Warum die Preise im Supermarkt lügen – Die wirklichen Kosten von Lebensmitteln

Warum die Preise im Supermarkt lügen – Die wirklichen Kosten von Lebensmitteln

Angesichts der Klimakrise, der fortschreitenden Degradierung von Böden und jüngster Nachrichten zu unhaltbaren Zuständen in der Fleischbranche fordert  MISEREOR gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Unternehmer*innen ein neues, integriertes Bilanzierungsverfahren für Unternehmen. Anders als bislang üblich sollten in diese Bilanz entlang der Wertschöpfungskette die Auswirkungen auf die Umwelt mit aufgenommen werden. Ebenso müssen Leistungen zugunsten des ökologischen Gleichgewichts, für Gesundheit und soziale Kosten mit bilanziert sein. 

„Viele Preise im Supermarkt spiegeln nicht die ökologischen und sozialen Folgekosten wider“, erklärt MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak. „Derzeit bildet der Preis nicht ab, ob Lebensmittel zum Beispiel durch Kinderarbeit hergestellt, unfaire Löhne gezahlt oder unter welchen Umständen die Produkte hergestellt werden.“ Die scheinbar günstigen Preise hätten zur Folge, dass immer mehr Produkte erzeugt werden, die für das Gemeinwohl und die Umwelt schädlich sind. Das Bekanntwerden der Probleme in Schlachthöfen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sei nur ein Beispiel, das zeige, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

„Umgekehrt haben biologisch und fair produzierte Waren, die viel weniger Folgekosten mit sich bringen, einen höheren Preis. Das ist ein Fall von Marktverzerrung, der uns alle letztlich teuer zu stehen kommt“, so Antkowiak. „Wir alle zahlen die Rechnung für diese Art des Wirtschaftens. Vor allem jedoch Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels, wie Dürren oder Überschwemmungen leiden oder Bäuerinnen und Bauern weltweit, deren Trinkwasser mit Pestiziden belastet ist. Und: Die künftigen Generationen!“

Die GLS-Bank hat in einer Studie die Erfolgsrechnung von drei Bio-Höfen mit drei konventionellen Betrieben verglichen. Das Besondere: Hier wurden die  sozialen und ökologischen Kosten mit eingerechnet und die Erträge miteinander verglichen. Das Ergebnis: Die konventionelle Produktion verursacht Schäden in Höhe von durchschnittlich über 3.500 Euro pro Hektar und Jahr. Hochgerechnet auf die Zahl der Höfe und genutzten Fläche der derzeit vorherrschenden konventionellen Landwirtschaft in Deutschland entspricht dies Kosten in Höhe von rund 61 Milliarden Euro pro Jahr. Hingegen erzeugt die Bio-Landwirtschaft einen Nettogewinn in Höhe von durchschnittlich 885 Euro pro Hektar und Jahr, weil sie unter anderem die Artenvielfalt sichert, die Bodenfruchtbarkeit erhöht und CO2-Emissionen verringert. 

Ökologisch unbedenkliche Produkte könnten günstiger werden

„Es gilt also, Folgekosten aus der Produktion von Lebensmitteln nach dem Verursacherprinzip zu errechnen und auf deren Preis aufzuschlagen“, erläutert Dr. Tobias Gaugler von der Universität Augsburg: Das bedeutet, dass Lebensmittel, die dem Klima, der Biodiversität und der Gesundheit schaden, aktuell zu billig sind. Ökologisch unbedenkliche Produkte hingegen könnten in einer solchen „fairen“ Bilanz sogar günstiger werden, weil ihre Leistungen vergünstigend wirken wie zum Beispiel der Humusaufbau oder der Schutz der Artenvielfalt. Erst wenn Kostenwahrheit herrscht, ist ein fairer Wettbewerb möglich“, so Gaugler.

„Nur wenn vergleichbare Akteure am Markt mit gleichem Maßstab gemessen werden, erreichen wir hinsichtlich der Preisgestaltung eine gerechtere Basis“, erklärt auch der Gesellschafter der HiPP Gruppe, Stefan Hipp: „Derzeit tragen die Gesellschaft und wenige Unternehmen die Kosten für Schäden, die sie nicht verursacht haben. Über den Ansatz der wirklichen Kostenberechnung („True Cost Accounting„) würden nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Investitionen gefördert und belohnt.“ 

MISEREOR ist Gesellschafter des Fair Handelshaus Gepa und Mitglied bei der „True Cost Initiative“, zu der auch Unternehmen wie HiPP, der Bio-Teehersteller Lebensbaum und die GLS-Bank gehören. Die Initiative wird koordiniert vom Beratungsunternehmen Soil&More. Gemeinsam fordern die Mitglieder der „True Cost Initiative“, dass die Bilanzierung der wirklichen Kosten künftig nicht nur in der Lebensmittelwirtschaft, sondern in allen Wirtschaftsbereichen verbindlich angewandt werden. Nur so könne eine grundlegende Transformation unseres Wirtschaftssystems zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit erzielt werden. 

Zum Thema „Die wirklichen Kosten unserer Lebensmittel – Eine zukunftstaugliche Bilanz“ hat MISEREOR aktuell ein Dossier mit Zahlen, Fakten, Meinungen und Hintergründen zum Thema herausgegeben. 
Es steht hier zum Download zur Verfügung.

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Frau Klöckner haut bei den Großschlachtern auf die Pauke – Kosmetik, aber kein Wandel

Frau Klöckner haut bei den Großschlachtern auf die Pauke – Kosmetik, aber kein Wandel

So geht’s auch – Schwein auf einem Biohof

Ein Kommentar von Peter Wogenstein
Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsen


Das sei die letzte Chance, sagt Frau Klöckner, aber für wen? Es bleibt alles beim Alten, etwas Kosmetikkorrektur, den Schweinen soll es etwas besser gehen, Ställe, die im Sinne des Tierwohls viel zu klein sind, werden etwas größer, aber das dauert, dauert Jahre, natürlich gegen Entschädigung. Nicht, dass wir uns missverstehen: dass die Ställe vergrößert werden, kann man für die Tiere nur gutheißen, dass es den Menschen in den Massenschlachtbetrieben besser gehen soll, ein unbedingtes Muss.

Aber: was ändert sich wirklich am Geschäftsmodel der Großen in der Fleischverarbeitung? Eigentlich nichts. Der Druck auf die Schweinemäster bleibt, innerhalb von 6 Monaten das Normschwein mit 115 kg abzuliefern, die großen Handelsketten werden weiterhin ihre 246 Tonnen Nackensteak bei Herrn Tönnies ordern, billig und just in time zur Grillsaison, die großen Handelsketten werden sich weiter darin überbieten, das Grillgut zum Schnäppchenpreis anzubieten, und wir – die Verbraucher*innen – machen in der Mehrzahl auch noch mit!

Nein, eine wirklich Wende würde heißen, alles das in der Massentierhaltung und Verarbeitung einzupreisen, was die Folgen dieser Art der Haltung und Verarbeitung sind: die Gülle und vieles mehr, vom Stall bis zum Teller, das, was wir in unserem Boden, Grundwasser, Gewässern und in der Luft wiederfinden, nicht zu reden von den Antibiotikaresten in den Abscheidern der Fleischverarbeiter und in den Gewässern an deren Rande. All das und mehr – daran denkt unsere Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft nicht – immerhin war ihr Studienschwerpunkt Sozial- und Bioethik, oder will sie es nicht? Verbraucherschutz und verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen Boden, Wasser und Luft sieht anders aus, Frau Bundesministerin.

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SWR1 Interview mit IWE-Vorstand Wilfried Bommert

SWR1 Interview mit IWE-Vorstand Wilfried Bommert

Aus der Ankündigung des Programms: Armut und Hunger. Beides sind bis heute siamesische Zwillinge der Menschheitsgeschichte. Ressourcen und Reichtum sind höchst ungerecht verteilt. Ein Ergebnis: Bei uns werden zig Tonnen Lebensmittel weggeworfen, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Verstärkt wird die Not der Dritten Welt durch den Klimawandel. Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Wilfried Bommert seit langem. Bommert ist promovierter Agrarwissenschaftler. Er hat beim WDR-Hörfunk die Umweltredaktion geleitet. Und er ist der Gründer seiner eigenen kleinen Denkfabrik „Institut für Welternährung“.

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Food security in Africa and Covid 19

Food security in Africa and Covid 19

Christoph Kohlmeyer, Bonn, 15th May 2020

1.             Medium- and long-term perspectives

Food insecurity in Africa has a long-term historic dimension that reaches back to at least post-colonial times and subsequently neo-liberal paradigms in the 90ths together with tremendous global market distortions particularly in the agricultural markets and consequently the overall neglect of the agricultural sector by most African governments. In this context, The AU Maputo Declaration 0f 2003 that committed all African Governments to invest by 2008 at least 10% of their budget into the agricultural sector was a important wake up call. As of today, only few African countries have reached that target and even less countries have reached complete food security. The so-called world food crisis of 2007/2008 (which was in reality a global food price crisis) was another alarm call that the African continent has to invest in its food production.

While the in rich countries in the North about 30% of the food produced ends up in the dustbin, in Africa between 30 and 50 per cent of the crops produced are already destroyed in the field or on the way to the final consumer. If post-harvest losses could be controlled, Africa would be self-sufficient in food production. This is where massive investment is required. It is strategic and at the same time the fastest way to generate stable incomes to farmer families, provide jobs for rural youth and help saving foreign exchange of national economies.

What was true in the end of the 20th century, has nowadays become even more relevant: price volatility in the international markets has been significantly increasing over the last 20 years; climate change has started to have significant negative impacts on agricultural production in the continent; regional outbreaks of plant and animal diseases, pests and recently locust attacks have become more frequent and spread wider; and urbanization going along with changing patterns of food consumption generates additional pressure on existing agricultural resources (already today 50 % of all agricultural land in the North is used for meat production)

In the light of the latter, even more investment is required, above all to make agriculture more resilient against the direct and indirect effects of climate change.

2.             Lessons learned from the 2007/2008 global food price crisis

With regard to the actual crisis, three major lessons are to be taken. First, sustainable, cost efficient and resilient food systems are regional and only seldomly respect national borders. Secondly, foods producers need regular and sufficient income including the legal/political security that this is protected from extreme price volatilities. Thirdly, instruments and policies that are put in place to fulfill the right to food for the vulnerable population, need to be timely and should not interfere in the food markets.

Therefore, borders need to be open, to allow trade to freely move agricultural products from surplus areas to deficiency areas (against closed borders “starving your neighbor”). However, policy has to make sure that the major share of the value addition flows into the income of the farming population. Compared to intelligent regional trade, national buffer stocks are expensive to hold and difficult to manage. Buffer stocks are not obsolete (see actual locust crisis in East Africa), but they should be organized on regional level and preferably supplied from regional sources. As for policies to guarantee food security for the vulnerable, instruments like school feeding, cash for labor and voucher systems have been proven to be the most cost efficient with the least distorting impact in the markets.

3.             What is different in Covid 19 – times?

There are two major relevant observations:

First, (and in contradiction to the statement in Point 3 on page 4 of the concept note), the prices for important food crops in the world market have rapidly and significantly dropped to another historical low level. This is particularly true for maize, wheat, palm oil and sugar (the latter not been important for human nutrition), all crops that are also used to produce “bio”-fuels. They follow the rapid decline of prices for fossil energy sources. (The exception is rice due to the fact that the two biggest rice exporting countries in Asia have (as in 2008) closed their borders for export of rice.) In the case of the East African food crisis due to the locust plague, the deterioration of those prices could be – exceptionally – used to quickly acquire sufficient food supplies in the world market for very reasonable costs. However, this should not be an invitation for African governments to reduce again (as in the 80’s and the 90’s) their own efforts in investing in sustainable local agriculture.

Secondly, lock down policies make the implementation of best practice in terms of transfer policies. School feeding becomes impossible when schools are closed, the administration of vouchers and cash-for-work becomes impossible, when public administration is confined. This requires in close cooperation with epidemiologists the development specific intelligent innovative alternatives in order to fulfill the right to food for the vulnerable. As for the lock down of national borders, this will probably in the short term have less negative effects. De facto, most borders can already be considered as technically and even sometimes politically closed. Most likely, existing informal systems and practices are going to persist.

4.             Food security and resilience: some reminders of what really matters

Finally, irrespective of the present crisis, there will be more and perhaps heavier challenges to be mastered while we strive to sustain agricultural production and improve food security in Africa.

Investing in the infrastructure gap and in the abolishment of post-harvest losses remains undebatable.

Today and in the medium term there will be relatively little employment opportunities for the majority of rural youth and women outside the agricultural sector including the production of basic inputs and services for the sector as well as processing and transformation of agricultural products for local, national and regional markets. In addition to that, more than anywhere else in the world, African farmers are price takers including all constraints and disadvantages that this implies. Many farming families still live under more or less precarious subsistence conditions confronted with an increasing economic concentration in all segments upstream and downstream along the value chain.

The AU, RECs, African governments, and in support by the AfDB have to intensify their policy work to protect African farmers from the negative effects of market concentration in global and domestic markets. This requires 1) a regulative framework at the pan African level to protect producers and local economies from capital drain due to globally acting oligo- and monopolies as well as 2)  sound regional integration policies including 3) a conducive and supportive infrastructure up to 4) focused financing tools for young (innovative) entrepreneurs and women entrepreneurs in rural areas. These priorities are directly and indirectly anchored in the High 5s of the Bank and should be maintained and intensified.

Another domain of growing importance is the field of adapted agricultural research to cope with the impact of climate change, develop more sustainable and natural resource friendly agricultural production systems including the potential of indigenous crops and animal species.

Important priorities for the improvement of the institutional side are 1) pro-active land policies that legally secure the access to land, in particular for women, 2) creation of legal frameworks and promotion of agricultural  and rural cooperatives, 3) investment in client-oriented extension systems that closely link research and rural practice, 4) develop curricular at all levels of primary and higher education that support the professionalization of rural métiers and reflect the needs of modern agricultural production and of an evolving rural economy, and 5) provide “affirmative” rural finance for youth and women entrepreneurs.

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Einladung: IWE-Sommerakademie

Einladung: IWE-Sommerakademie

Einladung zur Sommerakademie 2020 via Zoom
am Samstag, den 04. Juli 2020, 10:00 – ca. 14.30 Uhr
 

Liebe Freund*innen des Instituts für Welternährung, 

Bio oder Bioreaktor, Meer oder Land, Fabrik oder Feld, wie wird sich die Welt in Zukunft ernähren? Coronapandemie und Klimakrise setzen unser Ernährungssystem unter Stress, und wir erkennen klarer denn je, dass es diesem Stress nicht gewachsen ist. Wir als IWE haben uns in unserer Streitschrift festgelegt: „Nur eine ökologische Landwirtschaft kann 10 Milliarden Menschen ernähren“. 

Mittlerweile betreten immer neue Akteure die Bühne und preisen neue Rohstoffquellen für unsere Ernährung: Algen, Bakterien, Pilze, Insekten, Zellkulturen, der Ersatz von Tieren durch Bioreaktoren. Wo geht die Reise hin, wie kann die Weltbevölkerung in Zukunft satt werden? Diesem Thema ist unsere Sommerakademie gewidmet. Leider kann sie in Coronazeiten nicht wie geplant in Schloss Türnich stattfinden. Wir haben sie ins Netz verlegen und leider auch verkürzen müssen.

Unsere Sommerakademie 2020 findet als Zoom- Konferenz statt. Sie beginnt am Samstag, den 04. Juli 2020 um 10:00 mit einer Einführung auch zur „Technik“ und der Vorstellung der Teilnehmer*innen. 

Ab 11:00 wird uns Professor Prof. Dr. Thomas A. Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz in die zukünftigen Welten der Ernährung einführen .  

Ab 13:00 wollen wir uns fragen, welche Postion wir als Institut für Welternährung zu den sich ankündigenden Trends zwischen Bio-Landwirtschaft und Bioreaktoren einnehmen und wie wir den Prozess der Transformation unseres Ernährungssystems weiter begleiten wollen.  Die Sommerakademie endet voraussichtlich gegen 14:30. 

Wir freuen uns auf Eure Teilnahme an diesem Experiment. Bitte meldet Euch bis zum 30. Juni an bei Julia Schererjulia.scherer@institut-fuer-welternaehrung.org. Das genaue Programm und die Zoom-Einladung schicken wir euch am 2. Juli.  

IWEEinladung: IWE-Sommerakademie
Globale Biodiversität in der Krise – Was können Deutschland und die EU dagegen tun?

Globale Biodiversität in der Krise – Was können Deutschland und die EU dagegen tun?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen der Biodiversität, Ökologie, Ökonomie, Anthropologie und integrierten Landsystem-Forschung haben sich mit Fragen der globalen Krise der biologischen Vielfalt befasst. In dem daraus resultierenden Diskussionspapier „Globale Biodiversität in der Krise – Was können Deutschland und die EU dagegen tun?“ und in dem dazugehörenden Dokumentationsband zeigen die Autorinnen und Autoren auf, wie Deutschland und Europa reagieren sollten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, den Verlust an Biodiversität zu stoppen.

Die Vielfalt von Pflanzen und Tieren ist eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen. Teil der Evolution war und ist immer auch das Aussterben und die Neuentstehung von Arten. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch ein in der Geschichte der Erde bisher nie erreichtes Massenaussterben von Pflanzen- und Tierarten zu beobachten. Der Einfluss des Menschen auf alle Bereiche unserer Umwelt hat so nicht nur zu Klimawandel geführt, sondern auch dazu, dass ein großer Teil der biologischen Vielfalt unwiederbringlich verloren gegangen ist. Was dies für das langfristige Überleben der Menschheit bedeutet, ist aktuell kaum abschätzbar. Wichtig ist jedoch, dass sowohl der Schutz des Klimas als auch der Schutz der Biodiversität untrennbar miteinander verbundene Herausforderungen für die Menschheit sind.

Die Weltgemeinschaft hat bereits bei der Konvention von Rio 1992 die Dringlichkeit anerkannt, die dem Biodiversitätsschutz zukommt. In den letzten fast 30 Jahren verpflichteten sich die Vertragsstaaten zu verschiedenen Zielen, die dem Schutz der Biodiversität dienen sollen und den Verlust der Vielfalt möglichst stoppen sollten. Vieles wurde erreicht, aber der Verlust der Vielfalt geht kaum gebremst weiter.

Publikationen in der Reihe „Leopoldina Diskussion“ sind Beiträge der genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu formulieren.

Das Diskussionspapier „Globale Biodiversität in der Krise – Was können Deutschland und die EU dagegen tun?“ können Sie hier als PDF herunterladen, den Dokumentationsband hier.

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Auswirkungen von Covid-19 auf US-Ernährungssystem

Auswirkungen von Covid-19 auf US-Ernährungssystem

Wie hier in Washington unterstützt die Nationalgarde bundesweit die Tafeln, Photo: U.S. National Guard, Joseph Siemandel

Das Center for Strategic & International Studies (CSIS) hat in einem Q&A die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das US-amerikanische Ernährungssystem beschrieben. Demnach leiden besonders junge Kinder in einem Maße unter Ernährungsunsicherheit, das für die moderne Zeit beispiellos ist. In Folge stieg die Nachfrage bei den städtischen Essensausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent, bei einigen Tafeln sogar um 200 Prozent. Knapp 40 Prozent der Befragten gaben an, bis dato noch nie das Angebot der Tafeln in Anspruch genommen zu haben. Gleichzeitig steigen die Preise für Lebensmittel durch die hohen Krankenstände u.a. in der fleischverarbeitenden Industrie. Die Schließungen von Schlachthöfen und Restaurants führen wiederum zu stark gestiegener Lebensmittelverschwendung.

Das ausführliche Q&A in englischer Sprache können Sie hier nachlesen.  

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Rheinisches Revier: Agrar-Modelle von gestern für die Welt von morgen?

Rheinisches Revier: Agrar-Modelle von gestern für die Welt von morgen?

Haloorange, CC BY-SA 3.0

Agrar-Modelle von gestern für die Welt von morgen?
Zivilgesellschaft protestiert: NRW verpasst Chancen für grüne Innovationen
 
Nach dem Ende der Braunkohle hätte NRW eine große Chance: sich als Vorreiter für eine sichere, gesunde und bürgernahe Ernährung zu profilieren. Doch diese Chance scheint das Land zu verspielen. In seinem Wirtschafts- und Strukturprogramm für das Rheinische Revier wird die Intensivlandwirtschaft von gestern als Modell für morgen herausgestellt. Gegen diese rückwärtsgewandte Politik richtet sich der Protest eines breiten Bündnisses zivilgesellschaftlicher Organisationen, Bürger und Bauern. In einem offenen Brief an die Landesregierung fordern sie stattdessen das Modell einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft, die die nahen Metropolen sicher mit gesunden Lebensmitteln versorgt und lebenswerte Landschaften sichert. Dies sollte als Schwerpunkt in das Wirtschafts- und Strukturprogramm für das Rheinische Revier aufgenommen werden.
 
Wilfried Bommert, Sprecher des Instituts für Welternährung, unterstützt die gemeinsame Stellungnahme der Zivilgesellschaft und betont: „Die Corona-Pandemie und der Klimawandel zeigen uns die Grenzen der Globalisierung auf. Systemrelevante Lebensbereiche, und dazu zählt unsere Ernährung, müssen in Zukunft wieder mehr in die Region zurückgeholt und widerstandsfähig organsiert werden. Ökologisch, regional, saisonal und fair“, so Bommert, „sind die Grundsteine für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem. Es geht um Innovativen und es wäre fatal, wenn das Land NRW diesen Bereich links liegen ließe. NRW sollte die Chance im Rheinische Revier nutzen und ein grünes Vorbild für das 21. Jahrhundert entwickeln.“

Die gemeinsame Stellungnahme zum Wirtschafts- und Strukturprogramm für das Rheinische Zukunftsrevier 1.0 können Sie hier als PDF herunterladen.

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Bienen und Landwirtschaft: Synergien erforschen, Lösungen entwickeln

Bienen und Landwirtschaft: Synergien erforschen, Lösungen entwickeln

Die Forschungsstrategie „Bienen und Landwirtschaft: Synergien erforschen, Lösungen entwickeln“ der Deutschen Agrarforschungsallianz zeigt, wie die Bedingungen für Honig- und Wildbienen und das Zusammenwirken von Bienen, Imkerei und Landwirtschaft verbessert werden können. Damit soll zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zur Verbesserung der Erträge durch optimierte Bestäubungsleistung und zur Resilienz von Agrarökosystemen und landwirtschaftlichen Produktionssystemen beigetragen werden.

Die Strategie formuliert drei Forschungsfelder:

1. Förderung der Bienen-Vitalität (Gesundheit, Leistung, Fitness)

2. Agrarlandschaften und Anbausysteme entwickeln

3. Wechselwirkungen zwischen landwirtschaftlichen Praktiken und Bienen verstehen, um Synergien zu erreichen

Die Empfehlungen beruhen unter anderem auf den Ergebnissen zweier Workshops, an denen insgesamt rund 150 Personen aus Landwirtschaft, Imkerei, Naturschutz, Verwaltung, Wissenschaft und Politik teilgenommen haben. In diesen Veranstaltungen wurden Ist- und Zielzustände verglichen sowie Wege und Forschungsbedarfe für ein synergistisches Zusammenwirken von Bienen und Landwirtschaft diskutiert.

Die Strategie formuliert drei zentrale Forschungsfelder. Dabei steht die Vitalität der Wild- und Honigbienen an erster Stelle, weil diese ihre Rolle im Agrarökosystem bzw. in der Imkerei nur ausfüllen können, wenn sie gesund und leistungsfähig sind. Das zweite Forschungsfeld widmet sich der Frage, wie die Landschaftsstrukturen sowie die Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen der Landschaft die Häufigkeit, Diversität und Vitalität der Bienen beeinflussen. Das dritte Forschungsfeld nimmt die Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft, Kulturlandschaft und Bienen in den Blick.

Die Forschung, so eine weitere Forderung, muss flankiert werden durch geeignete Forschungs- und Förderungsstrukturen und eine bessere Kommunikationsstruktur zwischen Forschung, Landwirtschaft, Berufs- und Hobbyimkerei, Amtstierärzten, Beratung und Kommunen. Da neue Erkenntnisse zu Bienengesundheit gegenwärtig über viele verschiedene Einrichtungen, Verbände und Einzelpersonen verbreitet werden müssen, sollte eine zentrale Plattform für Daten-, Wissens- und Kommunikationsmanagement eingerichtet werden.

Ohne eine passende politische Gestaltung kann das Zusammenwirken von Bienen und Landwirtschaft jedoch nicht längerfristig erfolgreich sein. Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb können es sich Landwirte in der Regel nicht leisten, ihre Produktionssysteme „betriebswirtschaftlich suboptimal“ auszurichten, indem sie unentgeltlich öffentliche Leistungen erbringen.

Die Politik steht somit vor der Herausforderung, den agrar- und ordnungspolitischen Rahmen so zu entwickeln, dass bienenförderndes Handeln für die Landwirte im betriebswirtschaftlichen Interesse liegt oder zumindest keinen Wettbewerbsnachteil darstellt. Dazu müssen geeignete Maßnahmen entwickelt werden, die mit vertretbarem Aufwand rechtssicher kontrollierbar, regional steuerbar und kulturspezifisch ausgearbeitet sind und mögliche Zielkonflikte mit anderen agrarpolitischen Zielen minimieren.

Die DAFA ist eine Gemeinschaftsinitiative der deutschen Agrar- und Ernährungsforschung. Ihr gehören über 60 deutsche Universitäten, Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Bundes- und Landesforschungsinstitute an. Das Netzwerk verfolgt das Ziel, die Leistungsfähigkeit sowie die nationale und internationale Sichtbarkeit der deutschen Agrar- und Ernährungsforschung zu verbessern und für die Praxis wirksam zu machen.

Die DAFA-Strategie „Bienen und Landwirtschaft: Synergien erforschen, Lösungen entwickeln“ kann hier als PDF in deutscher Sprache heruntergeladen werden und hier in der englischen Fassung.

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Corona: Mehr Verbraucher kaufen bei Wochenmärkten & Hofläden

Corona: Mehr Verbraucher kaufen bei Wochenmärkten & Hofläden

Die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten für Lebensmittel in Deutschland verändert. Eine Bitkom-Umfrage ergab, dass der Anteil der Verbraucher*innen, die ihre Lebensmittel auf Wochenmärkten kaufen, von 37 auf 43 Prozent gestiegen ist. Auch Hofläden profitieren, hier stieg der Anteil von 23 auf 27 Prozent. Die Zuwächse sind einerseits darin begründet, dass 65 Prozent der Verbraucherinnen angaben, sich in dieser Zeit beim Einkauf im Supermarkt unwohl zu fühlen und Angst vor einer Ansteckung haben. Das zeigt auch die starke Zunahme von Online-Lebensmittelkäufen.

Andererseits stellte Bauernpräsident Joachim Rukwied jüngst in einem Interview mit dem Tagesspiegel fest, dass auch die Wertschätzung der Bevölkerung für regionale und hochwertige Lebensmittel durch Corona insgesamt gestiegen ist. In Krisenzeiten greifen Verbraucher*innen generell vermehrt zu Bio-Lebensmitteln – die Atomkatastrophe in Tschernobyl löste etwa 1986 den ersten Bio-Boom aus.

Die gestiegene Wertschätzung für regionale Lebensmittel könnte aber auch eine Reaktion auf den Anblick leerer Supermarktregale am Beginn der Pandemie sein – vielleicht hat die Angst vor dem Zusammenbruch globaler Lieferketten vielen Verbraucher*innen vor Augen geführt, wie existenziell wichtig Landwirtschaft für uns alle ist. Bleibt zu hoffen, dass diese Wertschätzung über die Krise hinaus Bestand hat.

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