Ökologische Landwirtschaft und Suffizienz gehören zusammen

Ein Beitrag von Manfred Linz.

1. Ökologische Landwirtschaft ist ein Landbau, für den die Bodenfruchtbarkeit zentral ist, der ohne synthetischen Stickstoff, Pestizide, industrielle Importfuttermittel und Gentechnik wirtschaftet. Ökologische Landwirtschaft orientiert sich an einer organischen Kreislaufwirtschaft, die auf vielfäl­tige Fruchtfolge achtet, die Ackerbau und Viehzucht miteinander verbindet und aufeinander abstimmt. In der Viehzucht gilt artgerechte Tierhaltung.

2. Suffizienz ist in der gegenwärtigen Diskussion um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der Erde die bewusste und beabsichtigte Verringerung des Bedarfes an Energie, vor allem fossiler Herkunft, an Rohstoffen und an Fläche, und zwar durch menschliches Verhalten, also durch eine verminderte Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Persönliche Suffizienz geschieht durch Veränderung des eigenen Lebensstils. Suffizienzpolitik richtet sich auf die Begrenzung des oben genannten Bedarfes in Produktion und Konsum durch fördernde und verpflichtende Maßnahmen der öffentlichen Hand.

Ökologische Landwirtschaft fördert und braucht die Suffizienz.

3. Ökologische Landwirtschaft ist in sich eine Form der Suffizienz. Sie spart fossile Energie ein, verwendet keinen mineralischen Dünger,  verzichtet auf importierte Futtermittel und verwirft die Anwendung von Pestiziden.

4.  Ökologische Landwirtschaft ermöglicht die ausreichende und gesunde Ernährung einer weiter wachsenden Weltbevölkerung. Sie erlaubt jedoch nicht die Fortsetzung der gegenwärtigen luxurierenden Ernährungsweisen, die die Grundlagen der Welternährung zerstören. Mit Bezug auf die derzeit prägenden Konsummuster erfordert die Ökologische Landwirtschaft Maßhalten und Verzichte, ist also auf Suffizienz angewiesen.

5. Maßhalten und Verzichte beziehen sich vor allem auf Nahrungsmittel, für deren Herstellung große Mengen von (fossiler) Energie, Wasser, industriell angebauten Futtermitteln und mineralischem Dünger erforderlich sind. Dazu zählen etwa die in Massentierhaltung erzeugten Nahrungsmittel Fleisch, Eier, Milchprodukte und der industriell gefangene Fisch. Diese Produkte erzeugt die Ökologische Landwirtschaft sowohl unvermeidlich als auch bewusst in geringerer Menge als die industrielle Landwirtschaft. Da auch viele der weiter verarbeiteten und konfektionierten Produkte der Ernährungsindustrie erhebliche Mengen von Energie und Rohstoffen verbrauchen, gelten Maßhalten im Verzehr und Einschränkungen in der Produktion ebenso für sie.

6. Ökologische Landwirtschaft fördert die Suffizienz. So geben Konsumenten der Ökologischen Landwirtschaft in der Regel Nahrungsmitteln aus der eigenen Region Vorrang vor langen Transportwegen, und sie bevorzugen Produkte der jeweiligen Ernte-Saison. Auch kann der vorrangige Konsum ökologischer  Produkte zu einem Bewusstseinswandel und Wertewandel führen, der einen suffizienten Lebensstil fördert. Damit stärkt Suffizienz wiederum die Ökologische Landwirtschaft.

Suffizienz fördert und braucht die Ökologische Landwirtschaft

7. Suffizienz kann auf vielfältige Weise die Ökologische Landwirtschaft begünstigen. Zunächst, indem ein suffizienter Lebensstil ihr zugute kommt. Etwa, wenn Konsumenten bereit sind, die oben unter 5. genannten Lebensmittel nicht oder doch sparsam zu verwenden, und  zum Schutz der Umwelt und um der Qualität der naturbelassenen Nahrungsmittel willen für Produkte der Ökologischen Landwirtschaft den dafür erforderlichen Preis zu bezahlen.

8. Erfahrung lehrt freilich, dass nur ein begrenzter Teil der Bevölkerung aus eigenem Entschluss zu einem suffizienten Lebensstil findet. Auch Ratschläge, Ermunterungen, Appelle bewegen zu wenige Menschen zu suffizientem Verhalten; und wenn und wo es gelingt,  bleiben Maßhalten und Bescheidung ein Patchwork, weichen also immer wieder der Gewohnheit und der Bequemlichkeit .

9. Wer darum die Suffizienz auch für die Ökologische Landwirtschaft wirksam machen möchte, wird sie als eine politische Aufgabe verstehen, ihr also durch staatliche Förderung, durch Gesetze und Verordnungen Geltung verschaffen. Zu denken ist hier an eine konsequente Minderung des Lebensmittelverderbs durch Förderung und Verordnung seitens der öffentlichen Hände, an eine Steuer für konventionell erzeugtes Fleisch, an ein Verbot der Massentierhaltung, an eine Lebensmittelampel, die auf hohe Mengen von Fett, Zucker und Salz aufmerksam macht, und nicht zuletzt sondern eher zuerst an eine ökologische Umwidmung der Flächenprämie der Europäischen Union. Alle Maßnahmen dieser Art können die Grundlagen einer ausreichenden und gesunden Ernährung festigen.

IWEÖkologische Landwirtschaft und Suffizienz gehören zusammen