Der Dokumentarfilm „Common Ground“ (2023) zeigt die Auswirkungen der US-amerikanischen Agrarpolitik und portraitiert Bäuerinnen und Bauern, die regenerative Landwirtschaft nutzen, um die Bodengesundheit wiederherzustellen und zu stärken, Artenvielfalt zu fördern und Ernährungssicherheit zu gewährleisten. „Common Ground“ wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Human/Nature Award“ des Tribeca Film Festivals, und ist die Fortsetzung des Dokumentarfilms „Kiss the Ground“ (2020), den weltweit über eine Milliarde Menschen gesehen haben. Regie führten die Umweltaktivist:innen Rebecca und Josh Tickell, zum Cast gehören u.a. Laura Dern, Jason Momoa, Rosario Dawson, Woody Harrelson, Ian Somerhalder, und Donald Glover.
Gut, man muss etwas Zeit mitbringen, aber dieser Wissenschaftler versteht es wirklich, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären. Was Professor Friedhelm Taube uns über die Zukunft der Landwirtschaft, jenseits ideologischer Grabenkämpfe und kurzsichtiger Klientel-Politik zu sagen hat, ist erhellend und verstörend zugleich.
Erhellend, weil er Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, wie man Klima- und Ernährungskrise begegnen kann, verstörend, weil sich die Politik so gar nicht darum schert. Hochachtung an Friedhelm Taube für seine Frustrationstoleranz angesichts dieser Tatsache und Dank an Tilo Jung, der solche Einblicke mit seinem Format „jung & naiv“ möglich macht.
IWEJung & Naiv: Friedhelm Taube über die Zukunft der Landwirtschaft
Der Physische Geograf, Permakultur-Designer und Autor Stefan Schwarzer war mehr als zwanzig Jahre für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf tätig. Den Vortrag zum Thema „Aufbauende Landwirtschaft“ präsentierte er bei der Mitgliederversammlung des Instituts für Welternährung im Januar 2024.
Auch interessant zum Thema aufbauende Landwirtschaft: Das Video „100 l Wasser je Quadratmeter versickern in 5 Minuten“ von Dipl.-Ing.agr. Ernst Hammes, IWE-Mitglied und ehemaliger Landwirtschaftsberater:
IWEVortrag: „Aufbauende Landwirtschaft“ von Stefan Schwarzer
Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña in seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“ auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf 4 Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als wahrer Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien.
Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern? Rubén Abruñatrifft die Poop Pirates aus Uganda, die mit ihrer Arbeit und ihren Liedern den Menschen beibringen, wie sie Fäkalien in sicheren Dünger verwandeln können. Im ländlichen Schweden zeigt ihm ein Ingenieur eine Trockentoilette, die aus Urin Dünger herstellt. In Hamburg und Genf entdeckt er Wohnkomplexe mit dezentralen Kläranlagen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und aus menschlichen Exkrementen Strom und Dünger erzeugen. Am Ende findet der Regisseur Lösungen für die Wiederverwendung menschlicher Ausscheidungen, die die globale Ernährungssicherheit, den Umweltschutz und die Hygiene verbessern und den Klimawandel eindämmen.
Mit seinem Dokumentarfilm „Holy Shit“, der am 30. November bundesweit in den Kinos gestartet ist und durch den Christoph Maria Herbst als Sprecher führt, bringt Regisseur Rubén Abruña ein großes Tabu auf die Kino-Leinwand – und widmet sich einem wichtigen Thema, das die Menschheit vor immer größere Herausforderungen stellen wird. Kläranlagen sind überfordert und in die Natur gelangen immer öfter giftige Rückstände.
Können wir menschliche Fäkalien sinnvoll recyceln – und damit die Welt nachhaltig verbessern? Abruña macht sich auf die spannende Suche nach Antworten, wie dabei sowohl die Ernährungssicherheit als auch der Umweltschutz verbessert werden können und zeigt, dass etwas passieren muss. Denn so wie bisher kann und darf es nicht weitergehen.
Filmstill: Luftaufnahme der Kläranlage „Stickney Water Reclamation Plant“ in Chicago/USA, (c) Thurn Film
IWEKino-Tipp: Der Dokumentarfilm „Holy Shit“ von Rubén Abruña
Wie wurde Vandana Shiva, die eigensinnige Tochter eines Waldschützers aus dem Himalaya eine ernstzunehmende Rivalin von Agrarkonzernen wie Monsanto? Der Dokumentarfilm „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ von James und Camilla Becket erzählt die bemerkenswerte Lebensgeschichte der Öko-Aktivistin Dr. Vandana Shiva, wie sie sich den Großkonzernen der industriellen Landwirtschaft entgegenstellte und in der Bewegung für Biodiversität und ökologischer Landwirtschaft zur Ikone wurde. Sie inspirierte so weltweit zu einer Agrar- und Ernährungswende und wurde zu einer der wichtigsten Aktivistinnen unserer Zeit, wofür sie unter anderem den alternativen Nobelpreis erhielt.
„Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ konzentriert sich auf bahnbrechende Ereignisse, die ihr Denken formten, bevor sie den Kampf gegen ein mächtiges Agrarbusiness aufnahm. Seitdem inspiriert sie Menschen auf der ganzen Welt dazu, für eine gerechte Agrar- und Ernährungswende einzutreten und für das Überleben auf der Erde zu kämpfen.
Im Mittelpunkt des IWE-Workshops 2023 in Berlin stand anlässlich unseres 10-jährigen Bestehens ein Rückblick auf die bisherige Arbeit des Instituts für Welternährung sowie ein Ausblick auf die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren zu bewältigen sein werden.
Das Thema einer durch die Zivilgesellschaft vorangetriebenen „Ernährungswende von unten“ wird weiterhin im Zentrum der Arbeit des IWE stehen. Das betont Wilfried Bommert, neu gewählter Sprecher des Instituts für Welternährung. Ihn beschäftigen die Fragen: Wo stehen die Leuchttürme der ökologischen Transformation, die die Ernährungswende voranbringen? Was sind die großen Hebel, wie die Ökologisierung der Kantinenwirtschaft, über die eine Ernährungswende möglich gemacht werden kann? Was sind die Bündnisse, über die politischer Einfluss genommen werden muss? Mit welchen Visionen kann eine Ernährungswende Land gewinnen?
Wie werden „Ernährungslandschaften der Zukunft“ aussehen und wie können sie erhalten und neu geschaffen werden? Das war das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, der damit einen wesentlichen Impuls für die weitere Arbeit des IWE gab.
Hier finden Sie und Ihr die Aufzeichnungen der Vorträge „Ernährungswende voranbringen – 10 Jahre Institut für Welternährung“ von IWE-Vorstandssprecher Dr. Wilfried Bommert sowie „Ernährungslandschaften der Zukunft“ von Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald.
Walter Jehne is a renowned soil microbiologist and climate scientist with Australia’s CSIRO. He is the cofounder of Healthy Soils Australia, Regenerate Earth, and the Rehydrate California Initiative, and works as a consultant for regenerative agricultural projects across the globe. Walter Jehne serves on the Real Organic Project Advisory Board.
In this episode, the Real Organic Podcast gets deep into the real costs of producing industrial food, including the rise of both diseases and healthcare costs, and the overall decline of nutrients available to eaters. Walter Jehne also speaks to the role healthy soil plays in supplying essential nutrients to our food while also preventing the uptake of toxins.
The Real Organic Podcast is hosted by Dave Chapman and Linley Dixon, engineered by Brandon StCyr, and edited and produced by Jenny Prince.
Filmstill „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“, Arte
In seinem Krieg setzt Putin nicht nur Panzer, sondern auch Hunger als Waffe ein. Millionen Tonnen von Getreide lagern derzeit in der Ukraine, eine der größten Kornkammern der Welt. Darunter leiden vor allem Länder im globalen Süden, die vom ukrainischen Korn abhängig sind. Was können wir den Verwerfungen entgegensetzen, die unsere Nahrungssicherheit gefährden?
Und wie schaffen wir eine Wende hin zu fairem und nachhaltigem Umgang mit öden, Pflanzen und Tieren? Die Folgen der konventionellen Landwirtschaft zeigen sich bereits: Insektensterben, Antibiotikaresistenzen, zerstörte Böden durch Monokulturen. Untersuchungen belegen, dass der vermehrte Einsatz von Pestiziden nicht nur das Gleichgewicht der Natur, sondern auch die Gesundheit des Menschen beeinträchtigt.
Filmstill „Die Brotrebellen“, Arte
Arte widmet dem Thema „Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit“ einen Schwerpunkt. Zum Programm gehören unter anderem der Dokumentarfilm „Neue Felder beackern“ über Projekte alternativer Landwirtschaft, die sich an Nachhaltigkeit und familiärem Unternehmertum orientieren sowie der Dokumentarfilm „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“ über die Kehrseite des Philanthrokapitalismus à la Bill Gates. Die fünfteilige Dokureihe „Die Brotrebellen“ portraitiert fünf Vorkämpfer:innen, die Innovation, Nachhaltigkeit, Tradition und Leidenschaft in die Backstube bringen.
Die Filme und Serien des Arte-Schwerpunkts „Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit“ finden Sie hier.
Titelbild Beitrag: Filmstill „Neue Felder beackern“, Arte
IWEArte-Programm: Moderne Landwirtschaft – Zwischen Agrarindustrie und Nachhaltigkeit
Eine Ernährungsstrategie für Deutschland – die Rolle der Gesundheit. Ein Überblick.
MS. Marie-Luise Dörffel
Auf Einladung von Slow Food Deutschland e. V. und dem Institut für Welternährung fand am 8. Juni 2022 in der Landesvertretung Baden-Württemberg ein weiteres Berliner Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung statt. Im Fokus stand die Frage nach einer Ernährungsstrategie für Deutschland unter dem Aspekt der Gesundheit.
Welche Eckpunkte diese Strategie haben sollte und wie sie zügig umgesetzt werden könnte, versuchten Dr. Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Dr. Wilfried Bommert, Vorstand des Instituts für Welternährung und Autor des Buches „Stille Killer“, Dr. Doris Heberle, Leiterin der Unterabteilung Ernährung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL sowie Niklas Oppenrieder, Mitgründer und Global Director Strategy & Development von Physicians Association for Nutrition PAN, gemeinsam mit dem live und virtuell anwesenden Publikum zu klären. Moderiert wurde die Diskussion von Simone Zeil.
Warum eine Ernährungsstrategie zwingend ist, zeigte Wilfried Bommert auf. Nach seinen Recherchen leidet Deutschland unter wachsender Fehlernährung, besonders dramatisch sichtbar in der Zunahme von übergewichtigen Kindern und Erwachsenen. Die Ursache liegt für Bommert in der Ernährungsindustrie, die seit den 1990 Jahren Massenproduktion und Gewinnmaximierung kultiviert und dies durch billige Zutaten und hochprozessierte, zucker- und fettreiche Syntheseprodukte erreicht, die als Nahrungsmittel in die Märkte gedrückt werden. Die Folgen dieser profitorientierten Industriestrategie kommen den Betroffenen und die Gesellschaft teuer zu stehen, heute schon sind es jährlich 29 Mrd. Euro direkte Kosten durch Krankheit, Arbeitsausfall etc. Tendenz deutlich steigend.
Um gegenzusteuern, so Niklas Oppenrieder sei gesunde Ernährung die beste Prävention und eine Ernährungsstrategie daher gleichzeitig eine Gesundheitsstrategie. Als Vertreter von Physicians Association for Nutrition PAN fordert er daher unter anderem, Krankenhaus- und Gemeinschaftsverpflegungen zu optimieren und dabei Steuerungsmöglichkeiten über eine angepasste Mehrwertsteuer zu nutzen.
Die Bundesregierung wird, so Dr. Doris Heberle, bis 2023 eine Ernährungsstrategie formulieren, deren Kernziel die Förderung einer gesunderhaltenden und nachhaltigen Ernährung sein soll. In einem mehrjährigen, dynamischen Prozess mit vielen verschiedenen Stakeholdern sollen bis 2050 die Weichen für eine gesunde ökologische Ernährung gestellt werden.
Dr. Nina Wolff forderte vor allem schnell zu handeln, denn das jetzige Ernährungssystem belaste zunehmend Umwelt und das soziale Miteinander. Sie wies darauf hin, dass Ernährungskultur und Vielfalt essentiell seien. Und, dass ohne Vielfalt und entsprechende Produktions- und Ernährungsumgebungen auf Sicht kein Leben möglich sei.
In der anschließenden lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass das eine Ernährung, bei der Gesundheit und nachhaltige, pflanzenbasierte Kost im Vordergrund steht, einen komplexen Veränderungsprozess voraussetzt, bei dem viele Akteure einbezogen werden müssen. Es wurde klar, dass politisch Resort-übergreifend gedacht und gehandelt und alle Ebenen bis hin zu den Kommunen integriert werden müssen. Ausbildung und Bildung sind in diesem Prozess grundlegend, verbunden damit auch eine neue Wertschätzung der Arbeit von Köchinnen, Köchen und des Lebensmittelhandwerks.
Unterstrichen wurde auch, dass durch die aktuellen Lebens- und Arbeitssituationen von Familien vielfach keine Zeit mehr für die Vermittlung von guter Ernährung und eigenem Kochen bleibt. In diesem Zusammenhang müsse die Familienarbeit eine neue Wertschätzung erfahren und über Kita- und Schulverpflegung entsprechend positive Ernährungsumgebungen und Esserlebnisse geschaffen werden. Diese Veränderung der Ernährungslage und des Ernährungsbewusstseins wird zukünftig mehr Geld kosten. Entscheidend für die Umsetzung einer gesunden Ernährungsstrategien, so ein Fazit des Berliner Werkstattgesprächs zur Zukunft der Ernährung sei jedoch, statt der Kosten die Gewinne auf allen Ebenen in den Vordergrund zu stellen und zu kommunizieren, um politische Stopp-Schilder von vornherein zu vermeiden.
Das Positionspapier vom Bündnis #ErnährungswendeAnpacken können Sie hier herunterladen.
IWEDokumentation Werkstattgespräch zur Zukunft der Ernährung: Die Rolle der Gesundheit
IWE-Vorstandssprecher Wilfried Bommert war zu Gast beim Podcast „Plan C – weil Plan B hat eh nicht funktioniert“ von Severin von Hoensbroech und Valentin Thurn zum Thema „Krieg in der Ukraine – Wer bekommt jetzt noch was zu essen?“.
Die Folge könnt ihr hier nachhören:
IWEPodcast „Plan C“: Krieg in der Ukraine – Wer bekommt jetzt noch was zu essen?