Hunger nach Taten

Kommentar von Wilfried Bommert 

Sind wir noch entsetzt, wenn wir hören, dass eine viertel Milliarde Menschen nicht weiß, was sie heute oder morgen essen wird? Dass mehr als 800 Millionen Menschen hungrig aufstehen? Mehr sterben als leben? Und dass sich das alles in den kommenden Monaten und Jahren noch verschärfen wird? Der Generalsekretär der Vereinten Nationen spricht bei der Vorlage dieses Drehbuchs des Grauens und der Unbarmherzigkeit von „menschlichem Versagen“. Wer hier versagt? Wir ahnen es, aber wir möchten es doch nicht wissen. Weil wir es sind!

Tragen wir Verantwortung am Schicksal der Menschen in Somalia, Kenia, der Kinder im Sudan, im Jemen, in Eritrea, der Frauen in Afghanistan? Sind wir es, die die Kriege ermöglichen, die Dürren, Hitzewellen am Horn von Afrika, die Überschwemmungen in Pakistan mit verschulden? Die zusehen, wie die Preise für Getreide und Brot um 60 Prozent steigen und uns achselzuckend abwenden? Haben wir nicht selbst hinreichende Probleme mit unseren Heizkosten, den Lebensmittelpreisen – und Corona ist auch noch nicht so recht ausgestanden? Kann die Welt, der Hunger, das Klima da warten? 

Nein, sie dreht sich einfach weiter. Und wir, wir fahren immer tiefer in die Krisen. Dabei wissen wir sehr gut, was hier und jetzt zu tun wäre, um die Wende einzuleiten. Den Kriegen die Mittel entziehen und sie nicht länger mit unserem Durst nach Öl anfeuern. Den Viren wie Corona keine Chance mehr geben, aus der Wildnis zu uns überzuspringen. Von Urwäldern und Rückzugsgebieten der Natur die Finger lassen. Den Klimakillern und dabei vor allem dem industriellen Mastfleisch den Kampf ansagen. Unsere Landwirtschaft vom Tropf der Fossilen abkoppeln. Bei Wind- und Sonnenenergie Tempo zulegen. Regenerative Landwirtschaft auf die Wiesen und Felder bringen. Energiewende, Ernährungswende, Agrarwende: Wir wissen, wo und wie die Zukunft entschieden wird. Und dass daran nicht nur unser Wohl hängt, sondern das aller Menschen. 

Wir hier entscheiden, ob sich die Teller der Welt füllen oder leer bleiben. Der Kampf gegen den Hunger beginnt bei uns, das macht ihn nicht leichter, aber erfolgreicher, wenn wir ihn denn ernst nehmen. Der unerträgliche Hunger, den die Vereinigten Nationen so vehement beklagen, verlangt nach Taten, nach unseren!

Den „Global Report on Food Crises 2023“ können Sie hier lesen. 

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