Im Mittelpunkt des IWE-Workshops 2023 in Berlin stand anlässlich unseres 10-jährigen Bestehens ein Rückblick auf die bisherige Arbeit des Instituts für Welternährung sowie ein Ausblick auf die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren zu bewältigen sein werden.
Das Thema einer durch die Zivilgesellschaft vorangetriebenen „Ernährungswende von unten“ wird weiterhin im Zentrum der Arbeit des IWE stehen. Das betont Wilfried Bommert, neu gewählter Sprecher des Instituts für Welternährung. Ihn beschäftigen die Fragen: Wo stehen die Leuchttürme der ökologischen Transformation, die die Ernährungswende voranbringen? Was sind die großen Hebel, wie die Ökologisierung der Kantinenwirtschaft, über die eine Ernährungswende möglich gemacht werden kann? Was sind die Bündnisse, über die politischer Einfluss genommen werden muss? Mit welchen Visionen kann eine Ernährungswende Land gewinnen?
Wie werden „Ernährungslandschaften der Zukunft“ aussehen und wie können sie erhalten und neu geschaffen werden? Das war das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, der damit einen wesentlichen Impuls für die weitere Arbeit des IWE gab.
Hier finden Sie und Ihr die Aufzeichnungen der Vorträge „Ernährungswende voranbringen – 10 Jahre Institut für Welternährung“ von IWE-Vorstandssprecher Dr. Wilfried Bommert sowie „Ernährungslandschaften der Zukunft“ von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald.
Walter Jehne is a renowned soil microbiologist and climate scientist with Australia’s CSIRO. He is the cofounder of Healthy Soils Australia, Regenerate Earth, and the Rehydrate California Initiative, and works as a consultant for regenerative agricultural projects across the globe. Walter Jehne serves on the Real Organic Project Advisory Board.
In this episode, the Real Organic Podcast gets deep into the real costs of producing industrial food, including the rise of both diseases and healthcare costs, and the overall decline of nutrients available to eaters. Walter Jehne also speaks to the role healthy soil plays in supplying essential nutrients to our food while also preventing the uptake of toxins.
The Real Organic Podcast is hosted by Dave Chapman and Linley Dixon, engineered by Brandon StCyr, and edited and produced by Jenny Prince.
Filmstill „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“, Arte
In seinem Krieg setzt Putin nicht nur Panzer, sondern auch Hunger als Waffe ein. Millionen Tonnen von Getreide lagern derzeit in der Ukraine, eine der größten Kornkammern der Welt. Darunter leiden vor allem Länder im globalen Süden, die vom ukrainischen Korn abhängig sind. Was können wir den Verwerfungen entgegensetzen, die unsere Nahrungssicherheit gefährden?
Und wie schaffen wir eine Wende hin zu fairem und nachhaltigem Umgang mit öden, Pflanzen und Tieren? Die Folgen der konventionellen Landwirtschaft zeigen sich bereits: Insektensterben, Antibiotikaresistenzen, zerstörte Böden durch Monokulturen. Untersuchungen belegen, dass der vermehrte Einsatz von Pestiziden nicht nur das Gleichgewicht der Natur, sondern auch die Gesundheit des Menschen beeinträchtigt.
Filmstill „Die Brotrebellen“, Arte
Arte widmet dem Thema „Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit“ einen Schwerpunkt. Zum Programm gehören unter anderem der Dokumentarfilm „Neue Felder beackern“ über Projekte alternativer Landwirtschaft, die sich an Nachhaltigkeit und familiärem Unternehmertum orientieren sowie der Dokumentarfilm „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“ über die Kehrseite des Philanthrokapitalismus à la Bill Gates. Die fünfteilige Dokureihe „Die Brotrebellen“ portraitiert fünf Vorkämpfer:innen, die Innovation, Nachhaltigkeit, Tradition und Leidenschaft in die Backstube bringen.
Die Filme und Serien des Arte-Schwerpunkts „Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit“ finden Sie hier.
Titelbild Beitrag: Filmstill „Neue Felder beackern“, Arte
IWEArte-Programm: Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit
Eine Ernährungsstrategie für Deutschland – die Rolle der Gesundheit. Ein Überblick.
MS. Marie-Luise Dörffel
Auf Einladung von Slow Food Deutschland e. V. und dem Institut für Welternährung fand am 8. Juni 2022 in der Landesvertretung Baden-Württemberg ein weiteres Berliner Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung statt. Im Fokus stand die Frage nach einer Ernährungsstrategie für Deutschland unter dem Aspekt der Gesundheit.
Welche Eckpunkte diese Strategie haben sollte und wie sie zügig umgesetzt werden könnte, versuchten Dr. Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Dr. Wilfried Bommert, Vorstand des Instituts für Welternährung und Autor des Buches „Stille Killer“, Dr. Doris Heberle, Leiterin der Unterabteilung Ernährung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL sowie Niklas Oppenrieder, Mitgründer und Global Director Strategy & Development von Physicians Association for Nutrition PAN, gemeinsam mit dem live und virtuell anwesenden Publikum zu klären. Moderiert wurde die Diskussion von Simone Zeil.
Warum eine Ernährungsstrategie zwingend ist, zeigte Wilfried Bommert auf. Nach seinen Recherchen leidet Deutschland unter wachsender Fehlernährung, besonders dramatisch sichtbar in der Zunahme von übergewichtigen Kindern und Erwachsenen. Die Ursache liegt für Bommert in der Ernährungsindustrie, die seit den 1990 Jahren Massenproduktion und Gewinnmaximierung kultiviert und dies durch billige Zutaten und hochprozessierte, zucker- und fettreiche Syntheseprodukte erreicht, die als Nahrungsmittel in die Märkte gedrückt werden. Die Folgen dieser profitorientierten Industriestrategie kommen den Betroffenen und die Gesellschaft teuer zu stehen, heute schon sind es jährlich 29 Mrd. Euro direkte Kosten durch Krankheit, Arbeitsausfall etc. Tendenz deutlich steigend.
Um gegenzusteuern, so Niklas Oppenrieder sei gesunde Ernährung die beste Prävention und eine Ernährungsstrategie daher gleichzeitig eine Gesundheitsstrategie. Als Vertreter von Physicians Association for Nutrition PAN fordert er daher unter anderem, Krankenhaus- und Gemeinschaftsverpflegungen zu optimieren und dabei Steuerungsmöglichkeiten über eine angepasste Mehrwertsteuer zu nutzen.
Die Bundesregierung wird, so Dr. Doris Heberle, bis 2023 eine Ernährungsstrategie formulieren, deren Kernziel die Förderung einer gesunderhaltenden und nachhaltigen Ernährung sein soll. In einem mehrjährigen, dynamischen Prozess mit vielen verschiedenen Stakeholdern sollen bis 2050 die Weichen für eine gesunde ökologische Ernährung gestellt werden.
Dr. Nina Wolff forderte vor allem schnell zu handeln, denn das jetzige Ernährungssystem belaste zunehmend Umwelt und das soziale Miteinander. Sie wies darauf hin, dass Ernährungskultur und Vielfalt essentiell seien. Und, dass ohne Vielfalt und entsprechende Produktions- und Ernährungsumgebungen auf Sicht kein Leben möglich sei.
In der anschließenden lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass das eine Ernährung, bei der Gesundheit und nachhaltige, pflanzenbasierte Kost im Vordergrund steht, einen komplexen Veränderungsprozess voraussetzt, bei dem viele Akteure einbezogen werden müssen. Es wurde klar, dass politisch Resort-übergreifend gedacht und gehandelt und alle Ebenen bis hin zu den Kommunen integriert werden müssen. Ausbildung und Bildung sind in diesem Prozess grundlegend, verbunden damit auch eine neue Wertschätzung der Arbeit von Köchinnen, Köchen und des Lebensmittelhandwerks.
Unterstrichen wurde auch, dass durch die aktuellen Lebens- und Arbeitssituationen von Familien vielfach keine Zeit mehr für die Vermittlung von guter Ernährung und eigenem Kochen bleibt. In diesem Zusammenhang müsse die Familienarbeit eine neue Wertschätzung erfahren und über Kita- und Schulverpflegung entsprechend positive Ernährungsumgebungen und Esserlebnisse geschaffen werden. Diese Veränderung der Ernährungslage und des Ernährungsbewusstseins wird zukünftig mehr Geld kosten. Entscheidend für die Umsetzung einer gesunden Ernährungsstrategien, so ein Fazit des Berliner Werkstattgesprächs zur Zukunft der Ernährung sei jedoch, statt der Kosten die Gewinne auf allen Ebenen in den Vordergrund zu stellen und zu kommunizieren, um politische Stopp-Schilder von vornherein zu vermeiden.
Das Positionspapier vom Bündnis #ErnährungswendeAnpacken können Sie hier herunterladen.
IWEDokumentation Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung: Die Rolle der Gesundheit
IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert war zu Gast beim Podcast „Plan C – weil Plan B hat eh nicht funktioniert“ von Severin von Hoensbroech und Valentin Thurn zum Thema „Krieg in der Ukraine – Wer bekommt jetzt noch was zu essen?“.
Die Folge könnt ihr hier nachhören:
IWEPodcast „Plan C“: Krieg in der Ukraine – Wer bekommt jetzt noch was zu essen?
Den Vortrag „Gesundheit beginnt im Boden – Boden-Mikrobiom – Pflanzen-Mikrobiom, Ernährung und globale Gesundheit“ hielt Prof. Dr. Ulrich Köpke im Rahmen der Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung im Januar 2022.
Prof. Dr. Ulrich Köpke war von 1987 bis 2017 Universitätsprofessor für Organischen Landbau, gründete 1990 das Institut für Organischen Landbau (IOL) an der Universität Bonn und war bis 2017 dessen Direktor.
IWEGesundheit beginnt im Boden: Vortrag von Ulrich Köpke
Die Deutschen genießen billiges Fleisch – selten haben sie weniger Geld für dieses Lebensmittel ausgegeben. Rund 60 Kilogramm Fleisch konsumieren deutsche Verbraucher*innen im Durchschnitt pro Jahr. An Ostern und Weihnachten besonders beliebt: Rindfleisch aus Südamerika. Der Dokumentarfilm „Billiges Fleisch – Wer bezahlt für die kleinen Preise?“ von Tatjana Mischke schaut hinter die Kulissen der Landwirtschaft in Deutschland und Brasilien. Und blickt auf eine weltweit agierende Agrarindustrie. Mehr Informationen zum Film finden Sie hier.
Erstausstrahlung: Mittwoch, 07. April 2021, 20.15 Uhr, SWR Weitere Ausstrahlungstermine: 8. April, 10.15 Uhr, SWR; 9. April, 2.45 Uhr, SWR
Nach Ausstrahlung ist der Film ein Jahr in der ARD Mediathek abrufbar sowie über den SWR Doku Channel auf Youtube verfügbar.
Der Dokumentarfilm „Hexenküche Lebensmittelindustrie“ von Martin Blanchard und Maud Gangler ist noch bis zum 02. April 2021 in der Arte-Mediathek zu sehen.
Immer mehr Menschen sterben an den Folgen von Krankheiten, die durch Ernährung ausgelöst oder verstärkt werden: Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Die Lebensmittelindustrie agiert intransparent und hält sich bedeckt. ARTE hat in Deutschland und Frankreich, aber auch in Irland und der Schweiz recherchiert und hinter die Kulissen der Fertiggerichtproduktion geblickt.
Industriell verarbeitete Lebensmittel sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Palette an Fertiggerichten wird immer größer, ihr Preis immer geringer. Fettleibigkeit und Diabetes nehmen zu, die Angaben auf der Verpackung werden immer unverständlicher. Zum Glück wehren sich Konsumenten, Verbraucherorganisationen und auch einzelne Unternehmen zunehmend gegen den ungesunden „Fertigfraß“.
Um hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie zu blicken, nehmen die Dokumentarfilmer die Perspektive eines Lebensmittelchemikers ein und stellen ein klassisches Fertigprodukt her: ein Cordon bleu. Warum brauchen wir für das panierte Kalbsschnitzel an die 30 Zutaten, obwohl eigentlich nur fünf nötig wären? Kann man beim Fleisch, das in der Industrieversion steckt, wirklich noch von Fleisch sprechen? Und was hat die mit jeder Menge Zusatzstoffen versehene Schmelzmasse mit Käse zu tun? An einem konkreten Beispiel entschlüsselt der Dokumentarfilm, was genau da in unseren Magen wandert und fragt, ob dies noch gesund sein kann.
ARTE hat in Deutschland und Frankreich, aber auch in Irland und der Schweiz nachgefragt, wie die Rezepturen klassischer Fertiggerichte aussehen. Schnell hat sich gezeigt, dass man für die Zubereitung keine Küche, sondern ein Chemielabor und jede Menge Pulver und Granulate braucht. Die hochgradig verarbeiteten Lebensmittel besitzen keinen nennenswerten Nährwert, können aber das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Die nationalen und europäischen Lebensmittelbehörden geben an, überlastet zu sein und zögern damit, gesundheitsgefährdende Zutaten, die sie selbst zugelassen haben, wieder zu verbieten.
Doch unter dem Druck von Konsumenten und Apps zum Scannen von Barcodes auf Produkten wie „Yuka“ haben einige Unternehmen damit begonnen, nachzubessern. Sie beschränken die Liste der Zutaten, setzen weniger Zusatzstoffe ein und verwenden pflanzliche Proteine. Das Vorgehen ist zu begrüßen, auch wenn es eine echte Herausforderung darstellt und sogar kontraproduktiv sein kann, wenn etwa ein veganes Gericht in Verdacht gerät, der Gesundheit zu schaden. Letztendlich geht es um die Frage, ob die Gesellschaft bereit ist, einen höheren Preis für gesunde Ernährung zu bezahlen. (Programmtext)
Den 45-minütigen Dokumentarfilm „Der Bauer mit den Regenwürmern“ von Bertram Verhaag gibt es am Sonntag, den 6. Dezember 2020 ab 16.30 Uhr im Live-Stream zu sehen. Zur Anmeldung geht es hier.
Sepp und Irene Braun sind seit 1984 Biobauern. Auf ihrem Hof in der Nähe von Freising betreiben sie neben biologischem Ackerbau auch biologische Viehzucht. Der Ökolandbau ist für die beiden eine Antwort auf die Frage des Klimawandels. Während sich auf konventionell bewirtschafteten Äckern durchschnittlich 16 Regenwürmer pro m2 finden lassen, tummelt sich bei Sepp und Irene Braun ungefähr die 25-fache Menge. Dass sie die Lebensbedingungen der fleißigen Helfer berücksichtigen, versteht sich von selbst: ihre „Wohnungen“ werden nicht durch schwere Maschinen platt gewalzt und eine eigens gesäte Kleekräutermischung dient als Winterfutter für die kleinen Helfer. Regenwurmkot liefert wertvollen Humus bis zu 2cm pro Jahr und 2m tiefe Regenwurmröhren, die pro Stunde bis zu 150 Liter Wasser aufnehmen und im Boden speichern können. Durch die erhöhte Bodenfruchtbarkeit erwirtschaften Sepp und Irene Braun weit mehr als ihre auf chemische Düngung setzenden Nachbarn. Das spricht sich herum: selbst die Frau des senegalesischen Präsidenten kündigt überraschend ihren Besuch an.
IWEOnline-Screening: Der Bauer mit den Regenwürmern
Die dünne Humusschicht des Bodens versorgt alle Menschen auf der Welt mit Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und sauberer Luft. Und sie kann das Klima retten. Denn gesunde Böden sind nach den Ozeanen der größte Speicher für Treibhausgase und tragen wesentlich zur Senkung von CO2 bei.
Aber um zehn Zentimeter fruchtbare Erde zu bilden, braucht unser Planet mehr als 2.000 Jahre. Und dennoch nutzen wir unsere Böden, als wären sie unerschöpflich. Damit gefährden wir unsere Lebensmittelquelle. Was bedeutet das für die Zukunft? Wie muss sich die Landwirtschaft, die Gesellschaft ändern, damit wir unseren Kindern eine lebendige Welt mit lebendigen Böden weitergeben können?
Marc Uhlig zeigt in seinem Dokumentarfilm „Unser Boden, unser Erbe“, wie wichtig und zugleich extrem bedroht diese kostbare Ressource ist. Ob als Landwirt*in, Gärtner*in oder Konsument*in im Supermarkt – wir alle können zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen. Das inspirierende Plädoyer für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und nachhaltige Ernährung ist aktuell im Kino zu sehen.