Kino-Tipp: Der Dokumentarfilm „Holy Shit“ von Rubén Abruña

Kino-Tipp: Der Dokumentarfilm „Holy Shit“ von Rubén Abruña

Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña in seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“ auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf 4 Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als wahrer Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien.

Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern? Rubén Abruña trifft die Poop Pirates aus Uganda, die mit ihrer Arbeit und ihren Liedern den Menschen beibringen, wie sie Fäkalien in sicheren Dünger verwandeln können. Im ländlichen Schweden zeigt ihm ein Ingenieur eine Trockentoilette, die aus Urin Dünger herstellt. In Hamburg und Genf entdeckt er Wohnkomplexe mit dezentralen Kläranlagen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und aus menschlichen Exkrementen Strom und Dünger erzeugen.
Am Ende findet der Regisseur Lösungen für die Wiederverwendung menschlicher Ausscheidungen, die die globale Ernährungssicherheit, den Umweltschutz und die Hygiene verbessern und den Klimawandel eindämmen.

Mit seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“, der am 30. November bundesweit in den Kinos gestartet ist und durch den Christoph Maria Herbst als Sprecher führt, bringt Regisseur Rubén Abruña ein großes Tabu auf die Kino-Leinwand – und widmet sich einem wichtigen Thema, das die Menschheit vor immer größere Herausforderungen stellen wird. Kläranlagen sind überfordert und in die Natur gelangen immer öfter giftige Rückstände.

Können wir menschliche Fäkalien sinnvoll recyceln – und damit die Welt nachhaltig verbessern? Abruña macht sich auf die spannende Suche nach Antworten, wie dabei sowohl die Ernährungssicherheit als auch der Umweltschutz verbessert werden können und zeigt, dass etwas passieren muss. Denn so wie bisher kann und darf es nicht weitergehen.

Filmstill: Luftaufnahme der Kläranlage „Stickney Water Reclamation Plant“ in Chicago/USA, (c) Thurn Film

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Hidden costs of global agrifood systems worth at least $10 trillion

Hidden costs of global agrifood systems worth at least $10 trillion

Our current agrifood systems impose huge hidden costs on our health, the environment and society, equivalent to at least $10 trillion a year, according to an analysis by the Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), covering 154 countries. This represents almost 10 percent of global GDP.

According to the 2023 edition of The State of Food and Agriculture (SOFA), the biggest hidden costs (more than 70 percent) are driven by unhealthy diets, high in ultra-processed foods, fats and sugars, leading to obesity and non-communicable diseases, and causing labour productivity losses. Such losses are particularly high in high- and upper-middle-income countries.

One fifth of the total costs are environment-related, from greenhouse gas and nitrogen emissions, land-use change and water use. This is a problem that affects all countries, and the scale is probably underestimated due to data limitations.

Low-income countries are proportionately the hardest hit by hidden costs of agrifood systems, which represent more than a quarter of their GDP, as opposed to less than 12 percent in middle-income countries and less than 8 percent in high-income countries. In low-income countries, hidden costs associated with poverty and undernourishment are the most significant.

The report makes the case for more regular and detailed analysis by governments and the private sector of the hidden or ‘true’ costs of agrifood systems via true cost accounting, followed by actions to mitigate these harms.

There have been other attempts at measuring the hidden costs of agrifood systems, producing similar estimates as FAO. The new FAO report, however, is the first to disaggregate these costs down to the national level and ensure they are comparable across cost categories and between countries.

For the first time ever, FAO will dedicate two consecutive editions of The State of Food and Agriculture to the same theme. This year’s report presents initial estimates, while next year’s will focus on in-depth targeted assessments to identify the best ways to mitigate them. Governments can pull different levers to adjust agrifood systems and drive better outcomes overall. Taxes, subsidies, legislation and regulation are among them.

“In the face of escalating global challenges: food availability, food accessibility and food affordability; climate crisis; biodiversity loss; economic slowdowns and downturns; worsening poverty; and other overlapping crises, the future of our agrifood systems hinges on our willingness to appreciate all food producers, big or small, to acknowledge these true costs, and understand how we all contribute to them, and what actions we need to take. I hope that this report will serve as a call to action for all partners – from policymakers and private-sector actors to researchers and consumers – and inspire a collective commitment to transform our agrifood systems for the betterment of all,” said FAO Director-General QU Dongyu.

The report urges governments to use true cost accounting to transform agrifood systems to address the climate crisis, poverty, inequality and food security. It notes that innovations in research and data, as well as investments in data collection and capacity building, will be needed to scale the application of true cost accounting, so it can inform decision-making in a transparent and consistent way.

Read the press release by FAO here.

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Erstmals nachgewiesen: Das Mikrobiom von Obst und Gemüse beeinflusst die Vielfalt im Darm positiv

Erstmals nachgewiesen: Das Mikrobiom von Obst und Gemüse beeinflusst die Vielfalt im Darm positiv

In einer Metastudie hat ein Forschungsteam des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz den Nachweis erbracht, dass der Verzehr von Obst und Gemüse positiv zur Bakteriendiversität im menschlichen Darm beiträgt.

Bakterielle Vielfalt im Darm spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit. Die entscheidende Frage ist jedoch: Wo sind die Quellen für diese Vielfalt? Bekannt ist, dass bei der Geburt ein wichtiger Teil des mütterlichen Mikrobioms auf das Baby übertragen wird, gleiches geschieht während der Stillperiode über die Muttermilch. Weitere Quellen konnten bislang nicht aufgedeckt werden. Einem Team rund um Wisnu Adi Wicaksono und Gabriele Berg vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz ist jetzt der Nachweis gelungen, dass pflanzliche Mikroorganismen aus Obst und Gemüse zum menschlichen Mikrobiom beitragen. Das berichten sie in einer Studie, die im Journal Gut Microbes publiziert worden ist.

Du bist, was Du isst
Die Autoren konnten nachweisen, dass die Häufigkeit des Obst- und Gemüseverzehrs und die Vielfalt der verzehrten Pflanzen die Menge der obst- und gemüse-assoziierten Bakterien im menschlichen Darm beeinflusst. Insbesondere die frühe Kindheit stellt ein Zeitfenster für die Besiedlung mit pflanzenassoziierten Bakterien dar. Die Mikroorganismen pflanzlichen Ursprungs verfügen über probiotische und gesundheitsfördernde Eigenschaften, die ebenfalls aufgezeigt wurden.

Unter einem Mikrobiom versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die einen Makroorganismus (Mensch, Tier, Pflanze) oder einen Teilbereich dessen besiedeln, beispielsweise den Darm oder eine Frucht. Während die einzelnen Mikrobiome immer besser verstanden werden, ist über ihre Verbindungen wenig bekannt. „Der Nachweis, dass Mikroorganismen von Früchten und Gemüse den menschlichen Darm besiedeln können, ist jetzt erstmalig gelungen“, erklärt Erstautor Wisnu Adi Wicaksono. Damit liegt die Vermutung nahe, dass der Verzehr von Obst und Gemüse besonders im Babyalter einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems in den ersten rund drei Lebensjahren hat, da sich in dieser Zeit das Darmmikrobiom entwickelt. Aber auch danach ist eine gute Diversität an Darmbakterien förderlich für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. „Es beeinflusst einfach alles. Diversität beeinflusst die Widerstandsfähigkeit des ganzen Organismus; höhere Diversität vermittelt mehr Resilienz“, sagt Institutsleitern Gabriele Berg.

Mehrere Milliarden Sequenzen
Um feststellen zu können, dass der Verzehr von Obst und Gemüse mitsamt ihrer Mikrobiome auch wirklich zu Veränderungen im Darmmikrobiom führt, erstellte das Team zunächst einen Katalog mit Mikrobiomdaten aus Früchten und Gemüse, um so deren Bakterien zuordnen zu können. Diese glichen sie mit öffentlich verfügbaren Daten aus zwei Studien zur Darmflora ab. Das Projekt TEDDY betrachtete anhand einer Langzeitstudie die Entwicklung bei Babys und das American Gut Project studierte die Darmflora von Erwachsenen – beide Projekte erhoben dafür auch die Daten zur Nahrungsaufnahme der Proband*innen. Insgesamt standen den Forschenden dadurch Metagenom-Daten aus rund 2500 Stuhlproben zur Verfügung, jede davon enthielt zwischen ein und zehn Millionen Sequenzen – ausgewertet wurden also mehrere Milliarden Sequenzen. Anhand dieses umfangreichen Datensatzes ließ sich das Vorhandensein der Obst- und Gemüse-Mikroflora im Darm nachweisen. Dieser Nachweis ist ein entscheidender Baustein für den Beweis des „One Health“-Konzeptes der WHO, das die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft.

Folgestudie auf drei Kontinenten
Um den entdeckten Zusammenhang noch weiter zu erforschen, arbeitet Gabriele Berg am Institut für Umweltbiotechnologie im Rahmen des von der EU geförderten Projekts HEDIMED (www.hedimed.eu) gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen bereits an einer Interventionsstudie, bei der Menschen auf drei Kontinenten für einen gewissen Zeitraum das Gleiche essen und danach deren Ausscheidungen analysiert werden. Aber auch darüber hinaus sieht Gabriele Berg viele Bereiche, die auf Basis des Studienergebnisses beeinflusst werden könnten. Das beginnt bei der Lebensmittelerzeugung, da Erde, Dünger und eingesetzte Pflanzenschutzmittel sich auf das pflanzliche Mikrobiom auswirken. „Frisches Obst und Gemüse wird immer das beste Mikrobiom haben, die Landwirtschaft oder weiterverarbeitende Betriebe haben hier schon einen großen Einfluss. Und auch die Lagerung und Verarbeitung der Nahrung muss kritisch überdacht werden“, erklärt Berg. Abhängig von den Erkenntnissen der geplanten Studie könnte es auch für einzelne Personen spannende Anwendungen geben. „Jedes Obst und Gemüse hat ein einzigartiges Mikrobiom. Also vielleicht lässt sich auf Basis dessen irgendwann eine personalisierte Ernährung zusammenstellen.“

Beitrag von Falko Schoklitsch, 24.10.2023 | TU Graz news | Forschung.

Die Studie „The edible plant microbiome: evidence for the occurrence of fruit and vegetable bacteria in the human gut“ finden Sie hier.

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Buchtipp: Vandana Shiva – Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde

Buchtipp: Vandana Shiva – Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde

Aufgewachsen in den Bergwäldern des Himalayas im nördlichen Indien, hatte Vandana Shiva von Kindesbeinen an eine intensive Beziehung zur Natur und erlebte schon früh die Bedrohung ihrer Wälder durch Raubbau. Sie entschied sich für ein Studium der Quantenphysik und promovierte in Kanada.

In diesem Buch beschreibt sie ihren Weg von der akademischen Quantenphysik zu ihren eigentlichen Professorinnen, den Frauen der Chipko-Bewegung zur Bewahrung ihrer Wälder, die sie die Ökologie lehrten und in den Kampf gegen die Übermacht des großen Geldes führten.

Bereits 1981 wurde sie als Sachverständige vom Umweltministerium gehört. 1984 bei einer großen Dürre wurde ihr klar, dass die Gewalt der Grünen Revolution die Natur und die mit ihr im Einklang arbeitenden Bauern zerstörte. Ihr Widerstand erschöpfte sich nicht im Protest gegen etwas, sondern führte zu Gründung einer Samenbank, die zum Beispiel 3000 Reissorten rettet. Nicht nur wurde das Saatgut kostenlos abgegeben, ihre »Earth University« bildete auch mehr als 100.000 Bauern im biologischen Landbau aus.

1993 erhielt die Feministin, die die Rolle der Frauen für den Erhalt der Natur und ihrer Vielfalt immer betont, den »Right Livelihood Award« (gemeinhin Alternativer Nobelpreis genannt), und sie war weltweit unterwegs, um für ihre Anliegen zu werben: so bei der UNO und der FAO, im Schumacher College, auf Protestmärschen gegen Gentechnik. Sie ist Autorin von mehr als 25 Büchern und bis heute eine gefragte Vortragsrednerin und Interviewpartnerin – und für viele Leitfigur und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ihr gesamtes Lebenswerk ist von einer tiefen Liebe zum Leben und zur Freiheit durchdrungen. Es ist diese Liebe, die sie anspornt, all das zu verteidigen, was von Unfreiheit bedroht ist – Wälder, Flüsse, Saatgut, Boden, Biodiversität und auch die Menschen, die davon leben. Zusammen mit der quantenphysikalischen Erkenntnis, dass alles miteinander verbunden, alles eins ist, weiß sie Herz und Intellekt zu einer unschlagbaren Waffe im Kampf für das Leben zu vereinen.

Vandana Shiva in einem Interview, April 2021: »Alles, woran ich arbeite, entspringt meinem Innersten, meiner Liebe zum Leben und meiner Liebe zur Freiheit, was auch immer es sein mag: ob es der Schutz der Wälder oder des Saatguts ist oder das Zusammensein mit meinen Schwestern, den Bäuerinnen, deren Land und Boden es zu verteidigen gilt. Es geht darum, das Leben im Geist der Liebe zu verteidigen und die Freiheit im Geist des Widerstands gegen die Unfreiheit.«

„Vandana Shiva: Terra Viva – Mein Leben für eine lebendige Erde“ mit einem Vorwort von Renate Künast, Verlag Neue Erde.

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Filmtipp: Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde

Filmtipp: Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde

Wie wurde Vandana Shiva, die eigensinnige Tochter eines Waldschützers aus dem Himalaya eine ernstzunehmende Rivalin von Agrarkonzernen wie Monsanto? Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ von James und Camilla Becket erzählt die bemerkenswerte Lebensgeschichte der Öko-Aktivistin Dr. Vandana Shiva, wie sie sich den Großkonzernen der industriellen Landwirtschaft entgegenstellte und in der Bewegung für Biodiversität und ökologischer Landwirtschaft zur Ikone wurde. Sie inspirierte so weltweit zu einer Agrar- und Ernährungswende und wurde zu einer der wichtigsten Aktivistinnen unserer Zeit, wofür sie unter anderem den alternativen Nobelpreis erhielt.

„Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ konzentriert sich auf bahnbrechende Ereignisse, die ihr Denken formten, bevor sie den Kampf gegen ein mächtiges Agrarbusiness aufnahm. Seitdem inspiriert sie Menschen auf der ganzen Welt dazu, für eine gerechte Agrar- und Ernährungswende einzutreten und für das Überleben auf der Erde zu kämpfen.

Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ ist aktuell in der phoenix Mediathek zu sehen.

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Studie: Inwieweit kann sich München nachhaltig aus der Region ernähren?

Studie: Inwieweit kann sich München nachhaltig aus der Region ernähren?

Die im Februar 2023 veröffentlichte Studie „Foodshed München – Bewertung des Einzugsgebiets und der potenziellen Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in München.“ von Dr. José Luis Vicente-Vicente und Dr. Annette Piorr vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. wurde vom Bundestagsbüro Karl Bär (Die Grünen) in Auftrag gegeben. Im Zentrum der Studie steht die Frage, inwieweit sich München nachhaltig aus der Region ernähren könnte.

Aus der Zusammenfassung:

„Wie in anderen Großstadtregionen etablieren sich in München und seinem Umland zunehmend neue und flexiblere Modelle von Produktion, Organisation und Konsum, die einen stärkeren Bezug zur Region und ihren Akteuren vor Ort aufweisen. Die Politik sieht hier einen wichtigen Ansatzpunkt, geeignete Rahmenbedingungen für gesunde Ernährungsweisen, faire Ernährungsumfelder und nachhaltigere Erzeugung in der Region zu schaffen.

Ein erster Schritt für Diskussionen und politische Prozesse in diese Richtung sind Potenzialstudien, wozu Foodshed-Modellierungen gehören. Sie berechnen das theoretische Einzugsgebiet von Lebensmitteln, also den Flächenumfang der nötig ist, um die BewohnerInnen unter Berücksichtigung ihres Konsumverhaltens an Lebensmitteln verschiedener Produktgruppen aus dem direkten Umfeld zu ernähren. Wobei lokale z.B. Anbaubedingungen, Erträge und landwirtschaftliche, aber auch naturräumliche Strukturen berücksichtigt werden. Szenarien erlauben die Berücksichtigung alternativer Produktionsmethoden, veränderter Ernährungsweisen, der Beibehaltung bestehender Spezialisierung auf Sonderkulturen oder der Wiedervernässung von Moorgebieten.

Foodshed für München und Region
Die Foodshedmodellierungen dieser Studie zeigen:

  • Eine regionale Versorgung innerhalb der räumlichen Grenzen der drei Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben wäre zur Sicherstellung der Ernährung der Bevölkerung Münchens und der genannten Regionen möglich. Lässt man die für den globalen Markt relevanten Anbauflächen für Hopfen unverändert, kann theoretisch in der Region immer noch mehr produziert als lokal verbraucht werden, sowohl bei rein konventioneller (Selbstversorgungsgrad rd. 160%) als auch bei rein ökologischer Bewirtschaftung (Selbstversorgungsgrad 117%). Das theoretische Nahrungsmitteleinzugsgebiet um München hätte entsprechend einen Radius von 114km (für konventionelle Produktion) gegenüber 125 km (für ökologische Produktion).
  • Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen entlang der Wertschöpfungskette (vor und nach der Ernte, bei Aufbereitung, Weiterverarbeitung, Lagerung, Vertrieb und Handel, in Haushalten) birgt weitere signifikante Flächenpotenziale. Weniger Nahrungsmittelabfälle lassen den Foodshed-Radius um bis zu 10 km sinken, und machen Flächenpotenziale frei für entsprechende alternative Nutzungen oder den Naturschutz.

  • Ernährungsumstellung ist ein weiterer wirksamer Hebel für die Erhöhung der Flächen- produktivität. Bei einer Halbierung des Verzehrs von Lebensmitteln tierischer Herkunft, einer Verdopplung des Gemüseverzehrs und deutlich erhöhtem Anteil von Hülsenfrüchten und Nüssen in der Ernährung könnte der Selbstversorgungsgrad bei konventionellem Anbau auf 172% und bei ökologischem Anbau auf 135% steigen.

  • Die Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen wird wegen ihrer Funktion als möglicher Kohlenstoffspeicher als Strategie zum Klimaschutz vielerorts diskutiert. Solche Flächen finden sich auch im Gebiet der drei Regierungsbezirke, die das potenzielle Nahrungseinzugsgebiet für München und Region ausmachen. Sie umfassen etwa 6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und weisen eine überdurchschnittliche Produktivität auf. Würde man diese Flächen aus der Nutzung nehmen und wiedervernässen, blieben die Einbussen am potenziellen Selbstversorgungsgrad im einstelligen Bereich (9,89% bzw. 7,25%).

  • Es wäre also möglich, selbst bei Wiedervernässung ehemaliger Moore, die Region aus den eigenen Flächenpotenzialen nachhaltig und divers zu ernähren, und gleichzeitig für den Weltmarkt zu produzieren, im Umfang von 10%-50% der regional abgesetzten Produktmengen (wobei Anbaugebiete für Hopfen im bisherigen Umfang und Markt agieren würden). Bei zusätzlicher Umstellung der Ernährung könnten Moorschutz und gesunde 100% regionale Ernährung sogar noch Exportpotenziale von >25% (ökologisch) – >60% (konventionell) realisieren lassen.

  • Für die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie ist es wichtig, zu berücksichtigen, dass es sich um theoretische Modellierungen handelt. Die kreisförmige Repräsentation des Flächenbedarfs für das Nahrungsmitteleinzugsgebiet (Foodshed) in den Abbildungen dieser Studie soll primär einen Eindruck der Größe des möglichen Gebietes für regionale Ernährung vermitteln, wenngleich in der Praxis die Definition von Regionalität bzw. des Einzugsgebietes für unterschiedliche Produktgruppen durchaus Sinn macht.

  • Auch ist zu berücksichtigen, dass im Vergleich von konventioneller und ökologischer Be- wirtschaftung der Flächenbedarf (der beim ökologischen Landbau höher ist) lediglich ein relevanter Aspekt ist. Auf den Umstand, dass im konventionellen System mehr Betriebsmittel (z.B. Futtermittel auf Sojabasis) andernorts hergestellt werden und dort ihren Flächenfootprint hinterlassen, häufig verknüpft mit dortigen teils unerwünschten Umweltwirkungen, konnte im Rahmen dieser Studie nicht vertieft eingegangen werden.“

Die komplette Studie können Sie hier als PFD herunterladen.

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Alternative zu Herbiziden: Landwirtschaft ohne Glyphosat

Alternative zu Herbiziden: Landwirtschaft ohne Glyphosat

Der neue Bericht „Alternative zu Herbiziden – Landwirtschaft ohne Glyphosat“ von PAN Europe in Zusammenarbeit mit der europäischen Fraktion der Grünen/EFA zeigt, dass es für alle bekannten Hauptanwendungen von Herbiziden auf Glyphosatbasis wesentlich sicherere nicht-chemische Alternativen gibt, sowohl Low- als auch Hightech-Verfahren. Der Bericht schlägt zudem Maßnahmen vor, wie der Übergang zu einer glyphosatfreien Landwirtschaft wirtschaftlich tragfähig machbar ist. In diesem Jahr entscheidet die EU über die Wiederzulassung von Glyphosat.

Im Rahmen der Veröffentlichung der Studie findet am 11. April um 13 Uhr eine Online-Panel-Diskussion statt. Nähere Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.

Die deutsche Kurzfassung des Berichts können Sie hier als PDF herunterladen, die komplette englische Fassung hier.

IWEAlternative zu Herbiziden: Landwirtschaft ohne Glyphosat
Der Weg zu regenerativer Landwirtschaft in Deutschland – und darüber hinaus

Der Weg zu regenerativer Landwirtschaft in Deutschland – und darüber hinaus

Mehr als die Hälfte der Ackerflächen der Welt haben ihre Fruchtbarkeit verloren. Was ihnen nicht bekommt, ist die Art der Bewirtschaftung. Lässt sich die Fruchtbarkeit zurückgewinnen?
Und wie für eine Zukunft mit Klimaextremen bewahren? Unter dem Dach der „regenerativen Landwirtschaft“ treffen sich ökologische Einsichten und praktischen Erfahrungen. Das IWE hat ihr ökologisches Potenzial in der Studie „Ernährungswende“ beschrieben. Der NABU und Boston Consulting stellen die Vorzüge der regenerativen Methoden für die ökologische Transformation in der soeben erschienen Studie „Der Weg zu regenerativer Landwirtschaft in Deutschland – und darüber hinaus“ zusammen.

IWEDer Weg zu regenerativer Landwirtschaft in Deutschland – und darüber hinaus
Vorträge zur Ernährungswende

Vorträge zur Ernährungswende

Im Mittelpunkt des IWE-Workshops 2023 in Berlin stand anlässlich unseres 10-jährigen Bestehens ein Rückblick auf die bisherige Arbeit des Instituts für Welternährung sowie ein Ausblick auf die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren zu bewältigen sein werden.

Das Thema einer durch die Zivilgesellschaft vorangetriebenen „Ernährungswende von unten“ wird weiterhin im Zentrum der Arbeit des IWE stehen. Das betont Wilfried Bommert, neu gewählter Sprecher des Instituts für Welternährung. Ihn beschäftigen die Fragen: Wo stehen die Leuchttürme der ökologischen Transformation, die die Ernährungswende voranbringen? Was sind die großen Hebel, wie die Ökologisierung der Kantinenwirtschaft, über die eine Ernährungswende möglich gemacht werden kann? Was sind die Bündnisse, über die politischer Einfluss genommen werden muss? Mit welchen Visionen kann eine Ernährungswende Land gewinnen?

Wie werden „Ernährungslandschaften der Zukunft“ aussehen und wie können sie erhalten und neu geschaffen werden? Das war das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, der damit einen wesentlichen Impuls für die weitere Arbeit des IWE gab.

Hier finden Sie und Ihr die Aufzeichnungen der Vorträge „Ernährungswende voranbringen – 10 Jahre Institut für Welternährung“ von IWE-Vorstandssprecher Dr. Wilfried Bommert sowie „Ernährungslandschaften der Zukunft“ von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald.

Die IWE-Mitgliederversammlung fand am 20. Januar 2023 in der Neuen Schule für Fotografie Berlin statt.

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Walter Jehne: The True Costs of Cheap Food

Walter Jehne: The True Costs of Cheap Food

Walter Jehne is a renowned soil microbiologist and climate scientist with Australia’s CSIRO. He is the cofounder of Healthy Soils Australia, Regenerate Earth, and the Rehydrate California Initiative, and works as a consultant for regenerative agricultural projects across the globe. Walter Jehne serves on the Real Organic Project Advisory Board.

In this episode, the Real Organic Podcast gets deep into the real costs of producing industrial food, including the rise of both diseases and healthcare costs, and the overall decline of  nutrients available to eaters. Walter Jehne also speaks to the role healthy soil plays in supplying essential nutrients to our food while also preventing the uptake of toxins.

The Real Organic Podcast is hosted by Dave Chapman and Linley Dixon, engineered by Brandon StCyr, and edited and produced by Jenny Prince.

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