Walter Jehne geht es heute darum, diesen Prozess erneut zu kopieren. Die Vegetation als wirksamstes Mittel im Kampf gegen die wachsende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre zu nutzen, was sie schwächt. Dabei spielt die Art der Landbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Abholzen, roden und abtöten von Vegetation, Brandrodung verstärken für Jehne die CO2-Belastung genauso wie Biozide und synthetische Dünger, intensive Bewässerung und Brache. Was entlastet, ist stete Begrünung aller kultivierbaren Landstriche der Erde. Nur eine solche Politik, in der die grünen Pflanzen den CO2-Haushalt und durch sie den Wasserhaushalt der Erde wieder ins Gleichgewicht bringen, kann Entlastung an der Klimafront bewirken. Und nur so könnte die wachsende Erdbevölkerung und die kommenden 10 Milliarden Menschen in Zukunft ernährt und die Rentabilität der landwirtschaftlichen Betriebe gesichert werden. 


Übersetzung und Zusammenfassung
Die Übersetzung und Zusammenfassung des Texte leistete Wilhelm Wallefeld. Sie beruht auf den Vorträgen „Clear Directions on regenerative Practice“ sowie „Conversations from the Edge“ von Walter Jehne.

Wilhelm Wallefeld und seine Frau Brigitte wirtschaften seit mehr als 40 Jahre als Farmer in Westaustralien. Derzeit auf ihrer  Farm in Denmark/ Westaustralien, die sie nach ökologischen Prinzipien ausgerichtet haben. Wilhelm Wallefeld ist seit 5 Jahren Vorstandsmitglied des IWE. Er verfolgt die Entwicklung der Regenerativen Landwirtschaft als Zukunftsmodell der ökologischen Landbewirtschaftung weltweit.


Hier noch einige zugrunde gelegte physikalische Gesetzmäßigkeiten und Zahlen:

  • Die ‘Keeling Kurve’ der CO2-Entwicklung: Nach Keeling werden pro Jahr 10 Milliarden t CO2 mehr emittiert als absorbiert. Der Anteil der Öl- und Gasindustrie beträgt 8 Milliarden t oder 4%. Der überwiegende Anteil beruht auf ‘natürlichen’ Prozessen.
  • Unter Anderem schlägt das Verbrennen von 350 Mio ha Wäldern mit zwischen 10 und 100 t/ha und 2 Milliarden ha Grasland mit 2 bis 5 t/ha CO2-Ausstoß erheblich zu Buche.
  • Die Schwankungen innerhalb des Jahres beruhen auf der Photosynthese/Re-Oxydation im Vegetationszyclus (grün oder braun).
  • Nach dem ‘Stefan Boltzmann Gesetz’ über Hitzeabstrahlung strahlt ein unbedeckter Boden ein Vielfaches des begrünten Bodens an Wärme zurück in die Atmosphäre.
  • Mit lebenden Pflanzen bedeckter Boden wird selten wärmer als 20C, während unbedeckter Boden (z.B. im Australischen Sommer) bis zu 70C heiß werden kann.
  • Die Sonneneinstrahlung und die Reflexion sind wegen der Klimagase in der Atmosphäre aus der Balance: Die Einstrahlung ist 342 W/sqm und die Rückstrahlung ist wegen der Klimagase nur 339 W/sqm. Die Differenz von 3 W/sqm trägt zum Temperaturanstieg bei.
  • Andererseits gilt: 1 ha Wald transpiriert 40.000 l Wasser, dessen Umwandlung in Wasserdampf bedarf 590 cal/l und trägt so erheblich zum Kühlprozess unseres Planeten bei.                                                  
  • Eine hohe Wärmeabstrahlung über Trockenregionen verursacht einen Hitzekegel, der verhindert, dass feuchte Luft (und damit Niederschläge) vom Meer ins Inland gelangt.
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Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an

Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an

Hannover, 3. Juni 2024

Der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ klopft im Niedersächsischen Landtag an.
Die Empfehlungen müssen gerade auf Landesebene ernst genommen werden.
 
In einem einzigartigen Prozess haben 160 auswählte Mitglieder des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ ihre detaillierten Empfehlungen ihrem Auftraggeber, dem Deutschen Bundestag, Ende Februar 2024 vorgelegt. Auch zur Finanzierung liegen Empfehlungen vor. Aber ohne die Länder geht es nicht. Deshalb wenden sich jetzt Mitglieder des Bürgerrats aus Niedersachsen direkt an den Landtag in Hannover und die darin vertretenen Fraktionen. Sie erwarten, dass die mit großer Mehrheit im Bürgerrat erarbeiteten Empfehlungen nicht nur von den Mitgliedern des Landtages ernst genommen werden, sondern dass sich die Abgeordneten ernsthaft mit der Umsetzung beschäftigen.
 
Ein zentraler Punkt: kostenfreies Mittagessen für alle Kinder als Schlüssel für Bildungschancen und Gesundheit. „Mir geht das Herz auf bei dieser Empfehlung“, so Peter Wogenstein, Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsens. „Dass Bildungschancen und Gesundheit in den Mittelpunkt gestellt werden, ist schon lange überfällig. Die negativen Auswirkungen von ungesunder Ernährung und Mangelernährung* und ihre gesamt-gesellschaftlichen Folgekosten müssen endlich ernst genommen werden. Gefordert sind jetzt die von uns gewählten Abgeordneten in den Parlamenten: auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.“
Das Netzwerk der Ernährungsräte Niedersachsens unterstützt das Anliegen des Bürgerrats (siehe Kopie des Schreibens an das Landesparlament anbei).
 
*22% aller Kinder in Deutschland sind mangelernährt.
 
Hinweis zur Arbeit des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“:
 
Der Bürgerrat hatte den Auftrag, dem Bundestag ein „differenziertes Meinungsbild“ zu vermitteln, was ein Querschnitt der Bevölkerung zum Thema „Ernährung im Wandel“ denkt.
Hierbei nutzt der Bürgerrat drei Chancen:Bürgerinnen und Bürger sind „Expertinnen und Experten ihres Alltags und ihrer Werte“. Die Stichprobe des Bürgerrates bringt die verschiedensten Lebenswirklichkeiten der Bevölkerung ein und verschafft auch solchen Stimmen Gehör, die sonst häufig ungehört bleiben. Diese Alltags- und Werteexpertise ist gerade beim lebensnahen und kontroversen Ernährungsthema von Bedeutung.Die Diskussionen im Bürgerrat wurden mit Informationen und Erkenntnissen von Expertinnen und Experten unterlegt. Vorträge, Exkursionen zu Produktionsbetrieben und praktische Erfahrungen wie gemeinsames Einkaufen stellen die Diskussion der Teilnehmenden auf eine gemeinsame Wissensbasis.Der Bürgerrat schafft Raum für Austausch und Verständigung. Die Teilnehmenden kommen miteinander in ein moderiertes Gespräch – auch solche, die sich sonst im Alltag nie begegnen würden. So reden gesellschaftliche Echokammern erst miteinander statt übereinander, bevor sie zu gemeinsamen Einschätzungen kommen. 

Den Brief des Bürgerrats Ernährung an die Fraktionsvorsitzenden der Landesparlamente können Sie hier als PDF herunterladen.

Ansprechpartner für Rückfragen:
 
Peter Wogenstein
Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsens
„Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V.“
Tel. 0172 204 9188
E-Mail: peter.wogenstein@t-online.de
Website: ernaehrungsrat-niedersachsen.de
 
Ernährungsräte vernetzen Akteure der Ernährungslandschaft aus der Region und stoßen eine Ernährungswende vor Ort an. Gemeinsam sind sie als Verein „Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V.“ seit August 2020 Mitglied im Beirat des ZEHN.

Spenden willkommen unter IBAN: DE95 4306 0967 1096 8592 00
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Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Pressemitteilung
Die Bürger:innen haben gewählt – sie wollen eine andere Ernährung!
Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages

Am 20. Februar 2024 hat der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ seine ernährungspolitischen Empfehlungen den Abgeordneten des Deutschen Bundestags überreicht. „Ein Mutmacher Papier“, so der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Dirk Messner.

„Diese Empfehlungen müssen von möglichst vielen Abgeordneten ernsthaft zur Kenntnis genommen werden. Noch in der laufenden Legislaturperiode müssen grundlegende Schritte zu deren Umsetzung erfolgen“, so Peter Wogenstein im Namen des IWE Vorstands. „Die Empfehlungen des Bürgerrates dürfen nicht im politischen Alltagsgeschäft untergehen.“ Es braucht ein Umdenken in den Köpfen der Abgeordneten, mit Herz und Verstand, Weitsicht und wirkliche Verantwortung für unsre Kinder und Jugendlichen. 

Aus Sicht des IWE sind die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“
•    ausgewogen, hochqualitativ, lösungsorientiert, sachlich fundiert und politisch tragfähig, 
•    mit etwas politischem Willen ohne größeren Aufwand umsetzbar,
•    unter Berücksichtigung des Gesamtbildes zumindest mittelfristig kostenneutral. 

So verzeichnet z. B. Schweden – neben den positiven Aspekten für Gesundheit und Integration aller Kinder – auch deutlich gesunkene Krankenkassenkosten durch beitragsfreies „Schulessen für alle“. 

Die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ zeigen auf, welche Maßnahmen Bürger:innen sich von der Politik wünschen und nach intensiver Beratung auch mehrheitlich zu tragen bereit sind.

In einem offenen Brief wendet sich das IWE an die Bundestagsabgeordneten: nehmen Sie den Wunsch der Bürger:innen ernst. Wir sind bereit, diese Empfehlungen mitzutragen.

Kontakt für Rückfragen:
Peter Wogenstein
Institut für Welternährung
Vorstand Finanzen
peter.wogenstein@institut-fuer-welternaehrung.org

Foto Titel: Katrina_S, Pixabay

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Das IWE wendet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Bundestages
Freiheit von Glyphosat

Freiheit von Glyphosat

Kommentar von IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert

10 Jahre Freiheit für Glyphosat. Es darf weiter auf die Äcker Europas gespritzt werden. Ein großer Tag für die Agrarindustrie. Sie hat bewiesen, dass ihre Netzwerke immer noch bestens funken, bis in die höchsten Kreise europäischer Politik. Für alle, die glaubten, dass jetzt mit dieser Allroundkeule der Chemie Schluss sein sollte, ist dies ein schwarzer Tag. Nicht nur, weil sie im Verdacht steht Krebs auszulösen, sondern weil Glyphosat keines unserer existenziellen Probleme löst, im Gegenteil!

Der Stoff heizt, als zentrale Stütze der industriellen Landwirtschaft, das Treibhaus Erde weiter auf. Glyphosat fördert den Einsatz von synthetischem Stickstoff und damit den Ausstoß von Klimagasen inklusive dem höchst aggressiven Lachgas. Es verbilligt das Mastfutter, begünstigt die Fleischfabriken und damit die Hauptquelle der Klimagase aus der Landwirtschaft. Glyphosat als Allroundkiller lässt nichts übrig von der Artenvielfalt auf den Äckern.

Im Gegenteil, es macht Monokulturen erst profitabel und forciert das Ende immer weiterer Arten. Es fördert den intensiven Ackerbau auch dort, wo der Regen mangelt, und sorgt so dafür, dass die Grundwasser- und damit die Trinkwasservorräte der Welt weiter schrumpfen. Die Monokulturen vernichten die Bodenfruchtbarkeit weltweit. Und der Hunger der Welt, er ist durch seinen Einsatz nicht verschwunden, im Gegenteil. Er spitzt sich zu durch die ökologischen Folgen, die Glyphosat für Weltklima, Artenvielfalt, Boden- und Wasservorräte hat.

Warum soll es also weitere 10 Jahre in Europa sein Unwesen treiben können? Wenn die politischen Schaltstellen in Brüssel und Berlin von der Industrie gekapert sind, bleibt immer noch der Markt. Will es der Markt? Wollen es die Kunden? Wohl kaum, die Mehrheit der Verbraucher jedenfalls lehnt Glyphosat ab. Wenn offizielle Schweizer Studien feststellen, dass ungefähr 40 Prozent der Lebensmittel tiefe, aber messbare Spuren von Glyphosat enthalten, warum sollte es bei uns anders sein?

Warum ignorieren die Aldis, die Lidls und Pennys, die EDEKAs und REWEs die Abneigung der Kundschaft? Weil bisher noch keiner dort die Frage ans Management gestellt hat, warum das Sortiment nicht längst frei von Glyphosat ist? Und warum geht der Bundeslandwirtschaftsminister, der in Brüssel nichts ausrichten konnte, nicht voran und sagt seiner Hauskantine, dass sie ihren Einkauf gefälligst auf Glyphosat freie Rohstoffe umzustellen habe? Das hätte mit Sicherheit Wirkung auf den Markt und auf den Gebrauch des Stoffes, den keiner auf dem Teller haben möchte. Was in Brüssel und Berlin am Widerstand der Lobbyisten scheiterte, das Ende von Glyphosat, könnte der Markt zu Stande bringen. Freiheit von Glyphosat! Ich wette, dafür braucht er nicht einmal 10 Jahre.

IWEFreiheit von Glyphosat
Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Über 160 Organisationen wenden sich heute in einem offenen Brief an die EU Präsidentin, Ursula von der Leyen, mit der dringenden Bitte: „Lassen Sie sich nicht vom Weg einer grünen nachhaltigen Politik abbringen.“ So fordert das Institut für Welternährung Frau von der Leyen auf: „Bleiben Sie bei Ihren Forderungen eines Green Deal. Halten Sie fest an dem sicherlich ambitionierten Vorschlag für einen EU weiten, gesetzlichen Rahmen für ein nachhaltiges Ernährungssystem in Europa (Framework for Sustainable Food Systems (FSFS)).“

Der Widerstand ist groß seitens der Agrarlobby. Die anstehenden Wahlen in Europa verstärken diesen Widerstand. Wird das Vorhaben, das „Flaggschiff“ der Farm to Fork Strategie, nicht auf den Weg gebracht, werden auch die Klima-, Umwelt- und Gesundheitsziele der EU verfehlt. „Vorausschauendes Handeln für eine nachhaltige und gesündere Ernährung im Rahmen der planetaren Grenzen ist dringend notwendig. So wie bisher und weiter so können wir nicht verantworten“, macht Peter Wogenstein, Vorstandmitglied des Institut für Welternährung e.V., deutlich.

Den offenen Brief an Ursula von der Leyen können Sie hier lesen.

IWEOffener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik
IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

60 Organisationen appellieren an FDP-Parteichef Christian Lindner, die von Bundesernährungsminister Cem Özdemir geplanten Werbeschranken für Lebensmittel mit einem hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehalt zu unterstützen. Mit „großer Sorge“ blicke man auf die ablehnenden Äußerungen aus der FDP. In einem offenen Brief an die Parteispitze fordern medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Kinderrechtsorganisationen, Eltern- und Pädagogikverbände, Verbraucherschutz- und Ernährungsorganisationen sowie Ärzteverbände und Krankenkassen umfassende Werbeschranken für unausgewogene Lebensmittel.

„Deren Konsum“, so der Sprecher des Instituts für Welternährung Dr. Wilfried Bommert, „fördert nicht nur massives Übergewicht bei Kindern und untergräbt ihre Gesundheit. Wachsende Krankheitskosten drohen eine Milliarden Last für unser Gesundheitssystem zu werden. Frühzeitige Arbeitsunfähigkeit werde die Leistungskraft der gesamten Volkswirtschaft auf Dauer einschränken. Eine solche Entwicklung beschneidet die Freiheitsgrade künftiger Generationen und sollte von keiner Gesellschaft toleriert werden.“ Deutschland müsse auf dem Weg einer gesunden Ernährung vorausgehen. Dies besonders mit Blick auf die Länder des globalen Südens, wo die Junkfoodindustrie ihre Wachstumsmärkte gerade erst ausbaut, betont der Sprecher des Instituts für Welternährung anlässlich der Übergabe es offen Briefes an die FDP-Spitze.

Hier können Sie den offenen Brief an die FDP-Parteispitze „Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung unterstützen“ als PDF herunterladen.

IWEIWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen
Zivilgesellschaftliches Bündnis fordert: Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!

Zivilgesellschaftliches Bündnis fordert: Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!

Seit die Preise für Lebensmittel steigen, steigt auch die Ernährungsarmut. Immer mehr Menschen können sich gesundes Essen nicht mehr leisten. „Billiges Fastfood“, so der Sprecher der Instituts für Welternährung Wilfried Bommert, „hat wieder Konjunktur. Die Gesundheit insbesondere der Kinder rutscht aus dem Blickfeld. Die des Planeten auch.“

Es ist höchste Zeit, dass die Agrar- und Ernährungspolitik hier Flagge zeigt. „Es geht darum“, so Bommert, „eine warme Mahlzeit pro Tag aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln für alle zu ermöglichen und dies für Kinder kostenfrei.“ Gesunde Ernährung müsse als öffentliche Aufgabe ernst genommen werden. Ökologisch, erschwinglich und verläßlich.

Das fordert das Institut für Welternährung gemeinsam mit 32 Organisationen der Zivilgesellschaft. Das Bündnis dringt darauf, das diese Prinzipien in der Ernährungssstrategie des Bundes fest verankert werden.

Wir fordern:

  1. Eine warme Mahlzeit pro Tag aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln allen Menschen zugänglich machen!
    Viele Menschen in Deutschland können sich eine warme Mahlzeit am Tag nicht regelmäßig leisten. Sie haben keinen Zugang zu gesunden, ökologisch hergestellten Lebensmitteln. Deshalb muss der Staat dafür Sorge tragen, dass es sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum Orte gibt, an denen täglich und für alle mindestens eine warme Mahlzeit im Sinne der „Planetary Health Diet“ angeboten wird. Dazu gehört auch, dass die Kita- und Schulverpflegung für alle Kinder beitragsfrei ist.
  2. Eine Grundsicherung, die eine gesunde, ökologische Ernährung ermöglicht
    Im Regelsatz sind derzeit nur 5,74 Euro pro Tag für drei Mahlzeiten inklusive Getränke vorgesehen. Für Kinder und Jugendliche ist der Betrag noch geringer. Das gefährdet die Entwicklung junger Menschen und verhindert soziale Teilhabe. Der Regelsatz muss soweit angehoben werden, dass eine gesunde, ökologische Ernährung im Sinne der “Planetary Health Diet” möglich ist. Umgehend muss außerdem eine Kindergrundsicherung eingeführt werden und so gestaltet sein, dass alle Kinder ausreichend versorgt werden können.
  3. Vollwertiges Essen aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln in allen öffentlich finanzierten Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung
    Die Politik muss auf allen Ebenen die Beschaffungs- und Vergaberichtlinien für Träger von öffentlich finanzierten Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung anpassen und Nachhaltigkeitskriterien verankern. Ziel sollte es sein, die Verwendung eines zunehmenden Anteils von Bio-Produkten verbindlich festzulegen und die Umstellung auf eine pflanzenbetonte, vollwertige Kost zu begleiten und zu überprüfen. Dabei muss die staatliche Refinanzierung der Träger und Einrichtungen die zusätzlichen Kosten für ökologischere und regionale Lebensmittel abdecken.
  4. Gesunde, ökologische Ernährung erlebbar machen
    Einrichtungen der öffentlichen Hand haben Vorbildfunktion und müssen ihrer Verantwortung für eine gesunde, nachhaltige Ernährung im Umgang mit Lebensmitteln und der Ernährungsbildung gerecht werden. Dazu sollen Kinder und Jugendliche in die Zubereitung der Mahlzeiten einbezogen und Ernährungskunde in den Lehrplan der Schulen aufgenommen werden. Es gilt, Schulküchen, Schulgärten und andere relevante Infrastruktur auf- bzw. auszubauen und das Fachpersonal in den Küchen und Lehrerzimmern, sowie Eltern und Erzieher:innen zu schulen und weiterzubilden. Als Vorbild beim Aufbau eines
    flächendeckenden Weiterbildungs- und Beratungsangebots können Projekte wie die “Kantine Zukunft”, Acker e.V. und viele weitere Initiativen dienen.
  5. Steuerfreiheit für pflanzliche Lebensmittel dient dem Klimaschutz
    Die Bundesregierung sollte die Mehrwertsteuer von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf 0 Prozent absenken. Mit der neuen EU-Mehrwertsteuerrichtlinie ist der Rahmen dafür geschaffen. Eine Steuerbefreiung schafft Anreize, mehr klimaverträgliche Nahrungsmittel zu erzeugen und zu essen und trägt damit dazu bei, die Klimaziele zu erreichen – denn das kann nur mit deutlich geringerem Konsum von Fleisch- und Milchprodukten gelingen. Und sie entlastet Verbraucher:innen, die unter den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden.

Die Pressemitteilung „Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!“ können Sie hier als PDF herunterladen.

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VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“

VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“

VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“
26.-30. Juni, Schloss Kirchberg, Kirchberg/Jagst

Das World Organic Forum ist eine mehrtägige entwicklungspolitische Konferenz auf Schloss Kirchberg in Kirchberg an Jagst/ Deutschland. Die Akademie Schloss Kirchberg verfolgt unter dem claim „Localizing SDGs“ kontinuierlich das Ziel, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung gemeinsam mit PartnerInnen aus allen Teilen der Welt praxisorientiert lokal zu verankern. Hierbei entsteht langfristig ein globales Netzwerk an SDG-Regionen, in denen die 17 SDGs in einem Bottom-Up-Prozess Stück für Stück erreicht werden. Die VertreterInnen der beteiligten Regionen und Initiativen treffen sich jährlich im Sommer auf Schloss Kirchberg, um den Lern- und Erfahrungstausch zur Schaffung einer zukunftsfähigen Welt im Rahmen der SDGs voranzubringen. Somit ist das Forum impulsgebender Ausgangsort, um die 17 Nachhaltigkeitsziele weltweit regional zu erreichen und mit Leben zu füllen – im Norden wie im Süden, im Westen wie Osten.

Beim VI. World Organic Forum 2023 werden in Verknüpfung mit den 17 Zielen die Themen Klimaresilienz sowie neue, auf Ressourcenschutz, Biodiversität und ganzheitlichen wirtschaftlichen Wohlstand für Bäuerinnen und Bauern ausgelegte Modelle regionaler Wertschöpfung und Fragen globaler Gerechtigkeit eine besondere Rolle spielen. Wir werden begleitet von renommierten ExpertInnen und ProtagonistInnen des Wandels aus der globalen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik, AktvistInnen sowie Bäuerinnen und Bauern aus den Regionen der Welt. Gemeinsam wollen wir Best-Practice-Beispiele kennenlernen, neue Lösungsansätze entwickeln und uns gegenseitig für ein neues Bewusstsein inspirieren, um die notwendigen lokalen Transformationen für eine nachhaltige Welt von Morgen kraftvoll voranzubringen! Das Forum bietet ein Spektrum verschiedener Formate wie Key Note Speeches, Podiumsgespräche, Workshops und Exkursionen. Das Programm wird von professionellen DolmetscherInnen übersetzt und kann auch digital über einen Online-Livestream verfolgt werden.

Das Konferenzprogramm des VI. World Organic Forum können Sie hier herunterladen. Zur Anmeldung geht es hier.

Foto: Seine Majestät Osagyefuo Nana Amoatia Ofori Panin Okyenhene mit seiner Reisegruppe auf dem Sonnenhof von Cristina und Rudolf Bühler © Akademie Schloss Kirchberg

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Bundestag beschließt Bürgerrat – Gesundes Essen für einen gesunden Planeten

Bundestag beschließt Bürgerrat – Gesundes Essen für einen gesunden Planeten

Der Bundestagsbeschluss vom 10. Mai für einen Bürgerrat zur „Ernährung im Wandel“ könnte frischen Wind in die Debatte um die Zukunft unserer Ernährung bringen, wenn dem Rat genügend Mitsprache und Entscheidungsfreiheit im Prozess seiner Beratungen eröffnet wird. Hieran mangelt es nach Ansicht des Instituts für Welternährung (IWE) noch im Beschluss des Bundestages. Hier muss nachgebessert werden, um dem Bürgerrat zur „Ernährung im Wandel“ den Raum für ein freies und unabhängiges Urteil zu geben, erklärt Wilfried Bommert, Sprecher des Instituts für Welternährung – World Food Institute e.V. Berlin.

Dabei dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass unsere Art der Ernährung und Landwirtschaft global massive Konsequenzen hat. Sie verschärft die Klimakrise, schädigt die Artenvielfalt, wie auch die Wasservorräte der Erde. Sie treibt die Preise bei Nahrungsmitteln und forciert Hunger und Unterernährung vor allem im globalen Süden. Der beschlossene Bürgerrat zur „Ernährung im Wandel“, so Bommert, müsse Maßstäbe setzen für gesundes Essen auf einem gesunden Planeten – bei uns und überall.  

Gemeinsam mit dem Netzwerk der Ernährungsräte Deutschland begrüßt das Institut für Welternährung (IWE) den Beschluss, einen Bürgerrat zur „Ernährung im Wandel“ ins Leben zu rufen als wichtigen ersten Schritt auf dem Weg zu mehr Ernährungsdemokratie. Das in Deutschland noch recht neue Beteiligungsformat Bürgerrat könne dazu beitragen, neues Vertrauen in die Kraft der Demokratie zu begründen. Es stelle durch die direkte Bürgerbeteiligung eine basisdemokratische Ergänzung der repräsentativen Parteiendemokratie dar. 

Valentin Thurn, Netzwerkvorstand, erwartet vom ersten Bürgerrat zur „Ernährung im Wandel“, dass die Teilnehmenden am Bürgerrat den nötigen Freiraum erhalten und nutzen werden, insbesondere wenn es um die Marktmacht von Handelsketten und großen Lebensmittelkonzernen gehe, und Wege zu einem am Gemeinwohl orientierten Agrar- und Ernährungssystem finden werden. Bürgerräte könnten die gesellschaftliche Debatte über die großen Fragen unserer Zeit wie den nachhaltigen Wandel unseres Landwirtschafts- und Ernährungssystems bei uns und auf globaler Ebene voranbringen. 

IWEBundestag beschließt Bürgerrat – Gesundes Essen für einen gesunden Planeten
Netzwerk der Ernährungsräte in Deutschland gegründet

Netzwerk der Ernährungsräte in Deutschland gegründet

Die Ernährungsräte in Deutschland haben sich auf Bundesebene im Netzwerk der Ernährungsräte zusammengeschlossen. „Das ist ein großer Fortschritt auf dem Weg zu einer Ernährungswende,“ kommentiert der Sprecher des Instituts für Welternährung Wilfried Bommert die Neugründung. „Die Zivilgesellschaft hat damit eine Organisation geschaffen, die mit der Bundesregierung auf Augenhöhe diskutieren kann.“

Ein Schritt, der dringend notwendig sei, um die Weichen für eine deutsche Ernährungsstrategie zu stellen. Darin müssten die Ernährungsräte nicht nur einen Platz finden, betont Bommert, sondern auch eine Finanzierung. Die Zivilgesellschaft stelle nach Auffassung des Instituts für Welternährung eine zentrale Kraft bei der ökologischen Transformation unseres Ernährungssystems dar. Das müsse von der Regierung anerkannt und durch ein entsprechendes Förderungsprogramm für Regionale Ernährungskreisläufe gewürdigt werden. 

Inzwischen arbeiten mehr als 60 Ernährungsräte allein in Deutschland. „Über unsere Ernährung bestimmen heute vor allem große Agrar- und Lebensmittelkonzerne, die auf den Weltmarkt ausgerichtet sind. Doch immer mehr Menschen wollen mitentscheiden, wo ihr Essen herkommt und wie es produziert wird,“ so Valentin Thurn, Gründer des Kölner Ernährungsrats und Mitglied im neuen Netzwerkvorstand.

„Höchste Zeit also, dass das Netzwerk der Ernährungsräte lokale ernährungspolitische Impulse bündelt und dafür sorgt, dass die nachhaltige Transformation auch hierbei als dringliche „Chefsache“ behandelt wird!,“ sagt Gundula Oertel, die den Berliner Ernährungsrat mitgründete und jetzt ebenfalls Mitglied im neuen Netzwerkvorstand ist. Ophelia Nick, grüne Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft begrüßt die Initiative, „denn ohne Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft schaffen wir die Ernährungswende nicht.“ 

Neben Valentin Thurn und Gundula Oertel wurden fünf weiter Vorstandskolleg:innen gewählt: Anna Sophie Feigl (München), Judith Busch (Oldenburg), Julia Marx(Oberfranken), Anna Wissmann (Bonn) und Karen Schewina (Frankfurt a.M.).

IWENetzwerk der Ernährungsräte in Deutschland gegründet