Buchtipp: Vandana Shiva – Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde

Buchtipp: Vandana Shiva – Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde

Aufgewachsen in den Bergwäldern des Himalayas im nördlichen Indien, hatte Vandana Shiva von Kindesbeinen an eine intensive Beziehung zur Natur und erlebte schon früh die Bedrohung ihrer Wälder durch Raubbau. Sie entschied sich für ein Studium der Quantenphysik und promovierte in Kanada.

In diesem Buch beschreibt sie ihren Weg von der akademischen Quantenphysik zu ihren eigentlichen Professorinnen, den Frauen der Chipko-Bewegung zur Bewahrung ihrer Wälder, die sie die Ökologie lehrten und in den Kampf gegen die Übermacht des großen Geldes führten.

Bereits 1981 wurde sie als Sachverständige vom Umweltministerium gehört. 1984 bei einer großen Dürre wurde ihr klar, dass die Gewalt der Grünen Revolution die Natur und die mit ihr im Einklang arbeitenden Bauern zerstörte. Ihr Widerstand erschöpfte sich nicht im Protest gegen etwas, sondern führte zu Gründung einer Samenbank, die zum Beispiel 3000 Reissorten rettet. Nicht nur wurde das Saatgut kostenlos abgegeben, ihre »Earth University« bildete auch mehr als 100.000 Bauern im biologischen Landbau aus.

1993 erhielt die Feministin, die die Rolle der Frauen für den Erhalt der Natur und ihrer Vielfalt immer betont, den »Right Livelihood Award« (gemeinhin Alternativer Nobelpreis genannt), und sie war weltweit unterwegs, um für ihre Anliegen zu werben: so bei der UNO und der FAO, im Schumacher College, auf Protestmärschen gegen Gentechnik. Sie ist Autorin von mehr als 25 Büchern und bis heute eine gefragte Vortragsrednerin und Interviewpartnerin – und für viele Leitfigur und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ihr gesamtes Lebenswerk ist von einer tiefen Liebe zum Leben und zur Freiheit durchdrungen. Es ist diese Liebe, die sie anspornt, all das zu verteidigen, was von Unfreiheit bedroht ist – Wälder, Flüsse, Saatgut, Boden, Biodiversität und auch die Menschen, die davon leben. Zusammen mit der quantenphysikalischen Erkenntnis, dass alles miteinander verbunden, alles eins ist, weiß sie Herz und Intellekt zu einer unschlagbaren Waffe im Kampf für das Leben zu vereinen.

Vandana Shiva in einem Interview, April 2021: »Alles, woran ich arbeite, entspringt meinem Innersten, meiner Liebe zum Leben und meiner Liebe zur Freiheit, was auch immer es sein mag: ob es der Schutz der Wälder oder des Saatguts ist oder das Zusammensein mit meinen Schwestern, den Bäuerinnen, deren Land und Boden es zu verteidigen gilt. Es geht darum, das Leben im Geist der Liebe zu verteidigen und die Freiheit im Geist des Widerstands gegen die Unfreiheit.«

„Vandana Shiva: Terra Viva – Mein Leben für eine lebendige Erde“ mit einem Vorwort von Renate Künast, Verlag Neue Erde.

Das könnte Sie auch interessieren: Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“, aktuell zu sehen in der phoenix Mediathek.

IWEBuchtipp: Vandana Shiva – Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde
Filmtipp: Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde

Filmtipp: Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde

Wie wurde Vandana Shiva, die eigensinnige Tochter eines Waldschützers aus dem Himalaya eine ernstzunehmende Rivalin von Agrarkonzernen wie Monsanto? Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ von James und Camilla Becket erzählt die bemerkenswerte Lebensgeschichte der Öko-Aktivistin Dr. Vandana Shiva, wie sie sich den Großkonzernen der industriellen Landwirtschaft entgegenstellte und in der Bewegung für Biodiversität und ökologischer Landwirtschaft zur Ikone wurde. Sie inspirierte so weltweit zu einer Agrar- und Ernährungswende und wurde zu einer der wichtigsten Aktivistinnen unserer Zeit, wofür sie unter anderem den alternativen Nobelpreis erhielt.

„Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ konzentriert sich auf bahnbrechende Ereignisse, die ihr Denken formten, bevor sie den Kampf gegen ein mächtiges Agrarbusiness aufnahm. Seitdem inspiriert sie Menschen auf der ganzen Welt dazu, für eine gerechte Agrar- und Ernährungswende einzutreten und für das Überleben auf der Erde zu kämpfen.

Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ ist aktuell in der phoenix Mediathek zu sehen.

Das könnte Sie auch interessieren: Das Buch „Vandana Shiva: Terra Viva. Mein Leben für eine lebendige Erde“.

IWEFilmtipp: Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde
VI. Öko-Marketingtage auf Schloss Kirchberg/Jagst: „Zeitenwende in der Bio-Branche – Neue Märkte, neue Strategien“

VI. Öko-Marketingtage auf Schloss Kirchberg/Jagst: „Zeitenwende in der Bio-Branche – Neue Märkte, neue Strategien“

Geschäftsführer:innen, Head of Marketing, Abteilungsleiter:innen von Bio-Produzenten, Handelsunternehmen und Bio-Fachverbänden sowie weitere Bio-Expert:innen – sie alle treffen sich am 8. und 9. November 2023 bei den VI. Öko-Marketingtagen auf Schloss Kirchberg/Jagst. Die hochrangigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren miteinander Themen wie den schrumpfenden Bio-Markt und den Einstieg der Discounter. In den Referaten kommen beispielsweise das Nutzungsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten, neue Märkte und Strategien oder die erfolgreiche Vermittlung von Mehrwerten der Bio-Produkte zur Sprache. Gespräche am Rande der führenden Veranstaltung der nationalen Bio-Branche werden für das Networking und den Strategiedialog genutzt.

Zusätzlich zum Programm der eigentlichen Tagung am 8. und 9. November 2023 besteht die Möglichkeit, am 7. November an einem Vorprogramm zur Zukunft der Fleischerzeugung mit Blick auf biokonforme Haltung, ökologisch-tierschutzgerechte Schlachtung und klimafreundlicher Fleischerzeugung teilzunehmen. Abends ist die Akademie Schloss Kirchberg gemeinsam mit jungeAöL, BNN und iniciato Gastgeber des 1. Bio-FuN-Events „Failure & Success“.
 
Weitere Informationen zum Programm und Anmeldungen über:
www.akademie.schloss-kirchberg-jagst.de

Rückblick auf die V. Öko-Marketingtage 2022

IWEVI. Öko-Marketingtage auf Schloss Kirchberg/Jagst: „Zeitenwende in der Bio-Branche – Neue Märkte, neue Strategien“
Vegan ist machbar: Potential einer umwelt- und klimafreundlichen Ernährung am Beispiel von Hochschulkantinen

Vegan ist machbar: Potential einer umwelt- und klimafreundlichen Ernährung am Beispiel von Hochschulkantinen

Zusammenfassung der Studienergebnisse

Unter dem Dachverband Deutsches Studierendenwerk (DSW) betreiben 57 Studierendenwerke ca. 400 Mensen an deutschen Hochschulen, was sie zu Deutschlands größten Gemeinschaftsverpflegern macht. Die Mehrheit der 2,9 Millionen Studierenden besuchen „ihre“ Mensa im Durchschnitt drei Mal pro Woche, insbesondere zum Mittagessen. Die Menüplanung kann sich auch auf das private Einkaufs- und Essverhalten auswirken. Mensen haben damit eine Vorreiterrolle für den Wandel des Ernährungssystems.  

Für ein ausschließlich fleischfreies Konzept haben sich bisher jedoch nur ein Zehntel der Studierendenwerke entschieden. Dies, obwohl mehr als ein Drittel (35,1%) der Studierenden Interesse an vegetarischer oder veganer Ernährung bekunden. Woran liegt dieser zögerliche Umbau der Kantinenlandschaft in Richtung pflanzlicher Ernährung? Und was könnte ihn befördern?

Mit diesen Fragen setzt sich die Masterarbeit von Luise Seiffert auseinander, die sie unter dem Titel: „Potential einer umwelt- und klimafreundlichen Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung als Maßnahme der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie am Beispiel von Hochschulkantinen“ veröffentlichte und im Masterstudiengang der Hochschule Bochum „Angewandte Nachhaltigkeit“ sowie auf Anregung des Instituts für Welternährung 2023 fertigstellte. Die Arbeit stützt sich auf die Erkenntnisse des Fachpersonals derjenigen Studierendenwerke mit mindestens einer rein veganen oder vegan-vegetarischen Mensa.

Eine Vorreiterrolle in der deutschen Mensenlandschaft nimmt das Studierendenwerk Berlin ein. Es betreibt drei der bisher neun fleischlosen Mensen in Deutschland. Warum die Berliner sich dazu entschlossen haben, zumindest ein Teil ihrer Mensen auf pflanzliche Kost umzustellen, lag nicht an politischen Beschlüssen des Senats oder der Berliner Hochschulverwaltung, sondern den Studienergebnissen zu Folge am Bedarf der Studierenden: „Unsere Klientel hat es sich gewünscht“. Die Berliner nehmen, ebenso wie die anderen Studierendenwerke mit einer fleischfreien Mensa, eine Vorreiterstellung in der deutschen Mensenlandschaft ein, in der eine klimafreundliche und damit pflanzenbetonte Kost bisher noch die Ausnahme ist.

Auch wenn längst anerkannt ist, dass unser Essen das Klima entscheidend prägt und damit über Hitzewellen, Stürme, Überflutungen und die Zukunft kommender Generationen entscheidet, und die industrielle Fleischproduktion als Hauptverantwortlicher für Klimagase im Ernährungssektor längst dingfest gemacht wurde, sind die Reaktionen darauf eher bescheiden. Mensen und andere Orte der Gemeinschaftsverpflegung könnten auf dem Weg zu einer klimaverträglichen Ernährung den Takt angeben und ihr Fleischangebot deutlich reduzieren. Die Hochschulen mit ihrem kritischen und umweltbewussten Klientel könnten dabei vorangehen und die Studierendenwerke sich an die Spitze der Bewegung stellen. Doch in der Praxis scheitert diese Option größtenteils an der Fleischtradition der Großküchen. Nicht nur beim Fachpersonal an den Töpfen und Pfannen, sondern auch bei den Studierenden.

Dass es dennoch zu drei fleischlosen Mensen in Berlin kam, lag laut den Erkenntnissen an den günstigen Bedingungen und dem spezifischen Potential bei den Studierenden, wie die Beobachtung des Küchenpersonals zeigt: „Das hat einiges damit zu tun, was an der Uni gelehrt wird“. Aber auch am Geschlecht der Studierenden: „Ich hätte es nicht zugeben wollen, aber […] ich glaube, […] Frauen [sind] dann doch eher geneigt, sich doch häufiger vegetarisch zu ernähren“. Zum anderen lag es aber auch an der der Motivation der Mensateams, die sich zur Umstellung bereitgefunden hatten: „Es braucht halt Leute, die es wollen“. Die Lust auf Neues, auf die Welt der veganen Küche, entscheidet beim Küchenpersonal über den Erfolg der Umstellung. Und was ebenfalls zählt, ist Engagement und Pioniergeist, den Mehraufwand der veganen Kost auf sich zu nehmen: „es ist halt einfach schwierig […] vegane Produkte in einer guten Qualität, in einer großen Menge herzustellen“. „[…] das haben wir […] gemerkt, der Speiseplan […] ist aufwändiger und das Kochen, die Produktion ist aufwändiger als in anderen Mensen“.

Hinzu kommt, dass die vegane Küche nicht von vornherein mit Zustimmung rechnen kann, auch nicht in Berlin, wie eine frühere Umfrage unter der Kundschaft zeigte: „Da gab es damals Gegenwind“. Das vermeintliche Grundrecht auf Fleisch wollte man sich nicht nehmen lassen. Auch innerhalb des Studierendenwerkes nicht: „Wir haben eben halt einen Versorgungsauftrag für alle Studierenden“. Und dieser Auftrag, so die vorherrschende Meinung in den Vorstandsetagen, schließe die Rücksicht auf die Traditionen des fleischliebenden Publikums mit ein. Alles andere hätte als Bevormundung wahrgenommen werden können, was dem Selbstverständnis der Studierendenwerke widersprochen hätte. Eine Grundüberzeugung, die wenig Spielraum lässt, wenn es um die Gründung neuer rein veganer Mensa geht. Doch in Städten wie Berlin wog dieser Vorbehalt nicht so schwer, denn es gab genügend Mensen mit fleischhaltigen Alternativen: „Wir sind hier in der bequemen Lage, dass wir sagen können, wenn du Fleisch essen willst, dann geh nach gegenüber“, was den Wandel zur fleischfreien Mensa begünstigt.

Dennoch, auch dort, wo heute noch Currywurst und Schnitzel zu den kulinarischen Highlights des Speiseplans gehören, wird sich in Zukunft etwas ändern müssen, so die Einschätzung des Fachpersonals: „Man muss […] nicht jeden Tag ein Kilo Fleisch essen“. Die Expertinnen und Experten halten Fleisch einmal die Woche oder Fleisch nur als Toppping des Gemüse- oder Salattellers, für eine gangbare Alternative als Zwischenschritt auf dem Weg zum klimaverträglichen Menü.

Was die vegane Mensa nach vorne bringt? Der Preis jedenfalls wird es nicht sein, so zeigt die Küchenpraxis: „Es sei ein Trugschluss zu meinen, vegan ist billiges Essen“. „Gute vegane Produkte kosten mindestens genauso viel in der Beschaffung wie gleichwertige artgerechte Fleischprodukte“. Was den Durchbruch brachte, war zielgerichtete Überzeugungsarbeit. Die Berliner haben mit den Studierenden und deren Vertretung die vegane Welle gepuscht und damit ihre Kundschaft für das rein vegane Mensenkonzept gewonnen. Die Erfahrung zeigt, dass diese Richtungsentscheidung richtig war. Denn letztlich komme es auf die Glaubwürdigkeit an: „Also, wenn dann sollte man das auch wirklich konsequent machen. […] man kann sich drauf verlassen, das, was dasteht, ist vegan, da kannst du zugreifen. Diese Verlässlichkeit zieht“. Eine vegane Mensa, die an Ausnahmetagen Fleisch anbietet, könnte diese Zugkraft nicht entfalten, eher das Gegenteil.

IWEVegan ist machbar: Potential einer umwelt- und klimafreundlichen Ernährung am Beispiel von Hochschulkantinen
Offener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest

Offener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest

Erntedank ist der Tag, an dem Christinnen und Christen in unseren Breiten für die gute Ernte danken, die von den Feldern eingefahren werden konnte. Doch das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Der Klimawandel, das Artensterben stellen dies mehr und mehr in Frage. Um diese wachsenden Risiken abfedern zu können, müsste Landwirtschaft auf den Äckern und Feldern wieder vielfältig und vielseitig werden. Doch das Bild der Vielfalt scheint leider noch nicht im Bewusstsein der Kirchenoberen angekommen zu sein. Zeit zur Besinnung, fordert Peter Wogenstein, Vorstand des IWE, in seinem offenen Brief an die Präsidentin.

IWEOffener Brief an die Kirchenpräsidentin zum Erntedankfest
Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Offener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik

Über 160 Organisationen wenden sich heute in einem offenen Brief an die EU Präsidentin, Ursula von der Leyen, mit der dringenden Bitte: „Lassen Sie sich nicht vom Weg einer grünen nachhaltigen Politik abbringen.“ So fordert das Institut für Welternährung Frau von der Leyen auf: „Bleiben Sie bei Ihren Forderungen eines Green Deal. Halten Sie fest an dem sicherlich ambitionierten Vorschlag für einen EU weiten, gesetzlichen Rahmen für ein nachhaltiges Ernährungssystem in Europa (Framework for Sustainable Food Systems (FSFS)).“

Der Widerstand ist groß seitens der Agrarlobby. Die anstehenden Wahlen in Europa verstärken diesen Widerstand. Wird das Vorhaben, das „Flaggschiff“ der Farm to Fork Strategie, nicht auf den Weg gebracht, werden auch die Klima-, Umwelt- und Gesundheitsziele der EU verfehlt. „Vorausschauendes Handeln für eine nachhaltige und gesündere Ernährung im Rahmen der planetaren Grenzen ist dringend notwendig. So wie bisher und weiter so können wir nicht verantworten“, macht Peter Wogenstein, Vorstandmitglied des Institut für Welternährung e.V., deutlich.

Den offenen Brief an Ursula von der Leyen können Sie hier lesen.

IWEOffener Brief an EU-Präsidentin: 160 Organisationen fordern nachhaltige Ernährungspolitik
IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

IWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen

60 Organisationen appellieren an FDP-Parteichef Christian Lindner, die von Bundesernährungsminister Cem Özdemir geplanten Werbeschranken für Lebensmittel mit einem hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehalt zu unterstützen. Mit „großer Sorge“ blicke man auf die ablehnenden Äußerungen aus der FDP. In einem offenen Brief an die Parteispitze fordern medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Kinderrechtsorganisationen, Eltern- und Pädagogikverbände, Verbraucherschutz- und Ernährungsorganisationen sowie Ärzteverbände und Krankenkassen umfassende Werbeschranken für unausgewogene Lebensmittel.

„Deren Konsum“, so der Sprecher des Instituts für Welternährung Dr. Wilfried Bommert, „fördert nicht nur massives Übergewicht bei Kindern und untergräbt ihre Gesundheit. Wachsende Krankheitskosten drohen eine Milliarden Last für unser Gesundheitssystem zu werden. Frühzeitige Arbeitsunfähigkeit werde die Leistungskraft der gesamten Volkswirtschaft auf Dauer einschränken. Eine solche Entwicklung beschneidet die Freiheitsgrade künftiger Generationen und sollte von keiner Gesellschaft toleriert werden.“ Deutschland müsse auf dem Weg einer gesunden Ernährung vorausgehen. Dies besonders mit Blick auf die Länder des globalen Südens, wo die Junkfoodindustrie ihre Wachstumsmärkte gerade erst ausbaut, betont der Sprecher des Instituts für Welternährung anlässlich der Übergabe es offen Briefes an die FDP-Spitze.

Hier können Sie den offenen Brief an die FDP-Parteispitze „Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung unterstützen“ als PDF herunterladen.

IWEIWE fordert gemeinsam mit 60 Organisationen FDP-Parteichef Lindner auf, Weg für Kinderschutz-Gesetz frei zu machen
Zivilgesellschaftliches Bündnis fordert: Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!

Zivilgesellschaftliches Bündnis fordert: Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!

Seit die Preise für Lebensmittel steigen, steigt auch die Ernährungsarmut. Immer mehr Menschen können sich gesundes Essen nicht mehr leisten. „Billiges Fastfood“, so der Sprecher der Instituts für Welternährung Wilfried Bommert, „hat wieder Konjunktur. Die Gesundheit insbesondere der Kinder rutscht aus dem Blickfeld. Die des Planeten auch.“

Es ist höchste Zeit, dass die Agrar- und Ernährungspolitik hier Flagge zeigt. „Es geht darum“, so Bommert, „eine warme Mahlzeit pro Tag aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln für alle zu ermöglichen und dies für Kinder kostenfrei.“ Gesunde Ernährung müsse als öffentliche Aufgabe ernst genommen werden. Ökologisch, erschwinglich und verläßlich.

Das fordert das Institut für Welternährung gemeinsam mit 32 Organisationen der Zivilgesellschaft. Das Bündnis dringt darauf, das diese Prinzipien in der Ernährungssstrategie des Bundes fest verankert werden.

Wir fordern:

  1. Eine warme Mahlzeit pro Tag aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln allen Menschen zugänglich machen!
    Viele Menschen in Deutschland können sich eine warme Mahlzeit am Tag nicht regelmäßig leisten. Sie haben keinen Zugang zu gesunden, ökologisch hergestellten Lebensmitteln. Deshalb muss der Staat dafür Sorge tragen, dass es sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum Orte gibt, an denen täglich und für alle mindestens eine warme Mahlzeit im Sinne der „Planetary Health Diet“ angeboten wird. Dazu gehört auch, dass die Kita- und Schulverpflegung für alle Kinder beitragsfrei ist.
  2. Eine Grundsicherung, die eine gesunde, ökologische Ernährung ermöglicht
    Im Regelsatz sind derzeit nur 5,74 Euro pro Tag für drei Mahlzeiten inklusive Getränke vorgesehen. Für Kinder und Jugendliche ist der Betrag noch geringer. Das gefährdet die Entwicklung junger Menschen und verhindert soziale Teilhabe. Der Regelsatz muss soweit angehoben werden, dass eine gesunde, ökologische Ernährung im Sinne der “Planetary Health Diet” möglich ist. Umgehend muss außerdem eine Kindergrundsicherung eingeführt werden und so gestaltet sein, dass alle Kinder ausreichend versorgt werden können.
  3. Vollwertiges Essen aus ökologisch erzeugten, gesunden Nahrungsmitteln in allen öffentlich finanzierten Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung
    Die Politik muss auf allen Ebenen die Beschaffungs- und Vergaberichtlinien für Träger von öffentlich finanzierten Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung anpassen und Nachhaltigkeitskriterien verankern. Ziel sollte es sein, die Verwendung eines zunehmenden Anteils von Bio-Produkten verbindlich festzulegen und die Umstellung auf eine pflanzenbetonte, vollwertige Kost zu begleiten und zu überprüfen. Dabei muss die staatliche Refinanzierung der Träger und Einrichtungen die zusätzlichen Kosten für ökologischere und regionale Lebensmittel abdecken.
  4. Gesunde, ökologische Ernährung erlebbar machen
    Einrichtungen der öffentlichen Hand haben Vorbildfunktion und müssen ihrer Verantwortung für eine gesunde, nachhaltige Ernährung im Umgang mit Lebensmitteln und der Ernährungsbildung gerecht werden. Dazu sollen Kinder und Jugendliche in die Zubereitung der Mahlzeiten einbezogen und Ernährungskunde in den Lehrplan der Schulen aufgenommen werden. Es gilt, Schulküchen, Schulgärten und andere relevante Infrastruktur auf- bzw. auszubauen und das Fachpersonal in den Küchen und Lehrerzimmern, sowie Eltern und Erzieher:innen zu schulen und weiterzubilden. Als Vorbild beim Aufbau eines
    flächendeckenden Weiterbildungs- und Beratungsangebots können Projekte wie die “Kantine Zukunft”, Acker e.V. und viele weitere Initiativen dienen.
  5. Steuerfreiheit für pflanzliche Lebensmittel dient dem Klimaschutz
    Die Bundesregierung sollte die Mehrwertsteuer von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf 0 Prozent absenken. Mit der neuen EU-Mehrwertsteuerrichtlinie ist der Rahmen dafür geschaffen. Eine Steuerbefreiung schafft Anreize, mehr klimaverträgliche Nahrungsmittel zu erzeugen und zu essen und trägt damit dazu bei, die Klimaziele zu erreichen – denn das kann nur mit deutlich geringerem Konsum von Fleisch- und Milchprodukten gelingen. Und sie entlastet Verbraucher:innen, die unter den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden.

Die Pressemitteilung „Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!“ können Sie hier als PDF herunterladen.

IWEZivilgesellschaftliches Bündnis fordert: Vollwertiges, ökologisches Essen für alle – Ernährungsarmut beenden!
VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“

VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“

VI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“
26.-30. Juni, Schloss Kirchberg, Kirchberg/Jagst

Das World Organic Forum ist eine mehrtägige entwicklungspolitische Konferenz auf Schloss Kirchberg in Kirchberg an Jagst/ Deutschland. Die Akademie Schloss Kirchberg verfolgt unter dem claim „Localizing SDGs“ kontinuierlich das Ziel, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung gemeinsam mit PartnerInnen aus allen Teilen der Welt praxisorientiert lokal zu verankern. Hierbei entsteht langfristig ein globales Netzwerk an SDG-Regionen, in denen die 17 SDGs in einem Bottom-Up-Prozess Stück für Stück erreicht werden. Die VertreterInnen der beteiligten Regionen und Initiativen treffen sich jährlich im Sommer auf Schloss Kirchberg, um den Lern- und Erfahrungstausch zur Schaffung einer zukunftsfähigen Welt im Rahmen der SDGs voranzubringen. Somit ist das Forum impulsgebender Ausgangsort, um die 17 Nachhaltigkeitsziele weltweit regional zu erreichen und mit Leben zu füllen – im Norden wie im Süden, im Westen wie Osten.

Beim VI. World Organic Forum 2023 werden in Verknüpfung mit den 17 Zielen die Themen Klimaresilienz sowie neue, auf Ressourcenschutz, Biodiversität und ganzheitlichen wirtschaftlichen Wohlstand für Bäuerinnen und Bauern ausgelegte Modelle regionaler Wertschöpfung und Fragen globaler Gerechtigkeit eine besondere Rolle spielen. Wir werden begleitet von renommierten ExpertInnen und ProtagonistInnen des Wandels aus der globalen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik, AktvistInnen sowie Bäuerinnen und Bauern aus den Regionen der Welt. Gemeinsam wollen wir Best-Practice-Beispiele kennenlernen, neue Lösungsansätze entwickeln und uns gegenseitig für ein neues Bewusstsein inspirieren, um die notwendigen lokalen Transformationen für eine nachhaltige Welt von Morgen kraftvoll voranzubringen! Das Forum bietet ein Spektrum verschiedener Formate wie Key Note Speeches, Podiumsgespräche, Workshops und Exkursionen. Das Programm wird von professionellen DolmetscherInnen übersetzt und kann auch digital über einen Online-Livestream verfolgt werden.

Das Konferenzprogramm des VI. World Organic Forum können Sie hier herunterladen. Zur Anmeldung geht es hier.

Foto: Seine Majestät Osagyefuo Nana Amoatia Ofori Panin Okyenhene mit seiner Reisegruppe auf dem Sonnenhof von Cristina und Rudolf Bühler © Akademie Schloss Kirchberg

IWEVI. World Organic Forum „Localizing SDGs. Climate Resilience and Global Equity“
Studie: Inwieweit kann sich München nachhaltig aus der Region ernähren?

Studie: Inwieweit kann sich München nachhaltig aus der Region ernähren?

Die im Februar 2023 veröffentlichte Studie „Foodshed München – Bewertung des Einzugsgebiets und der potenziellen Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln in München.“ von Dr. José Luis Vicente-Vicente und Dr. Annette Piorr vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. wurde vom Bundestagsbüro Karl Bär (Die Grünen) in Auftrag gegeben. Im Zentrum der Studie steht die Frage, inwieweit sich München nachhaltig aus der Region ernähren könnte.

Aus der Zusammenfassung:

„Wie in anderen Großstadtregionen etablieren sich in München und seinem Umland zunehmend neue und flexiblere Modelle von Produktion, Organisation und Konsum, die einen stärkeren Bezug zur Region und ihren Akteuren vor Ort aufweisen. Die Politik sieht hier einen wichtigen Ansatzpunkt, geeignete Rahmenbedingungen für gesunde Ernährungsweisen, faire Ernährungsumfelder und nachhaltigere Erzeugung in der Region zu schaffen.

Ein erster Schritt für Diskussionen und politische Prozesse in diese Richtung sind Potenzialstudien, wozu Foodshed-Modellierungen gehören. Sie berechnen das theoretische Einzugsgebiet von Lebensmitteln, also den Flächenumfang der nötig ist, um die BewohnerInnen unter Berücksichtigung ihres Konsumverhaltens an Lebensmitteln verschiedener Produktgruppen aus dem direkten Umfeld zu ernähren. Wobei lokale z.B. Anbaubedingungen, Erträge und landwirtschaftliche, aber auch naturräumliche Strukturen berücksichtigt werden. Szenarien erlauben die Berücksichtigung alternativer Produktionsmethoden, veränderter Ernährungsweisen, der Beibehaltung bestehender Spezialisierung auf Sonderkulturen oder der Wiedervernässung von Moorgebieten.

Foodshed für München und Region
Die Foodshedmodellierungen dieser Studie zeigen:

  • Eine regionale Versorgung innerhalb der räumlichen Grenzen der drei Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben wäre zur Sicherstellung der Ernährung der Bevölkerung Münchens und der genannten Regionen möglich. Lässt man die für den globalen Markt relevanten Anbauflächen für Hopfen unverändert, kann theoretisch in der Region immer noch mehr produziert als lokal verbraucht werden, sowohl bei rein konventioneller (Selbstversorgungsgrad rd. 160%) als auch bei rein ökologischer Bewirtschaftung (Selbstversorgungsgrad 117%). Das theoretische Nahrungsmitteleinzugsgebiet um München hätte entsprechend einen Radius von 114km (für konventionelle Produktion) gegenüber 125 km (für ökologische Produktion).
  • Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen entlang der Wertschöpfungskette (vor und nach der Ernte, bei Aufbereitung, Weiterverarbeitung, Lagerung, Vertrieb und Handel, in Haushalten) birgt weitere signifikante Flächenpotenziale. Weniger Nahrungsmittelabfälle lassen den Foodshed-Radius um bis zu 10 km sinken, und machen Flächenpotenziale frei für entsprechende alternative Nutzungen oder den Naturschutz.

  • Ernährungsumstellung ist ein weiterer wirksamer Hebel für die Erhöhung der Flächen- produktivität. Bei einer Halbierung des Verzehrs von Lebensmitteln tierischer Herkunft, einer Verdopplung des Gemüseverzehrs und deutlich erhöhtem Anteil von Hülsenfrüchten und Nüssen in der Ernährung könnte der Selbstversorgungsgrad bei konventionellem Anbau auf 172% und bei ökologischem Anbau auf 135% steigen.

  • Die Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen wird wegen ihrer Funktion als möglicher Kohlenstoffspeicher als Strategie zum Klimaschutz vielerorts diskutiert. Solche Flächen finden sich auch im Gebiet der drei Regierungsbezirke, die das potenzielle Nahrungseinzugsgebiet für München und Region ausmachen. Sie umfassen etwa 6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und weisen eine überdurchschnittliche Produktivität auf. Würde man diese Flächen aus der Nutzung nehmen und wiedervernässen, blieben die Einbussen am potenziellen Selbstversorgungsgrad im einstelligen Bereich (9,89% bzw. 7,25%).

  • Es wäre also möglich, selbst bei Wiedervernässung ehemaliger Moore, die Region aus den eigenen Flächenpotenzialen nachhaltig und divers zu ernähren, und gleichzeitig für den Weltmarkt zu produzieren, im Umfang von 10%-50% der regional abgesetzten Produktmengen (wobei Anbaugebiete für Hopfen im bisherigen Umfang und Markt agieren würden). Bei zusätzlicher Umstellung der Ernährung könnten Moorschutz und gesunde 100% regionale Ernährung sogar noch Exportpotenziale von >25% (ökologisch) – >60% (konventionell) realisieren lassen.

  • Für die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie ist es wichtig, zu berücksichtigen, dass es sich um theoretische Modellierungen handelt. Die kreisförmige Repräsentation des Flächenbedarfs für das Nahrungsmitteleinzugsgebiet (Foodshed) in den Abbildungen dieser Studie soll primär einen Eindruck der Größe des möglichen Gebietes für regionale Ernährung vermitteln, wenngleich in der Praxis die Definition von Regionalität bzw. des Einzugsgebietes für unterschiedliche Produktgruppen durchaus Sinn macht.

  • Auch ist zu berücksichtigen, dass im Vergleich von konventioneller und ökologischer Be- wirtschaftung der Flächenbedarf (der beim ökologischen Landbau höher ist) lediglich ein relevanter Aspekt ist. Auf den Umstand, dass im konventionellen System mehr Betriebsmittel (z.B. Futtermittel auf Sojabasis) andernorts hergestellt werden und dort ihren Flächenfootprint hinterlassen, häufig verknüpft mit dortigen teils unerwünschten Umweltwirkungen, konnte im Rahmen dieser Studie nicht vertieft eingegangen werden.“

Die komplette Studie können Sie hier als PFD herunterladen.

IWEStudie: Inwieweit kann sich München nachhaltig aus der Region ernähren?