Ein Kommentar von IWE-Vorstand Wilfried Bommert zur „Bauernmilliarde“ .
Eine Milliarde Euro für die Deutschen Bauern, damit Schluss ist mit den Treckerdemos und Bauernaufläufen! Die Bundesregierung will Ruhe an der grünen Front! Den politischen Frieden erkauft sie sich jetzt mit viel Geld, mit Schweigegeld.
Doch dieses Schweigegeld heilt nicht die Wunden, die die Bauern auf die Straßen treiben. Sie protestieren wegen der fehlenden Wertschätzung für ihre Arbeit, die sich in den Preisen für Milch, Getreide und Fleisch ausdrückt, von denen sie nicht leben können. Sie wollen kein ‚Weiter so’ und auch kein ‚Wachsen oder Weichen’. Sie wollen eine solide Zukunft für ihre Höfe, auch für kommende Generationen. Aber die bekommen sie nicht. Stattdessen wird Geld auf die Höfe gepumpt, das dann wieder die anlockt, die schon immer an der Landwirtschaft gut verdient haben, die Dünger-, Agrarchemie-, die Landmaschinen- und Tierarzneimittelkonzerne.
Für die Zukunft wird da wenig blieben. Auch nicht für die große Transformation der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert, für Anpassung an eine Welt ohne fossile Brennstoffe, in der der Boden und was darauf wächst Klimagase einfangen und in Form von Humus festlegen muss, in der die Wasserreserven geschont und die Vielfalt auf den Äckern wieder hergestellt werden muss, in der die Region wieder ihre Menschen ernährt und Bauern und Bürger gemeinsam über die Zukunft ihrer Ernährung sprechen wollen.
Was nötig wäre, wäre ein grüner New Deal, eine Ernährungswende für Deutschland und Europa. Doch die bleibt aus. Stattdessen politische Sprach- und Mutlosigkeit bei den Regierenden, das ist es, was die Bauer auf die Barrikaden treibt. Auch eine Milliarde Schweigegeld werden sie dort nicht herunterholen. Wer jetzt politische Befriedung will, muss Friedensverhandlungen anbieten, nicht im Hinterzimmer der Parteien und Verbände, sondern auf den Marktplätzen der Zivilgesellschaft zwischen Bürgern und Bauern über die Zukunft ihrer Ernährung. Doch davon sind wir weit entfernt, solange das Geld regiert.