Der Veggie Day der Grünen

Der Veggie Day der Grünen

Eine politische Analyse von Manfred Linz

Im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2013 haben Bündnis 90/Die Grünen in ihr Wahlprogramm den Vorschlag eines fleischlosen Wochentages, eines Veggie Days (VD), in öffentlichen Kantinen eingesetzt und dafür vehementen Widerspruch in den publizistischen und sozialen Medien erfahren. Die BILD-Zeitung eröffnete die hitzige Debatte mit der großflächigen Überschrift „Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten“. (5.8.2013)

In dieser Diskussion erfuhren die Grünen neben allerhand Zustimmung einen vielfachen Protest, ja einen Verriss ihres Planes. Die Partei selbst hat diese Ablehnung als einen der wichtigen Gründe für ihr schwaches Abschneiden bei der Wahl benannt. Sie musste einen Rückgang der Stimmen von 10,7 Prozent 2009 auf 8,4 Prozent 2013 hinnehmen. Diese Einbuße hat die Grünen so verschreckt, dass sie ihren Vorschlag eines Veggie Days ausdrücklich zurückgenommen haben, und zwar unter dem Titel „Freiheit Grün Gestalten – emanzipatorisch und partizipativ, verantwortungsbewusst und solidarisch“.

Wie berechtigt und wie notwendig ist diese Selbstkorrektur? War es der Vorschlag eines fleischlosen Kantinenessens pro Woche als solcher, der den Grünen die Stimmen gekostet hat? War es die Art und Weise, wie er formuliert war und kommuniziert wurde? Es lohnt sich, diesen politischen Vorstoß zu einer gesünderen Lebensweise genauer zu untersuchen.

Manfred Linz: Manfred Linz: Der Veggie-Day der Grünen. Eine politische Analyse, 15.07.2015:

IWEDer Veggie Day der Grünen
Unter falscher Flagge

Unter falscher Flagge

Entwicklungspolitik der New Alliance for Food Security and Nutrition

Die Entwicklungspolitik der G7, die unter der „New Alliance for Food Security and Nutrition“ firmiert, droht die Flüchtlingsströme aus Afrika massiv zu verstärken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Welternährung – World Food Institute e.V.

2012 schlossen sich die damaligen G7-Staaten plus Russland unter dem Namen „New Alliance for Food Security and Nutrition“ mit führenden Weltkonzernen zusammen, um Hunger und Armut in Afrika zu bekämpfen. Doch bei genauerer Betrachtung könnte sie das genaue Gegenteil bewirken. Nach Schätzungen des Instituts läuft die G7 Politik darauf hinaus, in den kommenden Jahren mehr als 100 Millionen Kleinbauern in Afrika zu entwurzelt und in die Slums der großen Städte abzudrängen.

„Das Programm der New Alliance kann sich auf mittlere Sicht als Brandbeschleuniger für die Flüchtlingsströme nach Europa erweisen und nicht als Hilfe gegen Hunger und Armut in Afrika“, warnt der Sprecher des Instituts für Welternährung Dr. Wilfried Bommert.

Anja Humburg, Wilfried Bommert: UNTER FALSCHER FLAGGE? Entwicklungspolitik der New Alliance for Food Security and Nutrition, 20.06.2015:

IWEUnter falscher Flagge
Forschungswende braucht Bewertungswende

Forschungswende braucht Bewertungswende

Strategies Towards Evaluation Beyond Scientific Impact. Pathways Not Only For Agricultural Research

Die Kriterien nach denen Forschungsförderung vergeben wird, orientieren sich an einem Wissenschaftsbetrieb, der nicht auf praktische Fragen ausgerichtet ist.

Statt dessen ist entscheidend, wie häufig der jeweilige Wissenschaftler in den großen Journals zitiert wird. Das aber ist bei angewandter Forschung seltener der Fall.

So fallen die Anträge der wirklich „produktiven Bereiche“ wie des Organischen Landbaus und der Ernährungswissenschaften durch das herrschende Förderungsrost.

Birge Wolf, Anna-Maria Häring und Jürgen Heß von der Universität Kassel haben einen Artikel verfasst, der mögliche Strategien für eine ausgeglichenere Forschungsevaluation vorstellt. Dabei soll die wissenschaftliche Qualität genauso eine Rolle spielen wie die gesellschaftliche Relevanz und die Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse.

Birge Wolf, Anna-Maria Häring und Jürgen Heß: Strategies Towards Evaluation Beyond Scientific Impact. Pathways Not Only For Agricultural Research; veröffentlicht am 15. April 2015:

IWEForschungswende braucht Bewertungswende
Glyphosat fördert Resistenz gegen Antibiotika

Glyphosat fördert Resistenz gegen Antibiotika

Institut für Welternährung fordert neue Glyphosat-Debatte

Global 2000/Flickr (CC BY-ND 2.0)

Ein schlimmer Verdacht: Der Einsatz von Glyphosat führt zu Antibiotika-Resistenzen bei Menschen. Das ist die Konsequenz der Studie eines internationalen Forscherteams an der Universität von Florida. Unter dem Titel „Environmental and health effects of the herbicide glyphosate“ veröffentlichte das Team Erkenntnisse, die bisher in der Diskussion über Glyphosat unberücksichtigt geblieben sind.

Die Forscher um A.H.C. Van Bruggen stellen fest, dass Glyphosat, so wie es heute eingesetzt wird, im Boden zu einer Selektion von Bakterien führt. Es überleben diejenigen, die gegen Glyphosat resistent sind. Damit einher geht aber auch eine Antibiotikaresistenz. Diese sogenannte Kreuz-Resistenz ist seit 2015 bekannt. Sie wurde seither in immer mehr Ackerböden, auf denen Glyphosat eingesetzt wird, festgestellt.

Die Forscher warnen jetzt davor, dass diese Antibiotika-Resistenz über den Boden, die Pflanzen, die damit gefütterten Tiere und schließlich über die Nahrung auch auf die Menschen überspringen könne. Dieser Pfad vom Acker bis zum Menschen sei bisher unberücksichtigt geblieben, könne aber erklären, warum es immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika in der Tierhaltung ebenso wie bei Menschen gibt. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte Ende 2017 vor dieser Entwicklung, in der sie eine der größten Bedrohung für die globale Gesundheit und die Ernährungssicherheit sieht.

Die Forscher der Universität von Florida fürchten, dass der weltweit steigende Einsatz von Glyphosat zu einer steigenden Unwirksamkeit von Antibiotika führen könnte. Diese fatale Dimension des Herbizid-Einsatzes, so die Forscher, spiele bisher in der Debatte um die Zulassung keine Rolle.

Diese Ignoranz der Zulassungsbehörden könne sich jedoch als großer Fehler erweisen, erklärt der Sprecher des Instituts für Welternährung Wilfried Bommert zu Jahresbeginn in Berlin. Der Verdacht, dass Glyphosat Antibiotika-Resistenzen fördere, sei ein weiteres Warnsignal an die Regierung, eine grundsätzliche und ökologische Wende ihrer Agrarpolitik einzuleiten. Glyphosat müsse im Lichte dieser Erkenntnisse neu bewertet werden.

Die Studie „Environmental and health effects of the herbicide glyphosate“ finden Sie hier.

IWEGlyphosat fördert Resistenz gegen Antibiotika
Landgrabbing: Wie der Hunger nach Boden die Welternährung bedroht

Landgrabbing: Wie der Hunger nach Boden die Welternährung bedroht

Beitrag von Wilfried Bommert im Dossier "Migration und Entwicklung" der bpb

Tropical forest deforestation for oil palm plantations in Costa Rica/ Wikipedia Commons

Der Beitrag „Landgrabbing: Wie der Hunger nach Boden die Welternährung bedroht“ von IWE-Sprecher Wilfried Bommert erschien im Dossier „Migration und Entwicklung“ der Bundeszentrale für politische Bildung. Private Investoren und staatliche Akteure aus Industrie- und Schwellenländern sichern sich durch Direktinvestitionen, Kaufverträge oder langfristige Pachtverträge große Agrarflächen in Entwicklungsländern – eine Praxis, die auch als Landgrabbing bzw. Landnahme bezeichnet wird. In seinem Beitrag untersucht Wilfried Bommert die Fragen, wer die Drahtzieher hinter diesen Geschäften sind, was sie antreibt und welche Konsequenzen die Landnahme für die Welternährung hat.

Den Artikel „Landgrabbing: Wie der Hunger nach Boden die Welternährung bedroht“ finden Sie hier.

Das Dossier „Migration und Entwicklung“ der bpb hier.

IWELandgrabbing: Wie der Hunger nach Boden die Welternährung bedroht
Frontiers 2017

Frontiers 2017

Emerging Issues of Environmental Concern

How does our careless disposal of antimicrobial drugs produce bacteria that can resist them? Why are Marine Protected Areas vital to achieving the Sustainable Development Goals? Can off-grid solar plug the energy gap for cities in the developing world?
UN Environment experts address these and other emerging issues with the launch of Frontiers 2017, its latest annual report on the most novel environmental challenges facing the planet.

Download the report „Frontiers 2017: Emerging Issues of Environmental Concern“ here.

Read the Guardian article „Overuse of antibiotics in farming is a major new threat to human health, says UN“ here.

IWEFrontiers 2017
Green Industrial Policy

Green Industrial Policy

Concept, Policies, Country Experiences

Economic development has so far been achieved at the cost of severe overexploitation of natural resources. Humanity is approaching various ecological tipping points beyond which abrupt and irreversible environmental change at large geographical scales is likely to happen.

Hence, all countries need to fundamentally rethink their development pathways and switch to sustainable practices. At the same time, there is – in poor countries in particular – the need to foster structural change in ways that increase productivity and create wealth for the population.

The report “Green Industrial Policy: Concept, Policies, Country Experiences” looks at these two challenges in conjunction. How can countries at different levels of socio-economic development manage the structural transformation towards ‘green’, environmentally sustainable economies in ways that also improve the material well-being of people? Can poor countries in particular achieve both objectives in tandem, and how can they deal with potential trade-offs? To what extent do lessons from industrial policymaking still hold and where are fundamentally different policies needed?

The report discusses the conceptual foundations of „Green Industrial Policy“, presents specific policy reforms that may help to balance environmental sustainability and wealth creation and offers case studies of successful application of green industrial policies in Morocco, Brazil, China and Germany. The report builds on the expertise of 24 authors including internationally leading researchers as well as policymakers from all over the world.

The report “Green Industrial Policy: Concept, Policies, Country Experiences” was published by the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) and the Partnership for Action on Green Economy (PAGE), a joint initiative of UN Environment, UNIDO, UNDP, ILO and UNITAR.

Download the report for free here.

IWEGreen Industrial Policy
The State of Food Security and Nutrition in the World

The State of Food Security and Nutrition in the World

FAO Report

A key worrisome finding of the annual FAO report „The State of Food Security and Nutrition in the World“ is that after a prolonged decline, the most recent estimates indicate that global
hunger increased in 2016 and now affects 815 million people.

Moreover, although still well below levels of a decade ago, the percentage of the global population estimated to be suffering from hunger also increased in 2016. In parts of the world, this recent surge in hunger reached an extreme level, with a famine declared in areas of South Sudan in early 2017 and alerts of high risk of famine issued for northeast Nigeria, Somalia and Yemen.

In 2016, the food security situation deteriorated sharply in parts of sub-Saharan Africa,
South-Eastern Asia and Western Asia. This was most notable in situations of conflict, in
particular where the food security impacts of conflict were compounded by droughts or floods, linked in part to the El Niño phenomenon. However, worsening food security conditions have also been observed in more peaceful settings, especially where economic slowdown has drained foreign exchange and fiscal revenues, affecting both food availability through reduced import capacity and food access through reduced fiscal space to protect poor households against rising domestic food prices.

The rising trend in undernourishment has not yet been reflected in rates of child stunting, which continue to fall. Nonetheless, the world is still home to 155 million stunted children. Levels of child stunting are still unacceptably high in some regions, and if current trends continue, the SDG target on reducing child stunting by 2030 will not be reached. Wasting also continues to threaten the lives of almost 52 million children (8 percent of children under five years of age), while childhood overweight and obesity rates are on the rise in most regions and in all regions for adults – all of which highlights the multiple burden of malnutrition as a cause for serious concern.

The failure to reduce world hunger is closely associated with the increase in conflict and violence in several parts of the world. Part 2 of this year’s report attempts to provide a clearer understanding of the nexus between conflict and food security and nutrition, and to demonstrate why efforts at fighting hunger must go hand-in-hand with those to sustain peace. Over the past decade, conflicts have risen dramatically in number and become more complex and intractable in nature. Some of the highest proportions of food-insecure and malnourished children are found in countries affected by conflict, a situation that is even more alarming in countries characterized by prolonged conflicts and fragile institutions.

This has set off alarm bells we cannot afford to ignore: we will not end hunger and all
forms of malnutrition by 2030 unless we address all the factors that undermine food
security and nutrition. Securing peaceful and inclusive societies is a necessary
condition to that end.

Download the FAO report „The State of Food Security and Nutrition in the World“ here.

IWEThe State of Food Security and Nutrition in the World
Agrikulturprogramm für Hannover

Agrikulturprogramm für Hannover

Offene Veranstaltung am 16. Januar 2018

Jaime Silva/Flickt

Der Rat der Stadt Hannover hat im April 2017 das Agrikulturprogramm für Hannover beschlossen. Zu den Kernpunkten gehören die Sicherung von Flächen für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzungen, die Förderung der umweltschonenden und ökologischen Bewirtschaftung sowie eine regionale Vermarktung.

Am 16. Januar ab 18 Uhr sind alle, die sich für für eine nachhaltige Land- und Gartenwirtschaft, und eine regional-ökologische Lebensmittelversorgung in der Stadt und Region interessieren, zur Veranstaltung in der Schwanenburg eingeladen.
Dort wird Anne Pfeiffer vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün das Programm vorstellen und über den Stand der Umsetzung berichten.
Die Veranstaltung soll der Auftakt für ein „Netzwerk Agrikulturprogramm“ sein, für eine dauerhafte aktive Mitwirkung an der Verwirklichung der Programmziele.

Ort: Restaurant „Essenszeit“, Zur Schwanenburg 11, 30453 Hannover
Zeit: 18 Uhr – 22 Uhr
Kosten: Verzehr nach Wahl im Restaurant.

Bitte anmelden bei Dr. Antje Brink, Tel. 05034 2214996 oder online bei Slow Food Hannover.

IWEAgrikulturprogramm für Hannover
Dokumentarfilm: Das System Milch

Dokumentarfilm: Das System Milch

von Andreas Pichler

Der renommierte Regisseur Andreas Pichler („Das Venedig Prinzip“) trifft Landwirte, Industrielle, Wissenschaftler und anderen Experten, um die Frage zu beantworten, welche weitreichenden Folgen das große Geschäft mit der Milch hat – auf die Tiere, auf die Umwelt und auf uns Menschen selbst.

Mehr Informationen zum Film finden Sie hier.

IWEDokumentarfilm: Das System Milch