Unter falscher Flagge?

G7 „New Alliance for Food Security and Nutrition“ verstärkt Flüchtlingsstrom aus Afrika

Die Entwicklungspolitik der G7, die unter der „New Alliance for Food Security and Nutrition“ firmiert, droht  die Flüchtlingsströme aus Afrika massiv zu verstärken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Welternährung – World Food Institute e.V. 2012 schlossen sich die damaligen G7-Staaten plus Russland unter dem Namen „New Alliance for Food Security and Nutrition“ mit führenden Weltkonzernen zusammen, um Hunger und Armut in Afrika zu bekämpfen. Doch bei genauerer Betrachtung könnte sie das genaue Gegenteil bewirken. Nach Schätzungen des Instituts läuft die G7 Politik darauf hinaus, in den kommenden Jahren mehr als 100 Millionen Kleinbauern in Afrika zu entwurzelt und in die 

Slums der großen Städte abzudrängen. „Das Programm der New Alliance kann sich auf mittlere Sicht als Brandbeschleuniger für die Flüchtlingsströme nach Europa erweisen und nicht als Hilfe gegen Hunger und Armut in Afrika“, warnt der Sprecher des Instituts für Welternährung Dr. Wilfried Bommert.

Die New Alliance for Food Security and Nutrition wurde 2012 in Washington auf der Tagung der G8-Staaten gegründet als Bündnis der führenden Industriestaaten mit den multinationalen Konzernen der Agrar-, Chemie- und Lebensmittelindustrie, u.a. Cargill, Dupont, Danone, Monsanto, Nestle, Swiss Re, Syngenta, Unilever, Yara. Ziel sollte die Entwicklung der afrikanischen Landwirtschaft nach dem Muster der Industrieländer sein. Bisher haben sich 10 Länder Afrikas (Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Äthiopien, Ghana, Malawi, Mozambique, Nigeria, Senegal und Tansania) dem Programm angeschlossen. Sie haben Verträge unterzeichnet, nach denen die Produktivität ihrer Landwirtschaft mit Hilfe von Hochleistungssaatgut (Hybrid- oder Gentechnik), künstlichem Dünger, Pestiziden und Maschinen erhöht werden soll.

Die genauere Betrachtung der Konsequenzen dieser Strategie zeigt jedoch, dass sie nur von Wenigen mit Erfolg umgesetzt werden kann. Denn sie erfordert viel Kapital, biotechnisches Know How, Wasser, Energie und sicheren Landbesitz. Doch diese Voraussetzungen sind bei der großen Mehrheit der afrikanischen Bauern, und das sind zumeist Kleinbauern und – bäuerinnen, nicht vorhanden.

Der von den G7 favorisierte Agrar-Strukturwandel wird für die Mehrheit der afrikanischen Kleinbauern (rund 400 Millionen Existenzen) den Ausstieg aus der Landwirtschaft bedeuten. Doch anders als in Industriestaaten, die diesen Weg schon gegangen sind, kann der Verlust der landwirtschaftlichen Existenz in Afrika nicht durch industrielle Arbeitplätze ausgeglichen werden, weil das dazu notwendige industrielle Wachstum fehlt. Der landwirtschaftliche Strukturwandel, der durch die Pläne der New Alliance for Food Security and Nutrition beschleunigt werden soll, droht so für die Mehrheit der afrikanischen Kleinbauern in wachsendem Elend zu enden und die Flüchtlingswelle nach Europa zu verstärken. Diese Folgen stehen in offenem Gegensatz zu den Zielen und Werten der deutschen Entwicklungspolitik. Die Studie des Instituts für Welternährung – World Food Institute e.V. Berlin, empfiehlt der Bundesregierung, ihre Präsidentschaft beim  G7-Gipfel zu nutzen, um den Kurs der New Alliance for Food Security and Nutrition zu korrigieren oder ihre Mitwirkung in der Alliance zu beenden.

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