Lebensmittelverschwendung und Treibhausgasemissionen:  Eine unheilige Allianz

Lebensmittelverschwendung und Treibhausgasemissionen: Eine unheilige Allianz

Lebensmittelverschwendung ist in Deutschland bereits seit längerem ein Thema. Jeder Mensch in Deutschland wirft im Schnitt 82 kg Lebensmittel im Jahr in die Tonne – verdorben, Mindesthaltbarkeit abgelaufen, vergessen, keine Lust mehr darauf. Freiwillig werden so jährlich pro Kopf 234 Euro in den Müll geschmissen, ohne darüber nachzudenken, bezahlt war es ja schon.

Hochgerechnet auf Deutschland sind das 18,7 Milliarden Euro, die die Bundesbürger*innen achtlos aus ihrem Einkommen entsorgen! Dazu kommen die Verluste, die im Einzelhandel, im To-go-Bereich und in der Industrie entstehen. Weitet man den Blick auf die weltweite Situation, so wird es noch kritischer: Rund 1,3 Milliarden Tonnen genießbare Lebensmittel werden jährlich weggeworfen oder verderben, das entspricht einem Drittel der weltweiten Gesamtproduktion. Ökonomisch gesehen ist dies ein wahres Desaster.

Ökologisch und mit Blick auf das Klima handelt es sich um eine mehrfache Katastrophe: Zum einen entsteht bei der Produktion der Lebensmittel CO2. Allein der Lebensmittelsektor in Deutschland setzt in der Produktion pro Jahr 177 Tonnen CO2 Äquivalente frei. Dazu kommen Transport, Logistik und der private Verkehr zum Handel, der noch dazu gerechnet werden muss. Zum anderen entstehen CO2 und Methan bei der Entsorgung oder Verrottung von Lebensmitteln. Beides heizt den Treibhauseffekt weiter an, insbesondere Methan ist 25mal klimawirksamer als CO2.

Die Bundesregierung hat sich entsprechend der UN-Agenda 2030 verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Rechnerisch ließen sich so 9% der Treibhausgasemissionen in Deutschland einsparen. Damit wäre ein kleiner Anfang gemacht.

Quelle: Thünen-Institut

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Lebensmittelverschwendung und Treibhausgasemissionen:  Eine unheilige Allianz

Lebensmittelverschwendung und Treibhausgasemissionen: Eine unheilige Allianz

Lebensmittelverschwendung ist in Deutschland bereits seit längerem ein Thema. Jeder Mensch in Deutschland wirft im Schnitt 82 kg Lebensmittel im Jahr in die Tonne – verdorben, Mindesthaltbarkeit abgelaufen, vergessen, keine Lust mehr darauf. Freiwillig werden so jährlich pro Kopf 234 Euro in den Müll geschmissen, ohne darüber nachzudenken, bezahlt war es ja schon.

Hochgerechnet auf Deutschland sind das 18,7 Milliarden Euro, die die Bundesbürger*innen achtlos aus ihrem Einkommen entsorgen! Dazu kommen die Verluste, die im Einzelhandel, im To-go-Bereich und in der Industrie entstehen. Weitet man den Blick auf die weltweite Situation, so wird es noch kritischer: Rund 1,3 Milliarden Tonnen genießbare Lebensmittel werden jährlich weggeworfen oder verderben, das entspricht einem Drittel der weltweiten Gesamtproduktion. Ökonomisch gesehen ist dies ein wahres Desaster.

Ökologisch und mit Blick auf das Klima handelt es sich um eine mehrfache Katastrophe: Zum einen entsteht bei der Produktion der Lebensmittel CO2. Allein der Lebensmittelsektor in Deutschland setzt in der Produktion pro Jahr 177 Tonnen CO2 Äquivalente frei. Dazu kommen Transport, Logistik und der private Verkehr zum Handel, der noch dazu gerechnet werden muss. Zum anderen entstehen CO2 und Methan bei der Entsorgung oder Verrottung von Lebensmitteln. Beides heizt den Treibhauseffekt weiter an, insbesondere Methan ist 25mal klimawirksamer als CO2.

Die Bundesregierung hat sich entsprechend der UN-Agenda 2030 verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Rechnerisch ließen sich so 9% der Treibhausgasemissionen in Deutschland einsparen. Damit wäre ein kleiner Anfang gemacht.

Quelle: Thünen-Institut

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Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

In ihrer jetzigen Form  ist die industrielle Landwirtschaft nicht in der Lage dieWelt zu ernähren.  Das hat folgende Gründe

  1. Sie verliert zuviel Boden. Ein Drittel der Bodenfruchtbarkeit ist weltweit durch die derzeitige Form der Bewirtschaftung verloren gegangen.
  2. Sie verbraucht zuviel Süßwasser. 80 Prozent des Süßwasser- Verbrauchs wird benötigt für die Bewässerungsanlagen der Landwirtschaft , Doch nur 10 Prozent des eingesetzten Wassers kommt tatsächlich bei den  Pflanzen an. Der größte Teil geht auf dem Weg dahin verloren, versickert in morschen Kanälen oder verdunstet im Nebel der Beregnungsanlagen . Der Durst der industriellen Landwirtschaft hat die endlichen Grundwasservorräte bereits um die Hälfte verringert.
  3. Sie verbraucht zuviel fossile Energie. Um eine Nahrungs-Kalorie zu erzeugen müssen im industriellen System 10 fossile Kalorien eingesetzt werden. Der größte Teil wird für die Produktion von künstlichem Stickstoff nach den Haber-Bosch-Verfahren benötigt. Um einen Hektar (10.000 m2) zu bewirtschaften, werden bei uns im Schnitt 180 Liter Diesel(Äquivalent) benötigt.
  4. Sie verringert die Artenvielfalt und damit die Stabilität auf den Äckern. Die ist aber wichtig , weil der Klimawandel zusätzlichen Stress für die Kulturen bedeutet.
  5. Sie belastet das Erdklima und trägt mit einem Viertel wesentlich zum Treibhauseffekt bei. Hierfür sind vor allem die Rodungen von Urwald und Sümpfen für Mastfutter verantwortlich.
  6. Sie erfordert viel Kapital und Know-How und ist damit in einer Welt, in der die Mehrheit  der Landwirte auf Kleinbetrieben, ohne Ausbildung und Kapital wirtschaften, kein Modell, das Schule machen könnte.
  7. Sie führt zu deutlich steigenden Nahrungsmittelpreisen. Grund dafür ist ihre Abhängigkeit von Rohöl und von knappen Düngerrohstoffen insbesondere Phospat. Damit gefährdet sie die Lebensmittelversorgung vor allem der ärmeren Teile der Weltbevölkerung. Die Hälfte der Weltbevölkerung hat weniger als zwei Dollar pro Kopf und Tag für ihre Ernährung zur Verfügung
  8. Sie ist heute schon nicht in der Lage die Welt zu ernähren. Rund 1 Milliarde Menschen, überwiegend auf dem Lande, leiden Hunger und 1,5 Milliarden leiden unter Mangelernährung, weil sie zu den gegenwärtigen Preisen nicht satt werden, oder sich nur einseitig ernähren können.

Nein.

Das IWE fordert mehr und schnelleren Fortschritt in der Land- und Ernährungswirtschaft in eine bestimmte Richtung. Sie muss mit wesentlich weniger Wasser, Dünger und Energie wirtschaften und, wie mit agrar- ökologische Methoden,  pro Kalorie eingesetzter Energie bis zu 10 Nahrungskalorien erzeugen, statt wie bisher pro Nahrungskalorie 10 Kalorien zu verbrauchen.
Sie muss widerstandsfähig gegen den Klimawandel werden. Sie muss ihre Abfälle, die heute bei rund 50 Prozent liegen, verringern. Sie muss die schnell wachsenden Städte des Südens krisenfest ernähren.

Dieser Fortschritt wird von der derzeitig vorherrschenden Technik und Wissenschaft nur stiefmütterlich befördert.

Nein.

Das IWE unterstützt alle Technologien, die in der Lage sind für eine stabile, gesunde, erschwingliche Welternährung zu sorgen. Dafür müssen sie jedoch bestimmte Bedingungen erfüllen: Sie müssen die Bodenfruchtbarkeit fördern oder zumindest wahren.  Moderne Technologien müssen darauf ausgerichtet sein den Wasserhaushalt zu stabilisieren und die Artenvielfalt und damit die Widerstandskraft gegenüber Klimaveränderungen erhöhen. Die Technologien der Zukunft müssen  mit Hilfe der Sonne mehr Energie erzeugen als sie selbst verbrauchen. Sie müssen Treibhausgase binden und dürfen nicht  zur Belastung beitragen. Sie müssen für Kleinlandwirte mit wenig Kapital und traditionellem Wissen anwendbar sein. Sie müssen insbesondere die Frauen, auf denen der größte Teil der Landarbeit lastet, entlasten. Sie müssen die Preise für Lebensmittel erschwinglich halten.Die Land- und Ernährungswirtschaft der Zukunft wird wieder mehr in regionale Kreisläufe eingebunden werden müssen. Dabei werden allerdings moderne Kommunikationstechnologien  wie Handy, Computer und Internet eine wichtige Rolle in der individuellen Versorgung übernehmen.Moderne und  innovative Technologien, die diese Kriterien erfüllen, werden vom IWE gefördert.  Ihre Entwicklung gehört zu den zentralen Herausforderungen einer zukunftsfähigen  Landwirtschaft.

Einige wertvolle Errungenschaften der Vergangenheit sind in den vergangenen 60 Jahren im Zuge  allzu großer Technologiegläubigkeit verloren gegangen.  So wird beispielsweise die Düngung wieder stärker auf alte Konzepte wie Mist von Tieren oder Fäkalien von Menschen zurückgreifen müssen. Ganz einfach weil die Düngerrohstoffe wie Stickstoff und Phosphat in Zukunft knapp und teuer werden. Zur Düngung der Felder müssen deshalb neue Formen von Nährstoffkreisläufen entwickelt werden.In einer zukunftsfähigen Landwirtschaft wird die  Artenvielfalt der Nutzpflanzen wieder wesentlich erhöht werden müssen . Dabei  ist es gut auch auf das gesamte Spektrum der alten Sorten zurückzugreifen. Denn darin ist ein Schatz ( Dürre-, Flut-und Schädlings-Resistenzen) von bisher ungenutzten Eigenschaften erhalten. Schließlich liegen in der Abwechslung der Früchte auf den Feldern, in der sogenannten Fruchtfolge, Chancen für ökologische und ökonomische Gewinne. Handarbeit, insbesondere in der Urbanen Landwirtschaft der armen Länder, wird wieder einen größeren Stellenwert erhalten, weil mit ihr Kapital und teure Technik vermieden und  ersetzt werden kann.Die Land- und Ernährungswirtschaft der Zukunft wird wie vor der Industrialisierung wieder in regionale Kreisläufe eingebunden werden müssen. Ernährung wird im 21. Jahrhundert neu gedacht werden.  Dabei gilt es für die Zukunft aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen.

Ja! Die Versorgung liegt bei Fleisch und Milch über dem Verbrauch. Deutschland lebt nicht vom Import sondern vom Export von Lebensmittel. Futtermittel für unsere Fleischerzeugung werden allerdings zum großen Teil importiert. (Die Fläche auf denen sie wachsen, entspricht einem erheblichen Teil der deutschen Ackerfläche.)

Unser Fleischkonsum liegt bei 80 Kilo pro Kopf und damit um 40 Kilo über dem Weltdurchschnitt und über dem, was der Gesundheit gut tut.

In Deutschland, wie in allen Industrieländern, landet mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel im Müll. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist übergewichtig, ein Drittel massiv. In Abfall, Fehlernährung und Fleischkonsum liegen die größten Puffer, um auch mit weiniger Produktion auf lange Sicht alle Menschen ausreichend, preisgünstig und gesund zu ernähren, auch  in Deutschland.

Das System der Welternährung hat heute noch riesige Puffer. Fast die Hälfte aller Lebensmittel verschwindet und verrottet zwischen Acker und Teller. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung ist überernährt. Der Fleischkonsum liegt in den Ländern des Nordens weit über dem gesundheitlich Vernünftigen. Allein in diesen drei Bereichen liegt Sparpotential von mehr als 50 Prozent des Nahrungsmittelverbrauchs. Damit wäre theoretisch das Doppelte der heutigen Weltbevölkerung zu ernähren, also 14 Milliarden Menschen. Das Problem liegt darin, dass die Nahrungsmittel nicht dort zu zur Verfügung stehen, wo die Weltbevölkerung und damit der Bedarf am schnellsten wächst, insbesondere in den Städten. Jedoch es gibt Wege aus dieser ungleichen Verteilung: Die Förderung der städtischen Landwirtschaft, sowie die Förderung der bäuerliche Landwirtschaft an den Peripherien der Städte. So wäre die Weltbevölkerung in Zukunft angemessen zu ernähren, doch bisher haben sich diese Konzepte politisch nicht durchgesetzt.

Ja. Medikamente werden im Test am Menschen auf ihre gesundheitlichen Risiken und Landzeitschäden geprüft. Gentechnisch veränderte Organismen unterliegen einer solchen Prüfung nicht.

Großen. Die Lobby arbeitet nicht offen, sondern nach einem Tarnkappen-Prinzip. Sie versucht über Dritte „unabhängige“ Wissenschaftler ihren Einfluss auf die Zulassungsinstitutionen zu sichern.

Großen. Die Lobby arbeitet nicht offen, sondern nach einem Tarnkappen-Prinzip. Sie versucht über Dritte „unabhängige“ Wissenschaftler ihren Einfluss auf die Zulassungsinstitutionen zu sichern.

Was ich hier nicht wegwerfe, muss nicht produziert werden. Was nicht produziert wird, erzeugt keine Klimagase, trägt also nicht zur Klimaveränderung bei. Afrika ist der Kontinent, der in Zukunft am stärksten unter der Erderwärmung leiden wird. Jedes Kilo, das wir nicht wegwerfen, ist ein Beitrag zur Klimarettung.

Hinzu kommt, die Stabilisierung der Preise. Was nicht gekauft wird, treibt auch die Preise nicht in die Höhe. Hunger ist heute zum größten Teil eine Frage der Preise, die von der ärmeren Bevölkerung nicht bezahlt werden können.

Müllvermeiden ist ein Beitrag zur Stabilisierung der Preise in einer Welt, in der Lebensmittel immer teurer werden.

Nein. Aus der Region kommen Gemüse, Kartoffeln Getreide und Obst. Aus den Ländern des Südens kommen vor allem Bananen, Südfrüchten wie Mangos, Ananas und Kokosnüsse, die nicht in Konkurrenz zu unseren Regionen stehen.

Weil sie organisch aufgezogen werden. Sie benötigen weniger oder gar keinen mineralischen Dünger, kaum Agrarchemikalien, weniger fossile Energie und produzieren weniger Treibhausgase. Ihr Anbau verhindert den Verlust von knappen Boden- und Wasserreserven. Er erhält eine vielfältige Landschaft und eine Vielfalt von Arten, was für die Anpassung an den Klimawandel wichtig ist. Die Risiken von Rückständen und multiresistenten Keinen ist deutlich verringert, weil die Produktion weitgehend ohne Agrarchemikalien und ohne Antibiotika-Einsatz erfolgt. Außerdem lohnt es sich zu überprüfen, von wem diese „Studien“ mit welchem Interesse erstellt wurden, und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Nicht unbedingt. Gesund zu essen bedeutet, hochwertige und möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel, die individuell bekömmlich sind, achtsam zu genießen und dadurch genug von allennotwendigen Nährstoffen zu bekommen – aber auch nicht zu viel. Eine Ernährung, auf die diese Definition zutrifft, lässt sich sowohl mit als auch ohne Fleisch, Milch und Eier gestalten. Natürlich können auch Veganer zu viele industrielle Fertigprodukte, Fastfood und Süßkram futtern. Allerdings geht die Entscheidung, vegan zu essen, bei vielen Menschen mit einer insgesamt bewussteren Ernährung einher – und die tut dem Körper immer gut.

Quelle: Ernährungswissen, Natürlich ungd Gesund 4/2014

Ja, aber nur in unserer modernen Welt, die Alternativen auch für Nährstoffe bietet, die man wirklich nur von Tieren bekommen kann. Das ist zum einen Vitamin B12. Zwar kann man sich dieses durch bakteriell fermentierte Produkte, wie etwa Sauerkraut, indirekt mit Pflanzen zuführen, aber das reicht meist nicht. Man muss es also entweder als Nahrungsergängungsmittel einnehmen oder zum Beispiel angereicherte Zahnpasta benutzen, denn B 12 kann auch über die Mundschleimhaut aufgenommen werden.
Die zweite kritische Nährstoffgruppe sind die Omega-3-Fettsäuren, genauer: die im Körper aktiven Formen mit den Abkürzungen DHA und EPA. Sie werden ausschließlich von tierischen Nahrungsmitteln geliefert. Die besten Quellen sind Kaltwasserfisch und Innereien wie etwa Hirn; in geringe-
rem Umfang auch Fleisch von Wild und anderen Tieren, die sich bewegen durften und überwiegend mit Gras gefüttert wurden. Es gibt zwar mit der alpha-Linolensäure (ALA) auch eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, doch diese wird nur in so geringem Maß in die aktiven Formen umgebaut, dass selbst ALA-reiche Quellen wie Leinöl kein Ersatz sein können. Der einzige Ausweg für Veganer: Kapseln mit dem Öl der Meeresalgen Ulkenia oder Schizochytrium einzunehmen. Entsprechende Produkte sind bisher praktisch nur über das Internet zu bekommen. Um sie zu finden, müssen Sie die Begriffe DHA, EPA und vegan zusammen eingeben.

Auf den ersten Blick scheint das eindeutig so, denn 30 bis 50 Prozent des weltweit angebauten Getreides wird an Tiere verfüttert, und man braucht im Mittel zehn Kilo davon, um ein Kilo Fleisch zu erhalten. Andererseits kann man nicht einfach voraussetzen, dass die Probleme der Welternährung gelöst wären, wenn die Früchte all dieser Ackerflächen nicht mehr für Tierfutter genutzt würden. Denn schon jetzt müsste
eigentlich niemand hungern, wenn das vorhandene Getreide
erstens besser verteilt und zweitens auch wirklich gegessen würde – denn die Hälfte aller produzierten Nahrungsmittel landet im Müll. „In den reichen Ländern liegt der Grund vor allem in Überproduktion und Verschwendung, während in armen Ländern vieles wegen schlechter Lagerbedingungen verdirbt“, sagt Dr. Wilfried Bommert vom Institut für Welternährung in Berlin. Hunger ist also vor allem ein wirtschaftliches, organisatorisches und politisches Problem.
Richtig ist allerdings, dass die Gier nach großen Mengen Fleisch, Milch und Eiern für möglichst wenig Geld diese ungerechten Systeme unterstützt. Die Lösung besteht jedoch nicht darin, überhaupt kein Vieh mehr zu halten, sondern es artgerecht leben und das fressen zu lassen, was Menschen ohnehin nicht verdauen können – nämlich Gras und Gestrüpp statt Getreide. „In dieser Rolle brauchen wir die
Tiere“, sagt Professor Franz-Theo Gottwald, Vorstand der renommierten Schweisfurth-Stiftung, die sich mit ethischen Fragen der Nutztierhaltung beschäftigt. „Weltweit leben zwei Milliarden Menschen in Landschaften, die ausschließlich durch eine intelligente Weidewirtschaft auf nachhaltige Weise Nahrung liefern.“ Auch in Deutschland könnte man mehr auf Weidehaltung und weniger auf schnelle Getreidemast setzen, aber dann gäbe es für sehr viel weniger Tiere Platz, so dass die daraus hergestellten Produkte deutlich teurer würden und in vielen Haushalten nur noch selten auf den Tisch kämen. Genau diesen Weg halten die Experten für richtig: „Wir müssen als Einzelne und als Gesellschaft den Konsum von Fleisch, Eiern und Milch drastisch reduzieren“, sagt Bommert. Ein völliger Verzicht sei aber unnötig.

Quelle: Ernährungswissen, Natürlich ungd Gesund 4/2014

Ja, das stimmt. Wenn Kühe, Schafe oder Ziegen Milch geben sollen, müssen sie immer wieder Jungtiere zur Welt bringen. Zumindest die männliche Hälfte des Nachwuchses wird für die Fleischproduktion aufgezogen und schließlich geschlachtet. Bei den Legerassen der Hühner werden die männlichen Küken sogar gleich nach dem Schlüpfen ge-
tötet, weil deren Mast als unwirtschaftlich gilt. Zwar arbeitet die Biobranche intensiv an neuen Züchtungen, bei denen die weiblichen Tiere legefreudig sind und die männlichen gut Fleisch zum Verzehr ansetzen, aber noch sind Eier dieser sogenannten „Zweinutzungshühner“ nur schwer zu bekommen. Und außerdem werden natürlich auch die Hähne dieser neuen Rassen am Ende geschlachtet und landen in der Pfanne oder im Suppentopf.

Quelle: Ernährungswissen, Natürlich ungd Gesund 4/2014

Das kommt darauf an, was man darunter versteht. Wenn man es ablehnt, dass die Tiere irgendwann getötet werden, ist tatsächlich nicht mal Fleisch von frei lebendem Wild
akzeptabel. Bommert und Gottwald halten dagegen Bio-
Produkte für empfehlenswert, vor allem von den Anbauverbänden wie Demeter, Bioland etc., weil diese strengere Vorgaben machen als das EU-Siegel. Wer sich mehr Mühe machen will, kann auch direkt beim Bauern einkaufen und sich selbst überzeugen, dass es den Tieren gut geht. Noch konsequenter ist es, sich der Solidarischen Landwirtschaft anzuschließen. Bei diesem Konzept bildet eine Gruppe von Menschen eine Wirtschaftsgemeinschaft mit einem Bauernhof, den jeder mit einem festen monatlichen Beitrag finanziert. Dafür entscheiden alle mit, welche Pflanzen angebaut und wie viel Vieh gehalten werden soll. So kann der Landwirt aus dem Zwang zur Massenproduktion aussteigen und die Konsumenten bestimmen direkt über das Schicksal der Tiere. Klingt utopisch, funktioniert aber auf immer mehr Höfen in Deutschland, teilweise seit über 20 Jahren (Adressen unter: www. solidarische-landwirtschaft.org).Wichtig sind aber nicht nur die Lebensbedingungen, sondern auch, wie die Schlachtung der Tiere organisiert ist: Sie sollten vorher keine Angst und keine Qualen erleiden. Das ist zum Beispiel dann garantiert, wenn sie schnell und sicher direkt auf der Weide oder dem vertrauten Heimathof erschossen werden – anstatt stundenlang auf einem Transporter eingepfercht zu sein und dann zu geradezu abgestumpften Menschen getrieben zu werden, die im Akkord töten, aber diesen Job nicht immer wirklich präzise erledigen.

Quelle: Ernährungswissen, Natürlich ungd Gesund 4/2014

Durchaus, denn zugleich haben auch überzeugte Bratenfans ihre persönliche Liste von Tieren, deren Fleisch sie niemals anrühren würden – obwohl es beispielsweise zwischen Schwein und Hund, zwischen Kuh und Pferd keine prinzipiellen Unterschiede gibt. Trotzdem ist die Behauptung vermessen, nur Veganer würden Tiere wirklich lieben, alle anderen seien Schwätzer. Selbst unter Menschen mit einer geradezu spirituellen Verbindung zu Tieren gibt es Fleischesser. Sie sehen sich selbst, die Pflanzen und die Tiere im gleichen Kreislauf der Natur eingebunden.
Viele Veganer lehnen sich gegen die Tatsache auf, dass niemand leben kann, ohne dass etwas Anderes sterben muss. Das betrifft allerdings auch Pflanzen, so dass sich die Frage stellt, ob und inwieweit es eine Hierarchie in der Natur gibt; warum gelten Schnecken und andere Lebewesen, die im Garten und auf den Feldern unerwünscht sind (oder beim Umgraben auf der Strecke bleiben) weniger als ein Huhn? Und je intensiver Landwirtschaft betrieben wird, desto mehr Wildtiere sterben, weil ihnen keine Lebensgrundlage bleibt. „Dieser Schaden, der den Tod ganzer Ökosysteme bringen kann, wird von kaum jemandem gesehen“, sagt Gottwald. Wenn man Leben schützen will, hält er es daher für wichtiger, mit dem Einkauf eine naturverträgliche Landwirtschaft zu fördern – und nicht so sehr, ob man nur Möhren und Tofu
oder auch Wurst, Joghurt und Eiersalat im Korb hat.

Quelle: Ernährungswissen, Natürlich ungd Gesund 4/2014

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Die Vorreiter der Ernährungswende

Die Vorreiter der Ernährungswende

Welche Ansätze für eine zukunftsfähige Welternährung existieren bereits? Welche Vorreiter gibt es auf regionaler, nationaler Ebene? Wie lassen sie sich zu einem Netz verknüpfen, wie zu einer Kraft entwickeln, die Richtung und Maßstäbe für eine globale Entwicklung setzen kann?

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Forschungswende für die Ernährungswende

Forschungswende für die Ernährungswende

  • Kann das derzeitige Modell der Land- und Ernährungswirtschaft die Zukunft sichern?
  • ​Vor welchen Aufgaben stehen die Agrar- und Ernährungs-Wissenschaften im 21. Jahrhundert?
  • Welche Forschung sollte vorrangig gefördert werden?

Das sind die zentralen Fragen, denen sich das Positionspapier des Instituts für Welternährung IWE widmet.

In seiner Analyse kommt das IWE zu dem Schluß, dass die Mittel der Forschungsförderung, auch der öffentlichen, zurzeit überwiegend in den weiteren Ausbau der industriellen Landwirtschaft und der hoch verarbeitenden Ernährungsindustrie mit ihren High-Input-Systemen fließen. Sie gilt bei Politik und Wirtschaft nach wie vor als Modell für die Zukunft.

Dadurch entstehen jedoch schwerwiegende Leerstellen. Die Chancen und Möglichkeiten der bäuerlichen Landwirtschaft, die mit Low-Input- Systemen wirtschaftet, sind kaum erforscht.Die zunehmende Verstädterung der Welt erfährt so gut wie keine Beachtung. Die wachsenden Unsicherheiten durch Klimawandel und zunehmende Ressourcenknappheit spiegeln sich in den Forschungsprioritäten nicht wider.
Darüber hinaus ist die Forschung zum Ernährungsverhalten und seiner Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit und Gesundheit in Deutschland unterentwickelt.

Die Pfadblindheit in großen Teilen der gegenwärtigen Agrar- und Ernährungsforschung verschlechtere die Perspektive für die Ernährung der zukünftig 9-10 Milliarden Menschen auf der Welt. Deshalb fordert das IWE eine Neuausrichtung, eine Ernährungswende, die durch eine Wende in der Forschung begleitet werden muss.

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