Buchrezension: Das geht so nicht weiter – Die Würde des Tieres ist unantastbar

Rezension von Karin Vorländer zum Buch „Das geht so nicht weiter – Die Würde des Tieres ist unantastbar“ von Sophie und Karl-Ludwig Schweisfurth.

Immer mehr, immer günstiger und alles zu jeder Zeit, das wird von Industrie und Landwirtschaft gerne als Ausdruck für gutes Leben verkauft. Auch und gerade, wenn es um Lebensmittel geht. Aber das „Immer- günstiger“ hat seinen Preis: Die Fruchtbarkeit des Bodens, die Würde der Tiere und der Blick dafür, dass alles Leben miteinander verbunden ist, bleiben auf der Strecke.

In ihrem Buch: „Das geht so nicht weiter“ belegen Karl-Ludwig Schweisfurth und seine Enkeltochter Sophie mit aufrüttelnden Fakten, warum es einer grundlegenden Wende bedarf. Ihr Plädoyer für eine neue Ethik im Umgang mit den fleischliefernden Nutztieren und für ein Konsumverhalten des „Weniger ist mehr“ überzeugt ebenso wie ihre Berichte davon, dass und wie in den Hermannsdorfer Landwerkstätten in der Tradition fachkundigen Handwerks und mit Respekt gewirtschaftet und produziert wird.

Auf 102 Seiten entfalten sie ihr Credo und eine Vision von einem Leben, in dem Mensch, Tier und Mitwelt gut miteinander leben können. Es geht ihnen um Achtsamkeit beim Essen, um gute Tierhaltung, um Ehrfurcht vor dem Leben und um die Verantwortung der Generationen füreinander und nicht zuletzt: um Schönheit.

In diesem auch für Nicht-Fachleute gut lesbaren Bändchen entfalten sie einen verlockende Entwurf eines anderen Lebens und Wirtschaftens. Sie wollen dazu beitragen, dass wir „die Erde ein kleinwenig schöner und besser verlassen, als wir sie betreten haben und ohne dass wir am Ende etwas bereuen“. Dass sie die Welt als einzelne nicht retten können, bestreiten sie nicht, aber „bewusste Zeichen setzen, das Gute stärken und das Schlechte verhindern und mit einem Traum den Anfang einer neuer Wirklichkeit möglich machen“, dafür werben sie.

Sympathisch dabei ihr einladender Ton, der den Lesern nicht Verzicht mit hängenden Mundwinkeln predigt oder Weltuntergangsstimmung weckt, sondern sie mitnimmt auf eine verlockende Praxis des „guten Leben“. Auf allzu einlinige Bauernschelte verzichten sie ebenso wie auf das Versprechen einfacher, „billiger“ Lösungen. Denn; auch das gute Leben hat seinen Preis!

Das geht so nicht weiter – Die Würde des Tieres ist unantastbar“ von Sophie und Karl-Ludwig Schweisfurth. Verlag bene! Mai 2019 Hardcover, 102 Seiten, 12 €. ISBN: 978-3-96340-056-8

Zu den Autoren:

Sophie und Karl-Ludwig Schweisfurth. Copyright: Hans-Günther Kaufmann 

Karl-Ludwig Schweisfurth (Jg 1930)

Mit Mitte 30 erbt der gelernte Metzger den Familienbetrieb des Vaters. Er rationalisiert Schlachtung, Verarbeitung und Verpackung nach US-amerikanischen Vorbild und sorgt so dafür, dass seine „Herta- Wurst“ immer billiger wird. Etwa 100.000 Tiere werden dafür jeden Monat geschlachtet. Anfang der 1980er Jahre kommen dem „Pionier der Moderne“ ernsthafte Zweifel an seinem Tun. 1984 verkauft er seine inzwischen größte Wurstfabrik Europas.

Er gründet 1985 die Schweisfurth Stiftung, mit der er eine gerechte, nachhaltige und verantwortungsbewusste Land- und Lebensmittelwirtschaft fördern will. 1986 folgt die Gründung der Hermannsdorfer Landwerkstätten in Glonn bei München, wo die Familie bis heute lebt. In seinem Bio- Unternehmen für Ackerbau und Viehzucht sowie Herstellung und Vermarktung von frischen Lebensmitteln verwirklicht er seinen Traum von einer ökologischen Lebensmittelherstellung. Entscheidend ist für ihn: „Die Liebe zu mir selbst, den Menschen um mich herum und zu allen anderen Geschöpfen. Die Liebe zu den Tieren. Die Liebe zur Natur. Die Liebe hält alles zusammen.“

Sophie Schweisfurth (Jg 1987)

Von Kindheit an ist sie vertraut mit dem Anliegen ihres Großvaters und dem Leben und der Arbeit in den Hermannsdorfer Landwerkstätten. Nach dem Abitur arbeitet sie in allen Abteilungen des Unternehmens mit. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und verschiedenen beruflichen Stationen übernimmt sie im Mai 2018 gemeinsam mit ihrem Mann die Verantwortung für das Unternehmen. Auch wenn sie als Angehörige der Generation „Millenial“ ganz anders tickt als die Generation vor ihr, ist sie wie ihr Großvater überzeugt: Wegsehen und weiter wie bisher ist keine Lösung. Ein anderes Wirtschaften und Leben ist machbar!


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