So drastisch wollen wir es nicht hören. Doch was Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichen, stellt die Systemfrage: Wer ernährt die Welt im 21. Jahrhundert? Das System Bio oder das System Intensivlandwirtschaft?
Ich sag’s vorweg: Ja, es stimmt, die Biobauern ernten weniger. Aber mit dem Argument des Ertragsabstandes zwischen beiden Systemen lässt sich hier nichts entscheiden. Wenn schon Vergleich, dann Systemvergleich.
Wo Höchsterträge fließen, fließt auch die meiste Gülle, die größten Mengen an synthetischem Stickstoff, an Pestiziden jeder Art, an fossiler Energie, werden die Wasservorräte ebenso wie die Bodenfruchtbarkeit geplündert und die Hälfte der Weltbevölkerung sitzt vor leeren Schüssel oder klagt über Mangel- und Fehlernährung.
Mit diesem System lässt sich keine Zukunft bauen, schon gar nicht, wenn man weiß, dass es zu einem Viertel an der Aufheizung des Planeten beteiligt ist. Es geht hier nicht mehr um Reparaturen, es geht um einen Systemwechsel. Wir brauchen ein System, das die Grenzen unseres Planeten wieder ernst nimmt, das in den Kreisläufen der Natur denkt, die Kreatur – ob Pflanzen, Tiere oder Insekten – achtet und auch die Bauern, die in der Tretmühle des Wachsen und Weichens ihre Würde verloren haben.
Auch wir werden uns ändern. Es gibt kein Menschenrecht auf Fleischkonsum und auch keins darauf, Lebensmittel mutwillig in den Müll zu werfen. Und wir werden gern verzichten. Weil wir einen gutes Gewissen dafür haben werden, beim Essen, beim Trinken und beim Gang durch die Natur. Ein Ablasshandel zugegeben, aber doch eine Selbstbefreiung! Wissenschaftlich untermauert wissen wir nun, was uns die Zeichen an der Wand schon länger sagen: Die Welt isst Bio oder gar nichts!